Coffee [3]
"Bring mich auf den aktuellsten Stand."
Changbin befand sich im Büro seines Chefs. Sein alter Mentor, bevor er zum Oberhaupt der Organisation Against Criminal Indiviuals, kurz OACI, ernannt wurde. Bei dem Changbin selbst Leiter seiner eigenen Sondereinheit war. Er nickte kurz und ging innerlich das Gesehende nochmals durch.
"Männliches Opfer. Circa zwanzig Jahre alt. Multiple Stich- und Schnittwunden, bisher keine Angaben, ob sexueller Missbrauch vorliegt. Er starb langsam und unter Qualen. Seine Brustkorb wurde geöffnet und das Herz entfernt, Sir."
Es war eine Angewohnheit von ihm, Mr Kim mit Sir anzusprechen und auch, dass er sich jedes Mal kaum merklich versteifte, wenn er Bericht erstattete. Sein Gegenüber bemerkte das natürlich und lächelte daraufhin immer.
"Weißt du, Changbin, du bist mit unter einer meiner fähigsten Mitarbeiter, deswegen brauchst du mich, wenn wir unter uns sind, nicht Sir zu nennen. Namjoon reicht völlig aus."
Der Schwarzhaarige nickte. Er würde es sich merken, aber wahrscheinlich niemals umsetzen, dafür war sein Respekt zu groß.
"Und nun zum eigentlichen Thema. Was sagt dir dein Instinkt?"
Der Detective brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Minho hatte ihm am Tatort schon das dargelegt, was er ebenfalls erkannt hatte.
Dieser Täter würde erneut Morden.
"Er ist wütend. Er wird wieder Morden und bis jetzt können wir noch nicht sagen, was sein Motiv ist und welchen Modus Operandi er verfolgt", erklärte er.
Namjoon nickte nachdenklich. Die ersten vierundzwanzig Stunden waren die Entscheidensten, denn danach vergaßen die Zeugen meist wichtige Dinge, die sie gesehen hatten, Beweismittel könnten verloren gehen, wenn sie nicht ordnungsgemäß gesichert wurden oder der Täter hatte sein nächstes Opfer schon im Visier. Viele Faktoren, die ein Team dem entgegenwirken musste.
"Gut, haltet mich auf dem Laufenden. Yoongi müsste mit der Autopsie des Teams von Detective Park fertig sein, demzufolge ist er wahrscheinlich schon auf dem Weg zu eurem Tatort."
Die Menschen in Seoul fuhren ähnlich wie in anderen Großstädten. Sie machten keine Gefangenen. Der Verkehr war im Moment mittelstark bis stark und Changbin konzentrierte sich ganz auf seine Auseinandersetzung mit den Fahrern. Eine Symphonie aus Hupen und Flüchen erfüllte die Luft. Er griff nach seinem Telefon.
"Wie läuft es bei der Spurensicherung? Ist Yoongi-Sunbaenim vor Ort?"
Hyunjins Stimme ertönte durch das Auto.
"Die Jungs sind gut, verdammt gut. Und der Pathologe ist gerade eingetroffen."
Der Schwarzhaarige schwieg einen Moment und starrte auf die rote Ampel vor ihm.
"Er hat aufgepasst."
"Ja."
Sie würden demzufolge nichts finden, was forensich sichtbar sein könnte. Das war ungewöhnlich. Morde, die vor Wut oder aus Raserei begangen wurden, waren meistens ein Akt der Spontaneität. Man griff zu einem harten Gegenstand und schlug zu. Oder nahm ein Messer und stach zu. Da steckte kein ausgeklügeltes System dahinter. Aber hier wirkte es so, als habe der Täter minimalistisch gearbeitet. Nach System. Was hatte er damit bezwecken wollen?
"Wie weit sind die anderen?"
"Chan ist mit seinen Befragungen durch. Minho ist auch fast fertig. Wir treffen uns im Hauptquartier."
Changbin nickte und besann sich keine Sekunde später darauf, dass Hyunjin es nicht sehen konnte. Mit einer knappen Verabschiedung beendete er das Gespräch. Er blickte zu seiner Uhr.
8:54 Uhr. Wenn er jetzt ein Café fand, könnte er sich noch einen Kaffee besorgen. Er seufzte und fuhr sich über das Gesicht. Der Schlafmangel machte sich langsam bemerkbar, aber das war normal, gehörte schon beinahe zu seiner Normalität. Changbin lenkte sein Auto von der Hauptstraße ab und folgte einer kleinen Nebenstraße, bis er vor einem Lokal parkte. Zuletzt hatte er dieses Café vor anderthalb Jahren besucht, bevor sich die Fälle um ihn herum häuften und er keine Zeit mehr fand.
Der Geruch von frischgebrühten Kaffee und Keksen stieg ihm in die Nase. Das Café war geschmackvoll eingerichtet, wenn man denn Pastelltöne mochte. Changbin eher weniger, aber die Atmosphäre war beruhigend. Normalerweise kündigte eine kleine Glocke an der Tür den Gast an und sofort stand jemand an der Theke. Doch diesmal blieb der vordere Bereich leer. Bisher war der Schwarzhaarige allein. Die Sessel und Bänke ließ der Detective links liegen und schritt vor zum Bestellbereich. Eine offene Tür, hinter der Vitrine mit den Kuchen, gab den Blick auf einen jungen Mann frei, welcher gerade hüftschwingend und summend den Boden mit einem Besen reinigte. Changbin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Angestellte schien in seiner eigenen Welt zu sein. Ungern machte ihn der Schwarzhaarige mit einen Räuspern auf sich aufmerksam. Vollkommen erschrocken drehte sich der Blondschopf zub ihm um und errötete im nächsten Moment.
"Oh....Ähm....Hallo", haspelte er mit einer tiefen Stimme, welche keineswegs zu seinem Äußeren passte. Es ließ den Schwarzhaarigen auf jeden Fall erschauern. Nach einer Sekunde straffte er die Schultern.
"Willkommen im Day6, was kann ich für sie tun?"
Changbin kam gleich zur Sache. Sexy Stimme hin oder her. Er hatte einen Zeitplan einzuhalten.
"Ich hätte gern einen Kaffee. Schwarz. Ohne Zucker."
Sein Gegenüber nickte und begann in zügigen Schritten seine Arbeit zu vollrichten. Er war schnell. Das kam dem Detective gelegen. Binnen weniger als zwei Minuten hielt er den Kaffee in der Hand. Der Angestellte blickte ihm nicht in die Augen, als er von Changbin das Geld verlangte. Mit einem "Auf Wiedersehen" kehrte der Schwarzhaarige dem Blonde den Rücken zu. Eine unterhaltsame Begegnung. Im Augenwinkel sah er noch, nachdem er die Tür des Ladens schließen wollte, wie der Koreaner sich selbst ohrfeigte und anschließend die Hände vor sein Gesicht legte. Für ihn peinlicher als für Changbin. Schmunzelnd stieg er in sein Auto. Er würde bestimmt wiederkommen.
Bevor er jedoch überhaupt dazu kam einen Schluck von seinem Getränk zu nehmen, geschweige denn seinen Wagen zu starten, klingelte sein Telefon. Es war Chan.
"Was gibt's? Ich bin in fünf Minuten im Hauptquartier."
Auf der anderen Leitung hörte man kurzes Getuschel, dann räusperte sich sein bester Freund.
"Es gibt neue Erkenntnisse."
Changbin erkannte an der Stimmlage seines Kollegen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
"Ich komme."
Er legte auf und seufzte. Er schielte ein letztes Mal zu dem Laden. Das wars dann wohl mit der Normalität. Jetzt hieß es wieder auf in die Schlacht. In die Schlacht gegen Monster. Der Schwarzhaarige erinnerte sich an eine passende Beschreibung, die sich Minho für solche Wesen ausgedacht hatte, die es nicht Wert waren Menschen genannt zu werden. Sie hatten eine Schwelle übertreten. Eine Schwelle, die dafür gesorgt hatte, dass sie rational denken konnte.
Sie waren menschliche Fleischfresser.
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Schönen guten Abend!
So ein Moment, wie dem von Felix, ist einer Freundin von mir passiert. Ich konnte nicht mehr an mich halten und musste lachen. Das war peinlich.
Feel free to comment!
Erin🌸
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