40. Verdammt ✔
We accept the love we think we deserve. - Stephen Chbosky
Song: The way i love you - Yaeow, Neptune
Nervös? Ich?
Nein!
Doch.
Schrecklich nervös sogar. Meine Hände zittern bei jeder Linie, seien es Augen, ein Tribünensitz oder ein Grashalm. Alles wackelt, also lasse ich es und bete inständig, dass es aufhört, bis Sebastian kommt.
Gut, vielleicht ist Sebastian selbst der Grund und macht das Ganze nicht zwingend besser, sondern vielleicht sogar schlimmer, aber vielleicht auch nicht und auf magische Weise beruhige ich mich in seiner Gegenwart?
Es fällt mir schwer das zu glauben, doch ich will daran glauben und wer weiß, vielleicht funktioniert es.
Ich weiß etwas, dass mich beruhigen könnte. Jemand...
So unvorstellbar das noch vor zwei Wochen oder Monaten geklungen hat, so beeindruckend hilft es mir nun – er. Clive könnte mich beruhigen. Es ist ein komisches Gefühl und gleichzeitig ein angenehmes...
Fünf vor halb drei...
Oh Gott, nur noch fünf Minuten!
Durchatmen Rose!
Es ist nur Sebastian, nein, es ist SEBASTIAN. Mein Traumprinz, mein... der Typ, bei dem Schmetterlinge, oder was auch immer das ist, in meinem Bauch umherflattern und mein Herz wild in meinem Brustkorb randaliert.
Ich fühle mich wie ein kleiner Stalker, wie ich hier auf dem Fensterbrett lungere, hinter dem Vorhang versteckt, und auf die Straße starre.
Andere Menschen hätten vielleicht etwas gebacken oder gekocht. Kekse, Kuchen oder Muffins, aber... nun ja, meine Küchenkünste beschränken sich auf ein Brot mit Frischkäse, Nutella oder Marmelade.
Wenn ich strikt nach Anweisung Nudeln koche, gelingen sie mir tatsächlich, aber dann darf ich keine einzige Sekunde aus dem Raum verschwinden oder am Handy herumtippen, sonst... Clive würde sagen, ich würde alles in Schutt und Asche legen.
Plötzlich ploppt die Vorstellung von uns beiden in der Küche in meinem Kopf auf und wie er lachend versucht mich hinauszuwerfen, damit ich ja nichts anfasse oder irgendeinen Schalter – sei es auch nur der Lichtschalter – betätige. Seine Hände schlingen sich um meine Taille und er bugsiert mich scheinbar mühelos ins Wohnzimmer. Ich ahne wohin diese Szene führt...
Der Geruch von Spaghetti dringt in meine Nase – eine alberne Erinnerung an dieses eine Mal vor ein paar Wochen...
Ich schätze bei Clive verhungert man nicht und lebt sogar gesund.
Gerade als der Film in meinem Kopf weiterlaufen möchte nehme ich Bewegung auf der Straße vor unserem Haus wahr und springe wie eine Verrückte auf. Ich will auf keinen Fall, dass Sebastian mich entdecken könnte.
Zum Schluss denkt er noch, ich wäre tatsächlich eine kleine Stalkerin, was... eigentlich gar nicht so falsch ist, in Anbetracht meiner aktuellen Position.
Eilig streiche ich meinen Wollpullover glatt. Der Zinoberrote, ohne Malerflecken und Kapuze, den, den man eigentlich nicht glatt streichen müsste, weil er sowieso keine Falten besitzen kann...
Am liebsten würde ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen, doch es bleibt bei der Vorstellung, schließlich möchte ich Sebastian nicht mit passender Gesichtsfarbe zum Pullover unter die Augen treten. Mein Gefühl sagt mir sowieso, dass ich im Laufe des Nachmittags meine Wangen anpassen werde.
Ich bin kurz davor die Treppe nach unten zu sprinten und hinter der Haustür zu lauern, kann mich im letzten Moment jedoch zurückhalten und verschnaufe.
Meine Hand liegt auf dem Türknauf meiner Zimmertür.
Was würde er nur von mir denken, wenn ich die Türe aufreiße, sobald er seinen Finger auf die Klingel legt und ihn wie eine Wahnsinnige angrinsen würde?
Nein, cool bleiben.
Was hat Adam gesagt? Coolness und Ruhe, und ich selbst sein... Dinge, die absolut nicht zusammenpassen. Ich bin absolut miserable darin, meine Coolness zu bewahren oder die Ruhe selbst zu bleiben, wenn ich nervös bin. Er kann das viel besser, er ist ein Meister darin, er ist... er ist der echte Barney Stinson.
Es klingelt.
Oh Gott, es klingelt!
Mein Herzschlag beschleunigt sich mit jeder Sekunde um die gefühlt zehnfache Geschwindigkeit. RUHE!
Beherrscht drücke ich die mittlerweile warme Klinke nach unten und trete kontrollierten Schrittes aus meinem Zimmer. In unserem Haus ist es schön warm, mein Zimmer ist ordentlich – aber nicht penibel sauber – aufgeräumt, ich möchte ihm schließlich nicht das Gefühl geben, als säße er in einem Museum.
Wenn ich nur an sein Zimmer denke... ebenso ordentlich wie meines jetzt. Und Clives... haha, ein einziger Chaoshaufen.
Meine Schritte klingen gleichmäßig, das ist gut, nicht gehetzt, nicht laut – sodass er es vielleicht hören könnte.
Ein letztes Mal durchatmen...
„Hey."
„Hey. Sorry, dass ich zu spät bin. Marcus hat... sagen wir er hat versucht einen Kuchen zu backen."
Etwas verstört mustere ich ihn und kann das breite Grinsen trotzdem nicht unterdrücken. Ich lasse eilig meinen Arm zurück zu meinem Körper gleiten, um ihn hereinzuwinken.
Sebastian lächelt mich gestresst an.
„Also in etwa so, wie wenn ich es versuchen würde?"
„Hmm, ich schätze du bist eine gute Konkurrenz zu ihm, aber besser."
Clive hätte laut aufgelacht und mich verspottet, dass absolut jeder in diesem Universum besser in der Küche herumhantieren kann als ich.
Dementsprechend fällt es mir schwer zu glauben, dass Marcus – Sebastians Bruder – tatsächlich unfähiger sein soll als ich. „Meinst du?"
Der Junge vor mir zupft sich elegant die Mütze vom Kopf. Ich bin heilfroh, dass er sich danach auf den Reißverschluss seiner Jacke konzentrieren muss, sonst hätte er sicherlich bemerkt, wie ich scharf die Luft eingezogen habe und schwärmerisch seine verstrubbelten Haare anstarre.
Bei jedem anderen Wesen hätte ich mich gefragt, warum er eine Mütze trägt, obwohl er mit dem Auto gefahren ist, aber nicht bei ihm.
„Ich habe dich noch nie Kuchen backen sehen."
„Ich habe es einmal probiert, aber... sagen wir... meine Mutter hat es mir anschließend verboten."
Und bitteschön! Meine Wangen verfärben sich zart Rot.
Sebastian hält einen Augenblick inne, ehe er mich breit angrinst und leise vor sich hin gluckst. Er sieht so... schön dabei aus. „Wirklich?" Bestätigend nicke ich, vor Clive würde ich das nie zugeben, er würde mich auslachen, aber bei Sebastian habe ich dieses Gefühl nicht, ganz gleich, wie rot ich werde. „Okay, das ist... besonders..."
„Ja, ein bisschen... aber eure Küche steht noch?"
„Ja, alles heil. Letztlich musste ich es ausbügeln und..." Erst jetzt bemerke ich die Stofftasche. Er muss sie wohl gleich auf den Boden gestellt haben. „... ich habe Muffins draus gemacht."
Triumphierend zieht er eine hellblaue Plastikbox heraus. Darin schimmern leckere, kleine Backwerke in bananengelben Förmchen.
Meine Augen werden groß... vielleicht ergänzen wir uns ganz gut.
Seufzend wende ich den Blick ab. „Tu sie weg, sonst will ich sie jetzt sofort... komm.", lächle ich ihn an. Sebastian grinst mir verschmitzt zu, ehe er nickt und die Box auf den Treppenstufen zurücklässt.
***
„Nein... oh Gott, nein...", kichere ich gedankenlos und beobachte Sebastian dabei, wie er Augen in meinen Zeichenblock kritzelt. „Du kannst nicht mit der Pupille anfangen."
„Warum nicht?"
„Weil die Augen dann so werden wie die hier."
Ich versuche ihm sanft den Bleistift aus der Hand zu fischen, aber er zieht ihn blitzschnell hinfort, sodass ich ins leere greife.
Mit einem belustigten Seufzer knie ich mich zu ihm aufs Bett. „Gib mir den, das kann ich nicht länger mit ansehen, sonst... nein."
„Sonst was?" Er funkelt mich amüsiert an und hält den Stift noch weiter von mir fern.
Entweder muss ich runter vom Bett und auf der anderen Seite wieder hoch oder... „Sonst kann ich dich nicht mehr ansehen.", lache ich und stütze mich auf seine Schulter... ich weiß nicht genau, ob ich das mit Absicht tue, ob ich den Körperkontakt zu ihm gerade suche.
In meiner Berührung steckt Schüchternheit, so viel andere Mädchen würden diese Gelegenheit voll ausschöpfen und sich auf ihn stürzen, ihn vielleicht dazu bringen auf den Rücken zu fallen, und versehentlich auf ihn zu fallen.
Mir schweben blass Clives Worte im Kopf umher, aber im Augenblick ist die Anziehungskraft von Sebastian einfach viel zu stark, als dass ich darauf Rücksicht nehmen könnte.
Ich...
Ich versuche den Abstand zwischen unseren Körpern halbwegs zu wahren, aber... ich brauche diesen Bleistift.
Genau, es geht nur um den Stift, ihm von weiterzeichnen abzuhalten.
„Mich?"
„Ja, dich. Gib mir den Stift!"
„Du kannst ihn dir gerne holen."
Prompt muss ich auf meine Lippe beißen. Es macht mich natürlich nervös ihm so nahe zu sein, gemeinsam auf einem Bett zu sitzen und... seine Schulter zu berühren.
„Was ist an meinen Augen falsch?"
Warum frägt er das...
Ich kann nicht anders als ihm in die Augen zu blicken, in seine echten Augen – diese hellen, blau-grauen Augen...
Atmen!
Ich muss schlucken.
Zwischen uns ist noch so viel Raum...
„Nichts... nur... ein bisschen..."
„Hmm?"
Ich frage mich, ob er gerade das Gleiche fühlt, ob er gerade genauso paralysiert von diesem Moment ist, wie ich.
„... ein bisschen..."
Ich nehme es nur beiläufig wahr, wie er den Arm sinken lässt, wie ich mich auf meine Fersen fallen lasse und unfähig bin meine Hand von ihm zu nehmen.
Es gelingt mir mich zu räuspern, aber mehr nicht. Erst als er in Zeitlupentempo den Bleistift in meine Richtung bewegt und ihn mir entgegen hält, ohne dabei den Blickkontakt zu mir abzubrechen, schaffe ich es meine Hand zu mir zurückzuziehen.
„Zeigst du es mir?"
Ich habe den Satz nicht beendet und trotzdem will er meine Version sehen?
„J-ja." Wieder schlucke ich und schließe vorsichtig, als könnte ich das Bild von ihm vor mir zerbrechen. Noch währenddessen drehe ich meinen Kopf und als ich die Augen öffne, schiebt er mir sanft den Block zu.
Konzentrier dich Rosemary...
Vielleicht hat er das auch gespürt, vielleicht nicht...
Ich beginne bei der Form, beim Lid, die Wimpern, dann die Iris...
„So..." Ich spüre seinen Blick auf mir, nicht auf meinen gemalten Augen. Ich... ich kann nicht anders als zu ihm aufzusehen und... „Die sind..."
„Hmm?", brumme ich vollkommen verloren.
Es wäre eine Lüge, würde ich behaupten ich spüre nicht, wie wir uns langsam, aber sicher einander nähern. „... einzigartig."
„Deine... auch."
Ich bin mir nicht sicher, was genau ich meine. Seine Augen oder seine Zeichnungen davon... vielleicht beides.
Er lächelt und seine blauen Augen strahlen mich an.
Und seine Lippen...
Seine Augen...
Verdammt!
Mein Kopf schaltet komplett ab, alles was ich noch spüre ist mein rasendes Herz, mein kochendes Blut und seine warmen Lippen.
Sie sind so anders als Clives, aber so... weich.
Warm und weich...
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😳
Habt ihr damit gerechnet?
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💌N°43: Dies oder Das: Campen oder Hotel?
Ich war persönlich weder Campen, noch in einem Hotel. Nur Jugendherberge und Ferienwohnung.
Irgendwie schätze ich würde mich Campen gefallen, Natur und frische Luft (im Sommer natürlich 🤭), die Aussicht auf Sterne gucken und co. Ist ziemlich traumhaft.
Andererseits... Hotel hört sich nach Entspannung und Auszeit an. Nichts tun müssen, am Morgen ans Buffet gehen und... danach Massage und Wellness?
Puh, schwer, ich schätze... trotzdem Campen.
XOXO Maggie🧡
Ps. Schaut mal bei meiner Instagram-Seite vorbei: @sxmelittlestories (wie hier auf Wattpad) alles rund um Bücher.📚
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