⋇11 ~ The Way
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Entschlossenheit im Unglück, ist immer der halbe Weg zur Rettung ~ Johann Heinrich Pestalozzi
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⋇ Jae Hee POV:
"Na, wenn haben wir den da?", fragte der Mann interessiert, "Oh Himmel....Jae Hee! NEIN! lauf weg!" schrie ihrer Mutter als sie sie sah, doch sie rührte sich nicht, stattdessen drehte sie nur den Kopf zu ihr, um sie anzusehen, doch genau in dem Moment, traf der Knauf der Pistole auf die Schläfe ihrer Mutter und ein roter Rinnsal lief kurz darauf über ihre Wange hinab. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde. Ein Wimpernschlag, in welchem sich die Augen ihrer Mutter weiteten, flackerten und ihre Lippen sich zu einem Wort formten "Lauf...." Nur ein kurzer Moment... danach erlosch das Leben in ihren Augen, wie als habe jemand das Licht ausgemacht.
Bewusstlos, fiel der Körper ihrer Mutter neben ihren Vater auf den Boden. Jae Hee konnte sich nicht bewegen. Sie war wie gefesselt von dem Bild das sie sah. Sie wollte zu ihrer Mutter, doch da lag auch ihr Vater. Tod. Leblos. Erschossen. Im Blut.
Sie war erstarrt und doch erklang ein erstickter Laut, welcher von ihrer zugeschnürten Kehle zustande gebracht wurde, im Raum "Da sind ja die Kinder!" stellte der Mann fest, doch Jae Hee blickte nicht auf, sie sah den Mann nicht an. Sie starrte nur auf den Boden. Auf ihre Eltern.
Sie fühlte sich wie in einem Traum gefangen. In einer Blase. Sie sah nur auf die Körper ihrer Eltern. Reglos.
Lebte ihrer Mutter? Atmete sie? Sie konnte es nicht sehen!
Schritte kahmen näher, doch sie war noch immer unfähig sich zu bewegen oder von den leblosen Körpern ihrer Eltern aufzublicken, obgleich sie wusste, dass sie weglaufen sollte. Die Gummisohlen des Mannes knirschten auf dem Boden durch die zerbrochenen Scherben des Kronleuchters. Ihre Lippen und ihre Finger begannen zu zitterten. Sie fühlte sich kalt und taub...
"Lasst uns in Ruhe!", schrie auf einmal ihr Bruder, der neben ihr aufgetaucht war. Ihr Blick zuckte zu ihm, wie als würde sie aus einem Traum erwachen... einem Albtraum. Plötzlich waren alle Geräusche viel lauter als zuvor. Ihr Herz schlug übermäßig schnell gegen ihre Brust und auch ihr Atem Pfiff wie bei einem Asthmaanfall durch ihre Lungen. Sie bekam immer mehr das Gefühl zu ersticken. Alles drehte sich. Hilfesuchend sah sie in das Seitenprofil ihres Bruders.
Jae Yoon hatte sich neben ihr Aufgebaut und starrte die Männer wütend an "Ihr dreckigen Schweine! Ihr seid Abschaum und nicht wir!" knurrte er "So etwas kann auch nur der Sohn eines Politikers sagen! Du hast doch keine Ahnung, was dein Vater angerichtet hat! Aber keine Sorge, das werdet ihr auch niemals erfahren oder erleben...." fauchte der Mann und kam noch näher. Wie meinte er das? Was sagte er da? Jae Hee verstand nicht! Ihr Kopf war einfach leer und Angst breitete sich wie ein Lauffeuer in ihr aus. Würden die Männer sie auch Töten?
"Niemals!", brüllte ihr Bruder und packte sie urplötzlich am Arm "Jae Hee! Schnell!" wies er sie an und zog sie zurück in den Gang. Sie stolperte doch er ließ ihr nicht die Zeit sich zu fangen. Er zog sie gnadenlos weiter. Seine Finger waren fest um ihr Handgelenk verschlossen, wie ein Schraubstock, während sie zurück in die Dunkelheit rannten "Schnell!" trieb er sie an und ihre Schritte hallten durch den Tunnel. Alles kam ihr unwirklich vor und schwarze Punkte tauchten vor ihren Augen auf, die sie im Schein der Taschenlampe tanzen sehen konnte.
"Fangt sie!" hörte sie den Mann schreien und weitere trommelte Schritte, mischten sich zu ihren. Sie folgten ihnen. Jae Yoon zog sie unermüdlich hinter sich her, fing sie, wenn sie stolperte und stützte sie um weiterzulaufen. Es war wie auf einer Jagd "Nicht stehen bleiben!" hetzte er sie weiter an und sie konnte die Panik in seiner Stimme mitschwingen hören. Ihr Atem rasselte brennend durch ihre Lungen mit jedem weiteren Schritt, den sie rannte.
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Jae Hee sah sich selbst wie einen Geist an sich vorbeilaufen, als sie die Augen öffnete und die Tränen einen Augenblick stoppten. Ihre Knie hatten nachgeben und sie fand sich an die Wand gelehnt wieder, während die Erinnerung an diesen Tag vor ihr abgespielt wurde, wie ein Film auf einer Leinwand. Ihr Herz schmerzte und nahm ihr die Luft zum Atmen. Hilflos versuchte sie die Hände auf ihre Brust zu pressen, in der Hoffnung sie könnte den Schmerz stoppen, doch es gelang ihr nicht. Hektisch glitt ihr Atem über ihre Lippen und erzeugte dabei dieses Pfeifen, wie in ihrer Erinnerung. Sie zitterte am ganzen Körper und in ihren Ohren hallten die Schritte von den Wänden wieder, gemischt mit ihrem eigenen gegenwärtigen Schluchzen.
Sie sah es vor sich: Das Bild. Das Bild, gemalt aus Blut, auf den weißen Fließen in der Eingangshalle. Daneben, ihre Mutter. Ebenso leblos wie ihr Vater. Tod oder Lebendig, sie wusste es nicht, aber was sie wusste war: Sie hatten ihre Eltern umgebracht und das nur, weil ihr Vater ein Politiker war und weil sie einen Sündenbock brauchten. Sie Kniff die Augen zusammen und versuchte das Bild auszublenden, doch es war wie als habe es sich in ihre Netzhaut gebrannt "Komm!" hörte sie ihren Bruder in ihrer Erinnerung rufen "Weiter!" ein kribbelndes Gefühl breitete sich an ihrem Handgelenk aus und sie blickte darauf. Sie konnte die Hand ihres Bruders darauf blass und verschwommen erkennen. Es war als würde ihr ihre Erinnerung sagen, dass sie ihr folgen musste, um mehr zu erfahren.
"Jae Hee wir dürfen nicht stehen bleiben!" wies die Stimme ihres Bruders sie unermüdlich an. Sie sah ihn vor sich. Ihren Bruder. Blasse Haut. Braune große Augen. Braune kurze Haare. Ein Ebenbild ihres Vaters, nur in Jung.
Unsicher versuchte sie aufzustehen, doch ihre Beine fühlten sich zu schwach an. Mühselig raffte sie sich nach oben und ihr Blick fiel auf das herausstehende Holzstück, welches nun nicht mehr an ihren Arm reichte, wenn sie stand. Damals war sie kleiner gewesen, sie war jünger gewesen. Diese Tatsache machte ihr schmerzlich bewusst, wie lange das alles bereits her war. Wie lange, diese Menschen bereits Tod waren.... wenn sie Tod waren...
Erneut sah sie den Geist ihrer Erinnerung an sich vorbeilaufen. Sie sah, wie ihr Bruder sich panisch nach hinten umdrehte und sie bei dem versuch noch schneller zu laufen über ein Bauteil am Boden stolperte, doch Jae Yoon fing sie direkt wieder auf. Die Geister ihrer Erinnerung verschwanden in der Dunkelheit und nur die trommelnden Schritte blieben, die ihr sagten, das auch sie weiter gehen musste, denn die Zeit rannte ebenso wie die Geister in ihrer Erinnerung vor ihr.
Kraftlos schob sie sich an der Wand entlang, immer weiter, bis sie das Gefühl hatte, das ihre Beine sie wieder tragen würden und der Schmerz in ihrer Brust erträglicher wurde. Doch je erträglicher dieser Schmerz wurde, desto größer wurde der, in ihrem Kopf, aufgrund all der Erinnerungen, die dieser Ort auslöste. Schwarze Pünktchen begannen in ihrem Sichtfeld zu tanzen, wie Glühwürmchen in der Dunkelheit. Sie wusste, dass die Kraft ihren Körper verließ. Es war zu viel.... doch sie durfte nicht stehen bleiben. Sie durfte es einfach nicht! Denn sie hatte versprochen, Hoseok zu beschützen und das würde sie... Koste es was es wolle.
Darum schüttelte sie den Kopf und versuchte so, die Erinnerungen auszublenden, die in Form von unendlich viele Bilder, vor ihrem geistigen Auge abwechselnd auftauchten "weiter.... ich muss weiter, bevor EXO sie findet und ihnen was passiert!"
Wackelig und mit einer Hand an der Wand stützend taumelte sie tiefer in den Gang und folgte den Geistern in das Unbekannte. Es dauerte nicht lange und sie fand sich vor einer schweren Tür wieder. Vor ihr drehte sich alles und sie konnte die Tür kaum mit ihren Augen erfassen. Sie war schmutzig und von grünem Schleim bedeckt. Sie versuchte die Augen zusammen zukneifen, um besser zu sehen, doch das Bild der verwahrlosten Tür verschwamm immer mehr.
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Jae Yoon stoppte vor einer schweren weißen Metall Tür. Ihr Atem brannte in ihren Lungen und ihre Beine besaßen kaum noch genug Kraft um zu stehen. Die Schritte, die sie verfolgten, kamen immer näher "Hier lang!" echote eine Männerstimme durch den Gang "Fuck...." Jae Yoon kramte mit zittrigen Fingern nach einem Schlüssel in seiner Tasche "Oppa?... Oppa!" fragte sie ängstlich und sah verschreckt in den Gang zurück "Wir haben es gleich! Wir schaffen es!" Der Schlüssel klirrte im Schloss und gab ein Knacken von sich, als Jae Yoon ihn herumdrehte und die Tür hektisch aufzog "Komm! Schnell!" er packte sie erneut und schubste sie leicht in den Raum. Sie fiel auf die Knie und der Stoff ihrer Hose riss. Es schmerzte kurz, doch es verblasst in Anbetracht der Geschehnisse. Ihr Bruder verschloss die Tür mit mehreren Schlössern. Sie konnte es mehrfach klicken und knacken hören, bevor Fäuste gegen die Tür schlugen und sie zusammen zuckte.
"FUCK! Boss! Sie sind hier drin!" hörte sie jemanden leise sagen, den die Tür dämpfte die Rufe. Ihr wurde Übel und sie war nicht mehr im standen aufzustehen, daher blieb sie einfach am Boden sitzen, zog die Beine nahe an ihren Körper und begann zu schluchzte. Der Schmerz ergriff sie mit voller Wucht. Die Geschehnisse stürzten auf sie ein wie eine Lawine "Mama....Papa...." sie fühlte sich als würde ihr Inneres zerrissen werden. Wieso? Wieso passierte das alles? Sie verstand es nicht! Wieso mussten ihre Eltern sterben? Was waren das für Leute?
"Jae Hee!" ihr Bruder packte sie bei den Schultern und zog sie an sich "Hey...." fest , nahm er sie in den Arm "Jae Yoon sie sind tot...." schluchzte sie an seiner Brust, doch Jae Yoon schwieg und drückte sie nur noch fester an sich "Ich bin da!" wisperte er, doch sie konnte auch in seiner Stimme Trauer heraushören "Ich bin da und ich lasse nicht zu, dass dir was passiert!" sie löste sich von ihm und sah ihrem Bruder in die Augen. Sie glänzten feucht "Wieso? Jae Yoon ich verstehe es nicht! Was passiert hier? Ist ... Ist das ein Traum?" sie suchte sein Gesicht ab. Im Traum konnte man keine Gesichter erkennen doch seines sah sie ganz deutlich vor sich.
Seine Hand legte sich an ihre Wange "Es ist kein Traum Jae... Das hier ist die Realität... Erinnerst du dich an die Nachrichten, mit dem Wirtschaftssystem?" er wischte ihr die Tränen von den Wangen und sie nickte "Ja... vor 2 Tagen" Jae Yoon begann auf seiner Lippe herum zu kauen "Sie geben Papa und seinen Kollegen die Schuld daran. Sie sollen es ausgelöst haben! Sie sollen Fehler gemacht haben. Die Politiker.... sie sollen heimlich Geld unterschlagen haben, um jetzt gut wegzukommen aus der Situation...Sie sollen angeblich schon viel eher gewusst haben, dass das Wirtschaftssystem zusammen bricht...." sie schüttelte den Kopf über diese für sie unbegreifliche Erklärung "Aber... Aber sowas würde Papa doch nicht tun! Papa sind die Menschen in diesem Land wichtig!" er nickte "Ja... Ja das sind sie ihm auch! Papa war das nicht! Er würde sowas nie tun! Aber die Menschen dort draußen,... sie glauben nur was sie glauben wollen!" wieder hämmerte es an der Tür und sie zuckte zusammen.
"Papa... würde sowas niemals machen!...." weinte sie bitterlich und Jae Yoon zog sie wieder an sich "Nein, niemals!" bestätigte er und seine Finger strichen durch ihr Haar "Bringt mir was zum Aufbrechen.... SOFORT!" ein Zucken ging durch Jae Yoon's Körper, als die Stimme vor der Tür erklang "Jae Hee,... wir können nicht hier bleiben! Wir müssen packen und verschwinden" er schob sie leicht von sich und ihr Blick flackerte etwas, als sie ihrem Bruder ins Gesicht sah "Aber... wo... wo sollen wir den hin? Was... Was ist mit ... Mama... und ... und" sie begann zu hyperventilieren. Panik und Angst schnürte ihr die Luft ab "Pisst..... ruhig Jae Hee! Atem ruhig! Mama.... sie .... Mama wird nach kommen!" Besorgnis ließ seine Stimme überschlagen "Du musst ruhig Atmen, hörst du!" doch sie hörte nicht. Alles drängte sich in den Hintergrund und Punkte tanzten vor ihren Augen "Wir... wir müssen bleiben Jae Yoon... Wir können nicht gehen!" wiederholte sie immer und immer wieder.....
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Die Tür vor ihr stand offen. Sie war aufgebrochen worden... Zumindest hatte es jemand versucht... Kratzspuren reichten tief in das Metall, wie als habe ein Tier seine Klauen daran gewetzt. Ein schwarzer Schatten an Tür und Zarge verriet, dass sie schließlich aufgesprengt wurde. Nichts versperrte nun mehr den Weg nach innen. Jae Hee's Beine fühlten sich schwer und zittrig an, als sie einen weiteren Schritt auf die Tür zu machte. Dort drin war sie mit ihrem Bruder gewesen. Dort drin war sie zusammen gebrochen, doch was war dann passiert? Was war mit Jae Yoon passiert?
Ihre Finger umgriffen den Rahmen der Tür und zogen sie auf. Anders als erwartet gab sie kein Knarren von sich, so als wäre sie schon öfter geöffnet worden. War das möglich? Jae Hee runzelte die Stirn und betrachtete die Tür noch einmal genauer. Das Schloss der Tür war zerstört, sodass sie sich nicht mehr verschließen ließ und der Griff an der innen Seite war sauber.... fast abgenutzt. Die Schwarze Farbe war herunter geblättert, doch das war nicht das, was sie stutzig machte. Nein, es war die Tatsache das er wie Poliert aussah. Die Ränder der abgeblätterten schwarzen Farbe waren sauber und glatt. Sie waren nicht porös, wie es bei einem alten Griff der lange nicht benutzt worden war, üblich wäre. Jemand war hier gewesen und das nicht nur einmal. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. War es möglich das jemand von EXO diesen Gang bereits entdeckt und genutzt hatte?
Sie schüttelte den Kopf. Nein, das war unmöglich! Versuchte sie sich selbst einzureden und trat in den Bunkerraum, der sich hinter der Tür befand. Sie ließ ihre Taschenlampe durch den dunklen Raum gleiten. Zu ihrer Rechten stand das Hochbett, das sich ihr Bruder und sie hätten teilen sollen. Das alte Metallgestell wirkte trotz der verstrichenen Jahre noch robust und solide. Die Matratzen hingen, wiesen einige unschöne Flecken auf. Sie lenkte den Kegel des Lichtes zu einer Trennwand in der unzählige Bücher standen, dahinter befand sich das Bett ihrer Eltern. Ungenutzt, so wie alle Betten hier.
Sie machte einige Schritte tiefer in den Bunker und stoppte an der Stelle, an der sie zusammen gebrochen war. Zu ihrer Linken befand sich eine kleine Küchenzeile, die Schränke, die normalerweise an der Wand hängen sollten, waren heruntergefallen. Das Holz war morsch geworden. Neben der Küchenzeile, die niemand mehr benutzen wollte, war eine schmale Tür. Sie wusste, dass sich dort eine Vorratskammer befand, mit unzähligen Dosen und Wasserflaschen drin. Vollausgestattet, für mindestens 3 Jahre. Eine weitere Tür in den Raum war das Bad. Ihre Eltern hatten alles genau geplant. So als haben sie es kommen sehen.
Sie ließ ihren Blick umherschweifen und entdeckte eine Leiter, die weit nach oben reichte. Der Weg nach draußen! Schnell ging sie auf die Leiter zu und umgriff die Sprossen doch etwas ließ sie innehalten. Etwas an dem sie vorbeigelaufen war. Der Tisch! Sie drehte sich um und blickte zurück. Ließ das Licht der Taschenlampe den runden Tisch mit den 4 Stühlen in Szene setzen... Etwas war falsch und das war, der runde Tisch mit den 4 Stühlen. Sauber und ordentlich hingestellt in der Mitte des Raumes.
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Fortsetzung folgt
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