Shattered
In Wonhos Augen stand blanke Panik geschrieben, während in meinen Ohren der Knall verhallte und ein schreckliches Piepen in ihnen hinterließ.
Wie in Zeitlupe nahm ich wahr, das Ailee und Hyungwon sofort in der Tür standen und uns aus dem Raum zogen.
Erneut knallte es und Wonho zog mich mit sich auf den Boden.
Ich kugelte mich bei ihm zusammen, spürte wie der Boden unter mir vibrierte und Wonho mir über den Rücken strich.
Mochte ich zwar sauer auf ihn sein, aber eben hatte ich Todesangst und hätte mich sogar an meinen Bruder geschmiegt.
"Wir müssen hier raus!" rief Ailee, und stand wieder grade auf den Füßen.
Ich blieb an Wonho gekauert und erhaschte einen Blick auf das, was auf der Lichtung ausgebrochen war.
Wächter.
Überall strömten Wächter aus gigantischen Fahrzeugen auf die Lichtung.
Ein Gebäude brannte.
Der Krankentrakt.
"Raiee!" Wonho rief mich, doch ich starrte nur wie gebannt auf die roten Flammen, das zerstörte Gebäude und den Rauch.
"Raiee! Du musst aufstehen, wir müssen hier sofort weg!" fuhr er mich an und hob mich kurzentschlossen hoch.
Sofort rannte er mit den anderen beiden zur Tür
"Raiee!" Ich hörte meinen Bruder rufen, doch vergrub mich an Wonho Schulter, statt zu ihm zu sehen.
"Lass sie sofort runter! Ich trag sie!" fuhr Changkyun ihn an und war nun näher.
"Vergiss es! Du bist wesentlich schwächer als ich. Du brauchst deine Energie noch." wies Wonho ihn zurecht und schlug eine Kurve.
Mein Bruder schien sich mit diesen Worten abgefunden zu haben und nur noch mit zu eilen.
"Hyungwon, wir müssen zum Bunker!" rief Ailee.
"Schnappt euch unterwegs so viele Kinder wie ihr kriegen könnt! Keines wird zurückgelassen!" wies Wonho an und zog mich näher an sich.
Ich krallte mich an ihm fest und nahm war, dass sie grade dabei waren die Treppen herunter zu rasen.
"Hinterausgang!" plärrte Hyungwon völlig außer Atem irgendwo in einem gemisch aus Schüssen und Geschrei.
"Was ist mit den anderen?" rief mein Bruder verzweifelt.
Keine Antwort folgte auf seine Frage, mehr war man damit beschäftigt die Treppen hinab zu steigen, anstatt die Aufzüge zu nehmen.
"Ich muss dich absetzten Mauerblümchen. Über unebenen Boden kann ich mit dir auf den Armen nicht rennen." ließ Wonho mich wissen und setzte mich vorsichtig ab, jedoch griff seine Hand sofort nach meiner und ließ mich nicht mehr los, als Hyungwon eine graue Tür vor uns auftrat und wir in den Wald um die Lichtung kamen.
Noch nie in meinem Leben war ich so schnell gerannt wie eben.
Um uns herum waren die Häuser der Familien, Kinder sahen mit großen und verstörten Augen auf die Rauchschwaden.
Eltern waren nicht in sicht.
Eigentlich war es hier sicher und die kleinen hätten unbesorgt im Wald spielen können, doch das hatte sich schlagartig geändert.
Hyungwon schnappte sich ein kleines Mädchen, nahm einen Jungen auf den Arm und rief den anderen in der Gruppe zu, sie sollen uns sofort folgen und dass wir sie in Sicherheit bringen würden.
Sie reagierten sofort, während Changkyun zwei Kinder mit einmal je auf einen Arm nahm und weiter hetzte.
Wonho hatte sich einen Jungen auf den Rücken gesetzt, ein kleines Mädchen klammerte sich weinend an ihm fest.
Ich scheuchte die anderen vier zusammen mit Ailee vor uns los, während Hyungwon Richtungen angab und weiteres Knallen und Boden erschüttern, so wie Schüsse und Geschrei folgten.
Die Kinder vor uns blieben kurz stehen, doch wir schoben sie weiter, und das obwohl wir selber kaum noch atem zum rennen hatten.
Meine Lungen brannten wie Feuer und mein Atmen rasselte beunruhigend.
Unpassend kam mir der Gedanke, dass ich doch öfters hätte mit Ailee zum Morgensport gehen sollen, anstatt lange zu schlafen und aus dem Fenster zu sehen.
Plötzlich tauchten vor uns bewaffente Wächter auf und umzingelten uns in wenigen Sekunden.
Hastig sah ich mich, so wie die Kinder und die anderen vier, nach einem Fluchtweg um, doch es wäre zwecklos.
"Ergiebt euch und kommt mit uns, oder wir haben den Befehl euch gefangen zu nehmen, und euch bei wehr zu töten."
Wonho lachte auf.
Der Junge auf seinem Rücken blinzelte verdutzt.
"Ihr werdet uns nicht töten. Große Töne könnt sogar ihr Spucken, so wie es aussieht." schnaufte er locker, klang fast wie der, den ich vor wenigen Wochen ein neues Leben zu verdanken hatte.
"Außerdem werdet ihr es doch wohl nicht wagen Kinder umzubringen! Das grenzt an Krankhaftigkeit." stieg mein Bruder ein und hielt den wächtern seinen Mittelfinger in.
Einer von ihnen richtete die Waffe auf ihn.
Ein raues lachen ertönte und mit ihm Jooheon.
Wie im Dorf ging er genau auf den Wächter zu und hielt sich den Lauf der Waffe an den Kopf.
"Dann schieß wenn du es so nötig hast und willst, das Kinder bis auf ihr unschuldiges Lebensende verstört sind. Schieß, wenn es dir dann besser geht!" rief er und ließ den Wächter nicht aus den Augen.
"Man hat mir seit ich klein bin, beigebracht, dass Gewalt keine Lösung sei. Mein Vater ging mir Ewigkeiten auf die nerven, während er hinter meinem Rücken eine ganze Region so beherrscht.
Erklär mir da mal einer die Moral an der Gesischichte." Wonho legte den Kopf schief und betrachtete die Wächter einer nach dem anderen, die noch immer Abstand zu uns hielten.
Eine zweite Waffe wurde gezogen und auf Wonho gerichtet.
Wieder lachte er und rückte das Kind auf seinen Armen zurecht.
"Das willst du nicht, wenn ich ein Kind auf den Armen halte, außerdem bedeutet es Todesstrafe den Sohn den Präsidenten zu ermorden." reizte er und legte gelassen den Kopf schief.
Ich bewunderte ihn dafür in einer solchen Situation noch einen so kühlen Kopf zu behalten, dennoch war ich sauer auf ihn und würde es auch ersteinmal bleiben, soweit wir hier wieder leben herauskamen.
Ein dumpfes plock ertönte und einer der Wächter drehte sich um.
Ein weiteres war zu hören und ich sah, wie ein Stein auf dem Boden landete.
Verwirrt blickten sich die Wächter um, was Wonho als Chance nahm uns allen zu deuten loszurennen.
Wieder hasteten wir durch Wald und über Bäume, nur um festzustellen, dass zwei fehlten.
Hyungwon und Jooheon.
Changkyun stapfte sofort in die Richtung aus der wir gekommen waren.
Sofort hielt Wonho ihn davon ab.
"Wir können ihnen nicht helfen! Wenn die einmal jemanden in ihren Händen haben, geben sie ihn nur noch Tod wieder heraus.
Das sind keine normalen Wächter, auch wenn sie genauso dämlich scheinen.
Sie mögen zwar so aussehen, aber sind Teil der Armee dieser Region." erklärte er schanufend.
Mein Bruder schüttelte den Kopf.
"Ich werde die beiden nicht zurück lassen!" rief er und wollte weiter.
Wonho griff nach seinem Handgelenk.
"Wenn du Raiee lebwohl sagen willst, dann immer zu. Gib dich ihnen aus, nimm deiner Schwester ihren letzten Funken Familie!" fuhr Wonho Changkyun an und kassierte von ihm einen deftigen Fauststoß ins Gesicht.
Wonho wankte, doch blieb stehen.
Mein Bruder blickte ihn böse an, doch schien den Ernst der Lage verstanden zu haben.
"Ob es dir schmeckt oder nicht, wir müssen ohne deinen Mitbewohner und Hyungwon gehen.
Für die beiden können wir genauso wenig tun, wie für die die sie noch in ihre Fänge bekommen." Ailee deutete mit dem Kopf auf die Lichtung und wir alle sahen ihr nach.
Minhyuk wurde soeben von zwei Wächtern gefangen genommen und in einen riesigen Apperat mit Flügeln gebracht, welcher bedrohlich und Laut rummorte.
Er sah im selben Moment auf, als Jooheon und Hyungwon mit zwei Kindern bei sich ebenfalls auf dieses Monstrum zu steuerten.
Das was mal Gebäude waren, waren nun genauso Ruinen, wie die Häuser in dem Dorf in dem ich mit meinem Bruder gelebt hatte.
Changkyun war der erste, der sich wieder in Bewegung setzte, aber nicht ohne nochmal zu der Szenerie auf der Lichtung zu schauen und sich anzuspannen.
"Wir werden sie wiederholen." sprach er laut aus, doch bekam von keinem eine Rückmeldung.
Genau an der Stelle, wo ich vor gut einer Woche mit Hyungwon in den Bunker gegangen war, hob nun Wonho den Boden auf und gab die Treppe frei.
Schweigend und ohne ein Wort hasteten wir durch ein System an Gängen, uns voran Wonho, der sich bestens auszukennen schien.
....
Vorletztes Kapitel
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