46. Rose... ✔

The giving of love is an education in itself. - Eleanor Roosevelt

Song: Like i can - Sam Smith 

Es wäre eine Untertreibung zu sagen, es wäre nur komisch in Clives Armen aufzuwachen, mit seinem Herzschlag an meinem Ohr und der glühenden Hitze seines Körpers an meinem.

Und genauso wäre es eine elende Lüge, würde ich behaupten, es würde in mir kein wohlig-warmes Gefühl auslösen.

Es ist seltsam... aber schön.

Zu schön.

Vorsichtig lege ich den Kopf in den Nacken, lasse mich ein Stück zurücksinken, sodass ich auf seinem Oberarm liege und betrachte Clive. Er schläft noch immer friedlich, von draußen dämmert es morgendlich herein. Allerdings ist es noch immer düster.

Verdammt, er war die ganze Nacht bei mir.

Oh Gott!

Was...

Nein, ich sollte gar nicht erst so denken.

Sein Kopf ist leicht zur Seite geneigt, die Haare wellen sich wirr auf seinem Kopf und ein paar vereinzelte Strähnen fallen ihm ins Gesicht. In diesem Moment hat er fast etwas Verwegenes, gleichzeitig erinnert mich das an früher, an den Jungen von damals, der so oft neben mir aufgewacht ist.

Verwegen... Clive?

Verdammt, was sollen diese Gedanken? Ich will nicht so von ihm denken, von meinem seltsamen Freund Clive, mit dem ich eine Fake-Beziehung führe.

Wider meinen Gedanken verselbstständigt sich meine Hand. Wie ferngesteuert wandert sie zu seinem Gesicht, zur Stirn und streicht die widerspenstigsten Zwei aus seinen Augen.

Er wirkt so friedlich und...

Und ich habe Sebastian geküsst!

Am liebsten würde ich losschreien und weinen, wie ein kleines Mädchen. Warum habe ich das nur getan? Was, um alles in der Welt, hat mich dazu geritten?

Meine Finger ziehen unruhige Kreise über den Stoff seines Pullovers, fahren den Saum der Bettdecke ab und mein Kopf versucht währenddessen zu verarbeiten, dass ich hier gerade allen Ernstes in Clives Armen liege. Dazu noch in meinem Bett.

Vielleicht hilft es, wenn ich meine Augen so fest wie nur irgendwie möglich zusammenkneife und bete, dass alles nur ein ganz schöner Albtraum.

Aber am allerwichtigsten... wieso fühlt sich das so gut an?

Wir sind Freunde, alte Bekannte, aber es sollte sich doch nicht so... so warm und wohlig in meiner Brust kribbeln.

„Was ist das mit uns?" Mir wird erst zu spät bewusst, dass ich diese Worte nicht nur durch meinen Kopf habe schweben lassen, sondern sie tatsächlich laut ausgesprochen habe – auch wenn es nur ein seichtes Hauchen war.

Prompt vergrabe ich mein Gesicht zwischen seiner Schulter und dem Kissen, ich presse die Lider zusammen und bete inständig, dass Clive noch immer der gleiche Tief-Schläfer ist wie damals. Nicht einmal der Knall des Holzstuhls auf dem Boden in seinem Zimmer hat ihn wachbekommen. Einzig und allein mein nerviges Wiederholen seines Namens...

Ich spüre, wie er sich neben mir bewegt, wie sich der Stoff an meiner Wange verschiebt und seine Fingerspitzen meine nackte Haut am Bauch berühren.

Clives Griff um mich verstärkt sich ein wenig, aber nicht mehr, dann ist es still. „Rose..."

Mein Herz setzt für einen kleinen Moment aus.

Hat er mich gerade wirklich Rose genannt? ROSE!? Nicht Rosie, nicht Rosemary oder Rosemary Laurel? Nein, er hat gerade wirklich Rose gesagt und ich kann ehrlich gesagt nur schwer begreifen, dass dieses wohlige Knistern in meinem Bauch daher rührt, dass es mir gefällt.

Clive hat mich in diesem Leben genau drei Mal „Rose" genannt und an jedes einzelne Mal kann ich mich erinnern.

Mein Herz schlägt ein paar Takte schneller, es macht mich nervös. Ist er etwa wach? Nein, sonst hätte er sicherlich Rosie gemurmelt oder mich angegrunzt, was mir einfällt, warum ich so früh schon wach bin.

Aber warum dann?

Er wird doch kaum von mir träumen, oder doch? Vielleicht wie er mich eine Schlucht hinunterstößt...

Nein, stopp! Diese Zeiten sind vorbei, wir sind Freunde.

Freunde, die in einem Bett liegen und...

Oh Gott. Ich muss endlich schlafen, ich kann mir nicht den Schlaf rauben lassen.

Vorsichtig blinzle ich in Clives schlafendes Gesicht. Er hat sich zu mir gedreht, die Strähnen streuen sich nur noch wirrer in die Stirn und seine Lippen... ich beiße auf meine eigene. Ich sollte solche Gedanken nicht hegen und schon gar nicht mit diesem Prickeln im Bauch.

***

„Rosie, steh endlich auf... wir kommen noch zu spät."

„Fünf Minuten."

„Nein, wir müssen noch zu mir."

„Warum denn?", raune ich übellaunig und verstehe die ganze Aufregung und das Gerüttle an meinem Arm nicht.

Ein raues Lachen erfüllt die Stille und ich kann mit einem Mal Clives Atem ganz dicht an meinem Ohr spüren, wie seine Finger über meine Haut streifen, obwohl er nur eine Strähne hinfort schieben wollte. „Weil wir eingeschlafen sind und ich nicht den Walk of Shame gehen werde."

Damit bin ich hellwach. Ich weiß nicht genau, woran es lag, ob an dieser urplötzlichen Nähe, seinen Worten oder der Angst davor, zu spät zu kommen.

Mit einem Ruck sitze ich kerzengerade in meinem Bett und mir scheint, als hätte nicht viel gefehlt und Clives und mein Kopf wären nach dem feinsten Klischee zusammengerauscht. Aber nur fast!

„Ich..."

Wieder dieses Lachen.

Dabei blickt er mir so unverblümt und wach in die Augen, dass ich mich mit einem Schlag in der Zeit zurückversetzt fühle. Ich bin nicht mehr achtzehn, sondern acht und spiele mit Clive „Mensch ärgere dich nicht". Er hat mir damals genau diesen verschmitzten, jungenhaften Blick zugeworfen. Darin lag nichts als purer Bewunderung und Wärme.

Es fällt mir schwer zu schlucken, am liebsten würde ich die Zeit um mich herum stoppen und Clives Blick noch eine Weile länger aufsaugen, aber ein Blinzeln... und er wendet sich von mir ab, stemmt sich auf.

Ich muss mich beherrschen nicht laut aufzuseufzen. Wahrscheinlich war das eine Illusion meines Verstandes.

Clive wird mich nie mehr mit diesem Ausdruck ansehen, höchstens Freundlichkeit oder Arroganz. Er räuspert sich, immer noch mit dem Rücken zu mir und schlurft seltsam zögernd zum Fenster. „Wir, ähm, wir müssen los. Mom macht uns was zum Essen."

Für einen winzigen Augenblick erhasche ich einen Blick auf sein Spiegelbild im Fenster, Panik und Fragen liegen darin, aber er entfernt sich sofort wieder und schreitet weiter zu meiner Zimmertür.

Wie gebannt beobachte ich ihn und jede seiner Bewegungen, wie seine Hand die Klinke umschlingt, nach unten drückt und er sich einmal verwegen durch das zerzauste Haar fährt, ehe er mir über die Schulter ein „Beeil dich" zuwirft und verschwindet.

Sprachlos und mit einem Berg an wirren Gedanken schiebe ich mich von meinem Bett.

Sobald meine Füße den Boden berühren... nein, die sprichwörtliche Rückkehr auf den Boden der Tatsachen bleibt aus. Das Holz ist schlichtweg kalt.

„Rose..."

Der Name hallt in meinem Bewusstsein umher. Ich verstehe nicht ganz, warum sich das so sehr in meinen Verstand gefressen hat, als gäbe es nichts Wichtigeres oder Bedeutenderes auf dieser riesengroßen Welt!

Ergeben seufze ich und schlüpfe aus meinem Pullover, den Leggins und tausche sie gegen frische Unterwäsche.

Die Toilettenspülung rauscht und ich wippe unruhig auf meinen Füßen herum. Clive wird vermutlich nach unten poltern oder vor meiner Türe warten, vielleicht noch genervt: „Mach mal schneller" rufen.

Wahllos greife ich nach Jeans und einem gehäkelten Pullover. Es ist mir heute wirklich egal...

***

CLIVE P.o.V.

Verdammt!

Egal wie lange ich mich in diesem verfluchten Spiegel anstarre, mir schwirren immer wieder Rosies blaue Augen im Kopf herum.

Genauer gesagt, ihr Blick.

Wie sie mich eben angesehen hat... darin lag diese Güte, die Neugier... alles was Rosie zu Rosie macht. Ich bin mir sicher, sie hat nicht die leiseste Ahnung, wie schön sie manchmal ist...

Es reicht!

Nein, wir sind gerade wieder Freunde geworden...

Ich will sie nicht wieder verlieren.

Geschlagen trete ich aus dem Bad und spiele mit dem Gedanken nach unten zu gehen. Max und Val sind sicher gerade beim Frühstücken.

Nein, ich will die Gerüchte um uns nicht noch mehr anstiften. Meine Mutter liegt mir damit schon genug auf den Ohren und wenn Valerie mich sieht, dann weiß Mom es noch bevor ich einen Fuß zur Tür hineinsetze.

Lautlos schlurfe ich den Gang nach hinten, zu ihrem Zimmer und halte vor ihrer Tür inne. Ich habe sie nicht ganz geschlossen...

Mein Herz poltert lauthals gegen meine Brust, ich muss mir ein Husten verkneifen. Durch den winzigen Spalt kann ich in ihr Zimmer sehen. Es ist falsch, ich sollte nicht...

Es ist Rosemary.

Und da steht sie...

Mit dem Rücken zu mir. Ihre Schultern sind so schmal und zart... kein Wunder, dass Josh mich jedes Mal verstört ansieht, wenn ich sie etwas fester umarme.

Aber sie ist nicht so, Rosie war noch nie so zerbrechlich wie ihre Figur, wie ihre elfenhafte Gestalt... unglaublich, dass sie so schlank ist. Rosie isst manchmal mehr als ich.

Ihr Seufzen rauscht durch den Raum und prompt sticht es in meiner Brust.

Irgendetwas belastet sie, das habe ich vorher schon gespürt.

Ich will nicht, dass sie traurig ist.

Sie soll strahlen.

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Was sagt ihr zu diesem Kapitel?

Wollt ihr öfter etwas aus Clives P.o.V. haben oder lieber nicht?

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💌N°49: Dies oder Das: Stadtkind oder Dorfkind?

Dorfkind... durch und durch

XOXO MAGGIE 🧡

Ps. Ich würde mich freuen, wenn ihr mal bei meiner Insta-Page vorbeischaut: @sxmelittlestories (wie hier auf Wattpad). Dort findet ihr alles rund um Bücher & co.📖✒

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