POV Lionel
Ich war so müde, dass ich die Augen kaum offenhalten konnte. Nur ein bisschen noch. Ich musste sie ansehen. Ihre niedliche Nase, die langen Wimpern. Wenn sie schlief und ihr brünettes Haar wie ein Kissen unter ihrem Kopf ausgebreitet war.
Mein Magen zog sich zusammen, denn fast hätte ich es vergeigt. Als ich David Jones gesehen hatte, war mein Verstand weggesaugt gewesen. Ich wollte so sehr, dass der Abend perfekt wird. Ich wollte, dass sie weiß, wie schön sie ist. Ihr war nicht bewusst, wie stark sie war. Weil sie nicht anders konnte. Sie hätte es so viel besser haben können. Aber die Zahlen auf dem Bankkonto bestimmen, was für Chancen man hat. Ihre Mom rackerte sich ab und für ein Studium war es zu wenig. Diese Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte viel zu viel Verantwortung und ersetzte ihrer Schwester die Mutter, wenn diese arbeiten musste. Wahrscheinlich fragte sie sich, was aus ihrer Familie werden würde, wenn sie weggehen würde. Aber in diesem Kaff versauern und den Rest des Lebens einen Job ohne Zukunft machen? Sie war mit L zusammen gewesen und hatte andere Luft geschmeckt. Wer träumte nicht davon, ein College mit gutem Namen zu besuchen? Er hatte die Mittel, ihr das zu ermöglichen.
Ist das Eifersucht?
Keine Spur. Nicht nach dieser Nacht. Zum ersten Mal seit dem Fehltritt meiner Clique fühlte ich mich ausgeglichen. Was machte diese unglaubliche Frau nur mit mir? Angie und ich hatten guten Sex gehabt, aber wir wussten beide, dass es noch Luft nach oben gegeben hatte. Jetzt war ich mir da nicht mehr sicher. Ich hatte noch nie so starkes Herzrasen gehabt.
Du glaubst, einmal Sex mit dir und sie vergisst ihren Ex?
Ich glaube, sie weiß jetzt, was guter Sex ist.
Du arrogantes Arschloch.
Was denn? Zurückhaltung ist mir nicht in die Wiege gelegt worden. Dafür war Delia zurückhaltender als die meisten jungen Frauen. Deshalb war sie mir auch ins Auge gesprungen. Ihre natürliche Art war einfach reizvoll. Sie löste in mir das Bedürfnis aus, ständig bei ihr sein zu wollen.
Ich rieb mir die Augen. Ich hoffte, ich tat das Richtige. Die erste Wahl war ich natürlich nicht. Ich war dafür verantwortlich gewesen, dass Angie mit mir und den Jungs durch die Gegend gefahren war. Ich hatte die Schlägerei in Gang gesetzt. Wie hätte ich meine Augen auch verschließen können? Kerle wie die Jones-Brüder, die sich alles nahmen, was ihnen gefiel, gingen mir gegen den Strich. Aber in dieser Nacht verdrängte ich sie und die Clique. Es lag Arbeit vor mir. Delia war auf eine Idee für das Projekt gekommen, die glänzend war. Mit Football kannte ich mich aus. Ein paar kleine Änderungen und das Spiel stand. Sie wusste es vielleicht nicht, aber ich konnte nicht mit L zusammen in einer Mannschaft sein. Wir waren die Spielbestimmer, wir mussten gegeneinander spielen, damit die Leute was zu sehen bekamen. Himmel, der Jubel, das Toben. Das fehlte mir. Mein Problem war eigentlich nur, dass ich nicht im Training war. Ich hatte aufgehört zu spielen, als ich meinen Freunden und der Mannschaft den Rücken gekehrt hatte. Ich schloss ein großes Comeback aus, für einen wohltätigen Zweck würde ich aber mitmachen. Zuvor musste ich allerdings wieder trainieren. Ganz so leicht würde ich es L nicht machen, mich vom Platz zu fegen.
Die Aufregung packte mich. Ich hatte lange nicht an meine Zukunft gedacht. Ich fühlte mich für Angie verantwortlich und wollte ihr so gut wie möglich helfen, ihr Leben zu meistern. Sie wäre nicht in dieser Situation, wenn ich sie damals nicht mitgenommen hätte. Ich war froh, dass sie sich mit Delia verstand. Irgendwie machte mir das Mut. Ja, ich wollte mich wieder ins Rennen bringen und wieder spielen. Das sollte ich hinbekommen. Ich war schon früher recht ehrgeizig gewesen. Im Moment aber fielen mir die Augen zu.
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