Shame [4]
"Und du warst gerade dabei die Küche zu fegen? Tanzend?"
Seungmin konnte sich gar nicht mehr vor Lachen halten, während Felix am liebsten im Erdboden versinken würde. Bitte, tue dich auf Erdloch und verschlinge mich!, bat der Blondschopf innerlich. Das war ihm noch nie passiert. Dieser Mann, er hatte eine Ausstrahlung, die den Australier bis ins Mark erschütterte. Distanziert, dominiert, aber höflich. Er hatte ihn, dem Himmel sei Dank, nicht auf seine Tanzeinlage angesprochen und trotzdem wollte Felix in diesem Moment zu Luft werden. Er konnte nur hoffen, dass der Schwarzhaarige nie wieder kam und wenn doch, konnte ihn Seungmin bedienen.
"Was hat Wonpil eigentlich von dir gewollt?", fragte er, um das Thema zu wechseln. Der Gesichtsausdruck des Braunhaarigen wurde sorgenvoll.
"In letzter Zeit gab es in einigen umliegenden Cafés Überfälle."
Felix zog die Augenbrauen graus. Davon hatte er bisher kein Wort gehört. Seungmin nickte.
"Ich war genauso schockiert. Wonpil hat uns angewiesen, abends keine Schichten mehr allein zu machen. Auch im Dunkeln nicht zum Hinterhof rauszugehen."
Das hielt der Blondhaarige für vernünftig.
"Wonpil wird auch noch eine kleine Fernbedienung vorbeibringen, damit wir, falls es zu einer solchen Situation kommen sollte, den stummen Alarm auslösen können."
Bevor Felix darauf antworten konnte, hörten sie die Tür. Der besorgte Gesichtsausdruck wich einem Lächeln und Seungmin begrüßte den Gast. Felix verschwand hinter der Theke, um dem Neuankömmling seine Bestellung vorzubereiten. Der Blondhaarige konnte sich dennoch nicht wirklich konzentrieren, da Seungmins Aussage immer noch in seinem Kopf herumgeisterte. Er sollte wirklich mal mehr fernsehen oder sich die Zeitung bestellen. Vielleicht sollte er auch nicht mehr des Nächtens rausghen, weil er nicht schlafen konnte. Lesen klang mach einer guten Alternative, doch er besaß gar keine Bücher. Er schüttelte den Kopf. Konzentrier dich auf deine Arbeit.
"Hier bitte schön, ein Kaffee und ein Stück Käsekuchen nach der Art des Hauses."
Der Kunde bedankte sich und nahm Platz am Fenster.
Somit begann ihr Tag.
Gegen zwei Uhr am Nachmittag erschien ein weiterer Kollege und Freund von ihm.
Han Jisung. Er passte hundertprozentig zu dem Eindruck, den Felix bei ihrem ersten Treffen vor einem Jahr gewonnen hatte. Attraktiv, schlank, eins siebzig groß, blonde Haare, die vielleicht echt waren, er glaubte es nicht, strahlende Augen und ein immerwährendes Lächeln auf den Lippen, dass viel zu weiße Zähne zeigte. Jisung sah aus wie jemand, der mit seinen zwanzig Jahren eine Menge Zeit an Stränden oder Seen verbrachte, an Lagerfeuern saß, Partys feierte und trank. Wie jemand, der keine Möglichkeit ausließ zu strahlen, zu leben, und alles auszukosten. Er roch nach Meerwasser und Leben. Er war die personifizierte Wildheit, die man nicht einfach so bändigen konnte. Er liebte es zu tanzen und zu rappen und sein Multikilowattlächeln überrollte einen wie ein Panzer, aber auf eine angenehmen Weise.
"Was habe ich verpasst?"
Seungmin war gerade mit dem Abwasch des Geschirrs beschäftigt, also brachte Felix ihn auf den neuesten Stand. Gerade war es ruhig im Café, in einer Stunde würde es jedoch anders aussehen. Schüler würden herkommen und sich mit ihren Freunden treffen. Der Nachmittagsverkehr würde zu nehmen und der ein oder andere würde sich für einen Kaffee hierherverirren.
"Davon hat einer meiner Kommilitonen erzählt. Diese Serie von Überfällen läuft schon seit einigen Wochen, bisher tappen die Behörden im Dunkeln."
Jisung wollte Kriminalbeamter werden. Das war sein Kindheitstraum, seit er denken konnte. Jedoch hielten seine Eltern überhaupt nichts von dieser Art von Job. In ihren Augen war es zu gefährlich. Lieber sollte er stattdessen seine Sing- und Rapstimme fördern, das wäre einerseits sicherer und anderes vom Einkommen stabiler. Doch Han Jisung hatte sein eigenen Kopf, seinen eigenen unbeugsamen Willen und das konnte ihm niemand ausschlagen. Er würde ein Detective werden.
Das stand fest.
"Aber keine Sorge, wenn jemand herkommen sollte, vermöble ich ihn höchstpersönlich", grinste sein Nachbar voller Optimismus. Darüber war sich Felix im Klaren, aber ob das gut ging, war eine ganz andere Sache.
"Du machst nichts dergleichen, Han Jisung! Das ist gefährlich und du könntest draufgehen!", meckerte Seungmin, während er sich die Hände abtrocknete. Gegen den Braunhaarige hatte selbst Jisung keine Chance. Manchmal konnte er richtig einschüchternd sein. Der Blondhaarige zog einen Schmollmund und begann wortlos sich umzuziehen. Seine Schicht würde gleich beginnen.
"Felix, würdest du für morgen schon den ersten Schwung deiner berühmten Brownies vorbereiten?", bat sein "Chef".
Als der Blonde hier vor einem Jahr angefangen hatte, war ihm nicht bewusst gewesen, dass seine selbstgebackenen Brownies so beliebt werden würden. Wonpil kam eines Tages vorbei und da hatte er das Gebäck dabei gehabt. Und was sollte der Australier sagen? Sie hatten den Geschmackstest bestanden und wurden kurzerhand mit in das Sortiment aufgenommen. Somit gab es jeden Mittwoch seine leckeren Brownies und die Kunden rannten ihnen förmlich den Laden ein. Deswegen würde er jetzt schon mal eine Fuhre backen, damit sie nicht in Bedrängnis kamen.
Jisung derweil begann die Tische abzuwischen und alles für die neuen Gäste vorzubereiten. Sie waren ein gutes Team. Sie stimmten einander perfekt ab.
"Hyung!!! Ich habs geschafft!", rief eine vertraute fröhliche Stimme aus dem Pausenraum gerade als gegen vier Uhr ein Paar das Café verließ. Seungmin war sofort Feuer und Flamme und gratulierte dem Neuankömmling stürmisch mit einer Umarmung.
"Was habe ich jetzt schon wieder verpasst?", fragte Jisung und stopfte sich einen Keks zwischen die Zähne. Manchmal erinnerte er einen an ein Eichhörnchen. Mit seinen süßen aufgeplusterten Wangen, als würde er das Essen horten.
"Man Hannie-Hyung! Ich habe meine Fahrprüfung bestanden. Begleitenes Fahren natürlich."
Jisung machte große Augen und gratulierte ihm ebenfalls. Theatralisch wischte sich Felix eine imaginäre Träne weg.
"Unser Jeonginie wird erwachsen."
Der Jüngere kicherte. Es ist ein Kichern, das zum Rest seiner Stimme passte. Munter. Melodisch. Ein Kichern, wie von jemandem, der absolut keine Sorgen hatte, der sich am Leben erfreut, der morgens keinen Kaffee brauchte, um den Tag zu überleben, der wahrscheinlich aus dem Bett sprang und einen Zehn-Kilometer Marathon absolvierte und stetig dabei lächelte. Man musste nicht lange überlegen, man mochte Jeongin auf Anhieb. Er war ihr kleiner blauhaariger Fluffball voller Energie. Genau wie Jisung. Manchmal war Felix neidisch auf den Jüngeren. Seine Sicht auf die Welt war noch nicht durch die harte Realität verändert wurden. Nicht so wie seine eigene. Eines Tages würde es ihn treffen und der Blonde hoffte inständig, jemand war dabei, der ihm Halt gab. Die Realität konnte überwältigend sein. Sie riss einen aus dem idyllischen, friedvollen Leben mit einer riesigen Pranke, welche einen zerschmetterte.
"-lix? Hallo?"
Seungmin wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht herum.
Er schenkte seine Aufmerksamkeit seinem Gegenüber. Wo war er nur wieder mit seinen Gedanken?
"Ich habe gefragt, ob wie heute Abend nicht essen gehen wollen? Zur Feier des Tages natürlich."
Der Blonde sah in die Gesichter seiner Freunde. Warum nicht? Er konnte sich schließlich nicht immer verstecken.
"Aber wie fahren kein Auto", stellte er klar.
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So mit o! Ich liebe das Kapitel der Einfachheit halber xd
Es ist aufschlussereich und niedlich. Außerdem ist Jisung dabei. Er ist mein Bias. Komisch, oder? Jisung ist mein Bias und ich schreibe eine Fanfiktion über Changlix XD
Han Jisung
Yang Jeongin
Feel free to comment!
Erin🌸
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