꧁ Chapter Eighty-Two ꧂
Sternchen nicht vergessen ❤️
Louis POV
Ich konnte mich beim Training kaum konzentrieren. Davinas Anwesenheit machte mich so wütend und ich überlegte krampfhaft, wie ich sie loswerden könnte. Und das bevor sie Harry und mich verraten konnte. Ich war so angespannt, dass ich jedes Mal regelrechte Panik bekam, wenn sie anfing zu sprechen. Zusätzlich spürte ich auch noch Harrys Blick auf mir und ich hätte mich am liebsten in seinen Armen versteckt, um all das zu vergessen, was mir im Kopf umherging. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn Davina ihr Maul aufreißen würde. So gut es ging versuchte ich den Gedanken daran zu verdrängen und einfach zu hoffen, dass sie nichts sagt. Doch ich merkte Harry an, dass er nicht einfach die Show mit ihr weiterabziehen könnte, so wie sie das konnte. Ihr merkte man nämlich überhaupt nicht an, dass wir sie gerade dabei erwischt hatte, wie sie Harry verdammt nochmal vergiften wollte. Sie war völlig normal drauf, während Harry und ich vermutlich beide kurz davor waren zu explodieren. Ich fragte mich wirklich, wie ein Mensch nur so falsch sein konnte.
Nach dem Training zog Lottie mich zu unserem Wagon. Sie hatte mir die ganze Zeit über schon fragende und besorgte Blicke zugeworfen. Ich hatte ihr noch nicht einmal erzählt, dass Harry... Vater ist. Sie schloss die Tür hinter uns und sah mich eindringlich an.
„Okay Lou. Was ist los? Ich mach mir ernsthaft Sorgen. Du und Harry seht beide furchtbar aus und so langsam kann ich das wirklich nicht mehr mit ansehen. Wer ist die Frau mit der Harry sich unterhalten hat?" Meine Gedanken überschlugen sich und ich senkte den Blick auf meine Hände, die ich miteinander verknotet hatte.
„Ich... wo soll ich anfangen, Lottie? Es... ist so viel passiert... ich-" Ich unterbrach mich selber, als meine Stimme versagte und sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Selten hatte ich mich in meinem Leben so überfordert gefühlt. Die letzten Tage hatte ich einfach nur versucht zu funktionieren und außer mit Zayn hatte ich mit niemandem darüber gesprochen, aus Angst, dass meine Gefühle dann Überhand nehmen würden. Ich wollte für Harry da sein, sobald er mich bei sich haben wollte und dann musste ich stark sein. Dass wir jetzt auch noch sowas aufdecken würden und nun auch noch wissen, dass eine durchweg böse Person von uns weiß, brachte das Fass nun zum überlaufen. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, die fast sofort ihren Weg nach draußen fanden und meine Wange runterkullerten. Lottie zog mich in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Rücken, während sie mich sanft auf ihr Bett lotste. Dort angekommen legte ich meinen Kopf auf ihren Schoß und konnte mittlerweile auch das laute Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Sie streichelte meinen Kopf und ließ mich einfach weinen, ohne etwas zu sagen.
Als ich mich nach einer Weile etwas beruhigte, setzte ich mich auf und sah sie an, ehe ich ein leises „Danke" hauchte. Sie strich mir eine letzte Träne von der Wange und versuchte mich aufmunternd anzulächeln. Doch ich konnte sehen, dass sie mehr als besorgt war. Ich atmete tief durch und zwang mich dazu meine Gedanken irgendwie zu ordnen, um ihr eine halbwegs vernünftige Schilderung über die Geschehnisse zu geben.
„Die Frau war Harrys erste große Liebe, sie waren bis vor vier Jahren ein Paar gewesen, bevor sie wegziehen musste und... sie hat ein Baby von ihm bekommen..." Ich schluckte schwer, als mir der Moment ins Gedächtnis kam, als Harry es von ihr bestätigt bekommen hatte und mir gesagt hatte ich solle ihm Zeit geben. Lotties Augen weiteten sich und sie schlug sich die Hand vors Gesicht.
„W-was? Wusste er davon nicht? Das... ich... oh mein Gott, habt ihr euch deswegen gestritten? Er möchte doch nicht zurück zu ihr? Nein, dafür liebt er dich doch zu sehr? Oh Lou, nein... das tut mir so leid..." Sie schlang ihre Arme erneut um mich und drückte mich fest an sich. Ich versuchte den erneuten Kloß in meinem Hals, zusammen mit den Tränen, die sich wieder in meinen Augen sammelten, runterzuschlucken und löste mich langsam von ihr.
„Er wusste nichts davon, bis sie zufällig hier im Zirkus mit ihren Kindern vor ihm stand. Selbst da hat er es eigentlich nicht mal gemerkt... aber mir ist die Ähnlichkeit zu seiner Tochter aufgefallen und danach hat er es hinterfragt. Wir haben uns nicht wirklich gestritten... er hat gesagt er braucht Zeit für sich und die will ich ihm natürlich geben... Ich glaube auch nicht, dass er mich verlassen möchte, mit ihr wieder zusammenkommen schon gar nicht... sie ist glücklich verheiratet und hat ja noch ein, bald zwei weitere Kinder... aber ich weiß nicht, ob er hierbleiben möchte, um seine Tochter aufwachsen zu sehen. Ich warte eigentlich nur darauf, dass er bereit ist mich wieder an sich ranzulassen, damit wir darüber reden können..." Es herrscht einen Moment Stille, in der Lottie das was ich gesagt habe erstmal verarbeiten musste.
„Würdest du... mit ihm hierbleiben?" Ich sah Tränen in ihren Augen glitzern und mein Herz fing an zu schmerzen, während ich langsam nickte. Sie schluckte laut und seufzte. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge und ich wischte sie von ihrer Wange.
„Ich kann nicht ohne ihn Leben Lottie... ich weiß nicht, wie das genau funktionieren soll, aber ja ich würde bleiben..."
„Du würdest mir sehr fehlen Lou... aber ich versteh dich..." Plötzlich fiel mir wieder ein, dass Harry und ich eventuell nicht mal die Entscheidung haben, ob wir bleiben oder nicht. Wenn Davina meinem Vater von uns erzählt, würden wir wahrscheinlich sowieso rausfliegen, oder fliehen müssen. Ich hielt den Atem an und mein ganzer Körper spannte sich an, während Lottie mich irritiert ansah.
„Das ist noch nicht alles Lottie..." Meine Hände fingen an zu zittern und ich versuchte meinen Puls zu beruhigen, bevor ich weiterspreche. „Harry und ich haben Davina vorhin dabei erwischt, wie sie ihm Gift ins Wasser tun wollte. Und das war mit Sicherheit nicht ihr erster Versuch. Es erklärt wieso er vor einigen Monaten plötzlich krank wurde und wieso er jetzt auch zusammengebrochen ist..." Ich spürte wie die Wut in mir wieder hochkommt und ballte meine Hände zu Fäusten. Lottie sprang völlig schockiert auf.
„WAS? Ach du scheiße, was zum Teufel! Was ist denn... was ist bei dieser Schlampe denn bitte falsch gelaufen. OH mein Gott, was denkt sie eigentlich wer sie ist?! Warum tut sie so etwas?!" Lottie war so laut, dass ich kurz zusammenzuckte.
„Sie war wohl nicht zufrieden mit ihm und nachdem sie ihn nicht dazu bringen konnte sich in ihn zu verlieben, wollte sie ihn loswerden... außerdem... weiß sie von uns beiden..." Meine Stimme brodelte vor Wut, doch die Verzweiflung war ebenfalls deutlich rauszuhören. Lottie schlug sich erneut schockiert die Hand vor den Mund und sah mich mit aufgerissenen Augen an.
„Nein, nein, nein! Fuck, Louis, dass ist furchtbar! Scheiße, was jetzt?!" Ich raufte mir die Haare und versuchte meine Atmung irgendwie unter Kontrolle zu kriegen, als ich schon wieder merkte, wie meine Gefühle aus mir ausbrechen wollten. Doch anstatt mich zu beruhigen, fing ich an unkontrolliert zu schluchzen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich rang verzweifelt nach Luft, doch meine Lungen fühlten sich an wie zugeschnürt. Es war wie als ob mich etwas Großes, sehr schweres von innen zerdrückte und in Stücke riss. Ich hörte mein eigenes Wimmern und Schluchzen nur noch gedämpft. Lottie kniete sich vor mich und legte ihre Hände behutsam auf meine, während sie mich irgendwie versuchte zu beruhigen.
„Lou, pscht du musst atmen, beruhig dich bitte!" Sie zog mich an sich und der Druck, den sie auf meinen Körper ausübte, schaffte es tatsächlich mich zu beruhigen. Zumindest soweit, dass ich wieder Luft bekam. Sie drückte mich vorsichtig auf ihr Bett und zog mich wieder in ihre Arme. Während sie mir leise etwas vor summte und mir über den Rücken strich, beruhigte sich meine Atmung langsam wieder und ich hörte irgendwann auf zu schluchzen. Mein Kopf fühlte sich an als ob er gleich explodieren würde und ich schloss meine Augen, um den Schmerz irgendwie zu verdrängen. Wir blieben bis zum Abendessen so liegen und Lottie schafft es schließlich mich dazu zu bringen, mich aufzuraffen und zum Essen zu gehen.
*****
Nach meinem emotionalen Ausbruch ließ Lottie mich kaum noch aus den Augen. Sie war immer in meiner Nähe und stets bereit mich irgendwie abzulenken, wenn meine Gedanken drohten mich einzunehmen und die Gefühle wieder ausbrechen wollten. Harry fehlte mir unfassbar und ich sehnte mich nach ihm mit jeder Zelle meines Körpers. Doch unabhängig von der Situation mit Faye und seiner Tochter, konnten wir uns gerade nicht sehen, viel zu groß war das Risiko und wir wussten wohl beide, dass unsere unbeschwerte Zeit zusammen nun vorbei war. Ich fühlte mich ständig beobachtet und jeder Blick den ich Harry zuwarf fühlte sich gefährlich an. Wir wurden brutal aus unserer Blase gezogen und ich wusste nicht, wie und ob wir wieder zueinander finden würden, so lange Davina uns im Nacken saß. Die konstante Anspannung, dass Davina uns verraten könnte lag mir schwer in den Knochen und ich fühlte mich, als ob ich wortwörtlich unter Strom stand. Jeder Muskel meines Körpers war konstant angespannt und selbst während ich schlief, war ich nicht wirklich entspannt. Das sagte zumindest Lottie, die mich die letzten zwei Nächte einige Male aus einem Alptraum hat wecken müssen. Meine Alpträume waren eigentlich jedes Mal gleich, in jedem lief es darauf hinaus, dass ich Harry verlor. Es tat mir leid ihr solche Umstände zu machen und ich konnte ihr ansehen, dass auch sie mit dieser Situation nicht umgehen konnte. Sie sagte mir immer wieder, dass sie Angst hat, was geschieht, wenn Davina ihre Drohung in die Tat umsetzt. Aber sie merkte auch, wenn sie mich ablenken musste, weil diese Angst mich fast in den Wahnsinn trieb. So kam es dann, dass sie mich nach unserem Training mit den anderen, dazu gebracht hatte noch zu zweit zu trainieren. Es war tatsächlich mal wieder schön nur mit ihr alleine durch die Luft zu schweben und ich schaffte es meine Gedanken dabei fast vollständig zu verdrängen. Calum hatte sich auf die Tribüne gesetzt und sah uns zu, doch das störte mich nicht, ich wusste, dass Lottie ihm nichts erzählt hatte und es war erfrischend von jemandem umgeben zu sein der nicht wusste was los war und mich nicht nur mit diesem besorgten, mitleidigen Blick ansah. Als wir gerade eine Figur vollendet hatten, die uns am Anfang völlig fertig gemacht hatte und an der wir damals fast verzweifelt wären, fing Lottie plötzlich an zu lachen, während sie noch kopfüber neben mir hing. Ich sah sie stirnrunzelnd an, musste bei ihrem Anblick aber auch lachen.
„Weißt du noch, wie wir das einfach nicht hinbekommen haben und beide angefangen haben zu wein-" Ein lauter Ruf unterbrach Lottie und wir streckten beide unsere Köpfe in die Richtung, aus der er gekommen war.
„LOUIS! WO BIST DU EHRENLOSER HUND?!" Ehe ich wusste wie mir geschieht, hatte mein Vater mich gepackt und unsanft vom Trapez runtergezerrt, was dazu führte das ich hart auf dem Boden aufkam. Er zog mich am Arm wieder hoch und ich taumelte etwas, ehe ich mein Gleichgewicht wieder erlangte und ihn verwirrt ansah. Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich spürte wie mein Körper anfing zu zittern, als ich hinter ihm Davina stehen sah, mit einem Grinsen im Gesicht. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, fing er wieder an mich anzuschreien.
„Stimmt es, dass du dich in den Arsch ficken lässt?!" Ich war nicht in der Lage ihm zu antworten und das machte ihn noch wütender. Er packte mich am Kragen und zog mich ein Stück hoch. „Ich fass es nicht, mein eigener Sohn, eine verdammte SCHWUCHTEL. Schämst du dich nicht?!" Seine Hand landete mit Wucht auf meinem Gesicht. Ich hörte Lottie verzweifelt schreien und dann spürte ich ihre Hand die mich versuchte wegzuziehen. Der Griff meines Vaters verstärkte sich, ehe er sie wegstieß und sie scharf die Luft einzog. Ich sah im Augenwinkel wie Calum sie zurückhielt. Mein Vater schrie so laut, dass mittlerweile noch andere Menschen sich um uns versammelt hatten. Ich traute mich nicht meinen Blick von ihm abzuwenden, weswegen ich nicht genau sah wer es war. „Es ist schlimm genug zu wissen, dass du der einzige männliche Nachkomme bist, der diese Familie hätte weiterführen können!" Seine Stimme wurde zum Ende hin noch lauter und ich zuckte automatisch zusammen. „Du bist ein genauso nutzloses Stück, wie deine Mutter es war! Ich werde vergessen, dass du jemals existiert hast und unsere Familie mit deiner Schande beschmutzt!" Er stieß mich von sich und ich landete erneut auf dem Boden. Ich konnte sehen, dass er mit dem Fuß ausholte und meine Augen weiteten sich. Ich war mir sicher meinem Ende ins Gesicht zu sehen. „Du bist mein größter Fehler."
Ich schloss meine Augen und rollte mich zusammen, da spürte ich schon den ersten Tritt in meiner Seite. Ein schmerzerfülltes Wimmern verließ meine Lippen, als er erneut nach mir trat und mich dieses Mal im Rücken traf. Ein weiterer Tritt in meine Seite brachte mich dazu aufzustöhnen. Ich erwartete einen erneuten Tritt, doch stattdessen hörte ich einen Aufschrei von meinem Vater und riss meine Augen auf. Das erste was ich sah war Harry, wie er ihm ins Gesicht schlug. Mein Vater schaffte es ihm ebenfalls einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch Harry ließ sich davon weder beirren noch aufhalten und er holte erneut aus, ehe seine Faust zielsicher traf und mein Vater zu Boden ging. Lottie stürmte zu mir und griff vorsichtig nach meinem Arm, doch ich konnte meinen Blick nicht von Harry abwenden, der immer und immer wieder auf meinen Vater einschlug. Dieser gab leise, schmerzvolle Geräusche von sich und hatte keine Chance gegen Harry. Liam und Zayn versuchten Harry von ihm wegzuzerren doch er schlug ihre Arme nur weg. Das Blut spritze überall hin und Harrys ganzer Körper bebte, doch er stoppte erst als Zayn ihn anschrie und erneut am Arm packte.
„Du bringst ihn um Harry hör auf! Das ist er nicht wert!" Liam nutzte die Gelegenheit, dass Harry kurz innehielt und packte seinen anderen Arm. Die beiden zogen ihn einige Meter weg.
Ich spürte wie mich jemand auf die Beine zog. Ich schaffte es meinen Blick von meinem Vater zu lösen, der regungslos auf dem Boden lag und keine Geräusche mehr von sich gab und blickte in Marys panisches Gesicht, die mich zusammen mit Lottie festhielt.
„Louis kannst du stehen? Geht es?" Ich nickte schwach, obwohl meine Beine zitterten konnte ich mich auf diesen halten. „Ihr müsst verschwinden, bevor er wieder aufwacht! Hier ist meine Adresse, die Schlüssel zu meinem Haus und alles an Geld was ich hier habe. Beeilt euch und passt auf euch auf, ich komme nach sobald es geht, ja?" Sie drückte mir die Sachen in die Hand und ich sah sie völlig überfordert an.
„Danke Mary..." Ich wusste nicht wie, aber ich hatte es geschafft mich aus meiner Schockstarre zu lösen und nahm Mary in die Arme, ehe ich mich schnell zu Lottie drehte und sie ebenfalls in meine Arme zog. Sie weinte hemmungslos und mein Herz zerbrach, doch ich hatte keine Zeit mir Gedanken darüber zu machen, woran mich Mary erneut erinnerte.
„Ihr müsst los mein Junge, es tut mir so leid", sagte sie und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich nickte hastig und drehte mich zu Harry der seinen Kopf in seinen Händen vergrub.
Ich ging mit schnellen Schritten auf ihn zu und versuchte die Blicke der anderen zu ignorieren. Sie waren vermutlich genauso angewidert von uns und ich konnte ihnen gerade nicht in die Augen sehen. Da nun sowieso jeder Bescheid wusste, griff ich nach Harrys Handgelenken und zog ihn hinter mir her. Zu meiner Überraschung folgte er mir ohne sich zu wehren und wir liefen ein ganzes Stück so schnell wie wir konnten Richtung Stadt. Ich wusste zwar nicht wohin wir sollte, aber mir war klar, dass wir so weit vom Zirkusplatz wegkommen mussten wie nur irgendwie möglich. Als sich die Bilder von Harry, wie er auf meinen Vater einprügelte vor meinen Augen abspielten, fragte ich mich, ob dieser überhaupt in den nächsten Stunden zu sich kommen würde. Ich ließ Harrys Hand erst los, als uns Menschen entgegenkamen. Plötzlich überholte Harry mich und ging auf die Menschen zu. Ich blieb verwirrt stehen und hörte, dass er nach einem Ort fragte. Als die Menschen ihm offensichtlich nicht helfen konnten, lief er einfach weiter und ich folgte ihm mit einem kleinen Abstand, ohne zu wissen wohin er wollte. Nachdem er noch ein paar andere Leute gefragt hatte, lief ich etwas schneller um ihn einzuholen und beschloss ihn zu fragen, was er vorhatte.
„Harry... was... wohin willst du?" Ich suchte nach seinem Blick, doch er sah mich nicht an. Es kam keine Reaktion auf meine Frage, also entschied ich ihn einfach machen zu lassen und ihm still zu folgen.
Irgendwann liefen wir auf ein Haus zu und kurz vor der Tür blieb Harry plötzlich stehen und ballte seine Hände zu Fäusten. Ich blickte auf das Klingelschild und sah, dass er uns zu Faye geführt hatte. Als er keine Anstalten machte sich wieder in Bewegung zu setzen, lief ich die Treppen stufen hoch und klingelte. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich fing an zu zittern, als mir bewusst wurde, dass ich nicht wusste, was ich ihr sagen sollte und wie Harry und ich uns erklären sollten. Ehe ich mir darüber noch weiter Gedanken machen konnte, öffnete sie die Tür und als sie uns erkannte lächelte sie.
„Hallo ihr beiden... was macht ihr denn-" Sie unterbrach sich selbst, als sie Harrys offensichtlich geschundenen Hände sah und blickte mich dann voller Sorge an. Ich schüttelte langsam meinen Kopf und sie schluckte laut. „Kommt rein, ich bin gerade am Kochen, habt ihr Hunger?" Ich bedankte mich leise und sah kurz zu Harry, der noch immer nicht zur Tür gekommen war, weswegen ich zu ihm lief und ihn sanft am Arm mit ins Haus zog. Faye zeigte uns ein Badezimmer, damit wir uns frisch machen konnte und gab mir dann eine Tasche, in der es etwas zum Desinfizieren und Verbinden gab, ehe sie uns alleine ließ, um nach dem Essen zu sehen. Ich war mehr als glücklich darüber, dass sie uns ohne jegliche Erklärung einfach reingelassen hatte und uns somit ihre Hilfe anbot.
„Darf ich?", fragte ich Harry vorsichtig und deutete auf seine Hände und sein Gesicht, was ebenfalls etwas verwundet war. Er nickte leicht, ehe er sich einfach auf den Boden setzte. Ich kniete mich vor ihn und nahm behutsam seine Hände in meine. Ich musste schlucken, als ich sah, wie kaputt seine Hände waren. An mehreren Stellen war die Haut aufgerissen und blutig und er zischte, als ich etwas Alkohol zum Desinfizieren auf die Hand tupfte. „Tut mir leid...", murmelte ich leise und versuchte noch vorsichtiger zu sein. Ich merkte, dass sein Atem unregelmäßig wurde und sein ganzer Körper sich anspannte.
„Mir tut es leid...", gab er plötzlich leise zurück und ich hielt inne, ehe ich meinen Blick von seinen Händen abwand und ihn ansah. Bevor ich fragen konnte, wofür er sich entschuldigte, ergriff er erneut das Wort. „Ich... ich wollte nicht... ich weiß nicht wieso ich so durchgedreht bin... es tut mir so leid..." Seine Stimme war dünn und sie bebte, während sich Tränen in seinen Augen bildeten und er laut schluckte. Ich legte meine Hand vorsichtig auf die Wange, die keinen Schlag von meinem Vater abbekommen hatte und fing eine Träne mit meinem Daumen auf, ehe ich tief durchatmete.
„Entschuldigst du dich gerade dafür, dass du mir wahrscheinlich mein Leben gerettet hast?" Seine Augen weiteten sich, so als ob ihm gerade erst in den Sinn gekommen ist, was passiert wäre, wäre er nicht auf meinen Vater losgegangen. Er schüttelt den Kopf und es lösten sich erneut ein paar Tränen aus seinen Augen. Er senkt den Blick und ich merkte, dass er gerade nicht mehr reden konnte, weswegen ich ihm nur sanft über die Wange strich und mich dann wieder seinen Händen widmete. Nachdem ich diese, begleitet von Harrys schmerzerfüllten Stöhnen, eingewickelt hatte und ihm mit einem nassen Lappen vorsichtig übers Gesicht gewischt hatte um das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe zu entfernen, fuhr ich mit meinem Finger sanft über diese. Ich stand auf, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete kurz den roten Handabdruck auf meiner Wange. Harry stellte sich hinter mich vor den Spiegel und strich mit dem kalten, nassen Lappen nun behutsam über meine Wange, ehe er ihn für ein paar Sekunden leicht dagegen drückte. Das Klopfen an der Tür riss uns aus unseren Gedanken und ich lief zur Tür um diese zu öffnen. Faye schenkte mir ein trauriges Lächeln, ehe sie an mir vorbei zu Harry sah und dann wieder in meine Augen blickte.
„Das Essen ist fertig, möchtet ihr lieber alleine sein, oder mit uns zusammen essen?" Ich blickte zu Harry, der mit seinen Schultern zuckte und entschied dann, dass es vermutlich gerade besser wäre nicht alleine zu sein.
„Danke Faye... du musst dir wegen uns keine Umstände machen, wir-"
„Ihr macht keine Umstände Louis, also, soll ich euch das Gästezimmer zeigen oder-" Nachdem Faye mich unterbrochen hatte, wurde sie nun selbst unterbrochen. Angel kam den Flur entlang gerannt und ihre Augen weiteten sich, als sie erst mich und dann Harry erblickte. Sie umarmte mich und ich versuchte nicht zurückzuzucken und lief dann ebenfalls Harry in die Arme, der sich sogar aus seiner Starre lösen konnte und sie umarmte, ehe er ihr ein Lächeln schenkte und ihr durch die Haare wuschelte. Der Anblick von den beiden ließ mein Herz für einen Moment schneller schlagen und ich musste etwas lächeln.
„Ich denke wir essen gerne mit euch... Danke nochmal..." Ich drehte mich wieder zu Faye und lächelte sie an. Sie schien der Anblick von Harry und Angel ebenfalls gerührt zu haben, denn ich meinte Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen. Nachdem Harry und Angel ihre Begrüßung beendet hatten, liefen wir zusammen in das Esszimmer, in dem Leo schon ungeduldig auf seinem Stuhl saß und wartete. Ich hatte absolut keinen Hunger und zwang mich nur etwas zu essen, weil ich nicht unhöflich sein wollte, während Harry beschäftigt damit war, sich Angels Geschichten anzuhören. Langsam aber sicher fingen meine Gedanken an sich zu überschlagen und die Situation im Zirkuszelt spielte sich immer wieder vor meinen Augen ab. Als ich krampfhaft versuchte mich abzulenken und meine Wange mal wieder so sehr zerkaute, dass ich Blut schmeckte, kam Faye's Mann durch die Tür herein.
[...]
Da sind sie wohl erstmal zu Faye geflüchtet.. mal sehen wie ihre Reise weitergehen wird 😨❤️
Paprika oder Salzige Chips?🤔
M: Salzig🧂
C: paprika 🫑
Lasst uns was kleines da ❤️
Lots of love
Michelle &' Carina xx
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