2.2
Schlitzauge
Meinungsverschiedenheiten waren in Freundschaften normal, besonders in unserer. Unzählige Male ist es schon passiert, dass wir über etwas diskutiert haben, da wir drei manchmal komplett verschiedene Ansichten von etwas hatten.
Aber wie gesagt: Das war normal. Denn nach jeder unserer Streitigkeiten haben wir uns immer schnell vertragen, weil es im Endeffekt nicht wert war unsere Freundschaft wegen so einem kleinen Drama zu beenden.
Und ja ich gebe zu...es kann auch ein klitzekleines Bisschen daran liegen, dass wir sonst keine anderen Freunde hätten, weil wir hatten nur uns. Nur wir drei gegen den Rest der Schule. Das war schon immer so und würde auch immer so sein, dachte ich zumindest...
Es war Montag-also eine Woche später- , als ich bemerkte, dass das wohl kein so kleines Drama ist, denn Barbie hat sich nicht mit uns vertragen.
Normalerweise hält bei uns ein Streit maximal einen bis drei Tage, aber in diesem Fall war es nicht so. Kopftuchschlampe und ich warten schon seit einer Woche, dass Barbie auf uns zukommt, jedoch ist dies auf keinster Weise geschehen.
Auch hat Kopftuchschlampe und ich haben in den letzen Tagen versucht, uns ihr anzunähern, aber Barbie hat jede Kontaktversuche abgeblockt.
Ich verstand sie einfach nicht. Würde sie wegen ihrem beknacktem Plan echt unsere Freundschaft ablasen, als hätte es ihr nie etwas bedeutet und als wären Kopftuchschlampe und ich nur irgendwelche Mädchen, die man einfach zurücklassen konnte.
„Sie wird sich schon abregen,Schlitzauge", wiederholte Kopftuchschlmape schon zum gefühlt hundertsten Mal und sagte mir immer wieder, dass ich mir keine Sorgen machen müsste, weil alles wieder gut gehen wird. Bah! Am liebsten würde ich kotzen wegen zu viel Optimismus in der Luft.
„Glaubst du das immer noch? Sie hat letzte Woche uns ignoriert und kein Wort mit uns geredet. Und heute? Unterricht beginnt in fünf Minuten und sie ist immer noch nicht da und du weißt wie viel Wert sie eigentlich auf Pünktlichkeit legt. Sie ist nie spät...das zeigt doch schon wie sehr sie sich schon ändert!", sagte ich, während ich langsam mein Federmäppchen auf mein Tisch legte, da gleich die Schule anfangen würde.
Manche würden mir nicht glauben, aber diesen lila Federmäppchen vor mir benutzte ich schon seit der zweiten Klasse, also jetzt schon seit acht Jahren, was man auch sehen kann, denn es sieht echt ranzig aus, aber ich könnte es nie wegschmeißen und ein neues kaufen, wenn es noch funktionstüchtig ist...Wo schweifen meine Gedanken bloß hin, verdammt nochmal?
„Jetzt sei nicht so pessimistisch! Vielleicht ist sie heute einfach nur krank oder hat ein Termin beim Ar-", als hätte sie ein fliegendes Spaghetti-Monster gesehen ließ Kopftuchschlampe geschockt ihren Mund offen. Ihr Gesicht wurde so weiß wie das Kopftuch, das sie heute trug.
Verwirrt drehte ich meinen Kopf nach hinten, um zu sehen, was es denn so Erschreckendes gab. Und als ich sah, wer da gerade an der Tür stand, brauchte mein überfordertes Gehirn erst einmal ein paar Sekunden bis ich realisierte um welche Person es sich handelte.
Das war doch Barbie! Unsere Barbie...warte nein, dieses Mädchen da vorne ist nicht unsere Barbie. Was hat sie bloß mit sich selbst gemacht? Wo sind ihre pinken Klamotten hin? Und das süße natürliche Gesicht?
Ich musste wohl genau so baff ausgesehen haben wie Kopftuchschlampe, denn als ich Barbie mit diesen Klamotten gesehen habe, wäre ich fast vom Stuhl gefallen.
Barbie trug nur schwarz. Einen sehr sehr kurzen Minirock, der gerade noch so ihren Hintern verdeckte, eine Lederjacke, die sie aussehen ließ wie eine Rockerbraut, schwarze Strümpfe und Schuhe mit so hohen Absätzen, dass mir sogar beim Sehen meine Füße weh taten.
Aber das schlimmsten war nicht ihre Kleidung, sondern dieser lasziver Blick in ihrem Gesicht, der genau an einer Person im Klassenzimmer gerichtet war...Moritz.
Ich muss schon sagen, diesen sexy Bitte-fick-mich-Blick hatte sie drauf, aber trotzdem...Was ist bloß aus ihr geworden? Wo ist die süße unschuldige Barbie hin? Wie kann man sich übers Wochenende so sehr ändern?
Einige Jungen aus meiner Klasse fingen an laut zu Pfeifen und ergötzen sich fast an Barbies Körper. Fast würde ich denken, dass sie sich in diesem Moment noch schnell unter den Tischen einen runterholen würden. Zu viel Kopfkino, ich muss echt aufhören!
Langsam bemerkte auch Moritz sie und ich konnte sogar von der ersten Reihe aus sehen, wie Moritz' Augen gefährlich blitzen. Teuflisch lächelte er und leckte sich über die Lippen.
„Ey, wir haben eine neue heiße Schülerin bekommen! Am liebsten würde ich sie gleich am Pult von hinten nehmen", teilte Moritz an seine Freunde oder besser gesagt Sklaven mit, jedoch so laut, dass ich es auch hören konnte. Seine Freunde lachten laut.
Dieser widerlicher Hund! Und die Affen von seinen Freunden auch! Wie kann man so etwas nur sagen und dann noch über meine Freundin?
In diesem Moment beschloss ich Barbie wieder zurück in die Normalität zu holen.
Egal mit welchen Mitteln.
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