♪ Drag Me Down

» I've got fire for a heart, I'm not scared of the dark
You've never seen it look so easy

I got a river for a soul, and baby you're a boat
Baby you're my only reason «

° ° ° E L E A N O R ° ° °

Ich hätte es wissen müssen.

Seit Monaten verläuft mein Leben einfach nur vor sich hin.

Ich meine, alles ist super. Max' und mein Blog läuft gut, ich finde viel Spaß an den verschiedensten Modeljobs und auch privat hätte es nicht besser sein können. Wäre da nicht dieses komische Kribbeln in meiner Magengegend gewesen.

Dieses Kribbeln, welches sich früher immer eingestellt hatte, sobald mein Leben aus dem Ruder lief.

Doch natürlich hatte ich Dummchen weder auf mein Bauchgefühl, noch auf die Wahrsagerin gehört, zu der Max mich letztens unter gehörigen Alkoholzufluss schleppte.

Doch hatte ich darauf geachtet?

Nein, warum auch?

Mein Karma meint nur einmal mehr, mir ein Messer in die Brust rammen zu müssen und ich Blödkopf sitze auch noch da und halte still, statt mich zu wehren.
Ich hätte also ahnen können, dass etwas passieren würde. Sämtliche Anzeichen sprachen dafür.

Doch als an einem gemütlichen Samstagmorgen, den ich dazu auserkoren habe, mir sämtliche Staffeln meiner Lieblingsserien anzusehen, mein Handy klingelt und mir als Anrufer eine mir nur allzu bekannte Nummer anzeigt, denke ich mir trotzdem nichts dabei. Dabei hätte alleine schon die Tatsache, dass sie anruft, in mir sämtliche Warnglocken auslösen müssen.

Normalerweise schreiben wir miteinander, wenn überhaupt.

Doch dass sie auf einmal anruft, an einem Samstagmorgen (wo sie doch genau so gerne lange schläft, wie ich) kommt mir nicht spanisch vor. Nein, Eleanor hat einmal wieder ihre gutgläubige Phase.
Noch nicht einmal einen Gedanken verschwende ich daran, dass ihr Anruf etwas mit ihm zu tun haben könnte.

Und genau das ist mein Fehler gewesen.

,,Hallo hier ist der Anschluss der Familie Calder. Mein Mann ist gerade mit unseren Zwillingen Urlaub auf Sizilien und betrügt mich wahrscheinlich gerade mit einem Unterwäsche-Model, weswegen ich leider nur bedingt Zeit habe. Was kann ich für Sie tun?"

,,El, lass den Blödsinn", erklingt am anderen Ende der Leitung eine entrüstete Stimme, doch zu meinem Amüsement bemerke ich auch ein kleines Kichern in der Stimme meiner Gesprächspartnerin.

,,Lottie, was kann ich für dich tun", melde ich mich schließlich mit normaler Stimme und lasse mich auf ein Sofakissen fallen, während ich nebenbei nach dem letzten Nutellaglas Ausschau halte. Wehe, Max hat den letzten Rest wieder aufgegessen!

,,Ich also..." Lottie stockt kurz am anderen Ende. Selbst bis hier hin kann ich hören, dass sie etwas bedrückt, obwohl ich ja nicht gerade für meine Sensibilität bekannt bei.
,,Hast du schon Nachrichten gehört? Also... im Bezug auf Louis... und Johanna. Also meiner Mom-" Sie verhaspelt sich kurz, während ich immer ungeduldiger werde.

,,Lottie, wie oft soll ich es noch sagen? Ich lese grundsätzlich keine Artikel über ihn. Mir ist es sowas von egal, was er gerade mit seinem Danielle Schätzchen treibt, oder in welches Paar Socken sein Sohn jetzt passt. Na gut, es ist mir nicht egal, aber ich weiß, dass ich damit nur unnötig Schmerz und Bedauern über mich ergehen lasse!"

,,Okay... Also... Können wir uns treffen? Du bist doch gerade in London, oder? Am besten heute noch."

,,Klar, können wir machen. Wie wäre es mit 16 Uhr beim Starbucks?"

,,Du bist ja immernoch so besessen von dieser überteuerten Kaffe-Kette", seufzte Lottie und ich muss gegen meinen Willen schmunzeln.
,,Aber das geht klar."

Ich notiere die Verabredung kurz in meinem schwarzen Kalender und will schon auflegen, da hält Lottie mich doch auf.

,,Ach und El? Bitte geh vorher nicht mehr auf Twitter oder sowas... Wenn du das jetzt noch nicht weiß, wäre mir es lieber, wenn du... die Nachrichten von mir erfährst. Weil ich dich immernoch sehr gern habe und du es verdienst, dass von Angesicht zu Angesicht zu erfahren."

,,Was denn? Hat Louis auf einmal beschlossen, sich gemeinsam mit Briana und Danielle auf den Bahamas abzusetzen und dort mit Einheimischen für den Weltfrieden zu tanzen?", witzele ich noch, doch am anderen Ende der Leitung erklingt nur noch ein Tuten.

Lottie hat schon aufgelegt.

Nachdem ich das Telefonat beendet habe, bequeme ich mich endlich vor meinen Fernseher, jedoch kann ich mich einfach nicht konzentrieren. Mehrmals denke ich an Lottie's Worte, warum soll ich nicht auf Twitter und weitere soziale Netzwerke gucken?

Mehrmals ertappe ich mich dabei, wie ich auf mein Handy gucke, obwohl ich eigentlich Meredith und Derek in Grey's Anatomy bei ihren "Wir-müssen-uns-und-die-Welt-retten"-Gehabe zuschauen sollte.
Nach einigen Minuten, in denen mein Handy jedoch immer weiter von mir weg, an den Rand des Beistelltisches wandert, beschließe ich, Lottie's Anweisung gekonnt zu ignorieren und mich ein wenige auf Twitter und Tumblr umzusehen, um zu erfahren, was denn so w
Wichtiges dort sein soll.

Als ich Twitter jedoch endlich öffne, weiß ich wieder sofort, warum ich die App seit Wochen nicht mehr benutzt habe. Eine Welle von Benachrichtigungen erschlägt mich, doch die wenigsten handeln von mir im Zusammenhang mit meinem berühmten Ex-Freund (eine Tatsache, die ich persönlich als Besserung verzeichnet habe.) Mehr sind es Tweets die darauf appellieren, ich solle mich endlich wieder auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken melden. Diese Nachrichten machen mich definitv auch glücklich, meine Fans bedeuten mir alles. Doch momentan ist dies nicht das, wonach ich suche.
Außerdem halte ich mich in letzter Zeit grundsätzlich eher von Apps wie diesen fern, ich will mich einfach wieder mehr auf mich konzentrieren.
Mit der Zeit macht einen dieses Ganze Wer-ist-besser Getue nämlich fertig.

Schließlich gebe ich seufzend den Namen Louis Tomlinson in die Suchmaschine ein, wobei noch zu bemerken wäre, dass der erwartete Stich in der Magengrube seit Monaten ausbleibt. Ehrlich gesagt, verschwende ich auch keine 24 Stunden Gedanken an ihn, Lottie's Anruf animiert mich jetzt wohl oder übel dazu.

Als ich dann schließlich auf einen Artikel starre, der vor gut zwei Stunden hochgeladen wurde, denke ich erst an einem schlechten Scherz. Doch es ist weder der 1. April, noch will sich jemand einen Spaß mit mir erlauben.

Die Worte verschwimmen vor meinen Augen, während ich mir ein Glas Wasser nehme, um mich wieder zu beruhigen. Dieser Versuch scheitert jedoch.

Ich kann einfach nicht fassen, was ich da gerade lesen.

Wie kann mir das nur entgangen sein.

"Louis Tomlinson's Mutter Johanna Deakin stirbt im Alter von 42 Jahren an Krebs", "Tragischer Tod in der Familie Tomlinson"

Das kann nicht wahr sein.

Mein Glas zerspringt auf dem Boden in tausende von Einzelteilen.

Ich traue mich kaum, Lottie ins Gesicht zu sehen, als ich schließlich mit meinem Grande White Mocca auf die Blondine zu steuere.

Sie seufzt leise, als sie mich und meine fehlende Aufmerksamkeit bemerkt und legt ihr Handy beiseite.

,,Du hast es also doch schon gesehen."

,,Ich... Ja, habe ich", gebe ich schließlich kleinlaut zu und fahre mir durch meine braunen Haare. Seit einiger Zeit trage ich sie wieder dunkel, in den letzten Monaten hatte ich immer blonde Strähnchen drin.
Einige Zeit herrscht Stille und mir bleibt Zeit, meine Freundin zu betrachten. Dunkle Schatten liegen unter ihren Augen, sie wirkt müde und gar nicht so perfekt geschminkt und gestylt, wie ich sie sonst kenne. Eher mitgenommen​ und vollkommen fertig mit sich. Es bricht mir fast das Herz.

,,Wann-" fange ich langsam meine Frage an, doch Lottie unterbricht mich bereits.

,,Letzte Woche", erklärt sie hastig und zieht sich ihren Schal noch enger um die Schultern, obwohl ich mir momentan eher vorkomme, wie in einem Heizofen.

Ich seufze, weiß einfach nicht, was ich sagen oder tun kann.
Johanna war immer die Freundlichkeit in Person gewesen und ich hatte mich immer gefreut, sie mit Louis zu besuchen zu können.

Und erst jetzt fällt mir auf, was ich da gesagt habe.

Sie war.

,,Lottie... Das tut mir alles so unendlich leid, das musst du mir glauben. Ich weiß, dass ich die Situation nicht besser machen kann, aber ich möchte, dass du weißt, dass meine Worte absolut ehrlich gemeint sind."

,,Das weiß ich doch, El."

Müde fährt sie sich mit einer Hand über das Gesicht, während sie mich schmal anlächelt.

Auch ich bleibe still und nippe nur an meinem Kaffee, an dem ich mir natürlich promt die Zunge verbrenne.

,,Aber warum erzählst du mir das, Lottie?"

Verständnislos blicke ich sie an, weiß nicht, warum sie ausgerechnet jetzt und mit mir reden will.
Lottie schüttelt kurz ihren Blondschopf, bevor sie mich gern anblickt. Offenbar scheint ihr dieses Gespräch wichtig zu sein.

,,Hör zu, das Alles hat nichts mit meinem dumm, dümmeren Bruder zu tun. Ich meine, ja, vielleicht wünsche ich mir, ihr währt noch zusammen, aber-"

,,Lottie", ich ergreife ihre Hand, als sie immer hastiger anfängt, zu reden.
,,Das ist zwei Jahre her. Eine lange Zeit. Du weißt, ich bin darüber hinweg und daran wird sich auch nichts ändern. Du kannst also ruhig mit mir reden. Er hat ein neues Leben angefangen und ich ebenfalls. Und das ist gut so."

Sie nickt nur kurz und ich lasse sie erzählen.

,,Du bist mir wichtig. Du bist uns allen wichtig und ich war der Meinung, dass du die Wahrheit verdient hast, nicht durch die Medien sondern durch mich. Denn du hast Mom sehr viel bedeutet."

,,Wieso, dass Louis jetzt seine Schauspielerin datet, habe ich doch auch erst durch die Sun erfahren", lache ich und schüttele kurz den Kopf bei der Erinnerung.
,,Wobei ich es schon lustig fand, von den Medien sofort die Tränendrüse aufgedrückt zu bekommen. Von wegen, ich sei total fertig und plane eine Racheaktionen auf Danielle. Mein Gott, ich bin dieser Frau noch niemals begegnet!"

Mein Grinsen wird immer breiter, doch Lottie schweigt und verkneift sich jeglichen Kommentar auf meinen witzig gemeinten Einspruch.
Auch wenn es vielleicht anders sein sollte, amüsiert mich die Vorstellung noch immer, wie mein bester Freund Max damals mit entrüstetem Gesichtsausdruck auf die Zeitungen starrte und ich vergeblich versuchte, mein Lachen zu unterdrücken, während er sich nicht so ganz zwischen Verzweiflung und Wut entscheiden konnte.

,,Wie auch immer", will Lottie schließlich ihre Rede forrsetzen, doch statt weiter zu reden, schweigt sie beharrlich.
Kurz überlege ich, sie einfach zu umarmen, doch mich über den Tisch hinüber zu beugen, würde höchstwahrscheinlich dazu führen, dass ich unser beiden Getränke umkippen würde.

,,Ich... Ich wollte nur, dass du das weißt. Wir vermissen dich. Ich weiß nicht, wie Dan sich fühlt, aber wir Mädels haben sich immer vermisst. Daisy fragt noch oft nach dir."

,,Lottie... das ehrt dich sehr, und ich bin froh... das ich das durch dich erfahren habe. Aber das alles ändert nichts, okay? Bitte glaub mir das."
Lottie nickte nur, sie schien mich zu verstehen.

,,Ich glaube einfach, es wäre falsch, mit Louis zu reden. Sieh mal, wir haben seit Monaten nicht mehr miteinander geredet. Seit der Trennung genau genommen. Damals ist der Kontakt komplett abgebrochen. Auch, wenn wir uns was anderes vorgenommen hatte. Aber ich verstehe das... Es ist immer schwer, mit dem Ex-Partner den Kontakt aufrecht zu halten. Er hat nicht mehr an mich gedacht und ich nicht mehr an ihn. Ich bin mir sicher das es so ist. Und es ist besser so. Es macht die Situation einfacher. Kannst du den Kleinen das sagen? Aber sag ihnen auch, dass ich sie lieb habe."

Eindringlich sehe ich Lottie an. Doch während ich an meinen schwarz lackierten Fingernägeln kaue, beschleicht mich ein wehmütiges Gefühl. Ich vermisse die Mädchenabende mit Fizzy und Lottie. Ich vermisse es, mit Daisy und Phoebe verstecken und fangen zu spielen. Gott, wenn ich momentane Bilder von ihnen sehe, die beiden sind so groß geworden.
Ich vermisse es, mich mit Johanna und Dan zu unterhalten- und da, da wird es mir schlagartig bewusst.

Sie ist tot.

Louis' Mutter ist gestorben. Nicht mehr da. Johanna, eine so gute Freundin, die für mich fast wie eine eigene Mutter war und immer ein offenes Ohr hatte.

Und Louis... Unwillkürlich wanderten meine Gedanken dich zu ihm. Wie es ihm jetzt wohl dabei gehen musste?

Lange sitzen wir noch zusammen und reden. Sie erzählt mir von ihrem Job bei Lou, der damaligen Visagistin der Jungs. Ich berichte ihr von Max unserem gemeinsamen Blog und meinem Hund Bruce. Erst als es spät am Abend ist und die Mitarbeiter des Coffeeshop schon beginnen, die Waren einzuräumen, packen wir schließlich unsere Sachen zusammen. Während Lottie noch an dem Tisch sitzt, bin ich schon aufgestanden.

Die Zeit habe ich vollkommen vergessen.

Schon im Gehen wende ich mich nochmal an Lottie.

Und für die folgende Worte, die hastig meinen Mund verlassen, könnte ich mich nachträglich selbst in den Hintern beißen.

,,Pass auf ihn auf, okay?! Ich meine, er hat Danielle und all das, aber... guck, dass er keinen Mist anstellt."
Hoffnungsvoll blicke ich Lottie an, meine kleine Lottie, die in den letzten Jahren so herangewachsen ist. Erst, wenn man nicht mehr da ist, merkt man oft zu spät, wie schnell die Zeit vergeht.

Ich verhaspele mich in meinen eigenen Wörtern und könnte mir selbst auf die Zunge beißen, doch nun ist die Bitte draußen. Und mein Herz hat einen erneuten Knacks bekommen.

Doch Lottie lächelt nur, so als hätte sie schon die ganze Zeit gewusst, dass ich sie früher oder später um diesen Gefallen bitten würde.

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