Kapitel 3
Cloud
Ich fühle mich leicht. Federleicht.
Cloud, wach auf.
Eine Stimme stört meinen friedlichen Schlaf.
Wach endlich auf.
Sie ist süßlich. Zart und zerbrechlich. Doch statt mich weiter einzulullen, zieht sie mich aus dem schwarzen Loch der Unendlichkeit wieder hervor. Geblendet von dem grellen Licht, kneife ich die Augen zusammen. Und als ich sie langsam öffne, erkenne ich eine kleine, zierliche Gestalt, die sich mit einem besorgten Ausdruck über mich beugt. Sie hat smaragdgrüne Augen und dunkelbraune Locken, die strähnenweise ihr Gesicht umranden. Ihr Blick ist sanft und ihre Hand ruht auf meine Brust. Sie kommt mir vertraut vor. Woher kenne ich sie? Ich will sie fragen, aber meinem Mund entkommt nur ein gequälter Laut: „Mm". Das Mädchen kichert leise und flüstert mir zu: „Endlich bist du wach, Cloud. Ich habe mir Sorgen gemacht! Erinnerst du dich an mich?". Da kein Verlass auf meine Stimme ist, schüttele ich lediglich den Kopf. Sie kichert ein weiteres Mal und meint: „Schon okay, deine Seele ist vermutlich etwas durcheinander. Wir waren damals Gefährten, vor paar Jahren, allerdings nur für kurze Zeit, da du plötzlich wie vom Erdboden verschluckt warst. Ich bin Aerith". Aerith. Ein Name, der mir bekannt vorkommt, doch woher? Gefährten? Was ist passiert? Cloud? Ist das mein Name? Wer bin ich nochmal? Ein intensiver Schwindel erfasst mich und plötzlich wird mir wieder schwarz vor Augen. Ich falle langsam wieder in das Loch, aus dem ich gerade eben noch gerettet wurde.
Tifa
Meine Beine drohen langsam nachzugeben. Ich keuche. Der Schweiß strömt mir inzwischen aus allen Poren. Ich mache eine kurze Pause. Fast geschafft. Mein Atem ist in der kalten Luft deutlich sichtbar, als ich die eiskalte Luft hektisch einsauge und wieder ausstoße. Mein Adrenalin verhilft mir auch noch den letzten Abschnitt des „Eisernen Tals" zu bezwingen. Der Name ist nicht unberechtigt. So weit das Auge reicht, sind überall Fichten und Birken, die komplett eingefroren sind. Teilweise hängen sogar Eiszapfen an ihnen, die drohen, jeden Moment, auf der rutschigen Erde zu zerschmettern. Es dämmert bereits und die Landschaft versinkt in einen mysteriösen dunkelroten Glanz. Ich schreite vorsichtig weiter, um diese Uhrzeit ist es in diesem Tal nämlich gefährlich. Überall lungern Monster, die jederzeit aus ihrem Versteck hervorkriechen und mich attackieren könnten. Ich zittere vor Kälte. Und Angst. Nicht etwa Angst um mich, sondern Angst um ihn. Nach einer Weile erkenne ich in der Ferne zwei Silhouetten. Mein Herz setzt aus. Die eine liegt auf dem Boden und die andere kniet vor ihr. Es dauert nicht mehr lange, bis ich losrenne. „Cloud?", schreie ich. Ich renne ohne Halt immer weiter und erkenne einen blonden Haarschopf. Meine Augen weiten sich. Es ist wirklich Cloud. Ich springe die letzten Meter förmlich und mache dicht vor ihnen halt. „Tifa? Was machst du hier? Es freut mich dich zu sehen!" Meine Augen wandern kurz zu dem Mädchen, das vor Cloud kniet, und mir einen erfreuten Blick schenkt. Aerith? Doch bevor ich irgendetwas äußern kann, flitzen meine Augen wieder zu Cloud. Er liegt in seiner Ausrüstung, leicht blutend, seine Haare sind durcheinander, doch das ist nicht verwunderlich bei ihm. Sein Gesichtsausdruck ist friedlich, fast so, als würde er schlafen. Etwas landet auf seiner Brust. Eine Träne. Zwei. Immer mehr prasseln auf ihn herab, während ich anfange über ihn gebeugt zu schluchzen. „C-Cloud". Mein Kopf ist wie leer, ich nehme nichts mehr wahr. Ich habe ihn so schrecklich vermisst. Und jetzt liegt er vor mir, doch ich habe keine Gewissheit, ob er überhaupt noch lebt. „Tifa, beruhig dich", eine warme Hand berührt meine Schultern, „Cloud lebt, aber er muss sich ausruhen. Er muss zu sich kommen." Ich nicke erschlagen und streiche mir schnell über die Augen. „Aerith", flüstere ich kaum hörbar, „wann wird er aufwachen?". Aerith scheint für einige Momente zu überlegen und eine gespenstische Stille füllt die Atmosphäre. „Ich weiß es nicht, Tifa. Erinnerst du dich an den Segen, den ich damals für alle ausgesprochen habe? Ich spüre es, wenn jemand in Not ist, denn dieser Segen hat mich mit eurem Lebensstrom verbunden. Deswegen habe ich einen seltenen Teleportationszauber verwendet, um so schnell wie möglich herzueilen. Zum Glück, denn Cloud lag schwerverletzt am Boden. Ich habe ihn mit Vitra geheilt, seine Wunden sind also komplett geschlossen. Das Blut an seiner Kleidung ist nur ein vertrockneter Überrest. Alles was ihm jetzt noch fehlt, ist ein Teil seiner Seele. Und dieser Verlust hat ihn in diesen Zustand versetzt." Ich brauche eine Weile, um diesen Inhalt zu verdauen und werde auf einmal von einer gewaltigen Welle der Erschöpfung überrollt, noch während Aeriths Worte in mich hineinsickern. „Ich mache einen kurzen Spaziergang, Tifa. Ich muss etwas nachdenken. Bitte ruh dich aus, okay?" Ich nicke leicht. Meine Augen schweifen in die Ferne. Meine Arme senken sich auf den schlafenden Körper vor mir herab und kaum eine Sekunde später, legt sich auch mein Kopf auf ihm ab. Sein Körper ist warm, trotz der Tatsache, dass er wie ein Sterbender im Koma liegt. Es dauert nur wenige Augenblicke, bis mich diese vertraute Wärme umhüllt und mich in einen verführerischen, intensiven Schlaf wiegt.
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Falls euch die Story gefällt, würde es mich sehr glücklich machen, wenn ihr den Kapiteln einen Vote dalasst<3
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