꧁ Chapter Twenty-Nine ꧂
Sternchen nicht vergessen ❤️
Harry POV
Ohne das ich weiter darüber nachdachte, legte ich meine Lippen auf seine. Sie waren weich und ließen mich direkt geborgen fühlen, als sich mein Griff um seine Wange verfestigte und ich ihn so bei mir behielt.
Der Kuss war vorsichtig, unsicher. Wir waren beide nicht auf das vorbereitet gewesen, was hier passierte und meine Gedanken schalteten sich ganz von selbst aus, als mir bewusst wurde, wie nahe wir uns waren. Seine Nase lag ganz nahe an meiner Wange, ich konnte seine zitternde Hand spüren, die irgendwo nach Halt suchte und mein Herz schlug so schnell, dass ich das Gefühl hatte, es würde Louis' seinem gleich entgegen springen. Ich vergaß, wie man überhaupt atmete und genoss in vollen Zügen das Kribbeln, welches über meinen Körper lief wie kleine Ameisen und den wohligsten Schauer hinterließ, den ich je in meinem Leben gespürt hatte.
Nach einer Zeit, in der wir beide die Augen geschlossen hatten, um in unserer eigenen kleinen Blase zu bleiben, spürte ich, wie uns die Gitarre aus der Hand glitt. Das war der Moment, in welchem ich mich langsam von ihm löste und doch schnell genug, um die Gitarre aufzufangen und wieder neben mich zu stellen. Unser Atem war schnell und wir beide wussten nicht so Recht, was hier gerade passiert war, als sich Louis' Augen öffneten und sich das blau, welches ich in der letzten Zeit so viel gesehen hatte, noch vertrauter anfühlte, wie jemals zuvor.
"Oh..", sagte er leise und schaffte es so, mich tatsächlich etwas zum lächeln zu bringen, als meine eine Hand, die bis dato noch die Gitarre gehalten hatte, nach seiner griff und die andere sich wieder an seine Wange legte. Er leckte sich kurz über die Lippen und schaffte es so, dass wir beide für ein zweites Mal an diesem Abend unsere Zweifel über Bord warfen und unsere Lippen wieder zueinander fanden.
Es war neu und aufregend, als er noch näher zu mir rückte, obwohl ich nicht gedacht hätte, dass dies noch möglich wäre. Mein Daumen auf seiner Wange fuhr vorsichtig darüber und ich konnte spüren, wie sich die Haut unter meiner Fingern erhitzte und sein Herzschlag genauso sehr raste, wie meiner.
Gerade als ich mich dazu bereit fühlte, meinen Kopf komplett auszuschalten, wieherte ein Pferd und ließ uns auseinander fahren. Verschreckt blickten wir einander an, als unsere Blase platzte und uns plötzlich bewusst wurde, was hier passiert war. Und wir uns fragten, wie es dazu kommen konnte.
"Da seid ihr ja", lachte Amalia und schaute um die Ecke. "Mary hat mich geschickt, das Abendessen ist fertig."
"Ja", murmelte Louis und fuhr sich durch die Haare, als er aufstand ohne mich noch einmal anzusehen. Lediglich die Röte auf seinen Wangen und das zittern seiner Hände erinnerten an den Moment, den wir eben miteinander geteilt hatten. "Ich geh schonmal vor."
Amalia nickte und schaute verwirrt zwischen uns hin und her, während ich wieder zu meiner Gitarre griff. Mein Herz rannte immer noch einen Sprint und meine Lunge schien immer noch nicht genug Luft zu bekommen, da ich damit beschäftigt war, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Meine Haut kribbelte und sehnte sich den Moment von vor ein paar Sekunden zurück, als ich Louis' aus dem Wagon springen sah und seufzte.
"Was habt ihr beide hier gemacht?", fragte mich Amalia und setzte sich zu mir - genau auf den Platz, auf dem Louis eben noch gesessen hatte.
"Wir haben", ich stoppte, da mein Kopf immer noch keinen richtigen Satz herausbringen konnte und ich einen Moment brauchte, um meine Gedanken zu sortieren. Wobei dies sowieso hirnrissig war, denn alles an das sie denken konnten, waren Louis und der Kuss. "Ich habe Louis einen neuen Song gezeigt und er hat versucht, ein bisschen auf der Gitarre zu.. spielen."
Verdammt Harry, jetzt reiß dich doch mal zusammen! Immerhin war dies nicht der erste Kuss in meinem Leben gewesen. Doch ich wusste, ohne das ich es mir anders einreden konnte, dass der Kuss eben besonders gewesen war. Dabei dachte ich in diesem Moment noch gar nicht daran, dass ein Junge war, den ich geküsst hatte, sondern einfach nur daran, wie verdammt gut es sich angefühlt hatte.
"Ich muss ja sagen das ich schon ein bisschen eifersüchtig bin, dass Louis deine Songs immer als erster zu hören bekommt", sagte Amalia gespielt empört und verschränkte die Arme, während ich nur vorsichtig lachen konnte. "Wann komme ich denn mal in den Genuss, dass du meine Show begleitest?"
Ich zuckte mit den den Schultern, denn darüber hatten Louis und ich noch nicht gesprochen. Und wir hatten jetzt definitiv andere Dinge, über die wir sprechen mussten.
"Die anderen sind auch alle schon ganz verrückt danach. Die Verabschiedung läuft schon viel besser seit deinem Song", sagte sie weiter und wieder, konnte ich nur nicken. Ich war gerade nicht bereit dazu, ein Gespräch zu führen und das schien die braunhaarige auch zu merken, da sie das Thema fallen ließ und mich dann daran erinnerte, dass wir zum Abendessen mussten.
Obwohl ich ihr folgte, wusste ich, dass ich keinen Hunger hatte. Mein Bauch war voll mit den Schmetterlingen, die darin immer noch tobten und mir fiel es schwer, beim Essen den Blick von Louis abzuwenden. Dieser stocherte ebenfalls nur auf seinem Teller herum, hielt jedoch seinen Kopf gesenkt. Es kribbelte mir in den Fingern, schon jetzt zu ihm zu gehen und ihn darum zu bitten, dass wir reden könnten, doch intuitiv wusste ich, dass es zu früh war. Ich konnte ja selbst noch nicht sagen, was genau dort passiert war. Das Einzige was ich wusste und worin ich mir sicher sein konnte, war die Tatsache, dass ich mich in diesen Moment zurück wünschte, indem alles so unbeschwert schien.
So kam es, dass ich aufstand, obwohl mein Teller noch halb voll war und mich von allen verabschiedete, um ins Bett zu gehen. Ich wusste einfach, dass ich, wenn ich noch länger gewartet hätte, meine Selbstbeherrschung verloren und zu Louis gegangen wäre. Und ich wollte ihn nicht überfordern. Und mich auch nicht.
Ohne zurückzusehen, sprang ich in die frische Luft und atmete einmal tief ein. Die abgekühlte Herbstluft schien meinem Kopf dabei zu helfen, wieder arbeiten zu können und mir wurde jetzt erst so richtig bewusst, was passiert war. Nicht nur hatte ich einen Jungen geküsst, ich hatte Louis geküsst. Den Sohn des Zirkusdirektors und meinen guten Freund. Und es hatte sich absolut atemberaubend angefühlt. Ich hatte schon öfter davon gehört, dass sich Männer und Frauen des gleichen Geschlechts angezogen fühlten, doch es wurde nicht wirklich positiv in dieser Gesellschaft aufgenommen. Bis jetzt hatte ich mich aber noch nie näher damit beschäftigen müssen, da es nie ein präsentes Thema gewesen war.
Bis jetzt. Bis an den Moment, wo ich mich den ganzen Weg bis zu meinem Wagon zusammenreißen musste, nicht umzudrehen und zu Louis' zurückzukehren. Was war da in diesem Pferdestall eigentlich passiert? Wie konnte die Situation so aus dem Ruder geraten? Mein Kopf spielte die Szene immer und immer wieder vor meinem inneren Auge ab und irgendwann raufte ich mir die Haare, ehe ich mich in mein Bett fallen ließ und die Bettdecke über mein Gesicht zog. Die Dunkelheit überrannte mich und half mir nicht gerade dabei, die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. Alleine bei dem Gedanken an das was passiert war, begann mein ganzer Körper wieder zu kribbeln und ich seufzte überfordert auf.
Was hatte dieser Kuss zu bedeuten? Hat Louis wohl das selbe gefühlt, wie ich? Das musste er. Es war nicht einseitig gewesen, das konnte nicht sein. Er musste die Spannung zwischen uns ebenfalls gefühlt haben, sonst hätte er den zweiten Kuss gar nicht zugelassen. Oder hatte ich ihn zu irgendwas gezwungen?
Seine Hand, welche meine fester gegriffen hatte, kam mir wieder in den Sinn und ich schüttelte den Kopf. Nein, er musste das selbe gefühlt haben. Aber wie würden wir jetzt damit umgehen? Wie würden wir reagieren, sobald wir aufeinander treffen?
Alleine schlafen fühlte sich in dieser Nacht falsch an und ich fühlte mich einsamer, wie jemals zuvor. Außerdem hatte mein Kopf nichts anderes wie den Kuss im Kopf und meine Träume spielten mir die Szene immer und immer wieder vor, bis ich irgendwann das Schlafen aufgab und mich in meinem Bett aufsetzte. Mein Wecker zeigte mir 4:35 Uhr an, als ich aufstand und mich im Bad fertig machte, bevor ich mich zu den Außenduschen begab.
Vielleicht half ein wenig Wasser auf dem Kopf ja dabei, meine Gedanken frei zu kriegen, dachte ich mir und außerdem, hatte ich die Duschen um diese Uhrzeit wenigstens für mich. Dementsprechend schnappte ich mir eine Seife aus dem Waschraum und außerdem ein Handtuch, um im dunklen den Weg zu den Duschen hinter mir zu lassen und mich dort bis auf die Unterhose zu entledigen.
Die Vögel zwitscherten ihre Lieder vor sich her und machten mir bewusst, dass es tatsächlich ein neuer Tag war und wir heute erneut aufbrachen, um in die nächste Stadt zu fahren. Eine Aufgabe, die damit einher ging, dass Louis und ich uns einen neuen Act überlegen mussten, der in der neuen Stadt gut ankommen würde. Wenn er mir überhaupt in die Augen sehen konnte.
Nach der Dusche trocknete ich mich ab und schlüpfte in die neuen Klamotten, die Mary mir geschneidert hatte, ehe ich mich wieder auf den Weg zu meinem Wagon machte und die alten Klamotten in den Waschraum brachte. Ich schnappte mir mein Tagebuch und einen Stift, bevor ich mich zum Zirkuszelt begab und mich dort auf einem der Zuschauerplätze niederließ, um die Manege vor Augen zu haben. Der Gedanke daran, dass ich tatsächlich jeden zweiten Tag darauf stand und die Leute begeistern konnte, erfreute mich. Vor allem die Show gestern war unglaublich befreiend gewesen, denn Louis hatte wieder fast hundert Prozent geben können und das hatte man ihm angesehen.
Louis..
Hatte ich vor dem Kuss auch schon so viel über ihn nachgedacht? Ging er mir schon davor nicht aus dem Kopf? Es ging schon so weit, dass ich seinen Namen auf das Papier vor mir schrieb und frustriert das Buch zuklappte, ehe ich mir durch die Haare fuhr und seufzte.
"Harry Schätzchen", unterbrach Mary meine tiefen Gedankengänge. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sie sich vor mich gestellt hatte und sah sie dementsprechend geschockt an, als sie ein liebevolles lächeln auf den Lippen hatte. "Die anderen möchten das Zelt abbauen und ich dachte, du wolltest vielleicht nicht mit eingepackt werden."
Ich schüttelte den Kopf, stand von dem Platz auf und verstaute das Tagebuch in meiner Hosentasche, ehe mich die alte Dame mit einem unsicheren Blick anschaute.
"Ist bei dir alles okay, Darling? Du siehst müde aus", stellte sie fest und dieses mal nickte ich. Es war sowieso nicht zu verstecken.
"Ich habe die Nacht nicht so gut geschlafen", gab ich zu und Mary nickte verständnisvoll, ehe sie ihren Handrücken auf meiner Stirn platzierte.
"Du hast gestern Abend auch nicht so viel gegessen. Nicht das du krank wirst mein Lieber, der Herbst bringt das manchmal so mit sich."
"Nein", ich schüttelte den Kopf und versuchte ihr ein beruhigendes Lächeln zu schenken. "Mir geht es gut. Nur viele Gedanken."
"Die können einen auch krank machen", gab die alte Dame zu und sah nun noch besorgter aus. "Der Direktor sucht dich. Er wartet in seinem Abteil auf dich und möchte dir und Louis ein neues Konzept vorstellen, was er mit den Sponsoren der nächsten Stadt ausgehandelt hat."
Mein Herz schlug wieder schneller, bei dem Gedanken, Louis gleich zu sehen und Überforderung fuhr durch meine Adern, als ich mir unsicher war, wie ich mich gleich verhalten sollte. Deswegen bedankte ich mich einfach bei Mary und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich noch einen tiefen Atemzug nahm und mich dann auf den Weg zum Direktor machte.
[...]
Oh man, da liegt aber Spannung in der Luft und Harry kann den Kuss gar nicht so richtig einordnen. Das Drama hat ja jetzt erst so richtig begonnen 😨❤️
Seid ihr chaotisch oder ordentliche Menschen?🤔
M: chaotisch
C: ordentlich
Das letzte Kapitel hat euch natürlich außerordentlich gut gefallen; trotzdem wollten wir uns nochmal für die zahlreichen Kommentare bedanken ❤️ Ihr habt etwas länger warten müssen, aber das ist hauptsächlich der Zeit geschuldet, in der Sich die beiden bewegen, sie Hauptsache ist, es hat euch gefallen und ein paar Schmetterlinge befreit 😍💚💙
Lasst uns was kleines da ❤️
Lots of love
Michelle &' Carina
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