Der kauzige Helfer
Er war schon ein wenig sonderbar- der Mann, den Frank Sutton zu sich geholt hatte als Unterstützung zur Fortentwicklung seiner Coin- Dreamer- Softwareversion.
Und warum Frank ihn nur mit „Marilyn" rief wurde Melina auch sehr schnell bewusst.
Der Name dieses introvertierten, exzentrischen und etwas durchgeknallt erscheinenden Sonderlings mit den klassischen Zügen eines Spinners war Mark Monroe. Frank versicherte Melina, dass der vierzigjährige Mark Monroe von allen nur „Marilyn" gerufen wurde, die Mark so akzeptierten, wie er war.
Mark „Marilyn" Monroe war von Frank überredet worden, ihm zu helfen. Diesen persönlichen Gefallen wollte sich Frank im Falle des Erfolges des Zusammenarbeitens auch etwas kosten lassen- allerdings nannte Frank keine Summe. Frank sicherte „Marilyn" beste und ruhige Arbeitsbedingungen in seinen eigenen Arbeitsräumen zu und hatte wohl auch versprochen, dass Mark Monroe auf 'Corbanian House' für die notwendige Dauer in einer Wohnung des Gästehauses ungestört wohnen kann. Auch die Einkaufsliste, welche er Frau Singh schon am ersten Tag übergeben hatte, las sich ungesund von Zucker belastet: Cola und Energietrinks kastenweise, Unmengen Chips und Nüsse, eine eigene Kaffeemaschine und so weiter.
Frank Sutton versicherte, dass es wohl keinen besseren und besesseneren Programmierer und Gamer in seinem Bekanntenkreis gab.
Und Mark Monroe hatte neben der finanziellen Komponente und Motivation auch noch einen weiteren Antrieb, Frank zu unterstützen: Mark „Marilyn" Monroe war durch Benjamin Brown gefeuert worden, weil er bei S&B Technik geklaut und dann privat verscherbelt hatte. Man hatte den Diebstahl aufgedeckt und ihn entlassen, mit dem abgerungenen gegenseitigen Versprechen, dass diese Straftat nicht zur Anzeige gebracht wird, wenn er im Gegenzug keine Interna zu Software und Programmen sowie Hardwareeinsatz an Dritte weitergibt. Da Monroe im Nachgang keinen neuen Job gefunden hatte, richtete sich sein Zorn auf S&B- seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Auch Melina Hargraves hatte sich gefragt, wie es zusammenpasst, dass Frank Sutton sich jemanden zur Unterstützung ins Boot holt, der in der Lage wäre, seiner eigenen Firma zu schaden. Zumal er dies auch offen erklärte.
Frank jedoch hatte sich diese Absichtserklärungen von Monroe zum eigenen Nutzen „umgesteuert". Er hatte „Marilyn" so lange überredet, dass Monroe der Einzige sei, ein Problem zu erkennen- sollte es irgendwo eine Schwachstelle oder ein Problem mit der Neuversion geben- und er ja damit de facto die Firma blamieren und die anderen S&B Programmierer in den Schatten stellen könnte.
Diese Herangehensweise schien dann Früchte zu tragen.
Frank Sutton räumte jedoch ein, dass er durch seine Position bei der Zusammenarbeit, Mark „Marilyn" Monroe zumindest ein Stück weit auch reglementieren und kontrollieren konnte. Was Monroe darüber hinaus agierte, müsse man sehen, um es bewerten zu können- jedenfalls als Programmierer und Technik- Affiner war Mark „Marilyn" Monroe der Richtige.
Da Melina nur wenig bis nichts von dem technischen Kram verstand, wollte und musste sie Franks Einschätzung einfach hinnehmen und akzeptieren.
Nachteilig für Frank Sutton jedoch war es zumindest, dass er nun nicht mehr das Betreuungsprogramm, welcher Melina mit ihm aufgestellt hatte, vollständig durchlaufen konnte. Dafür fehlte unter den gegebenen Umständen einfach die Zeit. Man hatte Prioritäten zu setzen.
Da „Marilyn" lange in die Nacht hineinarbeitete, und dann aber am Vormittag kaum zu sehen sein würde, legte man das Übungsprogramm und auch Untersuchungs- und Nachsorgetermine im 'St. Martins' bewusst auf die Vormittage.
Am Nachmittag verschwanden die Männer, also Frank und Mark in Franks Ideenschmiede und waren nicht mehr ansprechbar. Sie schrieben Programme und prüften deren Umsetzung in der aktuellen Version der Coin Dreamer- Welt.
Frank hatte seine alten Notizen, welche er vor dem Koma bearbeitet hatte, auch an Mark „Marilyn" Monroe übergeben. Allerdings befassten sie sich mit dem, was Ihnen gerade für sinnvoll erschien. Monroe wollte sie sich ansehen, wenn er sich mit der aktuellen Version wieder 'angefreundet' hätte.
Melina hatte nun zumeist nachmittags eine ruhige Zeit. Ihre Dienste waren dann nur Sporadisch für Frank. Ein kurzer Spaziergang, ein kurzes Gespräch oder kurz in den Fitnessraum, um Dampf abzulassen- mehr war für Melina in diesen Tagen nicht zu tun.
Die Zeit ging dahin. Erst einige Tage, dann eine Woche, dann eine zweite Woche.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top