12. Ich toleriere dich.


———

„Ich schaffe es heute Abend nicht, tut mir leid."
Sagte Naruto Sakura, über Telefon ab, während er gerade dabei war sein Schlafzimmer aufzuräumen. Unzählige Klamotten lagen wild verteilt herum. Wieso hatte er eigentlich so viel Unterwäsche mit Froschmotiven? Und wo, zur Hölle, kamen all diese einzelnen Socken her?

„Sorry, aber - wie war das?"

Sakura war eindeutig unbeeindruckt, von der plumpen Absage. „Du solltest besser eine sehr überzeugende Ausrede parat haben. Auf keinen Fall will ich mir diese verblödende Realityshow allein ansehen. Allein will ich auch keinen Wein trinken - ok, den Wein vielleicht schon, aber allein Fernsehen? Nein."

„Äh...", Naruto machte eine kleine Pause, in der er die Augen schloss und tief durchatmete, bevor er weitersprach.

„Sasuke Uchiha."

„Sasuke? Was hat er dieses Mal getan?"

Die Blondine schluckte.
Jetzt oder nie.

„Er ist der Grund, dass ich nicht zu dir kommen kann..."

Sakura seufzte: „Er ist nicht dein Boss, Naruto. Er kann dich nicht zwingen, länger zu a-"

„Ich ficke Sasuke Uchiha - nun, eher gesagt fickt er mich...wir werden sehen, ob wir es in Zukunft mal andersherum tun werden."

Die Stille, die Naruto begrüßte, war betäubend.

„Was...zum...Teufel..."

„Achso und...", Naruto ließ sich auf dem Ende seines Bettes nieder, fiel mit dem Rücken zurück auf die Matratze und starrte an die Decke
„Das Wochenende war nicht mit einem zufälligen Fremden...es war ebenfalls Sas..."

„Wurde aber auch verdammt nochmal Zeit!", wurde Naruto von seiner Freundin unterbrochen.

„Was?"

„Ich wusste es!"

„Wie solltest du bitte wissen können, dass Sasuke mein Sex-Wochenend-Arrangement war?"

„Wusste ich nicht, aber - Heilige Scheiße, das erklärt wirklich soo viel...ich meine - wow, wie hoch standen die Chancen, dass ihr euch eines Tages tatsächlich gegenseitig verfallen werdet?
Karin und ich hatten eine Wette am laufen, seit du Sasuke das erste Mal erwähnt hast."

„Eine Wette?", Naruto versuchte Sakuras Worte zu verstehen „Seit wann hast du Kontakt zu Sasukes Assistentin?"

„Sie geht in meinen Pilates-Kurs? Ich dachte ich hätte dir das erzählt...", erwähnte Sakura beiläufig, als wäre es nichts und plapperte kurz darauf weiter: „Wie auch immer - Es war offensichtlich, dass ihr euch wolltet. Karin war nicht der Meinung, also bin ich jetzt wohl diejenige, der ein Gefallen geschuldet wird."

„Offensichtlich? Du musst verrückt sein - ich habe Sasuke gehasst..."

„Hast du das, ja?"

Der Sarkasmus, in der Stimme der Frau war frustrierend, weil sie höchstwahrscheinlich recht damit hatte. Aber Naruto hatte keine Zeit jetzt alles nochmal von vorn durchzukauen und vielleicht die Option in Erwägung zu ziehen, dass er womöglich von Anfang an gefallen an Sasuke Uchiha gefunden hatte.

Denn der würde jeden Moment vorbei kommen.

„Also die Sache ist die - Die Sex-Hütte ist Sasukes Ferienhaus - wir hatten einen Deal übers Wochenende vermittelt bekommen - und ich hatte den überwältigtsten Sex meines Lebens. - und obwohl er immer noch ein Arsch ist, ist er jetzt tolerierbar."

Tolerierbar?"

„Ja, tolerierbar", antwortete Naruto, dabei wollte er seine Stimme eigentlich nicht so klingen lassen, als wäre er ein verliebtes Schaf, aber er konnte nicht anders. Er presste die Lippen aneinander, um zu verhindern,  dass er in ein schwärmendes Kichern ausbrechen würde.

„Nun, ich schätze, ich kann wahrer Toleranz nicht im Weg stehen. Aber wir holen unseren gemeinsamen Abend morgen nach. Keine Ausreden! Nicht einmal der beste Sex auf diesen Planeten wird dich da rausholen können."

„Abgemacht!"

„Viel Spaß heute Abend", trällerte Sakura dann „Ich toleriere dich."

Naruto lachte und verabschiedete sich, wobei er ein bekanntes, weißes T-shirt in der Ecke seines Schlafzimmers entdeckte. Mit einem Grinsen hob er es auf, gerade in dem Moment, als die Türglocke schellte.

———

Als Naruto die Tür öffnete, stand Sasuke vor ihm, mit einem weichen Lächeln, das sich auch um seine Augen herum abzeichnete.
Unbeschwert, natürlich und es strahlte eine sorglose Zufriedenheit aus. Es brachte die Blondine dazu, in Verlegenheit zu schlucken.
Ein ausgeglichener, glücklicher Sasuke war nichts, auf das er vorbereitet war.
Alle Mauern des Widerstandes, die er einst aufgebaut hatte, brachen in dieser Sekunde in sich zusammen, als er der Empfänger dieses wunderschönen Lächelns wurde.

Sasuke übergab ihm eine Flasche Wein, und als die dunklen Augen nach unten haschten, über Narutos Brust und seinem Bauch, verwandelte sich das zarte Lächeln in etwas völlig anderes.
„Du kleiner, hinterhältiger Dieb", sagte der schwarzhaarige, mit einem Knurren, aber eindeutig entzückt, bevor er Naruto in die Wohnung zurück drängte und ihn damit fast zum Stolpern brachte.
„Ich hatte vor, heute Abend ein Gentleman zu sein, aber du bringst alles schlechte in mir zum Vorschein."

Naruto grinste wissentlich.
Er hatte Sasukes T-shirt aus einem ganz bestimmten Grund angezogen.

Sasuke brauchte etwa zwei Sekunden, um einen Ort zu finden, an dem er die Flasche Wein abstellen konnte, die er Naruto wieder aus der Hand gerissen hatte. Danach fing er an sich auszuziehen, mit dem Befehl, dass die Blondine das selbe tun sollte.

Und noch bevor Narutos Unterwäsche auf dem Boden landen konnte, war Sasukes Mund auf seinem. Da er jetzt die Erlaubnis dazu hatte, schien es, als würde der Uchiha jede Gelegenheit nutzen, ihre Lippen zusammen zu bringen.

Nicht, dass Naruto sich beschweren würde.

Der kleinere Mann war bereits in freudiger Erwartung gewesen. Er war definitiv vorbereitet und als Sasuke dann den Plug entdeckte, den er trug, wurde die Sache ganz schnell ziemlich wild.

Etwa eine halbe Stunde später lagen beide erschöpft auf dem Bett, ihre Haut warm und schwitzig, während sie sich in dem Nachbeben ihrer vergangenen Orgasmen sonnten.
Naruto drehte sich auf den Bauch und drückte seinen Oberkörper mithilfe seiner Ellenbogen nach oben, bevor er einen kleinen, keuschen Kuss auf Sasukes Mundwinkel setzte, der die Augen geschlossen hielt.

„Wofür war das?", fragte der schwarzhaarige und fiel in ein Gähnen, woraufhin Naruto ihm in die Rippen pikste. Ein Grunzen und ein genervter Gesichtsausdruck war die Folge.

„Wir haben noch nicht einmal gegessen und du willst schlafen?"

„Was soll ich sagen, ich bin keine zwanzig mehr."

„Um Himmels Willen, jetzt fängst du schon wieder damit an. Wie alt bist du wirklich?"
Interessanterweise wurden Sasukes Wangen leicht rosig. Er kümmerte sich nicht um den Altersunterschied, oder?
„Dreiunddreißig", antwortete er, seine Augen hielten die von Naruto fest.

Die Blondine hob die Brauen. „Wow, ja, Sasuke, du bist wirklich alt. Noch ein paar Jahre und wir können uns gemeinsam einen Platz im Pflegeheim suchen. Was hältst du davon?", schlug er vor, der sarkastische Unterton seiner Stimme deutlich zu hören, aber Sasuke musste lächeln.

„Fragst du mich gerade, ob ich mit dir zusammenziehen möchte?", erwiderte er frech und plötzlich war Naruto derjenige, der mit Verlegenheit überschwemmt wurde.

„Was ich damit sagen wollte ist, dass du immer total mit deinem Alter übertreibst. Manchmal  verhältst du dich, bei der Arbeit wirklich wie jemand, der schon fünfzig Jahre in der Firma tätig ist und kurz vor der Rente steht. An meinem ersten Tag hast du mich wie den Praktikanten behandelt und es hat mich, ehrlich gesagt rasend gemacht. Das tut es immer noch."

Sasuke seufzte. Er wischte sich über die Stirn und einen Moment schaute er, mit verzogenem Gesicht auf seine feuchte Handfläche. Dann blickte er Naruto an, direkt in die Augen.
„Seit dem Tag an, als ich dich das erste Mal im Büro gesehen habe - so selbstbewusst, fähig, jugendlich und mit diesem hellen Lächeln, in dem ein Hauch von Feuer steckte, wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten stecke", gestand er und schenkte der Blondine ein schwaches, fast schon entschuldigendes Lächeln. „Ich wollte dich. Ich wollte dich sofort - Du warst genau mein Typ."

In Schock flogen Narutos weite Augen über Sasukes Gesicht. Das Geständnis hatte er definitiv nicht erwartet. „Aber du warst nichts als ein blödes Arschloch und hast mich total scheiße behandelt...Du hast dir sogar die Mühe gemacht, mich auf die schwarze Liste, für Gemeinschaftsprojekte setzen zu lassen. Das war wirklich sehr verletzend..."

Naruto beobachtete, wie Sasuke seinen Blick abwandte und leer an die Decke starrte. „Ich gebe zu, dass ich vielleicht ein bisschen zu hart zu dir war."

Naruto spottete, in Form eines ungläubigen „Tzz!" und sah sich, ohne festen Punkt im Raum um.

Sasuke aber fuhr fort: „Ich habe es zur Selbsterhaltung getan. Neben dir zu arbeiten - mit dir zu arbeiten, zu sehen, wie du jedes Projekt mit einem Enthusiasmus in Angriff nimmst, wie ich es mir immer von Mitarbeitern gewünscht habe, hat mich klar werden lassen, dass wenn ich mich jemals auf eine Affäre am Arbeitsplatz, mit dir einlassen würde, ich niemals in der Lage sein werde, dich gehen zu lassen...deshalb hab ich dich gemieden. Es war einfach, dich glauben zu lassen, ich würde dich hassen. Und dein Hass war leichter zu ertragen, als alles andere."

Als Sasuke aufgehört hatte zu sprechen, brach eine Pause ein, die viel zu lang und kaum erträglich war. Tausend Fragen sprangen in Narutos Kopf herum, aber er antwortete nicht.
Er hoffte einfach, dass der andere, nach kurzer Zeit der Wortfindung wieder anfangen würde zu sprechen. Bis ins Mark war er verblüfft darüber, dass Sasuke so für ihn empfand. Es gab keinerlei Hinweise darauf. Naruto war schockiert.

„Als wir uns damals um das Projekt gestritten hatten, an dem wir gemeinsam arbeiteten, war ich mir sicher, dass du ein feuriger Partner wärst, der voller Leidenschaft steckt - dein Charakter schrie es förmlich aus. Also sagte ich mir selbst, ich solle Abstand halten - mich nicht in etwas verheddern, das ich nicht haben konnte. Ich habe meine Wünsche bei Seite geschoben und mir gesagt, dass ein fünfundzwanzigjähriger sowieso kein Interesse an mir hat."

„Es sind nur acht Jahre, Sasuke. Du bist nicht zu alt für mich", versprach Naruto und er kicherte, als er mit dem Finger gegen Sasukes Nase stupste „Falls du das denken solltest. Ehrlich gesagt ist es perfekt."

Sasuke schenkte ihm ein weiches Lächeln.
„Ich habe das Beste aus mir herausgeholt und einen Wettbewerb geschaffen, indem ich gemein zu dir war. Anfangs war es nicht einfach, aber es wurde nach einer Weile schnell zur Gewohnheit. Und du musst zugeben, dass du aufgrund unserer Rivalität so gut in deinem Job bist. Du hast mit mehr Eifer gearbeitet, warst stets bemüht, mir zu zeigen, was du kannst."

„Das mag der Fall sein...aber ich sollte dir vielleicht auch eine Sache sagen."
Naruto hielt inne und leckte sich über die Lippen.

„Ich wollte dich auch vom ersten Moment an, als ich dich sah."

Sasukes schwerer Blick landete auf ihm, mit einem Schock, der aus der Tiefe seines Herzens kam. „Du wolltest mich?"

„Natürlich. Du warst anders als die anderen, eine Legende in der Branche, und bei Gott, ich wollte, dass du mich auseinandernimmst. Aber dann war es, als hättest du einen Schalter umgelegt. Du warst ein blödes Arschloch und ich konnte dich nicht ausstehen...und naja - den Rest der Geschichte kennst du ja."

Sasuke holte einen schweren, langen Atemzug und warf nur einen kurzen Blick auf Naruto, bevor er wieder wegsah und weitersprach.
„Erst, als wir uns am Wochenende im Haus trafen, wurde mir klar, dass deine Vorlieben  vollständig mit meinen übereinstimmten. Es war perfekt und ich konnte nicht glauben, dass du meinem Angebot tatsächlich zugestimmt hast. Ehrlich gesagt, kann ich es noch immer nicht."

„Ich auch nicht", gab die Blondine kichernd zu, ehe sich seine Stimme in etwas weiches, liebevolles verwandelte „...aber ich bin froh, dass ich es getan habe."
Er beugte sich noch einmal vor, um Sasukes Mundwinkel zu küssen, dieser aber bewegte sich, sodass sich ihre Lippen vollständig trafen.
Der Kuss war träge, langsam, zart und einfach - anders.

Als Naruto sich zurückzog, wanderten seine Augen über Sasukes Form und er liebte es, wie diese große, harte und überaus attraktive Schale einen Tropfen Weichheit im Inneren mit sich brachte. Wie seine Größe ihm nicht das Gefühl gab, in den Schatten gestellt zu werden, sondern ihn selbst fühlen ließ, dass er klein und liebenswert zu gleich sein konnte. Vor allem aber, liebte er es, wie Sasukes gemeiner, brennender Blick allein, das Beste aus ihm herausholen konnte. Naruto könnte sein für immer gefunden haben.

Aber es gab noch viel Zeit für Liebesgeständnisse.

Naruto setzte sich auf und gab Sasuke das schelmischste Grinsen, das er besaß.
„Also, wirst du jetzt auch zugeben, dass ich der Beste bin, den du jemals hattest?"

Das tiefe Lachen, das in Sasukes Brust rumpelte war ein überaus angenehmes Geräusch, welches Naruto gerne öfter hören würde.
„Komm schon, Prinzessin. Genug Komplimente für heute."

Umgehend sprang die Blondine hoch und setzte sich auf einen nackten Sasuke, seine blauen Augen funkelten gefährlich, mit der Absicht, dem anderen zu zeigen, wie sehr er diesen Spitznamen hasste. Er griff nach dem Plug, der in einem Anfall von Ungeduld weggeworfen wurde und hielt ihn hoch.
„Hmm, ich denke, ein größerer könnte jetzt besser passen." Sasukes Blick verließ den von Naruto nicht, ein Feuer entzündete sich im tiefen Schwarz.
„Willst du mir helfen?", fragte der jüngere und grinste verschmitzt „Alter Mann."

Es gab nicht einmal Zeit zum Blinzeln.
Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde hatte Sasuke sie beide gewendet und Naruto auf den Rücken geworfen. Dieser wusste sofort, dass er in in Schwierigkeiten steckte - dass ihm jetzt eine Lektion erteilt werden würde, die er nie wieder vergessen wird. Und er konnte es verdammt nochmal nicht erwarten.

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2158 Worte
Danke fürs lesen.
♥️

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