2. Alles, nur nicht du!


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Naruto brodelte innerlich. Sein Körper zitterte vor Wut. Nahezu unmöglich schien es ihm, sich zu beruhigen, da er zusätzlich damit beschäftigt war, sich von diesem heftig erlittenen Schock zu erholen.
Er wusste nicht, was er denken sollte, seine Gedanken flogen in alle Richtungen, während ihm die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben war. Sein ganzes Wochenende, mit Spaß und hemmungslosem Sex erlosch, in nur einem Augenblick wie eine Kerze im Wind.

Sasuke Uchiha...

Was zum Teufel machte der überhaupt hier?!
Es konnte nicht wahr sein, dass Naruto seine ganze Freizeit geopfert hatte, um ein Formular auszufüllen, welches die Vorlieben seines Sexualpartners, perfekt detailliert beschrieb, nur um dann mit einem Mann gepaart zu werden, den er verabscheute.

Das war unmöglich.
Das konnte nicht sein.
War er vielleicht im falschen Haus?
Hatte er sich etwa in der Adresse geirrt?
So sehr er auch versuchte, aus der Realität zu flüchten, musste er es dann doch mit sinkendem Herzen akzeptieren, dass er sich definitiv nicht getäuscht hat.
Er war sowas von am Arsch - und nicht auf die Weise, wie er es erwartet hatte.

Als er die schwere Haustür aufstieß, sah er sofort sein nächstes Problem. Ein großes. Weißes. Fuck.

„Du kannst nirgendwo hingehen."

„Und ob ich das kann!", knurrte Naruto über seine Schulter, als Sasuke hinter ihm zum stehen kam und sich lässig, mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte, so als ob der Ort ihm gehören würde. Der Blick auf seinem Gesicht war schwer zu entziffern, da sich Narutos Verstand immer noch an seine eigene Wut klammerte.

„Ich meine es ernst", sagte Sasuke ruhig „Es kommt ein Schneesturm und die Straßen werden unbefahrbar sein."

„Mir doch egal! Dann bleibe ich eben im Auto!"
Naruto wusste, dass er mürrisch klang, aber zur Hölle - er war in ein tiefes Loch der Enttäuschung geworfen worden.

„Was gehst du gleich so an die Decke. Kein Grund muffig zu werden, Prinzessin."

Naruto drehte sich vollständig um, seine Augen funkelten wütend. Sasuke sah ihn unbeeindruckt an, aber es gab etwas überhebliches in dessen Blick, das die Blondine noch rasender machte.
„Ich bin keine Prinzessin! Ich will einfach nur nicht hier festsitzen—vor allem nicht mit dir! Lieber erleide ich einen qualvollen Tod, draußen in der Kälte, als noch länger mit dir unter einem Dach zu sein!"

„Ich denke nicht, dass du eine Wahl hast", atmete Sasuke aus und stieß sich damit von der Wand weg. Er ging fort ohne zurückzublicken.
„Wenn du dich beruhigt hast, findest du mich drinnen. Es wird Whiskey auf dich warten."

Naruto starrte Löcher auf die Stelle, wo Sasuke vor ein paar Sekunden noch gestanden hat. Sein Herz raste vor Adrenalin. Seit Jahren war er nicht mehr so wütend gewesen. Er war ein fünfundzwanzigjähriger, erwachsener Mann und kein kleines Mädchen, aber Sasuke starrte ihn immer so heranlassend nieder als wäre er eines.

Als Naruto, vor drei Jahren zu arbeiten begann, wollte er der Firma seinen Wert beweisen.
Sasuke Uchiha ist ein großer Name in der Branche und Naruto war begeistert, dass er damals eine Chance bekam, von ihm zu lernen und seine Wege zu studieren.
Aber es war von Anfang an klar, dass Sasuke ein Problem mit Naruto hatte.
Unbegründet.
Schon innerhalb der ersten Woche hatte der Uchiha Wege gefunden Narutos Arbeit zu kritisieren, und ihm nie erlaubt, an Kampagnen mit irgendeinem Wert zu arbeiten. Das trübte die hohe Meinung der Blondine über Sasuke sehr und er hatte sich nie davon erholt.

———

Naruto verbrachte ungefähr zehn Minuten damit, unter diesem prekär aufgehängten Kunstwerk, im Flur hin und her zu laufen. Dabei wünschte er sich, dieses monströse Teil würde herunterfallen und ihn erschlagen, damit er sich nicht mit dem Problem im Nebenzimmer auseinandersetzen musste.

Seufzend blieb er stehen.
Naruto hasste es, sich so unreif und kindisch verhalten zu haben. Er hasste, dass er das darstellte. Vielleicht hatte Sasuke recht und er war wie eine muffige Prinzessin.
Aber er war einfach von allem so überrannt worden, dass er nicht anders konnte. Er war schon immer jemand, der schnell aus der Haut fuhr und sich in seiner Wut von seinen Emotionen mitreißen ließ. Naruto hatte eine kurze Zündschnur, die er wahrscheinlich von seiner Mutter geerbt hat.

Nicht in einer Million Jahren hätte er sich vorstellen können, dass es eine Verbindung zu Sasuke geben würde. Es gab keine Möglichkeit, dass der Algorithmus seine Sache richtig gemacht hat. Sasuke war das genaue Gegenteil von dem, was Naruto von einem Partner wollte.

Leise ging er zurück in den großen Hauptraum, wo er sofort Sasuke fand. Sitzend, in einem großen Ledersessel. Dabei sah er aus, als hätte er nicht eine Sorge dieser Welt.

Naruto mied den stählernen Blick, der auf ihn gerichtet war und er konnte nicht anders, als die Tatsache zu bedauern, dass er in diesem Moment auf dem Schoß von jemandem hätte sitzen sollen.
In diesem sehr großen, bequem aussehenden Stuhl. Jemand, der nicht Sasuke war! Seufz!

„Hast du gerade, 'seufz' gesagt?"

Narutos Kopf schoss auf und er traf Sasukes Augen. Dessen Ausdruck grenzte an Apathie.
„Nein...ich meine, ähm—wo ist der Whisky?"

Sasuke zeigte auf einen kunstvollen Barwagen, neben der Wand, auf dem ein dickes, schweres Kristallglas auf ihn wartete, gefüllt mit zwei Zentimeter der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
Naruto hob es an, wirbelte es in seiner Hand und
schnüffelte erstmal daran. Es war eine teuere, sehr gute Flasche, dessen war er sich sicher. Mit geschlossenen Augen trank er einen Schluck und spürte die exquisite Wärme in ihm hinunterlaufen.

„Der ist gut", sagte er, nachdem sich das Schweigen zu lange hingezogen hatte.

Sasuke brummte: „Natürlich ist er das. Ich habe ihn ausgewählt."

Naruto packte das Glas fester, seine Knöchel wurden weiß „Musst du eigentlich die ganze Zeit so ein Arsch sein?"

Sasuke runzelte die Stirn. Unbeeindruckt von dem Kommentar hob er sein eigenes Glas an, trank davon und entschied sich, nicht zu antworten. Seine Augen flogen direkt an Naruto vorbei, so als würde dieser gar nicht existieren, bevor er aus dem Fenster sah und auf den See starrte.

Leise knurrend drehte die Blondine sich um, um es ihm gleich zu tun. Der See vor ihnen verschwand in einer Schneeflut. Er konnte nicht glauben, dass er dort festsaß.

Naruto brauchte ein Licht am Ende dieses schrecklichen Tunnels. Er brauchte Sakura.
Er holte sein Telefon aus seiner Tasche und hob es an die Decke, nachdem er keinen Balken auf dem Display sah.

„Vergiss es, das wird nicht funktionieren."

Naruto schloss die Augen wegen diesem Möchtegern allwissenden Ton in Sasukes Stimme und ging zum Fenster, um es dort nochmal zu versuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Nacht bereits den Tag erobert. Es war dunkel. Das Spiegelbild der Lampe, in der Ecke des Raumes beleuchtete Sasuke, der nun hinter ihm saß. Sein schwarzes Haar reflektiere das Licht und glänzte weich. Der Ausdruck in seinem Gesicht stoisch.

War Naruto etwa der einzige, der sich über die Situation ärgerte? Sasuke müsste doch auch wütend sein, denn er hatte ebenfalls eine Verabredung organisiert und Naruto war definitiv nicht das, was er erwartet hatte.
Aber der Uchiha saß einfach nur in diesem übergroßen Stuhl, hielt seinen lächerlich teueren Whisky in der Hand und tat so, als wäre Naruto nicht da.

Die Blondine versuchte seine Gedanken so weit zu manipulieren, dass Sasuke wahrscheinlich jeden Menschen, egal wann, egal wo, immer ignorieren würde und es nicht an ihm persönlich lag und ganz egal, wie sehr er diesen Widerling auch hasste, konnte er nicht aufhören, sich zu fragen, welche Spielchen Sasuke wohl gerne spielen würde.

Zum Glück kam ihm sein Magen in die Quere, bevor er in diese widerliche Vorstellung wahrhaftig abtauchen konnte.
Naruto war am verhungern, und wenn er keinen Sex haben wird, sollte er sich besser was zu essen suchen.

„Gibt es hier irgendwas zum Essen? Ich bin direkt von der Arbeit gekommen und kam nicht mehr dazu, mir was zu besorgen."
Das war eine Lüge, in Wahrheit war er zu nervös, um etwas zu sich zu nehmen, aber das musste Sasuke ja nicht wissen.

Es überraschte Naruto nicht, dass der schwarzhaarige ihm keine Antwort gab, sondern nur zur Küche zeigte, während er noch einen Schluck von seinem Getränk nahm.
Der Typ war so verdammt unerträglich.

Naruto ging in die Küche, murmelte Obszönitäten unter seinem Atem und blieb stehen, als er die Schwelle erreichte.
Der Raum war wunderschön. Silberne, schwarze und schlanke Linien dominierten den Raum, modern und imposant und sehr neu.
Es war die Küche seiner Träume.

Naruto liebte es zu kochen und in der Küche zu experimentieren. Er lebte schon sehr lange alleine, und wenn man sich nicht ständig von Fertigessen und Takeaways ernähren will, muss man sich das Kochen eben selbst beibringen. Ok, es war wohl eher das liebevolle Arsch aufreißen seiner Mutter, die ihn dazu gebracht hat, etwas anderes zu essen, als Instant-Ramen, weil es nicht gut für seine Gesundheit war, aber schnell fand er heraus, dass er es gern tat.

Ein paar Minuten wühlte er in den Schränken herum, um nachzusehen, welche Zutaten er zu Verfügung hatte und die Auswahl war wirklich mehr als genug. Am Ende entschied er sich für das japanische Gericht Yaki Udon, mit Tofu und Gemüse.

Während er eine Weile beschäftigt war, fragte er sich zum wiederholtem Male, wem wohl dieses Haus gehörte. 
In seinen Recherchen hatte er gelesen, dass die meisten Standorte sorgfältig ausgewählt, geprüft und dann mit allem, was man für ein unvergessliches Wochenende brauchte, bestückt wurden.
Er sollte später diesen Ort genauer erkunden. Sasuke hatte es dem Anschein nach ja schon getan, weil er hier umherlief, als wäre er schon oft hier gewesen.

Naruto verlor sich, als er damit beschäftigt war, das Gemüse zu schnippeln. Es war eine Art Trost für ihn, den er suchte, seit er Sasuke am Fenster gesehen hatte. Die Blondine kam immer noch nicht so ganz mit der schockierenden Enthüllung klar, dass er, obwohl er sich an einem wunderschönen Ort befand, sein Wochenende der Lust nun darin bestehen wird, sich mit einem Mann zu abzugeben und zu streiten, für den er keinen Nerv hatte.

Naruto konnte nicht glauben, dass er für ein paar wunderbare, ahnungslose Sekunden verzweifelt und bedürftig nach diesem perfekten, großen Mann, mit den breiten Schultern und den kräftigen Händen lechzte, bis genau dieser Kerl auf einmal Sasukes griesgrämiges Gesicht trug.
— Sein Leben war nicht fair.

Er schüttelte das Trauma der letzten halben Stunde ab und bewunderte die hochwertigen Töpfe und Pfannen, die er gefunden hatte. Er konnte nicht anders, als zu lächeln, als er sie benutzte. Erst als er sich eine Portion in einen Teller schob, spähte eine Gestalt zur Tür hinein.
Sasuke lehnte sich an dem Rahmen und beobachtete genau, was Naruto tat. Dieser wollte nicht wissen, wie lange der andere dort gestanden hat.

Naruto stellte einen zweiten Teller auf die Küchenzeile und füllte ihn mit dem Rest. Er wusste, dass es nicht seine Pflicht war, für Sasuke mit zu kochen, aber er tat es trotzdem. Es war einfacher für zwei, als für eine Person zu kochen. Außerdem war Naruto nicht so ein egoistisches Arschloch wie Sasuke Uchiha.

Er ließ den Teller auf der Küchenzeile zurück und bewegte sich mit seiner eigenen Portion zum Tisch, um zu essen.
„Es ist nicht vergiftet", murmelte nach seiner ersten Gabel und aß weiter.

Sasuke bewegte sich einige Zeit nicht.
Naruto starrte auf ihn und hatte Glück, beim nächsten Bissen seinen Mund nicht zu verpassen.
Er würde explodieren, wenn der schwarzhaarige das Essen dort liegen lassen würde.
Er hasste es, wenn Nahrung verschwendet wird.

Dann aber überraschte Sasuke ihn. Er ging tatsächlich zum Teller hin, nahm ihn in die Hände und hob ihn hoch. Zuerst schaute er nur auf das Gericht und schnüffelte daran.
Naruto wäre beleidigt gewesen, wenn da nicht ein faszinierender Ausdruck in seinem Gesicht zu sehen gewesen wäre.

„Das ist...kannst du kochen?", kam es von Sasuke. Naruto schluckte sein Essen hinunter und entschied sich wahrheitsgemäß zu antworten:
„Wenn du so lange alleine lebst, lebst du entweder nur von Fertigfraß oder du lernst wie man kocht. Ich habe mich dazu entschieden es zu lernen, mit allem, was dazu gehört...Verbrennungen, offenem Feuer..."

Das kleine, seltsame Geräusch von Sasuke, das wie ein leises Lachen klang, ließ Naruto fast an seinem Essen ersticken. Es wirkte beinahe so, als wäre der Uchiha...beeindruckt?

Sasuke überraschte ihn erneut, als er sich zu ihm an den Tisch setzte und damit begann sein zubereitetes Mahl zu probieren. Das war der Moment, in dem Naruto seinen Mund nun wahrhaftig verpasste und sich mit der Gabel in die Unterlippe stach. Zum Glück hatte der ältere das nicht gesehen.

„Es ist gut", sagte Sasuke und Naruto schoss sofort zurück:
„Natürlich ist es das. Ich habe es gemacht."
Und er lächelte.

Sofort blickte Sasuke zu ihm auf und fing Narutos Augen ein. Unentschuldigt starrte dieser zurück und aber der schwarzhaarige reagierte nicht. Konzentriert versuchte Naruto zu entziffern, was in dem anderen vorging.
War Sasuke amüsiert?
Verärgert?
Bereit zu gehen?

Aber natürlich hatte Sasuke rein gar nichts getan, um es ihm irgendwie leichter zu machen.
Er brach den Blickkontakt ab und aß einfach weiter. Danach nahm er den Teller, stand auf und räumte alles in den Geschirrspüler—schweigend.

Naruto war verwirrt und er mochte es nicht, einen häuslichen Sasuke mitzuerleben, der jetzt mit seiner Rückseite zu ihm stand und anfing, die Hinterlassenschaften aufzuräumen und über die Theke zu wischen. Es war nicht der Sasuke, den er kannte, der sich bei der Arbeit von vorn bis hinten bedienen ließ und der größte Macho der Nation war.

Nie im Leben wollte Naruto jetzt sowas wie Sympathie für den schwarzhaarigen entwickeln.
„Ich hoffe, es gibt irgendwo einen Platz für mich zum schlafen?", fragte er schnell, ein klein wenig verärgert über seinen eigenen harschen Tonfall.

Sasuke versteifte sich für ein paar Sekunden, dann fuhr er sich mit der Hand durch sein Haar, dass unter den Küchenlichtern glitzerte. Naruto genoss es, wie die schwarzen Strähnen wieder zurück in ihre ursprüngliche Form fielen.
Auf keinen Fall dachte er daran, es mit seinen Fingern zu streicheln, um zu sehen, ob es wirklich so weich war, wie es aussah.
Heilige Scheiße. Er muss total übermüdet sein. Er sollte schlafen gehen. Dringend!

„Den Flur runter, dritte Tür auf der rechten Seite. Anliegend findest du ein kleines Badezimmer, mit Dusche. Gute Nacht."
Damit verließ Sasuke den Raum.

Was. Für. Ein. Arsch.

Er hätte sich zumindest für das Essen bedanken können! Dabei ignoriere Naruto die Tatsache, dass er eigentlich auch nicht sehr nett zu ihm gewesen war.
„Was für ein scheiß Tag", flüsterte er leise und machte sich auf dem Weg, zu dem, von dem er hoffte, dass es seine Rettung sein wird.
Es großes, weiches Bett.

———
2417 Worte

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