44. Football-Lehrer ✔
There is more pleasure in loving than in being beloved.
Song: Now – Landon Austin
„Die Line of What?"
"Line of Scrimmage."
"Clive...", stöhne ich und lasse mein Gesicht erschöpft auf das Kissen vor mir fallen. Ich bekomme so zwar weniger Luft, aber dafür muss ich mir Clives Gehampel nicht mehr ansehen.
Er hat in zwei Stunden diverse Möglichkeiten versucht mir Football näher zu bringen, angefangen beim Basis-Wissen. Zwei Teams, je elf Spieler und das Ziel mehr Punkte zu erzielen als der Gegner.
Es gibt pro Spielzug eine Defense, die verteidigende Mannschaft, und eine Offense, die angreifende Mannschaft. Man spielt viermal fünfzehn Minuten.
Soweit habe ich alles verstanden, dann hat er plötzlich angefangen von Spielzügen zu plappern und Spielerpositions-Namen zu nennen wie Halfback und Runningback. An diesem Punkt bin ich ausgestiegen.
Aber mir ist dabei etwas aufgefallen, etwas, dass ich eigentlich längst wusste. Clive neigt dazu sich in seinem Element fallen zu lassen, wie ich auf das Kissen. Wenn er einmal drin ist, dann verfällt er dem Rausch, er redet plötzlich über Football, als wäre ich ein Experte. Rätselt herum, was man bei welchem Zug, welchem Pass besser machen könnte und worauf man achten muss. Er schwärmt von den Cowboys und welche stärken sie haben.
Irgendwie...
Irgendwie kommt mir das bekannt vor.
Wenn ich über Kunst rede – wenn ich denn jemanden finde, der mir zuhört – dann rede ich auch.
Der Unterschied ist nur, dass man für meine Kunst - die malerische Kunst – kein ungemeines Vorwissen braucht, wie beim Football, um sie überhaupt erst zu verstehen.
Kunst lässt dich einfach einsteigen.
Natürlich hast du einen Vorteil, wenn man sich mit den verschiedenen Künstlern, Epochen und Stilen auseinandersetzt, aber das ist kein muss. Kunst muss man fühlen, Kunst will gefühlt werden, nicht beherrscht und gewusst.
Es widerspricht meinem Gedanken, dass sogar Sport eine Kunst ist, aber irgendwie... wer Sport nicht fühlt, der macht ihn auch nicht richtig...
„Okay, okay. Du bist der?"
„Wide Receiver.", seufzt er ernüchtert und lässt sich zu mir aufs Bett fallen, sodass die Matratze unter seinem Gewicht knarzt. „Ich glaube du bist ein hoffnungsloser Fall."
„Nein, ich glaube du bist ein mieser Lehrer."
„Ich?"
„Ja, du. Du faselst plötzlich was von Fullback, während du mir noch eine Intercaption erklärst und dann mischt du die Line of Schinoba mit rein."
Ich weiß, dass es „Line of Scrimmage" heißt, aber ich möchte Clive einfach aufzeigen, dass er mich völlig durcheinanderbringt.
„Erstens, Interception. Zweitens, Line of Scrimmage. Und Drittens. Du bist unmöglich!"
Damit pfeffert er mir mein Kopfkissen ins Gesicht und nutzt es aus, dass ich anschließend aufsitze, um sich selbst auf den Rücken fallen zu lassen. „Schinoba klingt besser." Er rollt gespielt genervt mit den Augen und grinst mich arrogant an. „Vielleicht sollte ich dich ab sofort Schinoba nennen?"
„Kannst du gerne, dann erzähle ich aber meinem Dad, dass du die Chiefs vorhin ziemlich übel beschimpft hast."
„Da hast du plötzlich aufgepasst? Du weißt noch nicht mal was genau ich böses über sie gesagt habe!"
„Du hast Mahomes einen Glückspilz mit Dusel genannt und..."
Und das nächste Kissen landet in meinem Gesicht.
Okay, genug ist genug.
„Monster."
Prompt hört man die dumpfe Antwort in meinem Zimmer. Clive hingegen zieht nur unbeeindruckt das Federkissen in der himmelblauen Baumwollhülle von sich und schenkt mir einen tiefen Seufzer. „Du bist schwach."
„Wolltest du nicht aufhören mich zu beleidigen?"
Gelassen faltet er die Hände hinter seinem Kopf und schließt seine Augen. „Nein, hab ich nie so gesagt. Vielleicht, dass ich kein Arsch mehr bin."
„Dann gibst du zu, dass du einer warst?", lache ich triumphierend und pikse ihn in die Seite. Ich warte drauf, dass er schockiert von sich selbst die Augen aufreißt und mich abwehrend anblinzelt. Vielleicht will er mich auch irgendwie zwingen oder mich zu einem Versprechen verführen, dass ich nichts dergleichen jemals einer Menschenseele anvertrauen würde, aber nichts.
Er bleibt seelenruhig, grinst nur noch ein bisschen friedlicher und breiter, dann schnappt er sich urplötzlich meine Handgelenke und...
Und ich werde mich wohl auf Ewig fragen, wie er es hinbekommt, dass ich halb auf ihm lande, halb auf der Matratze, ohne mir irgendwie den Kopf anzuschlagen – und sei es nur sein harter Dickschädel.
„Clive!", zische ich drohend und versuche ihm meine Hände zu entziehen, doch es stört ihn nicht im Geringsten.
Seelenruhig umschließt er meine rechte Hand mit seiner – mühelos -, legt seinen Arm so um mich, dass ich nicht zurückrollen kann und blinzelt mich halbherzig an. „Ach komm, die Pause habe ich mir verdient."
Ich hole Luft, will etwas erwidern, protestieren. Ich will ihm sagen, dass er einfach nicht logisch erklären kann und mitten im Basis-Wissen mit Fachbegriffen anfängt, mit Spielzügen, aber dann spüre ich mit einem Schlag, wie müde ich tatsächlich bin.
Dieser Tag hat an meinen Nerven, an meinen Kräften gezerrt.
Gleichmäßig stoße ich die Luft wieder aus meinen Lungen. Ich betrachte Clives Profil, seine Narbe. Ich frage mich, wer von ihrer Existenz weiß. Ob unsere Eltern, wir und der Arzt die einzigen Menschen sind, die von ihr wissen, oder ob er es jemals jemandem erzählt hat. Oder erzählen wird.
Wird er es Maddie irgendwann sagen, wird sie es von selbst sehen? Wird sie ihm irgendwann genauso nah sein?
Verdammt!
Clive wird niemals so über mich und Sebastian denken.
Warum tue ich das also?
Was ist nur los mit mir?
Am liebsten würde ich ihm die schokoladigen Haare aus der Stirn streichen, um die Narbe vollends zu sehen, aber ich wage es nicht meine Hand aus seiner zu ziehen. Ich weiß nicht, ob es falsch ist, aber diese Narbe verbindet uns irgendwie. Wenn ich ihn ansehe und die Narbe entdecke... erinnere ich mich an unsere Kindheit.
Ob es ihm auch so geht?
Der Gedanke macht mir Angst, dass ihm unsere Freundschaft damals nicht so wichtig war wie mir. Gleichzeitig erinnern mich Sebastians Worte, Clive hätte seither über mir gewacht – im Stillen -, dass diese Angst sinnlos ist.
Offenbar war ich Clive über nie egal, aber warum war er dann so ekelhaft und so arrogant? Warum hat er mich damals einfach fallen lassen?
Warum hat er nichts mehr mit mir machen wollen und nur noch mit Sebastian und den Jungs? War ich ihm peinlich?
Es ergibt alles keinen Sinn.
An Clives Wange klebt noch ein Stückchen Basilikum. Er hat einen Auflauf aus Kartoffeln, Karotten, Käse und Zucchini gezaubert und stur darauf bestanden das Ganze mit Basilikum aus dem Garten zu krönen. Sein Glück, meine Mutter hat ihr kleine Kräuterhochbeet noch nicht abgehakt.
Automatisch muss ich darüber lächeln.
„Hör auf mich anzustarren.", brummt er von irgendwo fern her und bringt mich nur noch mehr zum Grinsen. „Ich starre nicht."
„Immer das letzte Wort."
„Ja."
Er lacht leise auf.
Tick Tack.
Ich schließe meine Augen.
Verdammt!
Warum fühlt sich das hier so gut an? Warum lasse ich das hier zu? Das ist falsch. Ich... ich habe hier vorhin mit...
„Ich hab dich vermisst, Rosie.", murmelt er aus dem Nichts und schickt mich damit ins Land der unruhigen Träume.
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🤭
Na wie findet ihr die beiden Cuties zusammen? Cute?
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💌N°47: Dies oder Das: Das Buch oder der Film: Was kommt zuerst?
Definitiv Buch. Ohne Buch kein Film. Heißt nicht, dass das Buch immer besser ist, aber meistens. Ich finde es ist manchmal ziemlich schwierig, manchmal total easy.
Zum Beispiel „Call me by your name" finde ich total schwer zu beurteilen. Ich fand das Buch sehr anspruchsvoll, aber unfassbar genial und beeindruckend geschrieben. Beim Film fand ich alles ein bisschen gequetscht und gehastet, aber dadurch habe ich ein paar Szenen besser verstanden... Trotzdem... am Ende fand ich das Buch besser.
Anders bei „Nerve". Buch war auch toll, aber der Film mit Emma Roberts und Dave Franco... Traumhaft!
XOXO Maggie🧡
Ps. Folgt mir gerne auf Instagram: @sxmelittlestories
Gleicher Name wie hier auf Wattpad, dort gibt es alles rund um meine Lieblingsbücher, oder allgemein BÜCHER. 😏
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