Sieben
Kapitel 7
„Na, was machst du, mein Hübscher?"
Die sanften Worte erschreckten mich so, dass ich das Album rasch zuschlug und in der Schublade der Kommode verschwinden ließ, bevor ich abrupt herumwirbelte und ein schiefes Lächeln aufsetzte. Warum zum Teufel hatte ich ihn nicht hereinkommen gehört? Wie konnte sich ein Mensch so absolut lautlos bewegen?
„Nichts", beeilte ich mich zu sagen und vollführte eine unbestimmte Geste. „Ich... habe ein paar Sachen aufgeräumt. Klamotten, hauptsächlich..."
Unterdessen war Hyunjin bei mir angekommen, legte seine Hände auf meine Hüften und beugte sich grinsend zu mir. Sein Mund verteilte eine Reihe kleiner Küsschen auf meinen Hals und ich unterdrückte ein sehnsuchtsvolles Seufzen. Es konnte doch nicht sein, dass jede Berührung von ihm sofort meinen Verstand lahmlegte. Wie von selbst legten sich meine Hände auf seine Schultern, rutschten dann ein Stück hinab und blieben auf seinen Armen liegen. Durch den dünnen weißen Stoff seines Hemdes konnte man deutlich die Wärme seiner Haut spüren.
„Mmh...", schnurrte er dabei. „Und doch hast du immer noch so unerfreulich viel an..."
„Bitte?" Ich musste lachen.
Hyunjin hob den Kopf und schmunzelte. „Ich habe nur festgestellt, dass du wohl die falschen Klamotten aufgeräumt hast." Zeitgleich zu seinen Worten zupfte er am Saum meines Pullis, schob ihn ein Stück hinauf und glitt mit beiden Händen unter den weichen Stoff. Behutsam strichen seine Finger über meine nackte Haut und verharrten dann und wann. Dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen und quittierte jedes verräterische Zucken meinerseits mit einer erhobenen Augenbraue oder dem spöttischen Heben eines Mundwinkels.
„Du bist ja heute so empfindlich..."
Das war eine arge Beschönigung der Wahrheit und das wussten wir beide. Ich war keinesfalls heute besonders empfindlich, ich war es immer. Oder besser: Immer, wenn er zu einer gezielten Verführung ansetzte und genau das tat er gerade. Langsam strichen seine Hände wieder über meine Seiten, fuhren ein Stück über meinen Bauch und dann höher. Der Stoff bauschte sich über seinen Handgelenken, während er ihn vor sich herschob. Schließlich erreichten seine Fingerspitzen meine Brustwarzen und rieben mit leichtem Druck darüber. Bebend atmete ich ein, biss mir dann jedoch auf die Unterlippe und zwang mich, den Blickkontakt zu halten, während ich sehr langsam und sehr bedachtsam wieder ausatmete. Ein diabolisches Funkeln trat in seinen Blick. Schon verstärkte sich der Druck, er neigte den Kopf etwas, um nur ja keine Reaktion von mir zu verpassen und prompt brach ich ein. Für einen Moment fielen meine Augen zu, ein leises Seufzen drang über meine bebenden Lippen, bevor ich mich wieder im Griff hatte und blinzelnd erneut die Augen öffnete, um seinem Blick zu begegnen.
Ein wissendes Grinsen traf mich.
„Magst du das?"
Stumm nickte ich, hielt mich weiter an seinem Blick fest, zumindest bis er mir kurzerhand den Pulli über den Kopf streifte und ihn achtlos fallen ließ.
Seine Fingerspitzen strichen über meine Lippen und kaum öffnete ich sie, tupfte ein Finger gegen meine Zungenspitze. Kühl und nass kehrten die Finger zurück, rieben erneut meine empfindliche Brustwarze, bis ich das sanfte Martyrium mit einem leisen Laut quittierte und den angehaltenen Atem ausstieß.
Hyunjin lachte verhalten, beugte sich zu mir und eroberte meinen Mund. Es war ein ungestümer Kuss, feucht und tief, einer, der mich atemlos zurückließ, so dass ich ein wenig gegen ihn schwankte, nachdem er sich von mir löste.
Mein Atem ging schwer und bereits zu schnell. Und seine Hände waren immer noch auf meinem Körper, streichelnd, liebkosend und neckend. Schließlich schob er mich mit einer Hand noch ein Stück weiter zurück, sodass ich halb über der Kommode lehnte und mein Kopf bereits die Wand berührte, während er sich hinabbeugte und sein Mund sich auf meine Brust senkte.
Mit einem zufriedenen Raunen schloss ich die Augen und ließ mich gänzlich in diese Empfindung fallen. Meine Hand fand ihren Weg in seinen Nacken, dann in seinen Haaransatz und unwillkürliche packte ich zu, schlang die Finger in die hellen Strähnen, während er mich mit sanften Bissen malträtierte. Wie von selbst wölbte sich mein Körper seinen Lippen entgegen, den Kampf um meine verbissene Zurückhaltung hatte ich längst verloren. Ich sog hörbar die Luft ein, wenn mich süßer Schmerz durchzuckte und raunte und seufzte, wenn er sanft all die Stellen leckte, die er Sekunden zuvor womöglich noch mit Zähnen bearbeitet hatte.
Wieder berührten seine Finger mein Gesicht, strich sein Daumen über meine Lippen, gleichzeitig fuhr seine rechte Hand jedoch über meinen Körper hinab. Sie strich in direktem Weg über meinen Bauch, über den Bund meiner Hose und mit festem Druck über meinen Schritt. Ein dumpfer Laut drang aus meinem Mund und ich schlug die Zähne ausreichend fest in seinen Daumen, der immer noch an meinem Mund lag. Mit Sicherheit fest genug, dass es nicht mehr ausnahmslos angenehm war, aber Hyunjin zuckte nicht, er grinste nur durchtrieben.
„Sieh dir das an", flüsterte er heiser. „Du bist ja schon hart, macht dich das so an?"
Tat es wohl, wie hätte ich es leugnen sollen, wenn mich allein der Griff, mit dem er mich jetzt gepackt hielt, schon wieder dazu brachte, dumpf aufzustöhnen.
„Mhm..." Er entzog mir seinen Daumen, der deutliche Bissabdrücke trug und schob seine Hand stattdessen in meinen Nacken. Die andere öffnete in beeindruckender Geschwindigkeit Knopf und Reißverschluss meiner Jeans, bevor sie sich unter den Stoff drängte, der ohnehin schon viel zu eng saß. Ich zuckte erneut, als seine Hand über den Stoff meiner Unterwäsche rieb. So viel besser und immer noch nicht genug.
„Am liebsten würde ich dich gleich hier nehmen", raunte er mir ins Ohr, sein warmer Atem, der über meine Haut strich, verursachte mir eine Gänsehaut. Und am liebsten hätte ich mich wohl auch gleich hier von ihm nehmen lassen, wenn wir auch nur ansatzweise darauf vorbereitet gewesen wären. Ich glaubte allerdings nicht, dass ich ruhig hier würde ausharren können, bis er mit allen Hilfsmitteln zurück war. Ich konnte es doch jetzt schon kaum ertragen, ihn nicht zu berühren.
„Mmh...", machte ich entsprechend nur, mühte mich an den Knöpfen seines Hemds, streifte ihm ungeduldig den Stoff von den Schultern und strampelte seufzend vor Ungeduld, weil meine Jeans irgendwo auf halbem Weg hängenblieb.
Wieder lachte Hyunjin, fegte mit einer nachlässigen Geste, etwas in meinem Rücken beiseite, sodass ästhetisch arrangierte Dekoration nun mit dumpfen Poltern und Scheppern auf den Boden fiel. Dafür glitten seine Hände dann auf meinen nackten Hintern und platzierten mich stattdessen auf dem Möbelstück. Jetzt wo meine Beine einfach nur herabhingen, schmunzelte Hyunjin erneut und Schuhe, Jeans sowie Unterwäsche landete auf einem Haufen mit meinem Pulli. Er schob sich zwischen meine Beine und ich erschauert, während der raue Stoff seiner Jeans über meine nackte Haut rieb. Rasch schlang ich die Arme um seinen Nacken, zog ihn zu mir herab, um ihn zu küssen, doch gewährte er mir diese innige Nähe nur für einen Augenblick. Dann machte er sich sanft aber bestimmt von mir los, fasste gleichzeitig mein Bein, drückte es hoch und stellte meinen Fuß auf die Kante. Seine Zungenspitze huschte über seine Lippen und ein weiteres Mal hielt sein Blick den meinen gefangen, während er auch mein zweites Bein anhob und den Fuß auf der Kante platzierte.
Womöglich hätte es mich in einer anderen Situation verlegen gemacht, mich derart exponiert zu präsentieren, aber gerade ließ mir Hyunjin nicht viel Spielraum, um darüber nachzudenken. Schon war seine Hand wieder zwischen meinen Beinen, umfasste mich, streichelte mich, sodass ich gut hörbar keuchte.
Fuck!
Haltsuchend grub ich meine Finger in seine Haare, aber noch während ich hektisch um Atem rang schob Hyunjin zwei Finger in meinen Mund, sodass ich überrascht raunte und in seine Augen starrte.
„Schön nass machen...", hauchte er.
Also tat ich das. Speichel drang über meine Lippen, lief über meine Haut und tropfte von meinem Kinn. Dann verschwanden die Finger und meine schweren Atemzüge stockten für einen Moment, als sie Sekunden später langsam in mich drangen. Zuerst einer, sehr vorsichtig, gleich darauf der zweite.
Oh shit. „Hyunjin...", meine Stimme schwankte, aber zu mehr kam ich ohnehin nicht.
„Sshh", machte er, presste seinen Mund auf meine Lippen und schob die Finger behutsam tiefer. Als er den richtigen Winkel traf, zuckte mein ganzer Körper unkontrollierte. Verdammt! Ich stöhnte in seinen Mund
„Nicht... warte...!"
Keine Chance. Wieder stießen die Finger zu und ich bäumte mich wimmernd auf. „Nn-ah, nicht... Hyunjin, bitte... n-nicht so..."
Seine Lippen streiften meine Wange. „Warum nicht?"
Darauf hatte ich keine Antwort. Es war gut – zweifellos, denn ich konnte kaum an mich hallten, wollte mich unbedingt gegen seine Finger bewegen, mich womöglich aber auch gerade deswegen dagegen wehren. Keine Ahnung. Er sollte mich nicht so sehen, nicht so... aufgelöst.
Aber schon wieder krümmten sich die Finger in meinem Inneren und ich stöhnte ungehalten. Mein Körper zuckte verräterisch und mein Atem ging heftig und stoßweise. Hilflos griff ich nach ihm, packte ihn am Nacken und zog ihn zu mir.
„Ich will..."
„Ich weiß, was du willst", flüsterte Hyunjin. „Und du bekommst es, aber zuerst bekomme ich, was ich will, hm? Lass es zu – für mich." Ein weiteres Mal bewegten sich seine Finger, zogen sich zurück, schoben sich wieder etwas tiefer und ich gab einen dumpfen, keuchenden Laut von mir.
Verdammt! Ruhelos leckte ich mir die Lippen, schob mich nun doch ein Stück weit seinen Fingern entgegen und stöhnte dabei schon wieder laut auf, weil ich es einfach nicht zurückhalten konnte.
„Genau so..." Hyunjin küsste mich und ich spürte ihn an meinem Mund lächeln. Ich hatte nicht genug Beherrschung, um den Kuss zu erwidern und sie brach vollends ein, als seine andere Hand meinen harten Schaft umfasste und sein Daumen mit raschen, rhythmischen Bewegungen über die feuchte Spitze glitt.
Herrgott, wer sollte das aushalten?! Schon wieder bäumte ich mich auf, drückte den Rücken durch, den Kopf dabei an die Wand gelehnt und wimmerte hilflos. Gerade wusste ich noch nicht mal, ob ich mich seinen Fingern oder seiner Hand entgegenbewegen sollte, aber innerhalb von Sekunden zerstob auch dieser Gedanke in einem wilden Beben meines Körpers. Ich hatte die Kontrolle verloren, mein Verstand hinkte meinem nach Erfüllung lechzenden Körper, der sich in seiner überbordenden Erregung wand, meilenweit hinterher und irgendwie war mir jetzt ohnehin schon alles egal.
Ich wollte kommen und ich wollte es so dringend, dass nichts mehr sonst eine Rolle spielte.
„Gut?" Geflüstert.
Gott ja!
So gut. So verdammt gut. Schwerfällig öffnete ich die Augen, schaffte es nicht, einen Fokus zu finden, schob dafür mein Becken vor und stöhnte rau. Gleich, nur noch ein bisschen. Gezielt stießen seine Finger zu, der Griff um meinen Schwanz wurde härter und mittendrin zersprang meine Welt in einem gleißenden Blitz.
Ich kam mit einem heiseren Aufschrei, mein Körper zuckte unkontrolliert und warme Nässe ergoss sich auf meine Haut. Ich atmete schwer, spürte die nachlassende, streichelnde Bewegung, jetzt deutlich sanfter, die mich davon ablenkte, dass Hyunjin seine Finger nun behutsam wieder zurückzog. Auch die seltsame Leere wurde überlagert, denn gleich darauf registrierte ich, wie er mich in eine feste Umarmung zog.
Das war gut! Ich fühlte mich zwar gerade so ausgelaugt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte, aber die Berührung selbst tat unheimlich gut. Sanft führt er meine Beine, die mittlerweile hinabgerutscht waren, um seine Mitte, legte meine Hände um seinen Nacken und küsste dann meinen Hals.
„Wunderschön", hörte ich ihn murmeln. „Du bist wunderschön."
Ich reagierte nicht, schlicht, weil ich es nicht konnte, weil ich immer noch nachspürte und ganz gefangen war, in dem berauschenden Gefühl das durch meine Adern schoss.
„Festhalten", kam die nächste geflüsterte Anweisung.
Leise brummend verschränkte ich die Arme in seinem Nacken, brummte ein weiteres Mal, als ich hochgehoben und mein nackter Körper gegen ihn gepresst wurde und vergrub das Gesicht an seinem Hals.
Mit einem leichten Schwanken, drehte sich Hyunjin herum, lachte kaum hörbar und verlagerte mein Gewicht ein weiteres Mal etwas. Ich wurde umschlungen, seine Hand streichelte über mein nacktes Hinterteil und ich wurde leicht schlingernd durch den Raum getragen.
Unter anderen Umständen hätte ich mich dagegen gewehrt, hätte gemault, dass ich zu schwer wäre, dass er mich runterlassen solle, aber in diesem Moment genoss ich es einfach nur.
Behutsam wurde ich auf dem Bett abgesetzt und da ich ihn auch jetzt nicht losließ, kroch Hyunjin schmunzelnd über mich und küsste mich neckisch.
„Geht es dir gut?"
„Mhm."
Das Gewicht auf mir verlagerte sich, entzog sich mir etwas und ich fasste unwillig nach. Er sollte jetzt nicht weggehen, ich wollte ihn genau hier, ganz nah. Unruhig strichen meine Hände über seinen nackten Oberkörper, während er sich streckte und in der Schublade des Nachtkästchens neben dem Bett wühlte.
Dann rückte er noch ein Stück höher und ich drückte schmunzelnd meinen Mund auf seinen Bauch.
Ein vages Vibrieren ging durch seinen Körper, vielleicht lachte er ja schon wieder, aber ich war ohnehin mit seiner Jeans beschäftigt. Gerade hatte ich sie offen und wollte den Stoff hinabziehen, da rückte er zurück, rutschte wieder über mich und verschloss erneut meinen Mund mit seinem.
Nun gut. Meine Hände legten sich behutsam um sein Gesicht und hielten ihn fest. Ich mochte, wie er küsste, weil es selten fahrig anmutete, sondern immer so, als würde er sich gerade tatsächlich nur dieser Aufgabe widmen.
Und er war es auch, der am Ende zwischen meinen Beinen kniete, den Rest seiner Klamotten selbst abstreifte und grinsend registrierte, wie ich ihn beobachte. Der über mich rutschte und mich aufforderte ihn zu berühren, der selbst jetzt alles bestimmte, was ich tat.
Ein weiteres Mal wurde ich verschlungen, ausgefüllt, mein Körper, mein Verstand und dieses Mal fiel es mir so leicht, loszulassen und mich ihm hinzugeben, dass ich mich fühlte wie in einem Rausch. Hernach war ich so fertig, dass ich kaum noch registrierte, wie ich sanft zugedeckt wurde und sich ein warmer Körper an meinen schmiegte. Schmunzelnd rollte ich herum, ohne überhaupt die Augen zu öffnen, tastete nach ihm und ließ meine Finger über sein Gesicht gleiten. Da wurde ich umarmt, noch näher in diese sengende Hitze gezogen und seufzte dankbar. Ich fühlte mich wunderbar geborgen.
♠
Ich erwachte allein. Die andere Bettseite war leer und das riesige Bett im Allgemeinen fühlte sich nun seltsam kalt und fremd an, ganz so, als würde ich nicht hierhergehören. Da half es auch nichts, wenn ich mir die Decke noch höher zog und diese fest um mich wickelte. Ich wollte noch nicht aufstehen, fühlte mich unheimlich träge und auch noch viel zu müde, doch allein hier fand ich irgendwie auch nicht mehr die nötige Ruhe um weiterzuschlafen.
Mit einem leisen Seufzen rollte ich mich schließlich aus dem Bett, stromerte nackt durch das Zimmer und ignorierte gekonnt den Kleiderhaufen, der immer noch neben der Kommode lag. Genau, wie ich die seltsame Statue ignorierte, die gleich neben meinen Klamotten auf dem Boden lag. Gerade fühlte ich mich nicht stark genug, um die erotischen Bilder von gestern wieder aufleben zu lassen.
Energisch schüttelte ich den Kopf, zog die Schublade auf und nahm mir frische Wäsche heraus. Ich war nicht prüde, das war es nicht, es brachte mich nur durcheinander, wie unfassbar willfährig ich jedes Mal in seiner Gegenwart wurde, denn das entsprach für gewöhnlich so gar nicht meinem Wesen. Ich wusste schon, was ich wollte und war durchaus gewillt es mir auch zu nehmen. Bei Hyunjin allerdings... Mit einem weiteren leisen Seufzen würgte ich den Gedanken ab, schlüpfte in den Bademantel und huschte in Richtung Bad.
Als ich mich eine gute halbe Stunde später deutlich frischer auf den Weg nach unten machte, schlug mir bereits auf der Treppe fröhliche Musik und lautes Geplapper entgegen. Leidlich irritiert folgte ich dem frühmorgendlichen Lärm und blieb im Durchgang zur Küche stehen wo Changbin und Jisung einträchtig nebeneinander an der Küchenzeile herumzappelten. Der eine hackte auf einem Schneidbrett, der andere rührte in einer Pfanne und beide schwangen die Hüften zum Takt der fröhlichen Musik. Fehlte nur noch, dass sie dabei in den Pfannenwender als imaginäres Mikro plärrten. In der Ecke lehnte Seungmin, heute ungewöhnlich leger in T-Shirt und Jeans – wobei mir da erst auffiel, dass ich ihn bisher immer mindestens im Hemd, meistens sogar in Hemd und Jackett gesehen hatte – und fixierte strafend den Kaffeevollautomaten, der womöglich nicht so schnell das gewünschte Getränk produzierte, wie er es sich vorstellte. In der Hand, wenn auch gerade unbeachtet, hielt er das obligatorische Tablet. Und er war auch der erste, der mich bemerkte.
Plötzlich ruckte sein Kopf hoch, sein Blick streifte mich und ein Lächeln erschien auf seiner Miene.
„Guten Morgen."
Auch die anderen beiden wirbelte jetzt herum, einer das Messer, der anderen den Pfannenwender in der Hand, grinsten unisono während Jisung mir zunickte.
„Guten Morgen, Sonnenschein."
Gerade war mir diese Truppe mehr als nur suspekt. Wie konnte man zum einen um diese Zeit so fröhlich und gut gelaunt sein und so herumlärmen und zum anderen... wo war Hyunjin? Und war es eigentlich normal, dass seine Angestellten sich in seinem Haus bewegten, als würden sie hier leben?
„Morgen", brummelte ich, machte einen Schritt in den Raum, da angelte Seungmin bereits nach einer Kaffeetasse und platzierte sie für mich unter dem Kaffeeautomaten. „Americano?", fragt er dabei, wartete aber nicht auf meine Antwort.
Bevor ich stumm nickend meine Zustimmung gab, stellte er auch schon eine Tasse auf die Frühstücksbar.
„Danke", raunte ich, griff mir die Tasse, betrachte die Szenerie aber immer noch misstrauisch. Was war hier los?
„Setz dich", trällerte Jisung gerade. „Gibt gleich Frühstück."
Und warum war das Frühstück ausgerechnet in dem Moment fertig, wenn ich herunterkam? Warum standen ein Fahrer und ein Stylist in Hyunjins Küche und brutzelten... ich schnupperte und mein Magen knurrte auffordernd. Es roch nach gebratenen Zwiebeln und Gemüse, nach Speck und Eiern. Lecker, aber ein bisschen arg deftig für diese Uhrzeit.
„Et voilà!" Mit Schwung beförderte Changbin ein gut gefülltes Omelett auf einen Teller, der dann ebenfalls vor meiner Nase landete.
„Nur zu, hau rein", meinte Jisung. „Willst du Toast dazu?"
Ich wollte eigentlich nur meinen Kaffee. Mein Kopf wollte das.
„Das ist ganz schön mächtig", murmelte ich, weil ich nicht undankbar sein wollte. „Ich weiß nicht, ob ich um die Uhrzeit schon-" Wieder knurrte mein Magen und zwar so laut, dass es für alle deutlich hörbar war.
„Hör auf deinen Körper", mahnte Changbin mit erhobenem Pfannenwender und nickte dazu, als wäre er der neue Ernährungsexperte. Seungmin beorderte mich mit einem Grinsen zu dem Barhocker und ehe ich mich versah, aß ich brav, knabberte Toast, schlürfte dazu meinen Kaffee.
„Sehr gut", lobte mich Jisung. „Wir müssen doch zusehen, dass dir die Energie nicht ausgeht, hm?" Ein Grinsen untermalte die Aussage und ich fragte mich, wie viel Zweideutigkeit wohl darin steckte.
Um also meine Verlegenheit zu überspielen, wies ich mit der Gabel unstet auf sie alle. „Was wird das eigentlich hier? Startet ihr immer so in einen Arbeitstag?" Bisher war ich ja immer erst später aufgetaucht, also kannte ich ihre Routine nicht.
Die drei sahen sich kurz an, ein paar bedeutungsvolle Blick flogen hin und her, dann zuckte Changbin die Schultern. „Mal so mal nicht, nicht wahr?" Die schwammige Aussage wurde dann auch gleich noch von Jisung übermalt. „Außerdem ist heute der große Tag!"
„Der große Tag?", wiederholte ich verwirrt. „Welcher große Tag denn?"
Unzufrieden schnalzte Jisung mit der Zunge und fuchtelte mit dem Messer in Richtung Seungmin. „Was tust du eigentlich den ganzen Tag, bist du nicht sein Assistent, solltest du dich nicht besser um deinen Schützling kümmern? Gehört das nicht zu deinem Aufgabenbereich?"
Der wurde rot bis unter die Haarwurzeln. „Ich...", schnaufte er hilflos, „.. ahm... kam noch nicht dazu..." Sein Blick glitt panisch zu mir und rasch wieder weg. „Aus diversen Gründen."
„Diverse Gründe, soso." Changbin wackelte mit den Augenbrauen, Jisung kicherte und nun war es an mir, schlagartig verlegen zu werden. Das Blut schoss mir in die Wangen und mir wurde so heiß, dass ich am liebsten aufgesprungen und weggelaufen wäre, als mir klar wurde, was Seungmin wohl andeutete.
„Wie auch immer", grätschte Jisung gleich dazwischen. „Heute – großer Tag!" Das Messer zeigte jetzt auf mich. „Party! Und du, mein Täubchen, wirst der funkelnde Stern sein, den jeder sehen will."
„Was?" Erschrocken sah ich auf, meine Gabel klimperte unschön auf den Teller und ich blickte hilflos von einem zum anderen.
„Macht er immer so", erklärte Jisung weiter, „bevor eine neue Vernissage ins Haus steht. Der geladene Adel, wenn du verstehst."
Nein, ich verstand gar nichts.
„Ausgewählte Gäste", erklärte Seungmin mit weniger Drama. „Hochkarätige Finanziers, die sich dann damit brüsten können, zu seinem engeren Freundeskreis zu gehören."
„Und das findet heute statt?! Warum weiß ich davon nichts?"
Niemand sagte etwas, aber zwei Männer starrten Seungmin strafend an, der das mit einer gelassenen Geste wegwischte. „Alles halb so wild. Es ist seine Party, du bist nur das Accessoire und..."
„...Jisung wird dafür sorgen, dass mich nach dieser Party jeder beneidet", kam es von der Tür her. Drei Köpfe ruckten in die Höhe, ich drehte mich überrascht herum, da war Hyunjin schon hinter mir und schlang die Arme um mich.
♠
Bis zum Abend war das Haus voller Leute und ich so nervös, dass ich bereits Bauchschmerzen hatte. Zum einen war es unfassbar, was ein Tross aus Catering-Service und Partyorganisatoren in wenigen Stunden schaffte, zum anderen hatte mich das hektische Gewusel vollkommen aus der Bahn geworfen. Sicher, Jisung hatte ganze Arbeit geleistet, mich in einen Designerfummel gesteckt, bei dessen Preis mir schon schwindlig wurde, wenn ich nur daran dachte, dass ich irgendwas zerdrücken, bekleckern oder – Gott bewahre – zerreißen könnte und mein Gesicht... Nun, sagen wir es so, ich erkannte mich selbst kaum wieder. Das war nicht mehr ich, das war die entrückte und abstrakte Version von mir, hübsch sicherlich, aber auch kühl und unnahbar. Das passte gut, denn ich war so angespannt, dass ich – obwohl Hyunjin mich überwiegend an der Hand hielt – kaum atmen konnte. Lächeln ging gar nicht und eine Konversation erwartete offenbar ohnehin niemand von mir. Ich war genau das, was Jisung gesagt hatte. Das unantastbare Geschöpf, schmückendes Beiwerk an der Seite des Künstlers. Sie fragten ihn über mich aus und starrten mich einfach nur an. Manche überrascht und bewundernd, andere eindeutig lüstern und in so manchen Augen konnte man problemlos erkennen, welche Gedanken ihnen durch den Kopf rasten. Womöglich lag das aber auch an meiner Aufmachung die genug Haut zeigte, um jede Fantasie zu befeuern und gerade so viel bedeckte, um es eben noch der Fantasie zu überlassen. Die nackte Haut war goldbestäubt und ich funkelte im indirekten Licht vermutlich wie ein mit Diamanten besprengter Alien. Insofern war ich froh um die Hand, die meine umfasst hielt und dankbar, dass Hyunjin jeder Frage nach mir – wo hast du ihn her? Wer ist er? Wie hast du ihn gefunden – lachend, sehr geschickt und mit wenigen geheimnisvollen Floskeln auswich. Damit blieb ich ein Mysterium.
Im Gegenzug dafür flüsterte er mir pikante Geheimnisse über diverse Gäste ins Ohr, während wir uns durch die Menge bewegten sowie ein paar deutliche Warnungen zu dem ein oder anderen Gast. Frauen und auch Männer, die sich bei solchen Gelegenheiten nach hübschen Sexspielzeugen umsahen und garantiert nichts unversucht lassen oder auch jede Summe zahlen würden.
„Also sei gewarnt. Verlaufe dich nicht allein in eine dunkle Ecke, Engelchen."
Die Warnung saß und ich klammerte mich den Großteil des Abends an seine Hand wie ein Ertrinkender. Erst viel später am Abend, als es längst auf Mitternacht zuging, entspannte ich mich allmählich. Bisher war nichts passiert und ein Teil der Gäste war auch schon ausgeflogen. Der Rest hatte sich längst in kleinen Gruppen irgendwo breitgemacht, sie tranken, schwatzten und schenkten mir keine Aufmerksamkeit mehr. Hyunjin, seit einer Weile mit einem Mann im Gespräch, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte, war ebenfalls abgelenkt. Seine Hand lang nur noch leicht auf meinem Rücken, keine Notwendigkeit mehr, mich in einem beschützenden Griff zu halten.
Das Glas in meiner Hand war schon wieder leer, mir schwindelte und mir war unerträglich heiß.
„Bin gleich zurück", raunte ich ihm also ins Ohr, entzog mich seinem Zugriff, erntete dafür aber auch nur ein vages Lächeln, also stahl ich mich rasch davon. Ich wollte nur für einen Moment hier raus, schlängelte mich an fremden Menschen vorbei, huschte aus der Tür und verschwand durch eine Seitentür in der Küche ganz nach draußen. Endlich allein an der kühlen Nachtluft atmete ich erleichtert auf und schloss für einen Moment die Augen. Die frische Luft und die Stille, die mich umgaben, waren nach der stickigen Luft und dem Stimmengewirr im Inneren eine Wohltat.
Nach zwei, drei tiefen Atemzügen trat ich von der Terrasse und folgte dem schmalen Weg in den hinteren Garten. Vorne war der Zugang für die Gäste offen, doch hinter dem Gebäude war ich allein und schwarz-samtene Stille hüllte mich ein. Ich warf einen Blick zurück über meine Schulter auf die hellerleuchteten Fenster das Hauses, doch niemand hatte mich bemerkt oder folgte mir, wie ich zufrieden feststellte, also schlenderte ich jetzt über den gepflegten Rasen und zwischen kleinen Büschen und Sträuchern hindurch. Ich achtete darauf, nirgendwo hängenzubleiben, um den Stoff nicht zu beschädigen und nur dieser Umleitung meiner Achtsamkeit war es wohl zu verdanken, dass ich ihn erst bemerkte, als ich fast in ihn hineinlief.
„Felix!"
Bevor ich einen spitzen Schrei ausstoßen konnte, weil er mich so erschreckt hatte, legte sich eine Hand auf meinen Mund und ein panischer Blick traf mich.
„Ssshhhh! Um Himmelswillen! Nicht schreien bitte, ich bin's doch..." Er nahm die Hand weg, lächelte bitter und machte einen Schritt zurück in den Schatten. „Du erinnerst dich nicht mehr an mich...", raunte er, wie zu sich selbst und seufzte dabei leise. „Ich hatte so sehr gehofft, ich finde rechtzeitig einen Weg zurück, aber es ist mir wohl nicht gelungen..."
„Was soll das?" Der Kerl irritierte mich zu sehr, als dass er mich wirklich verärgert hätte. „Wer bist du und warum schleichst du hier herum? Du gehörst nicht zu den Gästen, oder?" Dumme Frage, wie mir sofort klar wurde, als ich seine abgerissene Aufmachung betrachtete. Die Jeans sah aus, als trüge er sie schon seit Wochen, war ausgebeult und selbst bei diesen Lichtverhältnissen konnte man sehen, dass sie dreckig war. Sein Shirt trug einen ausgewaschenen Druck mit verblassten Farben.
„Minho." Er sah mich abwartend an, als hoffte er auf eine bestimmte Reaktion von mir. „Ich bin Minho, wir sind uns..." Hier brach er ab und sah zu Boden. „Nicht so wichtig."
Nach einem weiteren Kopfschütteln sah er jedoch wieder auf. „Aber wichtig ist, ich weiß, wer du bist, ich weiß, was hier passiert und ich kann dir helfen."
„Helfen?", wiederholte ich belustigt. Der Kerl war echt schrullig. „Wobei denn?"
Verzweifelt raufte er sich die Haare, dann fasste er plötzlich nach meiner Hand, was mich erneut so erschreckte, dass ich unwillkürlich zurückwich. Aber Minho ließ mich nicht los, klammerte sich an meine Hand, als wäre ich sein letzter Rettungsanker. Seine Finger waren eiskalt und fühlten sich dünn und knochig an.
„Bitte", flüsterte er. „Du musst mir zuhören! Das ist wichtig, Felix. Ich bin nicht verrückt, okay? Aber ich habe nicht viel Zeit und ich kann... du musst mir einfach glauben – bitte!"
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, aber da haspelte er bereits flüsternd weiter.
„Es gibt einen Grund dafür, dass du nicht mehr weißt, wer ich bin. Du hast mich vergessen und vermutlich schon ganz viele andere Dinge. Menschen, die dir mal wichtigen waren, die dir etwas bedeutet haben. Dein anderes Leben..."
„Mein anderes Leben? Wovon sprichst du? Bist du-?"
„Nein! Ich bin nicht verrückt", fiel er mir scharf ins Wort und umfasste nun auch mit der zweiten Hand verzweifelt die meine.
„Hör mir zu. Er ist das, er..."
„Hyunjin?"
„Sshhh!" Mit einem Ruck riss er mich nach vorn und weiter in die Schatten. „Sag es nicht, mach ihn nicht aufmerksam, er wird es ohnehin zu schnell merken, also hör mir zu, Felix. Er – manipuliert dich und du kannst es nicht merken, weil du die Dinge vergisst, die dir zeigen würden, was hier falsch läuft, okay? Er bindet dich an sich – nein, er... hat es sicher schon getan – es hängt mit den Fotos zusammen!"
Er war verrückt. Eindeutig. „Mit den Fotos", wiederholte ich langsam. „Na ja, er ist Fotograf, also-"
„Den Polaroids!", zischte Minho giftig. „Es sind die Polaroids, die, welche er mit dieser seltsamen Kamera macht, du weißt was ich meine!"
Das wusste ich tatsächlich und deswegen runzelte ich jetzt auch die Stirn. „Woher weißt du von den Polaroids?" Das war ein ungewöhnliches Detail.
Minho schnaubte bitter. „Weil sie von uns allen existieren. Jeder einzelne in seiner Crew ist an ihn gebunden, solange diese Bilder existieren, die er mit dieser verfluchten Kamera macht. Changbin, Seungmin... Jisung..."
Das war doch nicht zu glauben! „Woher kennst du sie?", fragte ich überrascht, den Rest seines wirren Geredes konnte ich nicht einsortieren, aber dass er die Namen kannte, war verblüffend.
„Weil ich auch Teil seiner Crew bin", murmelte Minho, „war..." Tränen stand jetzt in seinen Augen. „Verstehst du nicht? Ich gehöre auch dazu. Minho..." Er zupfte leicht an meiner Hand. „Bitte erinnere dich, bitte..."
So echt seine Verzweiflung sich anfühlte, so leid tat er mir, vor allem, weil der Name rein gar nichts in mir auslöste.
Minho leckte sich nervös über die Lippen, sein Blick ging zum Haus hin und kehrte zu mir zurück. „Du musst die Polaroids finden, Felix, okay? Bitte, du musst danach suchen! Es sind die Close ups, die, bei denen du direkt in die Kamera siehst. Die Augen, sind der Spiegel zur Seele, dieser Spruch ist dir doch nicht neu? Und er ist auf eine sehr grausame Art, wahr. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber keiner von uns wird jemals frei sein, solange diese Bilder existieren und... wenn du meine findest, musst du sie verbrennen, okay?"
„Ich soll-?" Das war so absurd, dass mir die Worte ausgingen. Minho hingegen knetete ängstlich meine Hand.
„Ich habe nicht mehr viel Zeit, Felix... und ich kann das Haus nicht mehr betreten. Wenn er... wenn... die Fotos an Beltane noch existieren, bin ich tot. Bitte – du musst sie finden und verbrennen!"
Mein Gott, der Mann war völlig übergeschnappt. „Beltane?" Ich schüttelte den Kopf und sah ihn an. „Was soll das sein? Du glaubst doch nicht wirklich, dass Hyun-"
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sind nicht rational zu erklären", fiel er mir mit einem Zischen ins Wort und jetzt verstummte ich endgültig. „Das ist ein Begriff aus dem Hexenkalender, aber glaub mir, Felix, es gibt einen Grund dafür, dass Er ausgerechnet in dieser Nacht seinen angeblichen Geburtstag feiert."
Hexen, wow. Etwas umständlich befreite ich mich aus seinem Zugriff und machte einen Schritt zurück. „Alles klar...", murmelte ich dabei. „Ich guck nach den Fotos, aber ich muss jetzt wieder rein, also..."
Vor mir raufte sich Minho verzweifelt die Haare. „Ich weiß, dass du mir nicht glaubst!", jammerte er. „Aber was soll ich tun, was soll ich sagen, um das zu ändern? Du musst dich erinnern, Felix! Bitte! Such nach mir... Minho. Irgendwo muss etwas über mich sein."
„Ich werde Seungmin fragen", meinte ich beschwichtigend, da schoss er aus seinem Versteck und packte erneut meine Hand.
„Nein, nein, nein! Du darfst niemanden ein Sterbenswörtchen sagen, verstehst du? Ihm nicht und den Jungs auch nicht, sie... können nicht frei entscheiden, sie sind schon viel zu lange unter diesem Bann, du... darfst meinen Namen nicht aussprechen in ihrer Gegenwart. Such die Fotos, such mich. Minho." Er klopfte sich mit einer Hand auf die Brust. „Ich bin Minho. Vergiss es nicht. Wir treffen uns in der Nacht zu Beltane wieder. Es wird eine Feier geben, ich werde auf dich warten. Und jetzt geh, er sucht dich schon."
„Aber..!"
„Geh schon", zischte Minho, schubste mich zurück auf den Weg und verschwand in der Dunkelheit.
Den Kopf voll mit all den wirren Dingen, die Minho von sich gegeben hatte, bemerkte ich Hyunjin erst, als ich auf dem Weg zurück den Kopf hob und ihn auf mich zukommen sah. Er wirkte angespannt, sah sich um und griff nach meiner Hand.
„Was ist los? Wo bist du? Ich habe dich gesucht. Läufst hier allein herum..."
„Ich habe Kopfschmerzen", log ich und wich seinem Blick aus. Das Herz klopfte mir bis zum Hals nach dieser seltsamen Begegnung und seinem plötzlichen Auftauchen. „Ich dachte ein wenig Abstand und kühle Luft würden helfen."
„Hm." Hyunjin stoppte mich, umfasste mein Gesicht und sah mir in die Augen. Ich blinzelte unruhig.
Die Augen sind der Spiegel zur Seele, murmelte Minho in meinem Kopf und ich schluckte hart.
„Tut mir leid", murmelte Hyunjin im selben Moment. „War ich zu unaufmerksam? Soll ich dich an den Geiern vorbeischmuggeln, damit du nach oben kannst? Ich komme zu dir, sobald ich sie alle los bin, einverstanden?"
„Das wäre..." Ich zwang ein Schmunzeln auf mein Gesicht, schlug den Blick nieder und legte meine zitternden Hände auf seine Seiten um meine Unruhe zu überspielen. „...perfekt."
Minho, flüsterte die Stimme in meinem Kopf. Ich bin Minho, du musst dich erinnern.
Wie zuvor schob Hyunjin die Finger zwischen meine, führte mich, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, zum Haus und lavierte uns dort mit ein paar bedeutungslosen Worten hier und da durch die Leute, bis wir an der Treppe zum Obergeschoss angekommen waren. Dort verabschiedete er mich mit einem gehauchten Kuss, sah mir noch einen Moment nach, wie ich die Stufen hinaufstieg und kehrte dann zu seinen Gästen zurück.
Ich huschte derweilen in mein Zimmer, streifte hastig die Kleidung ab, die mir nicht gehörte, duschte und nahm mir ein paar bequeme Sachen heraus. In der Schublade stieß ich dabei auf meinen Fotoband und hielt mitten in der Bewegung inne.
Minho, flüsterte es wieder.
Mit klopfendem Herzen nahm ich das Buch heraus und begann hastig zu blättern.
Als ich auf sein Bild stieß, hatte ich das Gefühl, der Boden würde unter mir schwanken und mir wurde plötzlich ganz flau.
Natürlich! „Minho...", hauchte ich und fuhr mit bebenden Fingern über das bekannte Gesicht. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück und die Angst packte mich mit eiskalter Hand im Nacken.
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