6. Dein Idiot ✔
It beats. It breaks. It loves. It aches. For you. Only for you ~ Perry Poetry
Lied ~ "Crazy" by Lost Frequencies ft. Zonderling
Der einzige Dreh- und Angelpunkt meiner Gedanken war Clives vollkommen bescheuerte Idee. Ich meine, wer kommt auf so eine... eine... bizarre Idee...welcher normale Mensch.
Selbst für einen wie Clive ist das irre.
Zwei Uhr nachts und ich schaffe es nicht meine Augen von dem tickenden Zeiger loszureißen. Das grelle Mondlicht schleudert seine Strahlen zu mir und ermöglicht meinen Sinneszellen gerade so die Dinge zu erkennen.
Zwei Uhr...
Ich bringe ihn irgendwann um. Wieso musste er vorhin mit diesem Vorschlag kommen? Wahrscheinlich wusste er vorher schon, dass es mir nicht aus dem Kopf gehen wird, egal wie grotesk und absurd es sein würde.
Die logische Konsequenz aus meinem, nein, unserem Hass füreinander wäre das Ganze einfach zu vergessen, es unter den Teppich zu kehren und so zu tun, als wäre nichts passiert.
Allerdings schillert der unlogische Teil meines Verstands kunterbunt, bei dem Gedanken daran, ich könnte mit einer Begründung mit Sebastian reden. Die lästigen Zweifel, wie es denn „wirken" würde, wenn ich einfach ein Gespräch mit ihm beginne, wären Geschichte. Es könnte so einfach werden...
Ob Clive an unsere alten Zeiten gedacht hat?
Hastig schlucke ich die Nostalgie herunter. Ich will ihn nicht wieder „mögen", er hat es verbockt, nicht ich.
Das, was in meinem Kopf vorgeht, könnte man am ehesten mit Justitias Waage vergleichen. Seufzend schwinge ich meine Beine aus dem Bett und heule sofort wehleidig auf, als die kühle Luft über meine nackte Haut schleicht. Vielleicht sollte ich ab sofort in mehr als nur einem Tanktop von H&M und Slip schlafen...
Scheinbar fremdgesteuert strebe ich meinen Schreibtisch an, knipse die Lampe darauf an und fische ein Schmierpapier aus der Schublade.
Erstaunlich, wie viel Mühe ich mir dabei gebe, obwohl es ein konfuser Haufen ist, der in meinem Kopf Tango tanzt. Fein säuberlich fahre ich mit schwarzem Filzstift eine Linie herunter.
Positiv: mit Sebastian Reden; Kontakt aufbauen; Erfahrung sammeln (auch wenn es nur Clive und falsch ist); vielleicht Azuras Makel finden; mein Leben ist nicht mehr ganz so totlangweilig
Negativ: mit CLIVE Zeit verbringen; Clive vielleicht sogar küssen müssen oder sowas, bah!;
Fünf zu Zwei, aber diese zwei Punkte wogen wie tausend.
Erschöpft von meinen Gedanken, dem Schreiben und der Uhrzeit lasse ich meine Stirn behutsam auf dem Papier nieder. Ich hasse ihn. Es ist zum Haare ausrupfen.
Was könnte eine Beziehung mit dem Teufel bezwecken?
Meinen Ruin, mein Leid, mein Gejammer...
Nichts, was ich auch allein schaffen würde, nur sehr viel quälender. „Dumm, dumm, dumm...", fluche ich leise und hebe meinen dröhnenden Kopf wieder. Meine Hände sind eiskalt, innen und außen, egal wie ich sie um mein Kinn lege, ich friere.
Plötzlich erhellt ein berechtigter Zweifel meinen Verstand, der sogar die Sebastian-Gedanken in ihre Schranken weisen kann: Was passiert danach?
Angenommen ich würde „Ja" sagen, nur mal theoretisch. Ich müsste mit Clive auskommen, das ist die erste Hürde, aber noch nicht danach.
Danach bedeutet schließlich, nach der Fake-Trennung.
Womit wir beim eigentlichen Problem ankommen: Nichts mit der Ex vom besten Freund anfangen. Gilt nicht nur für Frauen, sondern natürlich auch für Männer, logisch.
Also angenommen das mit Clive und mir ist vorbei, Sebastian und ich sind Freunde... wie sollte ich jemals etwas mit ihm anfangen können, solange diese Regel wie eine unüberwindbare Mauer zwischen uns stehen würde? Dazu kommt noch die Frage, wie wir uns trennen würden.
Logisch wäre eine Trennung in Einvernehmlichkeit und Freundschaft...
Allmählich bekomme ich das Gefühl mein Kopf explodiert. Womöglich ist meine nächste Handlung deswegen eine Kurzschlussreaktion, um dem ein Ende zu bereiten.
Lautlos schleiche ich zu meiner Kommode stöpsle mein Handy vom Netz und warte bis es endlich angeht. Linda und Candice halten mich für bescheuert, dass ich es nachts ausschalte und auf meiner Kommode platziere. Ich nenne es ABSCHALTEN. Vielleicht hat mir meine Mutter auch erfolgreich den Floh ins Ohr gesetzt, dass es gesundheitsschädlich ist.
Es klingelt, klingelt, klingelt und klingelt.
"Hallo?"
Automatisch erscheint ein Bild von ihm in meinem Kopf, wie er sich müde aus dem Bett schält, dorthin - wo auch immer sein Handy liegt - hin schlurft und ans Telefon geht, in der Hoffnung, schnell wieder ins Bett zu kommen.
Dank, oder leider wegen, Eliza weiß ich, dass Clive sein Handy zwar nicht ausschaltet, aber auf Vibrieren stellt und irgendwo hin legt, nur nicht neben das Bett. Unnötig zu erwähnen, dass Eliza die Meinung meiner Mutter diesbezüglich teilt.
"Clive!", flüstere ich setze mich im Schneidersitz auf meinen Stuhl. Mit der einen Hand am Tisch drehe ich mich im hundertachtzig Grad Winkel unruhig herum. Hin und her...
Ich könnte schwören ein feines Schnauben gehört zu haben, etwas, dass so klingt, als würde er arrogant grinsen.
„Rosie... Sehnsucht?"
„Idiot."
„Danke, Clive ist mir lieber."
„Clive!", zische ich genervt. Ich bin um halb drei morgens nicht wirklich in der Stimmung für seine Provokationen.
Diesmal bin ich mir sicher, dass er lacht. „Gut, was willst du?" Ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, was ich will. Natürlich weiß er es, er hat womöglich sogar damit gerechnet, alles eiskalt berechnet und geplant.
Gruselig, die Vorstellung, er könnte mich so gut kennen, andererseits... wir haben zwar keinen Kontakt, aber wir... egal!
Zerknirscht räuspere ich mich, verdammt ist das unangenehm! „Dein... Angebot. Ich habe darüber nachgedacht und... ich versteh nicht, wie das funktionieren soll."
"Und das hat keine Zeit bis morgen?" Der Spott ist nicht zu überhören, aber da ist noch mehr. Vielleicht Belustigung, über mich? Wen sonst!
"Nein!", knirsche ich vergrämt über sein Verhalten und zögere einen Augenblick. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es gerade ertragen könnte, wenn er mich jetzt auslacht. Andererseits ist es ein äußerst berechtigter Einwand, er sollte auch damit rechnen...
"Okay, schieß los."
Ekelhaft wie wach er plötzlich ist. Offensichtlich hatte er zuvor geschlafen wie Dornröschen und mich in der Dornenhecke der Hexe, meinen Gedanken, gelassen.
„Bro-Code... sagt dir was, denke ich. Wie hast du dir das vorgestellt, mit uns? Er wird niemals etwas mit mir..."
Ich wage es nicht vor Clive weiter zu sprechen, es ist mir schlichtweg peinlich.
Er muss nicht vor mir stehen, damit ich weiß, wie unfassbar lustig er es findet, dass ich verknallt bin. Für ihn ist das vermutlich wie für andere James Cordens Late Night Show. Gut möglich, dass er sich sämtlich peinliche Aktionen von mir merkt und dann am Abend mit Popcorn in seinem Bett liegt und sie Revue passieren lässt. Ein Teufel...
Mein dünner Atem prallt gegen das Display. Hastig reibe ich über meine Arme, die Gänsehaut ist mehr als nur unangebracht, es ist nur Clive... aber es ist CLIVE.
„Rosie... darüber machst du dir Gedanken?"
Bei ihm klingt es so, als würde er einem Kleinkind erklären wollen, wie Wasser zu Eis wird.
Er hält mich für dumm, schon klar.
„Hör zu, ich habe darüber auch nachgedacht, aber das wird schon klar gehen, wenn ich ihm mein Okay gebe. So läuft das bei uns, außerdem musst du erstmal mit ihm reden."
Faszinierend! Clive bringt es in wenigen Worten fertig mich zu beruhigen und zugleich in den Wahnsinn zu treiben. „Willst du mir irgendwas sagen?", fauche ich und klatsche meine flache Hand auf die Tischplatte.
Ein Lachen...
„Du weißt selbst am besten, dass du schüchtern bist, obwohl... zu mir nicht. Faszinierend..."
„Du bist so ein... ein... arroganter Pfau."
Nicht meine beste Beleidigung, aber zu meiner Verteidigung, es ist halb drei nachts. Nicht die Happy-Hour der bösen Worte, eher Gespenster.
Am anderen Ende bemüht sich jemand nicht laut los zu prusten und ich presse die Zähne aufeinander, um nicht zu schreien. Irgendwann atmet er tief ein und wieder aus, er hat sich wohl endlich beruhigt. Sehr lustig.
Doch bevor er etwas sagen kann platzt eine andere brennende Frage aus meinem Mund. „Was bringt es dir eigentlich genau? Ich meine, ich bin eine...- also und Madison... sie ist nicht ich, sie ist eine zehn.", presse ich widerwillig hervor und warte auf seine Antwort.
Tick Tack. Tick Tack.
Worüber denkt er nach? Dass Madison eine elf ist, eine zwölf... Vielleicht findet er sie sogar hübscher als Azura... oder er überlegt zum ersten Mal, wie er meine Gefühle nicht verletzen kann und mir sagen kann, dass ich nur ein Sozialprojekt bin.
„Oh Rosie..." Schweigen. Was will er mit damit schon wieder sagen? Mit diesem bodenlos tiefen Seufzer, als wäre ich ein Baby, das nichts kapiert. „Du wirst mir keine Ruhe lassen, also... Maddie hat Azura gesagt, sie würde sich jemanden wünschen, der 'reifer' ist, verstehst du?"
Ich kneife die Brauen zusammen. Ich verstehe Madisons Aussage, aber ich verstehe Clive nach wie vor nicht. „Ja... ja sicher, aber was bin ich in diesem Bild. Ich meine, ich bin niemand, der für seine Reife bekannt wäre oder beliebt."
„Nein." Autsch, aber ich habe es eben selbst gesagt. „Aber du bist jemand beständiges... Wenn wir zusammen kommen, lange genug, dann kann ich die 'reife' Rolle übernehmen."
Schon wieder. Immer steckt eine Beleidigung in seinen Sätzen. Ich werde noch wahnsinnig. Vielleicht ist das ein Talent, das sonst keiner hat, oder niemand so ausgeprägt wie er.
Mein Schweigen veranlasst ihn anscheinend zum Weitersprechen.
„Sie hat vor zwei Monaten mit ihrem Freund Schluss gemacht, Brad, vom College, zweites Jahr. Und er war... sagen wir spießig. Sogar zu spießig für sie, aber trotzdem irgendwie erwachsen. Keine Ahnung..."
Das ist süß...
Erneut sträuben sich meine Härchen und ich fahre mir übers Gesicht. Dass ich so über Clive denke macht mir Angst... süß...
Oh Gott!
Für eine Weile kann man nur den ruhigen Atem vernehmen, dann schlucke ich kräftig.
„Okay, ich machs."
Ich bin wahnsinnig!
„Wirklich?"
Er ist überrascht? Warum ist er überrascht? Sein Plan, schon vergessen? Wie kann er sich nicht sicher sein, dass ich doch noch „Ja" sage?
„Du klingst überrascht.", murmle ich geradeheraus und beginne nervös auf meiner Unterlippe zu knabbern.
Das wird nicht klappen, das war ein Fehler. Es wird schief gehen. Irgendwer wird es herausfinden und dann sind wir, nein, ich bin untern durch. So wird es sicher kommen, so kommt es in jedem Lehrbuch. Der Plan geht schief, weil er nicht komplett durchdacht ist, weil nicht beide felsenfest überzeugt sind.
„Bin ich auch, ein bisschen.", gibt er zu und ich kann das Schmunzeln aus seiner Stimme heraushören. Prompt rolle ich mit den Augen, wie kann man nur so eingebildet sein. Immerhin gesteht er es...
"Du? Du bist doch der tolle Hecht!"
"Ja, aber du scheinst irgendwie resistent gegen einen guten Geschmack, deswegen wundert es mich ja, dass du doch noch zugestimmt hast."
Guter Geschmack?
Er?
Ich verschlucke mich leicht und huste, bemüht es zu unterdrücken, um bloß niemanden zu wecken.
"Halt die Klappe.", zische ich grimmig und würde ihm am liebsten den Hals umdrehen. „Oh, was tue ich hier nur..."
"Deinen Geschmack aufwerten.", schießt er schlagartig zurück und lässt mich mit offenem Mund sitzen.
Dieser...
"Ich hol dich morgen um zehn nach halb. Sei bitte fertig."
"Arroganter Idiot!"
"Ja, schon klar. Aber ab jetzt bin ich deiner.", lachte er schadenfroh. "Schlaf gut Rosie."
"Du nicht.", zicke ich und lege eilig auf, damit nicht noch ein dämlicher Spruch kommen kann.
Wie ist es möglich nur so zu sein, so Clive zu sein? Ich meine, es gibt doch eine Grenze an Arroganz, Selbstbewusstsein. Kein Wunder, dass manche Menschen schüchtern sind, wenn Menschen wie er all das Selbstvertrauen aufsaugen wie Luft zum Atmen.
Und ich lasse mich ernsthaft darauf ein.
Ich vertraue Clive also...
Was sagt das nun über mich aus?
Oh Gott, wie soll ich das Linda und Candice beibringen?
UND er will damit morgen schon anfangen? MORGEN! Wie lange hat er darüber wohl schon nachgedacht?
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Hättet ihr Ja gesagt oder Nein?
Eure Tipps, wie lange hält die „Beziehung"? Habt ihr schon einen Shipname?🤭
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💌 N°9 : Lieblingsserie?
💨Suits & HIMYM 💘
XX Ane
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