Baby 2 [31]
Felix wachte mitten in der Nacht schreiend auf. Es war nicht das Schreien eines Jungen. Es war ein Heulen wie es jemand von sich gab, der in einem Raum in der Hölle eingesperrt war und litt. Hastig schaltete Changbin die Nachttischlampe ein. Zu seinem Entsetzen sah er, dass die Augen des Blonden geschlossen waren. Der Schwarzhaarige wurde immer wach, wenn er träumte. Felix schrie im Schlaf. Diese Erkenntnis ließ ihn erschaudern. Er war in einem Moment gefangen, der ihm Schmerz und Leid bereitete. Changbin packte ihn und schüttelte den Jüngeren heftig. Das Schreien endete. Seine Augen öffneten sich, doch er schwieg. Die Schreie hallten im Kopf des Schwarzhaarigen nach, während er Felix' Zittern spürte. Wortlos zog Changbin ihn an sich, strich über sein Haar. Felix starrte ihn an. Nach Minuten löste er sich aus Changbins Griff, um zur Bettkante zu rutschen.
"Schlaf weiter", sagte er bloß, als er das Zimmer verließ.
Der Schwarzhaarige sank in sein Kissen zurück. Auf keinen Fall könnte er jetzt schlafen. Nicht, wenn er wusste, dass es dem Blonden miserabel ging. Kurzerhand stand er auf und zog sich noch während er zur Tür lief, ein paar Socken an. Den Australier fand er im Wohnzimmer mit Soo-ri auf dem Arm. Er murmelte beruhigende Worte zu dem Kleinen.
"Was hast du geträumt?", wollte der Ältere wissen und setzte sich auf die Sofakante. Es war beinahe stockfinster in dem Raum, also schaltete er die Leselampe an, die Soo-young ihm mit den Worten: 'Damit du nicht mehr im Dunkeln lernen musst" gekauft hatte. Er seufzte, als Felix ihm nicht antwortete und nur auf Soo-ri starrte.
"Hast du Lust auf ein Eis? Ich hab Lust auf ein Eis."
Verwirrt blickte Felix ihn an. Seine Augen versprühten einen so intensiven Druck auf ihn, dass er wegschauen musste. Changbin ging zum Kühlschrank holte sich zwei Magnum Classic raus, da er diese Sorte am Liebsten aß und kehrte zu dem Blonden zurück, welcher in der Zwischenzeit den Jungen wieder in sein aufgebautes Bett legte. Changbin fand es immer noch erstaunlich, dass das Jugendamt ihm alle dringlich nötigen Gegenstände geborgt hatte, obwohl sie maximal drei Tage auf das Kind aufpassen würden. Stören tat es ihn nicht. Es war eine Erleichterung in vielerlei Hinsicht.
"Manchmal, wenn ich schlafe, sehe ich meine Familie. Und zwar in den Momenten, als alles noch in Ordnung war. Und dann ändert sich die Szenerie so schlagartig, dass ich das Gefühl habe zu sterben. Einfach so. In meinem Träumen."
Changbin verkniff sich zu fragen, was mit seiner Familie geschehen war, denn er merkte, anhand wie Felix sprach und aussah, dass dies ein heikles, traumatischen Erlebnis war. Und einem beinahe Fremden wollte der Blonde das bestimmt nicht erzählen.
Kurzzeitig herrschte Stille, man hörte nur das Knacken der Schokolade. Changbin fühlte sich aber so, als schuldete er Felix ebenfalls einen Gedanken, weil es sich ihm geöffnet hatte.
"Manchmal, wenn ich träume, sehe ich Soo-young. Und jedes Mal denke ich, sie sei echt. Aber das ist sie nicht und dann kann ich nicht mehr schlafen, weil ich Angst habe sie erneut zu sehen", sagte er und blickte aus dem Fenster in die sternenklare Nacht.
"Wir sollten schlafen gehen", bemerkte Felix und erhob sich. Er streckte Changbin die Hand entgegen und der Schwarzhaarige ergriff sie.
Das Papier ließen sie einfach liegen.
"Was haben wir?", wollte er wissen, nachdem er die Todeszentrale betreten hatte und Chan an ihrem Whiteboard stehen sah. Mittlerweile war es randvoll mit Namen, Bildern, Orten und Zeiten.
Es quillte beinahe über.
"Wir wissen jetzt, wie unser Mann unauffällig aus dem Gebäude rauskam ohne von Hyunjin und Jungkook oder Minho gesehen zu werden."
Erwartungsvoll blickte er dem Blonden entgegen. Doch es kam nichts. Changbin verdrehte die Augen. Er wusste worauf der Australier hinauswollte. Also trommelte er mit seinen beiden Zeigefingern auf der Tischkante und imitierte einen Trommelwirbel.
"Luftschächte", verkündete er und grinste über beide Ohren.
Manchmal war Chan merkwürdig. Aber zurück zur Sache.
"Sind sie so groß, dass ein eins achtzig großer Mann dadurch passen würde?", wollte Changbin wissen. Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
"Jap. Minho und ich haben es getestet mit einem Angestellten des Hotels, der die gleiche Größe hatte", erklärte Hyunjin, welcher gerade mit dem Älteren im Schlepptau den Raum betrat. Nachdenklich starrte der Schwarzhaarige auf das Board. Es waren zwei Täter gewesen, die ganze Zeit über. Deswegen war Changbin auch so unglücklich mit der Beendigung des Falls gewesen. In Yeop hatte dieser Blick zum Wahnsinn gefehlt, der bei den Briefen zum Vorschein kam. Mr Hwang war niemals so ausgeklügelt gewesen all das so zu meistern. Er hatte einfach in das Schema gepasst.
Und nun war er tot.
Das war auch der Grund gewesen, warum er gestern so spät wieder bei Felix war. Er hatte ein Anruf bekommen, in dem ihm übermittelt wurde, dass In Yeop sich mit einem Bleistift in den Hals gestochen hatte und jämmerlich verblutet war. Yoongi hatte nur noch seinen Tod feststellen können. Wie er an den Stift gekommen war, erschloss sich dem Blonden. Sein Verteidiger hatte ihn für sein schriftliches Geständnis da gelassen. Ein dummer Fehler, der vermieden hätte werden können. Das andere was den Schwarzhaarigen störte, war, dass sie nun keine Antworten auf ihre neuen Fragen finden konnten. Es war zum Kotzen. Aber eines hatte Changbin verstanden. Der Täter war ein Meister der Manipulation. Der Schwarzhaarige würde gern wissen, wie der Mörder es geschafft hatte, In Yeop dazuzubringen sich das Leben zu nehmen.
"Yoongi-Hyung hat den Autopsiebericht rüberschicken lassen. Es ist so, wie er es schon im Hotel erläutert hatte. Unser Mann, gleiche Vorgehensweise, aber er konnte seine Tat nicht beenden."
Changbin starrte auf das Whiteboard und starrte und starrte und starrte. Zählte Opfer durch. Zwei Männer, Samuel und Jun-hui. Drei Frauen, Yuqi, Alexandra und nun das neuste Opfer, Krystal Jung. Das Merkwürdigste war, dass In Yeop gestanden hatte, er habe nur eine Frau ermordet. Dabei gehörte Song Yuqi zu dieser Zeit aber schon zu den Opfern. Er wusste also nicht von ihr und in die Zukunft konnte er auch nicht sehen. Verdammt. Changbin hätte dieses kleine Detail früher bemerken sollen.
"Wir gehen jetzt jedes Material von Song Yuqi durch. Sie ist der Knackpunkt dieses Falles", wies er seine Leute an, woraufhin jeder sich eine Kiste schnappte und anfing zu arbeiten.
Das würde eine Nachtschicht werden, aber sie mussten den Spinner finden und unschädlich machen.
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Wunderschönen guten Abend!
Hier einen kleinen Einblick in das kurze Zusammenleben von Changbin und Felix!
Minho
Chan
Hyunjin
Felix
Oben sieht man Changbin
Feel free to comment!
Erin🌸
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