꧁ Chapter Eighty-Seven ꧂

Sternchen nicht vergessen ❤️

Harry POV

Wenn ich an die vergangenen Tage zurück dachte, kamen sie mir wie die Schlimmste Zeit in meinem Leben vor. Ich hatte mich selten so alleine gefühlt, dabei war Louis eigentlich die ganze Zeit da, nur eben nicht anwesend. Bei all den Dingen die ich tat, um mich irgendwie abzulenken, war da immer nur der Wille, dass er doch heute mit mir sprechen würde. Das ich seine Stimme wieder hören oder er mich wieder berühren wurde, doch da war nichts als Leere in seinen Augen.

Obwohl ich versuchte, mir nicht zu sehr die Schuld für all das zu geben, fiel es mir schwer, nicht darüber nachzudenken. So viele Dinge hatte ich falsch gemacht und vielleicht, wenn jetzt Zayn, Amalia oder Lottie da wären, wäre es nur halb so schlimm. Die drei hatten uns irgendwie immer dazu gezwungen, miteinander zu reden und unsere Sachen zu klären, auch, wenn es noch so hirnrissig schien. Doch leider dachte ich, dass selbst sie keine Möglichkeit gefunden hätten, wie wir über diese Sachen sprechen sollte, ohne sie dabei zu sehr an uns heranzulassen.

Umso überraschender kam der Brief, der an einem Morgen plötzlich in Mary's Briefkasten steckte. Er war natürlich an die alte Dame adressiert, doch als ich Lottie's Namen als Absender sah, öffnete ich ihn. Ich las nur die ersten paar Sätze, bevor ich ihn wieder schloss und ihn Louis in die Hand gab. Tatsächlich hatte es mich gewundert, dass er mich nicht weggeschickt hat und ich ausnahmsweise mal unabhängig des Schlafens, Zeit in seiner Nähe verbringen durfte. Er fehlte mir so sehr das es weh tat und als ich dann den Brief lesen durfte, kam einfach alles hoch.

Es war so einfach für sie, dass zu sagen. Das wir füreinander da sein sollen. Doch er ließ mich nicht und ich wusste, dass ich das akzeptieren musste. Immerhin hatte ich ihn nach der Sache mit Faye auch ständig weggestoßen und wusste selbst ganz genau, dass man machmal einfach Zeit für sich brauchte; doch es war hart. Deswegen konnte ich die Tränen auch nicht mehr zurückhalten und hatte mich nach unten begeben, um mich erst ein wenig an die frische Luft zu setzen in den Garten zu schauen, während ich mir zum ersten Mal richtig Gedanken darüber machte, was passierte, wenn Louis und ich das nicht wieder hinkriegen würden. Wenn es jetzt für immer so komisch blieb; er mich vielleicht gar nicht mehr bei sich haben wollte und ich schauen musste, wo ich hin könnte. Ich würde es verstehen, wenn er denkt, dass das mit uns keinen Sinn macht und zu gefährlich war - immerhin wurde uns genau das bewiesen. Und ich wollte niemals, dass er in Gefahr gebracht wird, doch wir hatten so sehr in unserer Blase gelebt, dass wir das einfach ausgeschlossen hatten.

Alleine bei dem Gedanken, ihm nie wieder nahe sein zu können, kamen mir noch mehr Tränen und ich spürte meinen Körper beben, als ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub und den Kopf schüttelte. Ich wusste, dass er mich liebt. Das hat er mir des öfteren bewiesen und ich hoffte so sehr, dass auch er nicht vergaß, wie sehr ich ihn liebte. Und man sagte doch immer, dass die wahre Liebe alles schaffen kann, oder? Ja, wir waren noch jung aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass noch etwas anderes kommen könnte - das ich noch mehr für jemanden fühlen konnte, wenn es mir jetzt schon das Herz zerriss, wenn ich daran dachte, dass er mich nicht mehr wollen könnte.

Ich wusste, dass ihm das Trapez fehlte. Es war kein Geheimnis; in den letzten Monaten hatte ich mitbekommen, wie wichtig es ihm war. Das es nicht nur ein Hobby ist, sondern sein Leben. Das Strahlen in seinem Gesicht nach einer erfolgreichen Show, hatte Bände gesprochen und obwohl ich wusste, dass es niemals das Gleiche sein und niemals vergleichbar wäre, wollte ich ihm dieses Gefühl zurückgeben und die beiden Bäume im Garten, gaben mir die perfekte Möglichkeit dafür.

In dieser Nacht ging ich nicht zu Louis ins Bett. Ich hatte mich noch lange damit beschäftigt, wie ich meine Idee umsetzen wollte und wusste, dass ich Arthur noch zu ein paar Sachen befragen musste, damit Louis auch ja nichts passieren würde. Die Stunden flogen also nur so dahin und ich bekam gar nicht mit, wie ich auf dem Sofa einnickte, als die Sonne sich langsam ihren Weg an den Himmel suchte. Als ich wenige Stunden später aufwachte und eine Decke über mir wiederfand, überkam mich zum ersten Mal seit einer langen Zeit das Gefühl des Wohlbefindens.

Ich beschloss jedoch, Louis heute nicht mit einem Frühstück zu wecken, da er die letzten Tage sowieso davon nichts zu sich genommen hatte und wollte mich auf den Weg in die Stadt machen, um die Dinge zu besorgen, die ich brauchte. Ich hatte heute einen freien Tag und müsste lediglich die Schweine füttern, weswegen ich als erstes bei dem Bauern vorbei ging und mir einen Rat einholte. Clair, Arthurs Frau, begrüßte mich bereits herzlichst und gab mir sofort ein wenig Brot mit, welches sie morgens frisch gebacken hatte, wofür ich mich erst einmal bedankte. Sie hatte mich sofort lieb gewonnen und kümmerte sich seither ziemlich um mein Wohlbefinden - und gleichzeitig auch dem von Louis. Denn oft bekam ich ihr Essen mit und versuchte meinem Freund davon etwas zu geben, doch er nahm immer mehr ab und ich konnte nur dabei zusehen, wie sein Körper langsam aber sicher kaputt ging.

"Ein was?", fragte mich Arthur und sprang von dem Misthaufen herunter, um sich dann seine Hände an der Hose abzuklopfen.

"Ein Trapez", gab ich zurück und räusperte mich einmal. "Ich wollte es draußen aufhängen aber ich bin mir unsicher, wie ich dafür sorgen kann, dass es... sicher ist."

"Ein Trapez", stellte er klar und ich nickte, ehe der alte Mann herzlichst lachte und mit den Schultern zuckte. "Ich weiß es nicht, mein Junge. Ich war noch nie im Zirkus, keine Ahnung, wie ich mir das vorstellen kann."

Oh. Mein Herz wurde schwer, als ich mich daran erinnerte, dass mir selbst vor einigen Monaten dieser Begriff zwar nicht fremd gewesen wäre, ich aber absolut nichts damit hätte anfangen können, wenn ich es mir vorstellen wollte. Ich versprach mir in diesem Moment, den beiden irgendwann Tickets zur Verfügung zu stellen, wenn ein anderer Zirkus in der Stadt wäre, doch sie würden nie die Magie entdecken, die es hat, wenn Louis und Lottie da oben durch die Lüfte fliegen.

"Du kannst dich in meinem Schuppen Bedienen, mein Junge. Ich habe außerdem noch ein paar alte Matratzen auf dem Heuboden und wenn du möchtest, kannst du meinen Traktor nehmen. Er ist zwar nicht schnell, aber dann kriegst du alles mit." Ich bedankte mich herzlichst und wollte in dem Moment schon gehen, als er mich noch einmal zurückhielt. "Harry.. möchtest du vielleicht Sonntag Abend mit uns Essen? Du kannst auch jemanden mitbringen. Unsere Töchter haben uns abgesagt, da die Kleinen Krank geworden sind und Clair ist traurig, da sie schon so viel vorbereitet hat. Wir würden uns wirklich freuen und du kannst uns ein bisschen was von dir erzählen."

Der Vorschlag war toll und ich merkte, wie mir zum ersten mal seit einer langen Zeit ein warmes Gefühl durch den Bauch ging, als mir jedoch in den Kopf kam, dass es nicht ging. Also ich könnte vorbei kommen, aber niemals könnte ich Louis mitbringen. Ich schätzte die beiden nicht so ein, als wenn sie böse werden würden, doch man konnte ja nie wissen. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch offen für das ist, was Louis und ich hatten, denn das war undenkbar. Alleine das wir zusammen durch die Straßen hier hin gehen und dabei womöglich etwas anderes ausstrahlten, wie nur Freundschaft, könnte uns an manchen Tagen wahrscheinlich das Leben kosten.

"Danke, Arthur. Ich komme auf jeden Fall, aber ich habe niemanden, den ich mitbringen kann", gab ich traurig zurück und klopfe dem alten Mann auf die Schulter, welcher mich daraufhin nur verwirrt anschaute.

"Für wen ist denn dann das Trapez, Jungchen?"

Verdammt. Ich merkte selbst, wie mir das Blut in die Wangen schoss und hatte mich mit einem erschrockenen Husten selbst verraten, als ich einen Schritt zurück ging und den Blick abwandte. Er wusste, dass es nicht für mich sein konnte - immerhin konnte ich mich kaum auf beiden Beinen halten, wenn ich auf einem großen Heuhaufen stand. Ein Trapez käme für mich auf jeden Fall nicht in Frage.

"Für einen.. Freund", gab ich also zu und ehe er noch etwas anderes sagen konnte, hatte ich mich geräuspert und mich bei ihm noch einmal für den Traktoren bedankt, bevor ich mich in seiner Werkstatt umschaute und ein paar Dinge mitnahm, die ich für möglicherweise notwenig hielt.

Tatsächlich fand ich einen ziemlich stabilen Holzstab und einige Seile, von denen ich ein paar mitnahm. Karabiner, Schrauben und Haken landeten als nächstes in meiner Tasche, ehe ich die Matratzen vom Heuboden holte und sie allesamt auf den Traktoren schmiss. Tatsächlich brauchte ich mit diesem nur ungefähr zehn Minuten bis zu Mary's Haus, parkte ihn auf dem Feld gegenüber und lief die Strecke vom Traktor bis in den Garten ungefähr zehn Mal, bevor ich endlich alles hatte. Danach brachte ich diesen wieder zu Arthur zurück, schmiss ihm den Schlüssel durch den Briefkasten und nach einem zwanzig minütigen Fußweg, da ich fast gerannt bin, befand ich mich im Garten und tüftelte weiter an meiner Idee.

Es dauerte mich noch ungefähr zwei Stunden, bis ich das 'Trapez' fest am Baum hatte. Meine Hände haben mir bei meinem Vorhaben zwar nicht geholfen, aber ich hoffte wirklich sehr, dass ich Louis irgendwie aus dem Bett kriegen würde, wenn ich ihm sagte, dass ich eine Überraschung für ihn habe. Dann hoffte ich einfach nur, dass es ihn nicht noch trauriger machte, sondern tatsächlich aufheitern konnte, denn Lottie's Brief hatte ihm das Herz gebrochen und ich war mir sicher, dass es daran lag, weil er dachte, nie wieder mit ihr zusammen auftreten zu können. Da war mein selbst gemachtes, provisorisches Trapez nur ein kleiner Trost.

Ich hing mich sogar ein paar mal selbst daran, um zu testen, ob es Louis' Gewicht standhalten würde, doch tatsächlich, konnte es mich halten. Zwar musste man die Höhen immer umständlich selber verstellen und ich würde einen Teufel tun, ihn das alleine festmachen zu lassen, aber mit den Matratzen darunter fühlte ich mich zumindest sicher genug, um es ihm vorzustellen.

Mein Herz klopfte aufgeregt in meiner Brust, als ich zum ersten Mal an diesem Tag die Treppe nach oben lief und mich ins Schlafzimmer begab. Doch sobald ich das leere Bett entdeckte, rutschte es mir sofort in die Hose und ich sah mich panisch in dem Raum um. Das Bett war gemacht und ich sah, dass Louis sich neue Klamotten aus dem Schrank genommen hatte, weswegen die Panik in mir nur noch größer wurde.

Er hatte mich doch nicht...? Er konnte doch nicht einfach abgehauen sein? Niemals hätte er mich einfach hier gelassen, mein Tagebuch welches ich ihm geschenkt hatte noch dazu. Wenn er mich verlassen wollte, hätte er es mir doch wenigstens gesagt und sich verabschiedet, oder nicht?

Mein Herz schlug vor Aufregung immer schneller, als meine Füße mich durch das ganze Haus trugen, in der Hoffnung, ihn doch irgendwo zu finden, doch ich wurde bitter enttäuscht. Was, wenn er sich etwas angetan hatte? Es wäre nicht das erste Mal, dass Menschen sich aufgrund ihrer Trauer umbringen, doch das hätte er mir nicht antun können, oder? Er hätte es mir gesagt, wenn es so schlimm ist. Oder?

Meine Hände zitterten und ich rannte die Treppe nach unten, um die ganze Stadt abzusuchen, als ich plötzlich eine Tür hörte, welche zu ging und mein Herz einmal aussetzte.

"Louis? Bist du das?" Ich stürmte in den Eingangsbereich, wo Louis gerade seine Jacke aufgehängt hatte und war mir sicher, dass er die Panik in meinen Augen erkennen musste, als ich ihm immer näher kam. "Oh Gott, wo warst du denn? Ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich dachte... ich dachte dir sei was passiert oder so..."

Sein Blick wandte sich dem Boden zu und seine Körperhaltung zeigte mir, dass ich ihm Schuldgefühle bereitet hatte. Etwas, was nicht in meinem Sinn gewesen war. Ich hatte einfach nur so eine Angst gehabt, ihn nie wieder zu sehen, dass ich meinen lauten Ton gar nicht unterdrücken konnte.

"Tut.. Tut mir leid... ich war in der Stadt, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst..."

Er sprach mit mir. Niemals hätte ich gedacht, dass mich diese Tatsache so erfreuen würde, doch mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, als ich seine Stimme endlich wieder zu hören bekam. Meine Selbstbeherrschung ging so mit mir durch, dass ich ihm fast in die Arme gesprungen wäre, doch ich konnte mich gerade noch so zurückhalten. Ich wollte ihn auf keinen Fall überfordern. Deswegen kam ich lediglich ein paar Schritte auf ihn zu, als mein Gesicht auf den Gegenstand fiel, den er neben sich auf dem Boden abgestellt hatte. Ich runzelte meine Stirn und sah ihn fragend an.

"W-Was ist das Lou?" Meine Stimme bebte und ich konnte sehen, wie er einmal tief durchatmete, bevor er die Gitarre hoch hob und mir nun zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, wieder in die Augen blickte.

"Ich habe dir eine Gitarre gekauft... Ich weiß es ist nicht deine Gitarre, die dir so wichtig ist, aber ich dachte... ich dachte dir fehlt es bestimmt zu spielen und ich glaube du.. ich glaube du hast auch nicht mehr gesungen, seit wir hier sind."

An seiner Körperhaltung konnte ich erkennen, wie nervös er wurde, als ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten konnte und mir Tränen in die Augen schossen. Ohne ein Wort zu sagen, legte ich meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Louis schien für einen Moment überfordert, bevor ich seine Arme ebenfalls um mich spüren könnte, die mich bei sich behielten. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und versuchte meinen Körper zu beruhigen, der vor lauter Emotionen nur ein bebendes Wrack war.

"Ich dachte, ich hätte dich verloren", hauchte ich nach einer Weile und drückte ihn noch ein wenig fester. "Als ich dich nicht im Bett gesehen habe und dich nirgendwo finden konnte, dachte ich..", ich stoppte und versuchte meine Stimme zu finden, die mich irgendwie verlassen hatte. "Ich dachte du hast dir etwas angetan und ich wäre zu spät."

"Harry.." Louis Stimme klang schwach, als er sich von mir löste um mir nun wieder direkt in die Augen zu sehen. Seine warme Hand fand den Weg auf meine Wange und er fuhr ein paar Mal mit dem Daumen darüber, um mir die Tränen von der Wange zu wischen, die einfach nicht mehr aufhören wollten, zu laufen.

"Ich hatte so Angst", hauchte ich und schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was ich dann gemacht hatte, mein Engel. Ich kann nicht ohne dich leben."

Die Tränen wurden wieder stärker und Louis schüttelte nun ebenfalls den Kopf, bevor er sich wieder eng an mich kuschelte und seinen Kopf auf meinem bebenden Herzen ablegte.

"Ich bin hier, es tut mir Leid. Ich hätte nicht einfach so gehen dürfen."

Es war still zwischen uns und ich genoss einfach nur, seinen Körper so nahe an meinem zu haben, bevor mir wieder einfiel, warum er eigentlich weg gewesen war und das ich darauf noch gar nicht eingegangen bin. Deswegen löste ich mich auch ein Stück von ihm, nur so weit, dass unsere Vorderseiten nicht mehr aneinander gepresst waren, meine Hände aber immer noch auf seinem Rücken lagen.

"Danke für die Gitarre, mein Engel", sagte ich leise und ließ ihn kurz gehen, damit er sie aufheben und mir überreichen konnte. Doch bevor es so weit kommen konnte, dass ich den Koffer aufmachte, fiel mir wieder ein, womit ich den ganzen Vormittag verbracht hatte und nun hoffte ich umso mehr, dass ihm mein Geschenk ebenfalls gefallen könnte. Deswegen stellte ich sie wieder ab und spürte nun Louis' fragenden Blick auf mir. "Ich habe auch eine Kleinigkeit für dich Lou."

Ich griff nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her in den Garten. Als wir draußen ankamen, war mein Blick genauestens auf sein Gesicht gerichtet. Die blauen Augen wurden größer und er ließ meine Hand los, als er in vorsichtigen Schritten auf mein Geschenk zuging und es mir sogar ein wenig Angst machte, wie versteinert seine Gesichtszüge waren.

"Ich weiß, wie sehr du das Trapez liebst und habe mir gedacht, dass du es bestimmt sehr vermisst, dieses nicht bei dir zu haben. Ich weiß, es ist nicht besonders hoch, schön oder praktisch und vor allem, ist Lottie nicht hier aber ich dachte..", ich stoppte und seufzte einmal, als ich die erste Träne beobachtete, die nun seine Wange herunter lief. "Ich wollte dir einfach nur eine Freude machen."

Es ging schnell und doch, hatte ich fast schon damit gerechnet, als Louis' Knie nachgaben und er auf dem Boden zusammensackte. Ich hatte mich gerade noch rechtzeitig aus meiner Starre lösen können, um ihm unter die Achseln zu greifen und somit zu verhindern, dass seine Knie einen harten Zusammenprall mit dem Boden haben würden. Er reagierte gar nicht darauf, sondern vergrub nur sein Gesicht in seinen Händen, als er mich nach einer Weile umklammerte und fest an sich drückte. Ich versuchte ihm, so viel Halt zu geben, wie nur möglich war, als ich Stimmen aus dem Nachbarhaus hörte und mit Louis in meinen Armen aufstand, um ihn nach drinnen zu bringen.

Währenddessen liefen die Tränen seine Wangen herunter und wären wir nicht beide so kaputt gewesen, hätte ich in diesem Moment lachen können, da er sich wie ein Äffchen an mich krallte.

"Wir müssen reden", hauchte Louis nach einer Zeit und ich wusste gar nicht, wie groß der Stein auf meinem Herzen gewesen war, bevor dieser nach diesem Satz davon abfiel und ich einmal tief durchatmen konnte. Es schien so lange her, dass ich meinen Körper richtig wahrgenommen hatte, doch nun, mit Louis in meinen Armen, schien alles plötzlich gar nicht mehr so schlimm zu sein. Oder zumindest erträglich - es war erträglich.

Deswegen nickte ich auf diese Aussage hin einfach nur und setzte ihn vorsichtig auf dem Sofa ab, wo er seinen Klammergriff dann tatsächlich löste und nach hinten rutschte, um mir ein wenig Platz zu machen. Er hob seine Beine an und setzte sich in den Schneidersitz, bevor er sich mit dem Handrücken über die Wange strich, um so die Tränenreste zu entfernen, die sich bisher darauf befunden hatten. Es herrschte Stille, für eine kurze Zeit, da es einfach so viel gab, worüber wir sprechen mussten, dass ich gar keinen so richtigen Anfang fand.

"Es tut mir Leid, dass ich so abwesend war, die ganzen letzten Tage..", murmelte Louis nach einer Weile und zupfte an der Spitze der Decke herum, die über dem Sofa lag. "Ich wusste einfach nicht.. ich.."

"Ich verstehe das", sagte ich dann schnell und griff nach seiner Hand, da mich diese holprigen Bewegungen nur noch nervöser machten. Erleichtert atmeten wir einmal durch und ich fuhr mit dem Daumen über seinen Handrücken, bevor ich meine Augen schloss und an all das dachte, war mir in den letzten Tagen in den Kopf gekommen war. "Es ging mir genauso, nach.. nach Faye. Vor Davina, ich habe dich auch aus meinen Gedanken ausgeschlossen."

"Warum hast du es da gemacht?", fragte Louis mich interessiert, doch auch ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, als er sich in die Situation zurückdachte.

"Ich war überfordert und habe mir viele Gedanken gemacht", gab ich zu und seufzte. "Wieso sie es mir nicht gesagt hat und.. ob ich Angel aufwachsen sehen will. Ob ich da bleiben sollte und ob.. ob du da bleiben würdest." Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in das Blau, in welches ich mich so unsterblich verliebt hatte. "Ich wusste, ich kann und will nicht ohne dich leben und ich habe ohne dieses Mädchen gelebt, vier lange Jahre."

"Ich wäre mit dir da geblieben", sagte Louis dann und schaffte es doch tatsächlich, mich so sprachlos zu machen. Mein Mund klappte auf und ich sah ihn verwundert an, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. "Ich weiß nicht wie, aber ich wäre mit dir da geblieben. Ich kann auch nicht ohne dich leben, Harry. Ich hatte sogar schon mit Zayn darüber gesprochen."

Louis schaffte es doch tatsächlich ein wenig zu lächeln, nachdem er meinen komplett geschockten Gesichtsausdruck sah und legte seine andere Hand auf meine, die seine immer noch fest umklammert hielt. Währenddessen konnte ich nicht glauben, dass er mir gerade gesagt hatte, dass er mit mir dort geblieben wäre.

"Haben sich denn ein paar deiner Fragen geklärt?", fragte er mich dann und holte mich so aus meinen Gedanken. "Ich meine, du hast mir nichts erzählt von.. von euren Gesprächen. Bisher konnte ich nur erahnen, dass Angel tatsächlich deine Tochter ist."

Stimmt. Ich schluckte einmal, als mir bewusst wurde, dass ich ihn wirklich so lange aus meinen Gedanken ausgeschlossen hatte. Nur weil ich in den letzten Tagen funktionierte, hatte das nichts damit zu tun, dass er wusste, wie es mir ging. Im Gegenteil, ich konnte anhand seines Zustandes wenigstens sehen, wie schlecht es ihm ging, während ich diese Gefühle einfach in das hinterste Stübchen verschoben und eingesperrt hatte.

"Sie hat mir gesagt, dass sie mich geliebt hat aber trotzdem wusste, dass ich nicht der eine bin." Ich dachte mich an das Gespräch in ihrem Wohnzimmer zurück und seufzte. "Sie war schon immer sehr sensibel für solche Dinge gewesen und sie wusste, dass sie jemanden wie Joe und ich jemanden wie dich finden würde. Die wahre Liebe eben und das wäre uns verwehrt geblieben, wenn sie es mir erzählt hätte."

"Weil du mit ihr gegangen wärst?", fragte Louis und ich nickte. Mein Freund tat es mir nach und seufzte ebenfalls einmal. "Wieso bist du jetzt der Patenonkel?"

"Faye meinte, dass sie und Joe gerne möchten, dass ich Kontakt zu ihr haben kann. So ist es für alle einfacher und vielleicht, kann man ihr irgendwann wenn sie alt genug ist, die Wahrheit sagen. Doch jetzt ist Joe ihr Vater und das wird er auch immer bleiben."

"Macht dich das traurig?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein", ich lächelte etwas und atmete tief durch. "Joe liebt die kleine und ich konnte in der kurzen Zeit sehen, was für ein guter Vater er ist. Das er sein letztes Hemd für diese Familie geben würde und deswegen nein; ich bin nicht traurig. Ich war einfach nur überfordert mit der ganzen Situation und dann noch Davina.."

Bei der Erwähnung ihres Namens wurde Louis blass, denn es bedeutete den Anfang des großen Themas, über das wir sprechen mussten.

"Was sie getan hat..", Louis unterbrach sich selber, in dem er den Kopf schüttelte und die Tränen in seinen Augen schimmerten.

"Es tut mir so Leid."

Louis sah mich fragend an.

"Was meinst du?" Er suchte in meinem Blick nach einem Grund meiner Entschuldigung, doch ich versuchte, meine Gefühle zurückzustellen.

"Es ist alles meine Schuld", meine Stimme bebte und ich versuchte vergeblich, den Klos in meinem Hals loszuwerden, als ich an die letzten Wochen dachte. "Ich hätte besser aufpassen sollen. Vielleicht habe ich mich irgendwie falsch verhalten und ihr das Gefühl gegeben, dass da mehr wäre.. Wäre das nicht passiert, hätte sie sich nicht zurückgestoßen gefühlt, dann wäre sie niemals zu deinem Vater gegangen und hätte uns verraten und dann wäre es niemals dazu gekommen das du-", ich wurde immer lauter und die Worte verließen meinen Mund immer schneller, als Louis plötzlich den Kopf schüttelte und meine Hand los ließ.

Bevor ich weiter irgendwas vor mir her brabbeln konnte, setzte er sich auf und fiel zum dritten mal am heutigen Tag in meine Arme.

[...]

Endlich sprechen sie mal miteinander 🥺❤️

Döner oder Lahmacun?🤔
M: Döner
C: Döner

Lasst uns was kleines da ❤️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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