Why? [22]
Es war ein Arbeitstag wie jeder andere und doch hatte Felix das Gefühl irgendwas würde noch passieren. Es machte ihn unruhig, sodass er sich kaum konzentrieren konnte. Seungmin bemerkte sein Verhalten natürlich sofort.
"Alles okay?"
Der Blonde seufzte. Er konnte den Braunhaarigen nicht anlügen, also erzählte er ihm von seinem Unwohlsein. Seungmin schien ihn zu verstehen.
"Wie wäre es, wenn du hinten kurz Luft schnappst und danach ein paar Vorbereitungen für morgen machst?"
Felix nickte. Tatsächlich ging es ihm, nachdem er an der Luft war ein wenig besser. Auch dass er keine Gäste bedienen musste, war angenehm. Normalerweise hatte er nichts dagegen, aber heute....heute wollte er keineswegs, dass er jemanden heißen Kaffee über die Klamotten kippte, weil er geistig nicht anwesend war. Die Stunden vergingen und ehe man sich versah, war es auch schon um sieben. Die letzten Gäste wurden verabschiedet und Ruhe kehrte ein.
"Also, Jeongin und ich werden jetzt die Torten und Kuchen einfrieren. Han macht den Abwasch und Felix kümmert sich um den Verkaufsraum. Ist das ein Plan? Ja, das ist ein Plan! Auf geht's!"
Felix grinste aufgrund der Aufregung in der Stimme des Braunhaarigen. Die anderen taten es ihm gleich. Und dann begann jeder mit seiner Arbeit. Felix startete mit dem Fegen und danach wischte er den Laden durch. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er seine Umgebung kaum wahrnahm.
Mit einem Mal wurde der Blonde grob an den Haaren gepackt und nach hinten gezerrt.
"Ein falscher Mucks und ich puste dir den Kopf weg", hörte er eine nasale, verzerrte Stimme.
Für einen Moment fühlte es sich so an, als würde sein Herz aussetzen und dann begann irgendwas in ihm zu schreien.
Was war hier los? Er wollte sich umdrehen, da tauchte plötzlich eine komplett in schwarz gekleidete Person vor ihm auf. Der Schrei, welcher sich tief in seiner Kehle verankerte hatte, brach nun hervor. Er konnte nichts dagegen tun. Es geschah einfach. Felix war hilflos und völlig starr vor Schreck. Seine Hirnzellen versuchten die Geschehnisse zu verarbeiten.
Das war ein Überfall! Und Seungmin, Jisung und Jeongin waren im Hinterzimmer! Oh bitte, lieber Gott, lass sie sich versteckt haben.
"Na, na, na. Wir haben doch gesagt keine Laute", säuselte die Stimme und im nächsten Moment spürte der Blonde etwas kaltes metallisches gegen seine Wange krachen. Dieses Geräusch, welches während des Aufpralls der Waffe auf seiner Haut zu Stande kam, würde er nie vergessen. Das wusste er. Zischend wollte der Australier seine Hand zu der Stelle führen, doch ein dritter Angreifer drückte ihm eine Waffe in den Rücken.
"Das dauert mir hier entschieden zu lange. Geh zur Kasse und gib uns das ganze Geld! Und zwar schnell!"
Felix rührte sich kein Stück.
Wehr dich!, drängte eine Stimme in ihm, während sein Verstand versuchte, vor ihm selbst wegzulaufen. Du kannst Taekwondo!
Nette Worte, aber er war genau das, als was er erschien: ein zu Tode verängstigter Cafémitarbeiter.
"Na los!"
Langsam setzte er sich in Bewegung. Die anderen mussten längst mitbekommen haben, dass etwas nicht stimmte. Zumal die Räuber nicht gerade leise waren. Felix war mittlerweile schon beinahe hinter der Theke angekommen. Seine Gedanken wurden von Mal zu Mal zusammenhangloser. Als er an der Tür zum Hinterzimmer vorbei lief, spähte er nur in die Dunkelheit. Niemand war zu sehen. Sie hatten sich demzufolge versteckt. Dem Himmel sei Dank. Erst jetzt bemerkte er das Pochen an seiner Wange. Es war stetig und schmerzhaft. Er glaubte zu fühlen, dass Blut hinunterlief. Vielleicht irrte er sich auch.
Nachdem er vor der Kasse zum Stehen kam, begann er seinen Nummer einzugeben, damit sie sich öffnen konnte. Nun hatte Felix den vollen Blick auf die drei Männer. Sie waren groß, viel größer als er. Einer war athletisch gebaut, wobei die anderen beiden muskulös wie Berge standen. Diese ganze Situation erinnerte ihn an ein Rotkehlchen, welches von einer Katze in die Ecke gedrängt wurde. Wie die Brust des Vogels pochte auch bei dem Blonden die Angst wie eine Lautsprechermembran bei tausend Herzt. Es war das Zittern, das ihm verriet, wie einehmend seine Panik war. Warum kreisten seine Gedanken jetzt um einen Vogel? Diese Absurdität des derzeitigen Geschehnisses war wie ein Tritt in den Hintern.
O gütiger Gott, dachte er voller Horror, während er darum kämpfte, das hysterische Gelächter zurückzudrängen, dass sich in seinem Hals verschanzt hatte. Nicht lachen! Die denken du bist verrückt!
Das bist du ja auch!, säuselte Crazy mit seiner gehässigen Stimme.
Felix versuchte den Dämon zu verdrängen. Wie immer kam er zu den unpassendsten Momenten. Der Australier stopfte gerade das Geld von der Kasse in eine Plastiktüte, als er aus dem Hinterzimmer ein Geräusch vernahm. Jisung sprintete mit einem Affenzahn auf sie zu, sprang über die Theke und rang einen der Gestalten zu Boden. Dann brach das Chaos aus. Der Größte unter den Räubern riss Felix das Geld aus der Hand. Der Athletische zielte mit der Waffe auf die beiden sich am Boden wälzenden.
"Auf was wartest du? Schieß!"
Der Typ zögerte. Mit einem Mal war Seungmin neben ihm und schmiss einen Teller auf einen der drei. Dann ertönte ein Schuss.
"JISUNG!", schrie Felix, auch wenn er sich selbst nicht hörte. Zwei der Drei waren schon längst über alle Berge und der letzte rappelte sich gerade hoch.
Seungmin stolperte zu Jisung, welcher am Boden lag. Blut floss von seiner Stirn. Felix kniete sich zu dem Blonden runter.
"Ist.... ist er tot?", wollte Jeongin zögernd wissen, welcher aus seinem Versteck gekommen war.
Seungmin war noch dabei sich den Älteren anzusehen.
"Der Idiot lebt noch. Es ist scheinbar nur eine Platzwunde."
Erleichterung durchflutete Felix und er atmete aus. Die Kugel musste also in irgendeiner Wand stecken. Der Braunhaarige kam zu Felix und umarmte ihn. In der Zwischenzeit fing der Australier an zu weinen. Es waren laute, hemmungslose Schluchzer, die sich aus seiner Kehle wanden. Jeongin tat es ihm gleich.
Oh Gott, sie wären beinahe gestorben...
"Ich habe Changbin angerufen. Sie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und werden bald hier sein."
Felix blickte ihn durch tränenverschleierter Sicht an.
"Wie?"
"Du hattest seine Visitenkarte in deiner Jackentasche stecken", erläuterte der Braunhaarige.
"Hyung? Mir geht's nicht so gut", ertönte Jeongins Stimme. Felix und Seungmin bemerkten, dass sein Gesicht ganz blass geworden war. Schock.
"Ab nach draußen in den Blumentopf!", wies Seungmin ihn an. Binnen weniger Sekunden war der Blauhaarige in der abendlichen Stille verschwunden.
"Ich gehe mal nach ihm sehen, bleib bei Jisung", murmelte Felix. Es erschien ihm immer noch merkwürdig. Diese ganze Situation wirkte so unwirklich. Mit wackeligen Schritten, suchte er sich seinen Weg nach draußen.
Es vergingen zehn Minuten, in denen Jeongin sich die Seele aus dem Leib kotzte und Jisung wieder zu sich kam. Seungmin hatte ihm einen provisorischen Verband aus einem Handtuch gebastelt, während der Krankenwagen und die Polizei in die Seitenstraße einfuhr. Changbin und der Rest trafen einen Augenblick später ein. Irgendwie war das hier verrückt. Sie hatten vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden ihr "quasi erstes Date", nun wurde sein Leben bedroht und Changbin war wieder zur Stelle.
"Alles okay?", fragte der Schwarzhaarige und Felix konnte ehrliche Sorge in seinen Augen ablesen. Wie ging es ihm? Er war erschöpft, immer noch ein wenig benommen. Er würde gern schlafen. Er antwortete dem Detective aufrichtig. Jeongin richtete sich auf. Er wirkte angeschlagen, doch wie auch Seungmin und Jisung würden sie das alles überstehen.
"Jisung wird ins Krankenhaus gebracht. Die Wunde muss genäht werden", erläuterte Seungmin, nachdem er und Hyunjin zu ihnen stießen. Felix konnte den Blick nicht von dem Schwarzhaarigen lassen. Er sehnte sich, warum auch immer, nach seiner Nähe.
"Ich fahre ihn", hörte er Chan sagen, was ihn augenblicklich irritierte. Worum ging es? Der Australier ließ seinen Blick zwischen Jeongin und Changbins Kollegen hin und herfahren. Er verstand sofort.
"Und ich bringe dich heim", sagte Changbin an ihn gewandt, als Jeongin sich verabschiedet hatte. Felix schaute kurz zu Seungmin, der ihm aufmunternd zu nickte.
"Ähm. Okay, danke."
Bevor sie den Heimweg antreten konnten, hielt ein Streifenpolizist die beiden auf.
"Lee Felix? Sie müssten am Montag zu einer Befragung kommen. Genauso wie ihre Freunde."
Der Uniformierte gab ihm eine Adresse und verbeugte sich anschließend. Felix blickte zum Himmel und atmete einmal tief aus. Einen Wimpernschlag später spürte Felix eine Wärme an seiner Hand.
Changbin zog ihn hinter sich her.
"Los komm, es wird Zeit für andere Gedanken."
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Hallöchen!
Ein neues Update! Yeaah xd
Wie findet ihr den Verlauf der Story bisher?
Jisung
Felix
Jeongin
Oben sieht man Seungmin
Feel free to comment!
Erin🌸
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