Sorry für Samstag

Melina war den ganzen Montag zur Untätigkeit verdammt gewesen. Sie war zwar zum 'Corbanian Anwesen' geradelt, aber Herr Singh hatte Frank wegen eines Geschäftstreffens nach London gefahren. Irgendwann hatte Frank dann angerufen, dass man noch kleinere Termine in London wahrzunehmen habe. Melina könne sich also getrost den Rest des Tages freinehmen- entschuldigte sich Frank Sutton für die spontanen Entscheidungen des Tages. Melina hatte somit Frank den ganzen Tag nicht gesehen.

Auch von Mark 'Marilyn' Monroe war bis zum Mittag nichts zu sehen. Aber das war nichts Ungewöhnliches. Mark arbeitete zumeist nachts und ungestört lieber, wenn er – wie hier- die Wahl hatte.

Und Frau Singh war eine sehr angenehme Gesellschaft schon über den Vormittag hinweg. Allerdings hatte Melina heute das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden- jedenfalls hier.

Gerade als sie gehen wollte und schon ihren Drahtesel losgeschlossen hatte, kam ein völlig verschlafen wirkender Mark Monroe dann doch noch einmal kurz aus seiner Gästewohnung hervor.

„Ach Melina. Das tut mir wirklich leid- das vom Samstag. Ich soll ja nichts verraten, aber Frank hatte sich in den Kopf gesetzt, mit dir gemeinsam einen Besuch in der neuesten „Coin- Dreamer"- Version zu machen. Stell Dir das mal vor: Kinobesuch in der Virtuellen Reality- Welt. Absolut schräge und einmalige Idee, die Frank vorgeschlagen hatte. Allerdings haben wir das nicht so fix hinbekommen mit der Programmierung, aber wir sind da ganz nah dran. Also sorry nochmals, wegen der Aufregung. Aber wenn wir das geschafft hätten, wäre es echt cool geworden. Ist nur eine Frage der Zeit und der Perspektive."

'Marilyn' hatte es also damit verraten.

„Kein guter Leumund für jemanden, der sich ja eigentlich fest und erklärtermaßen vorgenommen hatte, S&B zu unterwandern, Mark.", scherzte Melina Hargraves.

Mark Monroe musste lachen. „Ja. Ist wohl so. Die Weltherrschaft muss also noch ein wenig warten."

„Aber ein Kinobesuch im Spiel? Wie muss ich mir das vorstellen? Läuft da etwas Echtes zum Ansehen?"

„Na aber! 'Casablanca' in einer Dauerschleife- für mehr hat es bislang nicht gereicht. Jetzt stell dir vor, Du sitzt mit lauter KI's im Spiel im Kino und Humphrey Bogart sagt mit Ingrid Bergmann im Arm so ganz cool: 'Komm Sam. Spiel es noch einmal, Sam!'. Das hat doch echte Klasse.", erklärte Mark Monroe stolz.

„In jedem Fall. Und da wolltet Ihr mich und Frank reinschicken?"

„Na klar! Frank war fest entschlossen dazu. Umso mehr war er dann geknickt, dass wir es nicht mehr hinbekommen haben. Da gab es zu viele Probleme mit der Menge an Komponentenabstimmungen."

Selbst ohne diese Fachsimpelei hätte es Melina ausgereicht, dies als 'kleines Date' anzusehen. Und warum nicht einmal in dieser Art und Weise? Wenn dies die Zukunft war? Sie wären die allerersten gewesen.

„Mark? Ich darf los. Frank ist noch geschäftlich in London.", sprach Melina, um sich von dem Mann loszueisen, der hier im Rondell vor dem Haupthaus in einer Decke eingewickelt war. Nur er selbst wusste, ob er darunter wenigstens bekleidet war. Dies jedoch hoffte Melina auch für Frau Singh, die ihm sicherlich dann gleich eine Mahlzeit anbieten würde.

„Bei S&B?"

„Ja. Ich denke dort war er heute."

„Frank soll diesem Scharlatan Brown kein Wort glauben. Mich bezichtigen- nur, weil ich da mal ein Paar Pfund nebenher verdienen wollte. Aber Dem zeig ich's noch.", steigerte sich Mark Monroe schon wieder hinein in den Frust der Vergangenheit.

„Also willst du doch sabotieren?"

„Nicht bei Frank. Ich werde nachher am Programm noch etwas herumbasteln. Frank hat mich da auch auf einen Gedanken gebracht, wie ich meine Freizeit im Spiel noch besser verbringen könnte. Ich habe viel zu viel Spaß im 'Coin Dreamer' zurzeit."

Melina schwang sich aufs Rad und fuhr los zum Tor.

„Dann lass Dir die Zeit nicht zu lang werden."

„Ich doch nicht. Ich werde bald nur noch im Spiel rumhängen!", rief Mark noch hinterher.

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