I love you. I am at rest with you. I have come home. - Dorothy L. Sayers

Song: Golden Train - Justin Nozuka

Je näher wir der Schule kommen, desto schneller pumpt mein Herz das Blut durch meinen Körper. Ich habe langsam das Gefühl, als würde jemand die Luft stetig aus dem Bus saugen.

Vermutlich bin ich deswegen heilfroh, dass Lamar urplötzlich nach meiner Hand greift und sie sanft drückt. Seine ist kalt und weich, aber das stört mich nicht im Geringsten, im Gegenteil.

„Wissen Candice und Linda Bescheid?"

Automatisch nicke ich, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen.

Ich habe wirklich Angst. Ich weiß überhaupt nicht, wie Clive sich gegenüber Sebastian verhalten wird oder umgekehrt, wie Sebastian mit mir umgehen wird, ob er überhaupt mit mir spricht.

Was ist, wenn Clive längst allen Bescheid gesagt hat, wir hätten uns getrennt?

„Ich weiß, du willst mit mir darüber nicht reden, oder du kannst nicht. Aber wenn er dir was bedeutet, dann lass ihn nicht gehen. Gib ihm Zeit und Raum, aber lass ihn nicht einfach davon."

„Es... es ist ziemlich kompliziert."

„Schon gut, du musst echt nichts sagen." Lamar blinzelt einmal rundherum mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen. „Schon gar nicht hier."

Umgeben von jüngeren Schülern... obwohl, Macy, Scott und Daniel sind vorhin auch eingestiegen. Wir sind also nicht die einzigen alten Hasen...

„Danke..."

„Wir müssen nicht jeden Tag zusammen fahren, aber ich bin für dich da – jeden Tag, und ich weiß, du bist es für mich auch."

Da hat er recht.

Lamar und ich tauchen nicht immer im Leben des anderen auf, aber irgendwie... doch.

Mehr als ein schwaches Lächeln kann ich mir nicht abringen, denn der Bus stoppt genau in diesem Augenblick. Mit jeder Millisekunde steigt mein Puls mehr und mehr, ich frage mich, wann ein Herz platzt oder zumindest vor Überlastung den Geist aufgibt.

Am liebsten würde ich mich jetzt in Luft auflösen. Ganz weit weg von hier.

„Bereit?"

„Nein."

„Okay, dann los."

Behutsam schiebt er mich aus dem Sitz. Wir sind nicht die letzten, aber fast. Es kostet mich eine Menge Überwindung nicht wieder hilflos nach Lamars Hand zu tasten, als er sie loslässt.

Es ist albern von mir sich davor zu fürchten Clive könnte hier an der Haltstelle auf mich warten und mich noch einmal vor allen beschimpfen oder seine Wut an mir auslassen – weil er das offenbar letztens nicht getan hat.

Genauso lächerlich ist der Gedanke sämtliche Schüle könnten ein Spalier für mich bilden, mich anstarren und darüber tuscheln, dass Clive und ich uns 'getrennt' haben.

All diese verrückten Gedanken rasen durch meinen Verstand und wollen mir jeden letzten Funken Vernunft rauben.

Lamar wird gleich weg sein und ich habe mich mit Linda und Candice links des Eingangs verabredet. Das bedeutet, der Weg vom Schulhofeingang, vorbei am Parkplatz – wo Clives Clique steht -, bis zum Eingang bin ich allein.

Allein... allein bedeutet, dass sämtliche Tratschtanten und Lästerfreunde neuen Stoff bekommen.

„Rose, alles okay?"

Nein, nichts ist okay. Ich habe alles vermasselt!

Aber er meint nicht das. Er meint das jetzt und ob ich das schaffe. „Hmm." Nicht wirklich überzeugend, aber es muss genügen. Ich sollte diese dreißig Meter bis zum Tor mit ihm nutzen, um mich ein wenig zu beruhigen.

„Soll ich dich begleiten?"

Weiß Gott, was Lamar glaubt, was zwischen mir und Clive vorgefallen ist. Ich will es auch gar nicht wissen, glaube ich.

Noch vierzig, er wartet auf eine Antwort.

Zögerlich wiege ich den Kopf hin und her. Ich kann ihn immer noch nicht ansehen und weiß nicht wieso. Lamar hat gar nichts mit all dem zu tun, er weiß im Grunde nichts und trotzdem verhalte ich mich, als wäre ich ihm etwas schuldig, hätte ihm etwas verschwiegen.

„Entscheids spontan.", lächelt er aufmunternd und knufft mich in die Seite. Selbst im Augenwinkel erreichen mich die Grübchen.

Noch zehn...

Das wird schon.

Es wird gut gehen.

Was soll passieren?

Da sind Linda und Candice, nur noch ein kleines Stück.

„Rose."

So schnell könnte kein Auto von rückwärts nach vorwärts schalten, wie mir das Blut in den Adern gefriert.

Ein Schritt. Ich habe einen Schritt auf den Schulhof gesetzt und da ist er...

„Lamar... ich schaff das allein.", richte ich mich an den großen Jungen. Er nickt, seine Brauen für einen Moment verwirrt zusammengekniffen, dann trabt er davon, nicht ohne noch einmal nach mir zu sehen.

Mühsam drehe ich mich zu ihm. Angst strömt aus einem Leck in meinem Körper. Angst davor, was er zu sagen hat.

„Es ist aus.", krächze ich, sobald ich vor ihm stehe und zwinge mich ihn anzusehen.

Er schluckt.

Schweigen.

„Es tut mir leid."

„Nein, nein... das muss es nicht."

„Doch." Sebastian fährt sich durch die Haare, sie wirken sowieso schon wirr und ungeordnet, aber jetzt... „Ich wollte das nicht."

„Es ist nicht deine Schuld."

Sebastians Augen heben sich, fangen mich und ich kann darin ablesen, wie meine Worte durch seinen Kopf tanzen. „Vielleicht, vielleicht. Ich weiß es nicht... Sebastian, ich mag dich – ein bisschen zu viel vielleicht und deswegen bereue ich das auch nicht."

Atmen.

„Hör zu, das mit Clive...-" Ich muss an meine Worte denken. Clive darf nicht sauer sein. Er hat es mir zwar nicht versprochen, aber...

Weiter komme ich aber auch nicht, denn mein Fokus driftet von Sebastian zu dem hinter ihm. Zu demjenigen.

Es dauert keine Sekunde, da ertönt seine Stimme.

„Wirklich?"

Sein Lachen verströmt puren Spott und Bitterkeit – zu Recht.

„Ist das euer Ernst?"

Ich kann sehen, wie Sebastian die Farbe aus dem Gesicht weicht, wie sich seine Augen einen letzten Moment an mich Klammern und er sich dann entschlossen zu ihm umdreht.

„Dein Ernst, vor allem!"

Seine Stimme ist trotz all dem noch immer ruhig und nicht auffällig.

Er nähert sich Sebastian, Clives Augen sprühen tödliche Funken.

„Weißt du, eigentlich hatte sie recht, ich sollte nicht sauer sein, aber jetzt... du machst dich direkt wieder an sie ran. War dir Anita nicht genug?!" Seine Stimme wird lauter. „Hat dir das eine nicht gereicht, muss es sie auch noch sein?"

„Clive, bitte...", versuche ich und will mich dafür am liebsten schlagen. Noch besser könnte man kein Klischee erfüllen, aber das ist mir egal. Ich kenne Clive gut genug, um zu wissen, wenn ihn nichts mehr hält.

Und im Augenblick schreit alles danach, dass er kurz vorm Explodieren ist.

„Halt dich da raus!", knurrt er und schenkt mir einen flüchtigen, aber tödlichen Blick, der mir die Knie weich werden lässt.

So wütend habe ich ihn lange nicht mehr erlebt.

„Clive, es tut mir leid."

„Ein Scheiß tut es dir!" Clive tritt noch einen Schritt näher. Ich bin froh, dass die beiden etwa gleich groß sind. „Was stimmt nicht mit dir, huh? Warum SIE, warum Anita? Du kannst jede andere haben, jede!"

„Du auch!"

„Aber ich will keine andere!"

Mein Herz bleibt stehen.

„Clive, du hast sie wie Luft behandelt, aber wehe einer ist ihr zu nahe gekommen." Sebastian ist völlig ruhig, beherrscht.

„Nein, es geht jetzt nicht um mich, oder Rosie. Es geht einzig und allein darum, dass du mir die Freundinnen ausgespannt hast oder willst."

„Zwischen dir und Anita war es so gut wie vorbei."

„Das gibt dir nicht das Recht sie zu küssen! Glaubst du mit uns..." Er fuchtelt mit seiner Hand zwischen uns umher. „ ... war es so gut wie vorbei? Habt ihr euch deswegen geküsst? Du, sie? Weil du dachtest, es ist 'so gut wie vorbei'?"

„Nein... ich..."

„Nein, nein, du hast gar nichts."

„CLIVE! Ich habe ihn auch geküsst.", flüstere ich gegen Ende und fange mir den nächsten Blick ein.

„Rose, tu das nicht."

„Da stimme ich ihm sogar zu. Wir sind durch, aber ich hätte nicht gedacht, dass du dich ihm gleich an den Hals wirfst."

„Clive, hör auf... das ist nicht fair."

„Nicht fair? Weißt du was nicht fair ist? Dass ich eine Freundin habe und ER meint, er könnte sie küssen."

„Gott, Clive. Sie hat gerade gar nichts getan. Du tust ihr weh."

„Weil du weißt, wie es ihr geht, nonstop?"

„Du siehst es doch!"

„Ich sehe nur einen miesen Feigling vor mir, einen Verräter."

„Du weißt genau, dass..."

„HALT DEINEN VERLOGENEN MUND!"

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Und da ist der Knall! Wie findet ihr Clives Reaktion und was sagt ihr zu Rose Verhalten bzw. zu Lamar?

Wie findet ihr den Neuen?

💌N°57: Dies oder Das: Lieber: Kaugummi oder Bonbon

KAUGUMMI!

XOXO Maggie 🧡

Ps. Folgt mir gerne auf Instagram: @sxmelittlestories

Gleicher Name wie hier auf Wattpad, dort gibt es alles rund um meine Lieblingsbücher, oder allgemein BÜCHER. 😏