Mitgedicht, der dritte Akt

Ihr Narren hier, schnell aufgewacht,

der Hase hat sich aufgemacht,
Euch mit der Klassik zu traktieren,
den alten Goethe zu zitieren,
um Euch mal richtig zu fordern 'raus,
er hoffet, dass es Euch kein Graus.

Drum sucht Euch munter ein Gedicht,
das ihr nach Eurem G'schmack zuricht.

Ihr Spötter
(sehr frei nach J.W. von Goethe)

Behalte deine Zunge, Mensch,
In Deinem Mund!
Und übe, Goethe gleich,
Der Verse klopft,
Im Dichten Dich und Reime schmieden!
Mußt mir meine Sätze
Doch lassen stehn,
Und meine Bilder,
Die du nicht geschaut,
Und meinen Geist,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Spötter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Andrer Werke
Und Gedanken
Euren Ruhm
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Besserwisser
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zum Gymnasium, als wenn dort wäre
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich meiner Dummheit zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Lehrer Übermut?
Wer rettete vor Fünfen mich,
Von Repetition?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Gerettet. Rettungsdank
Den Spottenden da droben?

Ich Euch ehren? Wofür?
Habt Ihr die Werke gelobt
Je eines Andersdenkenden?
Habt Ihr die Tränen gestillt
Je eines Gemobbten?

Hat nicht mich zum Autor geschmiedet
Die Leselust
Und der Lesefrust,
Meine Freude und Eure?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Schreiben hassen,
Vor die Glotze fliehn,
Weil nicht alle Reime
Sich reimten?

Hier sitze ich, forme Gedanken
Nach meinem Bilde,
Eine Geschichte, die mir gleich sei,
Zum Lachen, Weinen,
Genießen und freuen sich,
Und Euch nicht zu achten,
Wie ich.

[AlterHase48]

(Der Narr schleicht sich herein, schaut das Geschriebene be- und wirft sich ungeschickt zu Boden)

Ein Klassiker der eignen Klasse!
Wie kann ich dazu mich erheben,
wo doch die Knie schon zittern mir - und beben ...
Nein, da fehlt's meinem Hirn an ...

Beweglichkeit.

Ich trete eigne Sätze breit.
Doch traue ich dem sowas zu,
der mich beschreibt und so im Nu
verdichtet, was den Narrn befreit.

Der Aufschrei-Bär wird's richten müssen.
Dieweil der Narr zu blöde ist.
Der ist und bleibt nur ein Statist,
bei seines Herren Textergüssen.

Ich gehe hin ... tern Vorhang nun.
Und lass den Kerl das Seine tun ...

(hoppelt schellend hinfort)

*******************

Gefunden
(freikörperlich und ebenso ~geistig gemauert nach
Johann Wolfgang von Hasenopfer - 1749-1832)

Ich ging auf Wattpad so für mich hin.
Lektüre suchen, das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich ein Cover stehn,
Und las den Klappentext, der war recht schön.

Ich klickte weiter und las hinein,
und musst erbrechen, das war nicht fein.

Ich kommentierte und sprach mich aus.
Doch wollt der Schreiberling das gar nicht wissen, es war ein Graus.

Da sucht' ich Bess'res, begab mich fort,
und fand ein gutes Werk, an andrem Ort.

(Der Narr stürmt herein und kawummert dem Aufschrei-Bären die Blase ans Haupt)

Heheee, was soll uns  so ein Schmarrn?
Den Blumenvers zu massakrieren...
Kannst du nichts ernsthaft'res probieren?
Ich bleibe hier! - Werd dessen harr'n ...

(schüttelt unter Schellengebell den Schädel)

Nee, nee und nee, dat is man 'n Ding,
Wat da der Bengel ... Ick bünn platt!

Das gilt nicht, hört, was ich euch sing:

(holt eine Balalaika aus der Hose und tremoliert, was das Zeug hält)

Seht euch das an!
Seht euch das an!

Was der Schreiberling
schleppt für'n Quaas ran!

(schmeisst die Bala nach dem Laika und rennt weg)

Mach dem Narren keine Qual,
Aufschrei-Bär, versuch's noch mal!

Na gut. (brummelt der Gescholtene)

Herzenshäuslein
(Auch sehr frei - nach dem selben Uhr-Heber: J.W. von DIXI)

Sah ein Knab ein Häuslein stehn,
musst gleich dorten bleiben.
Körper zwang ihn hin zu gehn,
musste in der Schlange stehn.
Konnt' es nicht vertreiben.
Häuslein, lockst mich mit dem Herz,
mitten auf der Heiden.

Knabe sprach: "Was dauert das!
Kann man's nicht vermeiden?
Geht's noch lang, mach ich mich nass.
Das ist eklig und kein Spaß,
und nicht gut zu leiden...
Lasst mich in das Haus mit Herz,
mitten auf der Heiden!"

Und der wilde Knabe sprang,
mitten auf der Weiden,
eh die Blase ihn bezwang
mit full speed den Weg entlang,
Allen ward es Angst und bang,
rannten von der Weiden.
Freiheit für den jungen Mann,
im Herzhaus, auf der Heiden...!

Aufschreiber

Die Seekuh zieht gemächlich ihre Bahn,
stupst mit der weichen Schnauze
die beiden Dichterfürsten an.
Dann hebt sie ihre Plauze.

Mit tiefer Stimme brummelt sie
tief in des Flusses Fluten:
"Gedichte verdichten? Das tat ich noch nie,
doch will ich es mir, und auch euch, mal zumuten.

Vom Original, weil ich es so passend,
vom Reim und dem Tempo erachte, 
bin ich nicht frei, eher enger  fassend,
hoff, dass mir nicht böse 
der Mann, der es einst erdachte.

Drum schreibe ich hier
und bleibe dabei,
mein kleines Brevier,
frei nach Rainer Maria Narretei.

***

-Narrentag-

Meine Herren: es ist Zeit, zu dichten mit euch grandios.
Ich leg Gedanken nieder, hinter Titeln
und in Kapiteln lass ich Worte los.

Ein Buch wie dieses, darf ruhig tolldreist sein;
von uns erkaspert, ohne Sinn und -fragen.
Wir dichten zur Vollendung hin und jagen
den letzten Zweifel in den Orcus rein.

Wer jetzt noch Sinn sucht, findet keinen mehr.
Wer jetzt erfreut ist, darf es gerne bleiben,
wird lachen, lesen, Kommentare schreiben
und zwischen Büchern, hin und her,
im Tanz der lust'gen Blätter treiben.

DasManati ]

Warum gabst du uns ...

(Frei nach Joop Willem von Grauburgunder)

Warum gabst du uns die tiefen Blicke,

Tief ins Glas hinein zu schaun,

Unsrem Durste, unsrem Zecherglücke

Wähnend selig nimmer hinzutraun?

Darum gabst du, Bacchus, uns den Rebensaft,

Ihn tief in den Hals hinein zu gießen,

Um bei heiter frohen Festen

Unsere Trinkfestigkeit zu testen!

Ach, so viele tausend Säufer kennen

keine guten Weine, dumm wie eine Wurst,

Schweben zwecklos hin und her und rennen

Hoffnungslos mit ungestilltem Durst.

[pillatess]  

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