Mitgedicht, der erste Akt
(Aus dem Bühnenhintergrund hoppelt ein närrischer Klingelmütz heran)
Wie? Was? Was soll denn das wohl heißen?
Ein "Mitgedicht"? Ich bin gespannt.
Will nicht sogleich das Maul aufreißen,
solang' ich nicht den Sinn erkannt.
(ein Licht erscheint über dem Kopf des Kaspers)
Ach sooo! Ich glaube, ich begreife,
was mit dem Titel ist gemeint.
Dass das, was hier erblüh und reife,
geschaffen wird von uns - vereint.
Nun denn, ich will sogleich beginnen,
paar Verse hier zu präsentier'n.
Und die, sobald ich renn von hinnen,
die werden andre komplettier'n.
Ich gebe nur ein Thema vor,
'nen Vorschlag nur, zum drüber schreiben.
Danach spitz ich das Narrenohr,
und will im Hintergrunde bleiben...
(hopst, um die Schellen bellen zu lassen.)
Wohlan! Hier soll der Textfluss nun entspringen.
Es muss doch möglich sein, gemeinsam ihn zum End zu bringen...
**************
Ein Band man band an einen/m Schuh,
behauptet', der sei danach "zu".
Doch bindet man das Band an einen ...
Unterarm, dann würd ich meinen,
dass der gar nicht "offen" war.
Man wird sagen: "Ja, na klar."
Und ich denke unverdrossen:
"Ist der Arm nun auch verschlossen?"
Verschlossen nicht, doch nimmer frei!
Das Band, das bändelt an, anbei.
Doch sage mir, von welcher Art,
die Bindung, die am Arme harrt?
Schon bei des ersten Atem Schrei,
die Hebamm schleppt so'n Ding herbei,
zu hängen dir ein Schildchen an,
an dem man dich erkennen kann.
Später dann eins, mit buntem Farbenknall,
dich bindet an ein musisch Festival.
Ist's so ein schnödes Plastikding?
Des All-Inclusiv-Gastes Nasenring?
Oder, das unsichtbare Band,
verbunden durch des Partners Hand.
Mit einem gülden Ringelein,
wenn, angebändelt, ihr euch traut, zu freien?
Dein Leben lang, ob Frau, ob Mann,
hängt jemand dir so'n Dingens an.
Und selbst dein letzter Gang hienieden,
bebändelt, bist du erst verschieden.
Verschieden, ist das Stichwort hier.
Verschieden sind erst alle wir,
wenn wir vorm Himmelstore stehn.
Dann wieder frei, wie wunderschön!
***
Nun seht mal, was so'n kleines Band,
zum Dichten viele Worte fand.
Doch fehlt uns noch, in unsrer Mitte,
des Hasen Meinung, dann als dritte.
Wohlan, wir warten treulich dann,
was er mit "Band" verbändeln kann.
(der Kasper klingelschellt heran)
Chapeau!, sag ich, welch feines Spinnen,
SO über's Bändchen nach zu sinnen
beraubt mich schier des Atems, hier.
Und ich gratulier' zu diesem lyrischen Wurfe Dir.
(bumpert die Schweineblase gegen der Dichterin Vorderkopf)
Nun steigt die Spannung, ob der Has'
noch weiß, sein Scherflein beizutragen.
Das wär' gigantisch, möcht ich sagen.
Und außerdem ein Heidenspaß.
(schwindet ent und kichert aus dem off)
(Der Hase erscheint, mit einem Zylinder auf den Ohren und entschuldigt sich für sein Säumen:
der Zauberer habe ihn nicht aus dem Zylinder gelassen.)
Das bindend Band wurd viel beschrieben,
so will ich nun, ganz nach Belieben,
geschwind nach andren Banden schauen
und neues Band mich suchen trauen.
Der Ein-Band fällt sogleich mir ein,
der schön ein gutes Buch hüllt ein,
und schon wird mir ganz plötzlich klar,
dass auch der ein Bind-Band war.
Aus Bind-Band dann der Bild-Band wird,
und wieder merk ich ganz verwirrt,
ich komm vom Binden gar nicht los,
weil Bilder bindet der famos.
Da kommt in' Kopf mir Heinrich Band,
der einst ein Instrument erfand,
bekannt als das Band-oneón
dem Tango-Tänzer lange schon.
Die Band-e doppeldeutig ist,
die Gangster-Bande niemand 'misst
es braucht der Billiard-Spieler doch
die Band-e zum Erfolg am Loch.
Mit Band-it schließ den Reigen ich,
der, merk ich gleich, auch bindet sich,
zunächst gemein zur üblen Band',
dann an des Polizisten Hand.
Genug ge-Band-elt, liebe Leut',
ich sage euch Ciao Ciao für heut.
(Verbeugt sich und verschwindet im Zauber-Hut.)
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