Fourty two
C O L E
Mein heutiger Plan an diesem Abend war eigentlich gewesen, mich wie ein erbärmliches Stück in meinen Sitzsack zu pflanzen, versuchen einen neuen Song zu schreiben, was ich lange nicht mehr tun wollte, und mich in Gesellschaft von meiner allerliebsten Gitarre zu betrinken.
Das Szenario wendete sich allerdings, also saß ich nun bei Gray zu Hause auf seiner verdammt gemütlichen Couch und hatte statt meiner Gitarre, mein iPhone in der Hand und checkte an diesem selben Tag schon das dreizehnte Mal Celias Instagram ab. Dieser Scheiß machte süchtig.
Ich sah sie häufiger und länger durch ihre geposteten Fotos als im echten Leben, obwohl sie meine Freundin, Nachbarin und fucking Arbeitskollegin war. Das war doch verhext. Außerdem war es Freitag und Freitagabende verbrachten wir normalerweise Zeit miteinander.
Mein Blick verharrte schon wieder an diesem einen bestimmten Foto, welches mich einfach nicht losließ. Es musste im Sommer während ihrer Bootsreise entstanden sein, denn hinter ihr war ein Hafen und das weite blaue Meer zu erkennen.
Celia stand da, so unglaublich glücklich, und schenkte der Kamera ihr schönstes Lächeln. Als ich sie das erste Mal überhaupt am Hafen erblickt hatte, erwischte ich sie genau in dem Moment, in dem sie herzlichst gelacht hatte. Ihr Lachen hatte meine volle Aufmerksamkeit geweckt.
Ich erinnerte mich noch gut daran, wie sie sich dabei angehört hatte. Es war nicht dieses süße Lachen gewesen, das ich lieben lernte, sondern dieses irre klingende Lachen, in das ich mich sofort verliebt hatte. Seither wollte ich nur noch an dieses bezaubernde Mädchen denken.
Ich seufzte tief, als mir plötzlich das Handy aus der Hand genommen wurde. "Das brauchst du jetzt nicht mehr", meinte Gray, während er sich achtlos auf den freien Platz neben mich fallen ließ. "Ich habe mir gerade etwas angesehen", merkte ich trocken an, wozu er eifrig nickte.
"Nachdem du jetzt das zehnte Mal heute das selbe verdammte Foto deiner Freundin angestarrt hast, solltest du aber merken, dass irgendwann auch mal gut ist", ergänzte er vorwurfsvoll, worauf ich ihn nur großkotzig bei der Anzahl der Male korrigierte. Er hatte ja eigentlich Recht.
Bevor er nach der Fernbedienung griff, überreichte er mir meinen Drink und ich bedankte mich. Gray hatte den Vorschlag, gemeinsam das Footballspiel anzusehen, insbesondere weil wir schon ewig nicht mehr alleine Zeit miteinander verbracht hatten, also würden wir nun das auch tun.
Er öffnete das Spiel, das seit drei Minuten begonnen hatte und ich musste zugeben, dass diese gemütliche Atmosphäre, die sich sogleich breitmachte, eine wohltuende Abwechslung war. Wir breiteten die Beine aus, stießen unsere Gläser miteinander an und ich entspannte mich endlich.
Ich verbot mir jeden doch so tiefgründigeren Gedanken an Celia. Zumindest an diesem Abend sollte ich es schon schaffen können, mir nicht über diesen ganzen Mist den Kopf zu zerbrechen. Es fiel mir schwer, besonders da sie sich mit Elijah traf, aber ich kam allmählich wirklich zurecht.
Anfangs war es vielleicht unerträglich gewesen, dass sie sich von mir entfernte, weil sie Zeit zum Nachdenken brauchte, doch gleichzeitig einem anderen näher kam, aber mittlerweile wollte ich wenigere Foltermethoden allesamt an diesem Dreckskerl ausprobieren. Ich musste gefasst sein.
Ich hatte nämlich erkannt, dass Celia mir eine zweite Chance geben würde, sobald sie sich bereit dazu fühlte. Wir liebten und brauchten aneinander. An diesem Glauben hielt ich stur fest und fand es daher sehr unwahrscheinlich, dass sie uns aufgeben würde. Das war nur eine Phase.
Es gefiel mir zwar nicht, dass Elijah während dieser Zeit eine verdammte Rolle spielen musste, aber sie blieb trotz allem meine Freundin. Er hatte das zu respektieren. Falls dieser Mistkerl das nicht berücksichtigen sollte, würde ich ihm die Hände brechen, mit denen er sie je berührt hatte.
"Was ist eigentlich mit Amara? Ist sie überhaupt noch in der Stadt?", sprach Gray irgendwann dem Football Moderator dazwischen, ohne den Blick zu mir zu wenden. Ich zuckte interesselos die Schultern. "Ich habe sie seit unserem Gespräch nie wieder gesehen. Die ist Geschichte."
Wir sahen aneinander an. Er hob seinen Drink in die Höhe. "Cheers." Ich lachte leise auf, bevor ich die Flüssigkeit angenehm in meiner Kehle brennen spürte. Das Amara-Kapitel war endgültig abgeschlossen und wurde verbrannt, also würde ich nie wieder mit ihr zu tun haben müssen.
Die Couch fing unter mir an leicht zu vibrieren und mir war sofort klar, dass das nicht mein Handy sein konnte. "Du wirst angerufen", wies ich Gray darauf hin, da er weiterhin wie gebannt das Spiel verfolgte. "Echt?" Er zog sein Handy aus der hinteren Hosentasche. "Es ist Suela."
Verwundert über ihren Anruf nahm er ab. "Was gibt's? Alles in Ordnung bei dir?" Seiner Tonlage zufolge erwartete er nicht, dass sie schon so früh von sich hören lassen würde. Gray schaute zu mir. "Ja, Cole ist hier." Jetzt wurde es interessant. Ich rückte näher und versuchte zu lauschen.
Betonung lag auf versuchen, denn ich verstand absolut gar nichts. "Äh, okay. Da wird er sich sicher freuen", sagte er stirnrunzelnd, weswegen ich lautlos 'Was ist passiert?' sagte, doch Gray wimmelte mich bloß mit einem Handwedeln ab. "Machen wir. Bis gleich, Baby. Wir sehen uns."
Er legte grinsend und überaus glücklich darüber, dass seine Freundin offenbar vorbeikommen würde, auf und legte sein iPhone auf den Tisch. Ich kannte dieses Grinsen. Er dachte daran, dass er heute noch tollen Sex kriegen würde und was sollte ich sagen- Der Bruder hatte gewonnen.
"Planänderung. Suela war mit Celia hier ganz in der Nähe unterwegs. Celia hatte ein paar Drinks zu viel. Suela kann sie schlecht nach Hause bringen und will mich außerdem sehen, also liegt es jetzt an dir, deine betrunkene Freundin nach Hause zu begleiten. Zieh schonmal deine Jacke an."
Nun war ich derjenige, der tief die Stirn runzelte. "Was zur Hölle?", entfuhr es mir irritiert. Ich konnte nicht glauben, dass Celia so verantwortungslos und dazu ohne mich, sich an einem willkürlichen Ort mit Alkohol zudröhnte. Ich wollte nicht so sein, aber sie enttäuschte mich.
Davon abgesehen hatte ich heute denselben Plan gehabt und hatte vor, das in einer Celia-freien Zone zu tun. Dieses Biest musste mir natürlich wieder dazwischenfunken. Und trotzdem fand ich ein kleines bisschen Gefallen daran, unter diesen Umständen Zeit mit ihr verbringen zu können.
"Hast du sie jemals betrunken erlebt?", erkundigte sich Gray bei mir belustigt und ich erinnerte mich daran, dass ich das eigentlich nie hatte erleben wollen. "Nicht wirklich. Ich weiß nur, dass für sie schon zwei Gläser zu viel sind. Celia verträgt nur wenig Alkohol, sonst läuft alles schief."
"Dann wünsche ich dir viel Glück, denn so wie sich Suela anhörte, muss Celia gerade wirklich anstrengend sein." Ja, das hatte ich schon befürchtet. Entweder machte sie der Alkohol sehr müde oder er drehte sie völlig auf. Dazwischen gab es nichts. Leider traf diesmal letzteres zu.
Es klingelte an der Haustür. Ich bereitete mich mental auf das vor, was mich gleich erwarten würde. Im selben Moment fiel mir wieder ein, dass sie betrunken jedes Mal über mich herfiel oder sich ihre Lust auf Sex schlicht vervierfachte. Oh, das würde eine Herausforderung werden.
Gray öffnete ihnen die Tür. Ich sah nicht viel, doch vernahm sogleich Celia, wie sie fröhlich Grays Namen summte. "Dir auch Hallo", sagte dieser lachend und nahm sie zur Begrüßung in den Arm. Suela schien verdammt erleichtert darüber, dass nun er sie halten musste und trat herein.
Ich stand auf und lief zu ihnen. "Bring Celia bitte nach Hause und stell sicher, dass sie auch wirklich in ihrem Bett einschläft", murmelte Suela an meinem Ohr, während wir uns ebenfalls umarmten. Ihre Aussage verwirrte mich ein wenig. "Wo sonst sollte sie denn auch einschlafen?"
"Oh, hast du Ahnung! Das letzte Mal ist sie direkt draußen vor der Haustür eingeknickt und Papá Navarro hat sie dann in diesem Zustand vorgefunden. Das war kein schöner Morgen." Zweifellos hatte sich das ereignet, als ich noch in Kanada lebte, denn das hätte ich definitiv mitbekommen.
"Mach dir keine Sorgen, sie ist bei mir sicher", versprach ich ihr und erntete dafür ein aufrichtiges Lächeln. "Das weiß ich, Cole. Ich dachte auch nie etwas anderes." Es erleichterte mich, dass ich ihr Vertrauen nicht auch noch missbraucht hatte, weshalb ich auch dieses Lächeln erwiderte.
"Celia, ich hatte schon vor zwei Monaten Geburtstag", hörten wir Gray im nächsten Moment sagen, worauf ihn Celia erstaunt anschaute. Anschließend schmollte sie. "Warum kann ich dir trotzdem nicht gratulieren?" Gray verkniff sich das Lachen. "Das hast du doch schon damals."
"Okay, es ist Zeit für uns zu gehen", unterbrach ich dieses komische Gespräch, sogleich ich Celias Aufmerksamkeit auf mich zog. "Uns?", entkam es ihr verdutzt und verwirrt. "Ja, uns. Ich werde dich jetzt nach Hause bringen, Celia." Ich zog meine Jacke an. Gray ließ sie daraufhin los, ich hielt sie.
"Hey, fass mich nicht an!" Ruckartig entzog sie sich meinem sanften Griff, wodurch sie sofort ihr Gleichgewicht verlor. Reflexartig zog ich sie enger an mich. Oh Mann, dieses wandelnde Chaos konnte nicht einmal mehr alleine auf eigenen Beinen stehen und trug zudem auch noch ihre hohen Schuhe.
Da ich geglaubt hatte, ich würde heute bei Gray übernachten und wir abmachten, dass er mich morgen wieder nach Hause fahren würde, war ich nicht mit dem Wagen hier. Das würde ein interessanter Spaziergang werden. Ich war keinesfalls darauf vorbereitet gewesen.
"Au, mein Kopf!", stöhnte Celia gequält auf und war so zu abgelenkt um zu merken, dass wir uns nun näher standen als es für uns unter diesen derzeitigen Umständen erlaubt war. Ihr süßer Duft hatte sich mit dem Geruch des Alkohols vermischt und drang mir unwillkürlich in die Nase.
Ich versuchte es zu ignorieren und wandte mich stattdessen wieder an unsere Freunde. Ich verabschiedete mich von ihnen und schaffte es zumindest, mit Celia durch dir Haustür zu gehen, trotz dass sie sich mir stur widersetzte, somit wir nun zu zweit draußen standen. Ich lief los.
"Ich kann auch alleine laufen, Cole. Lass mich los!", befahl sie mir trotzig und ein wenig lallend, doch ich beachtete sie kaum. "Wenn du gar nicht wolltest, dass ich dich begleite, dann hättest du dich erst gar nicht betrinken sollen, Madame. Und warum betrinkst du dich überhaupt?"
Sie lachte laut auf. "Was geht dich das an? Du bist nicht mein Daddy, den ich um Erlaubnis bitten muss." Es vergingen vielleicht erst zwei Minuten und diese Frau trieb mich jetzt schon mit ihren Worten und ihrem Verhalten in den Wahnsinn. "Celia, pass auf, wie du mit mir sprichst."
"Sonst was?", schoss sie angriffslustig zurück. "Willst du mich etwa bestrafen?" Ich atmete tief durch. Ich sollte ihr kein Gehör schenken. "Hm, wie viele Schläge auf meinen Hintern würde ich denn kassieren? Ich weiß doch, wie sehr dir das gefällt, Baby." Nein Cole, geh nicht darauf ein.
Jedes Mal, wenn sie Alkohol getrunken hatte und mit mir alleine war, schaltete sich ihr Gehirn um, sodass sie nur noch schmutziges Zeug von sich gab. Manchmal glaubte ich sogar, sie würde mir so ihre geheimen Bettfantasien verraten und dummerweise gefielen diese meinem Schwanz.
"Celia, hör bitte auf zu reden. Bitte!", warnte ich sie nochmals, doch das sah sie nur als weitere Einladung an, noch mehr Worte auszusprechen, dessen Timing ungünstiger nicht sein könnten. Sie hielt uns abrupt an. Ihre Hände legten sich auf meine Brust und ich hörte auf zu atmen.
"Habe ich dich so verärgert, dass du jetzt nicht einmal mehr mit mir reden willst?", säuselte sie unschuldig und ich schluckte schwer. "Vor fünf Minuten wolltest du mich nicht mal bei dir haben und jetzt beschwerst du dich, weil ich nicht mit dir rede?", gab ich bemüht gefasst zurück.
"Hm, ja, ich verstehe deine Verwunderung. Aber wir müssen nicht unbedingt reden", sagte sie und ging auf die Zehenspitzen, um mir näher zu kommen. Mein schlimmster Albtraum, den ich mir eigentlich jeden Abend erhoffte, war kurz davor, wahr zu werden. Sie wollte mich küssen.
Wie sehr ich ihre Lippen auf meinen spüren wollte, war das nicht der richtige Zeitpunkt. Sie war betrunken und wusste nicht, was sie tat. Ich durfte das nicht ausnutzen. "Doch, mit Reden habe ich kein Problem. Wir können uns gerne unterhalten", entfuhr es mir nervös. Ich sorgte für Abstand.
"Bin ich dir nicht mehr sexy genug, Cole?" Ich blinzelte perplex. Bildete ich es mir ein oder wirkte sie wirklich gekränkt, weil ich sie abgewiesen hatte? Himmel, ich fand sie mehr als nur sexy, aber das könnte ich Celia jetzt nicht erklären. "Früher hättest du sofort mit mir geschlafen."
"Und ich werde auch wieder mit dir schlafen, nur nicht heute. Versprochen", sagte ich hilflos und bemerkte sogleich, wie falsch ich mich ausgedrückt hatte. Denn nun kassierte ich auch noch eine Ohrfeige, die sie mir nüchtern niemals verpasst hätte. "Ihr Männer seid doch alle gleich!"
Unnötig dramatisch löste sie sich von mir gänzlich und versuchte alleine weiterzulaufen, doch auf halbem Fuß knickte sie ein, sodass ich sie erneut schnell vor einem Sturz bewahren musste. Das reichte. Ich legte einen Arm um ihren Rücken, den anderen um ihre Kniekehlen und hob sie hoch.
Celia quiekte überrascht auf und legte ihre Arme reflexartig um meine Schulter, um Halt zu finden. "Spinnst du?", rief sie anschließend empört, doch ich ignorierte sie bloß. "Weißt du, ich habe entschieden, dass du ziemlich gemein bist", redete sie weiter. "Ich mag dich nicht."
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. "Warum?", entgegnete ich. "Weil ich dir den Luxus bereite, mit diesen hohen Schuhen nicht laufen zu müssen?" Celia schüttelte den Kopf. "Nein, weil du mir das Herz gebrochen hast und ich mich deinetwegen überhaupt betrinken wollte." Autsch.
Das komisch brennende Gefühl an meiner Wange, die ihre Schelle verursacht hatte, verspürte ich nun auch im Inneren. Es war leider nicht dunkel genug, um nicht erkennen zu können, dass ihre Augen glasig wurden. "Du hast mir so weh getan, Cole", hauchte sie. "Mir geht es nicht gut."
"Ich weiß", wisperte ich. "Mir auch nicht." Sie erinnerte sich immer noch klar an das, was geschehen war, obwohl sie das Ziel hatte, es wenigstens an diesem Abend zu vergessen. Wie tief musste dann die Wunde gehen, die ich ihr zugefügt hatte? Mir wurde so abartig schlecht.
Ihre Finger strichen plötzlich sanft und zurückhaltend über meine Wangen, während sie mich musterte. Ich musste mich innerlich davon abhalten, mich nicht in ihre Hände zu schmiegen, die mein Gesicht hielten. "Warum musstest du uns nur das antun, Liebling? Wir waren doch glücklich. Wir konnten uns alles erzählen."
Ich hasste es, wie ehrlich der Alkohol sie bei sensibleren Themen machte. Das würde sie mir nicht einfach so geradeaus sagen. Nüchtern provozierte sie mich und blieb stur, doch nun zeigte sie mir das erste Mal, wie zerbrochen sie sich meinetwegen wirklich fühlte. Mein Herz schmerzte.
Sie lachte traurig auf. "Seither habe ich Angst, dass ich dir vielleicht nie wieder glauben werden kann, obwohl ich das so gerne möchte." Meine Augen weiteten sich erschrocken, als ich das hörte. "Celia, bitte sag so etwas nicht. Es war ein Fehler, den ich nie wieder begehen werde."
Celia schwieg. Die kühle Nachtluft machte sich bemerkbar, doch ich war mir sicher, dass wir nicht aufgrund des Windes zitterten. "Ich fühle mich unglaublich müde", sagte sie leise. Dann spürte ich, wie sie das Gesicht in meiner Halsgrube vergrub. Dessen war sie sich sicher nicht bewusst.
Es wurde still zwischen uns. Dieses einengende Gefühl, das ich heute verdrängen wollte, wurde Sekunde für Sekunde mächtiger. Sie hatte offenbar dasselbe Problem wie ich. Sie vermisste uns glücklich und unzertrennlich, doch wusste nicht, ob oder wie wir uns je wieder fixen könnten.
Schon eigenartig, wie man jemanden vermissen konnte, der doch gar nicht wirklich fort war. Ich hielt Celia regelrecht in meinen Armen und war bei ihr, aber trotzdem erreichte ich sie nicht. Wir waren zusammen, aber ein wichtiges Puzzlestück fehlte, sodass wir nicht vollkommen waren.
Dieser Gedanke quälte mich auch dann noch, als wir endlich vor ihrer Haustür ankamen. Ihren regelmäßigen Atemzügen zufolge, war sie eingeschlafen und glücklicherweise schaffte ich es, den Hausschlüssel aus ihrer Tasche zu nehmen, ohne dass ich sie hatte herabsetzen müssen.
Ihre Eltern schienen schon zu schlafen. Es war ruhig und nirgendwo brannte Licht. So leise wie möglich stieg ich mit ihr die Treppen hinauf. Problemlos kam ich dann in ihrem Zimmer an und legte sie vorsichtig auf das Bett. Bevor ich mich um sie kümmerte, lief ich zur Tür und schloss sie.
Wieder bei Celia angekommen bemerkte ich, dass sie längst ihre weiche Decke umklammert hatte. Schlafend sah sie so unschuldig wunderschön aus. Ich wollte sie nur ungern wecken, weshalb ich ihr auch ganz behutsam die Schuhe auszog und sie sorgfältig auf den Boden stellte.
Als nächstes befreite ich sie erfolgreich aus ihrem Mantel und hängte diesen sofort auf. Blieb nur noch ihre Kleidung übrig, in denen es sich nicht gemütlich schlafen ließ. Jedoch wusste ich nicht recht, wie angemessen es jetzt wäre, wenn ich sie bis auf ihre Unterwäsche ausziehen würde.
Ich rang kurz mit mir selber, bis ich sie entschlossen bloß aus dieser Jeans holen wollte. Meine Finger zitterten, als ich den Knopf öffnete und den Reißverschluss runter zog. Ich hatte sie schon oft ausgezogen und wurde ein verdammter Spezialist darin, aber diesmal war es anders.
Ich schob die Jeans ihren Beinen entlang nach unten und hoffte schwer, dass sie nicht aufwachen würde. Sie aus der Hose zu kriegen war zwar ein wenig mühsam gewesen, aber ich glaubte, dass sie hinterher leise und zufrieden im Schlaf geseufzt hatte. Das brachte mich zum Schmunzeln.
Zuletzt hob ich sie nochmals hoch, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie wirklich nicht mehr aufwachen würde- was eigentlich nicht wunderlich war, wenn man bedachte, wie viel sie getrunken hatte, und schlug die Decke zur Seite, damit ich sie richtig in das Bett legen konnte.
Ich deckte sie bedachtsam zu und konnte nicht verhindern, dass meine Finger anschließend durch ihre wilden Locken glitten. Das helle Mondlicht schien in ihr Zimmer und ließ mich ihre feinen Züge erkennen. Sie sah zauberhaft aus. Ich war so verdammt verliebt in dieses Mädchen.
Langsam kniete ich mich am Rande ihres Bettes und nahm vorsichtig ihre Hand in meine. Morgen würde sie sich vermutlich nicht einmal daran erinnern, was sie mir vorhin alles gesagt hatte. Geschweige denn, dass ich sie nach Hause gebracht und sie Schlafen gelegt hatte.
Aber das war in Ordnung, denn ich wusste, dass wir nochmal über uns reden würden und über das, was noch nicht ausgesprochen war- aber im nüchternen Zustand. Jetzt gerade wollte ich einfach nur bei ihr sein und ihre Nähe spüren, solange bis der nächste Morgen anschlug.
"Ich kann nicht ungeschehen machen, was passiert ist, aber ich werde mich wieder bessern, Kleeblatt", flüsterte ich ihr zu. Ich hauchte ihr einen versprechenden Kuss auf die Stirn. Es war immer noch nicht zu spät, um die Puzzleteile unserer Liebe zu einer Vollkommenheit zusammenzufügen.
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