27. Ne Pas Fair
Dieser Satz: Wage es dir ja nicht in dieser oder jener Situation das oder das zu machen oder du bist gearscht.
Der bewirkte doch schon immer das ganze Gegenteil von dem was er erreichen wollte!
Als Hyolyn meinte, ich solle mich nicht in Chanyeols Untergeschoss umsehen, da wurde es mir doch schon besiegelt, dass ich den Fehler tat genau dies zu tun!
Zögerlich stand ich noch für ein paar Augenblicke vor dem samtschwarzem Zelt und sammelte meine Nerven zusammen, bevor ich die Tür aufstieß und in das dahinter verborgene eintrat.
Wenige Sekunden später, wenn es überhaupt Sekunden waren, sah ich eine spärliche Beleuchtung und die plötzliche Wärme die sich unter dem Stoff des Zeltes unmöglicherweise mitten im Winter angesammelt hatte, erschlug mich.
Ich fühlte mich, als würde ich in einem Tropenhaus stehen und genau so roch es auch.
Dieser komische dämsige, unangenehme Geruch, wenn man die ersten Schritte in diesen Dingern macht und weiß, dass man diese bereut hat.
Zähne zusammenbeißend schlang ich meine Arme um mich und atmete tief durch.
Vor mir erstreckte sich ein großer und langer Raum und von innen wirkte das Zelt noch gigantischer als von außen.
Wie Hyolyn beschrieben hatte wartete auch am Ende eine Treppe auf mich, von der etwas Sonnenlicht ins innere gelangte.
Das Zelt schien wohl auch noch Fenster zu haben.
Anscheinend gab es diese Harry Potter-Zelte tatsächlich!
Jetzt würde es mich wohl auch nicht überraschen, wenn Harry Potter auf wahren Begebenheiten basierte und da draußen wirklich irgendwo Zauberschulen existierten.
Ein Klappern zog seine Aufmerksamkeit in der totenstille um mich in meine Sinne und ich begann den großen und fatalen Fehler und wagte einen näheren Blick auf Chanyeols untere Etage.
Mit Mühe und purer Beherrschung musste ich mir ein quiecken unterdrücken.
Um mich herum, im Halbdunkeln und in der tropischen Hitze, die ich spürte, aber meinem Körper nichts anhatte, tummelte sich alles mögliche an Reptilien und Echsen.
An den Wänden zogen sich Terrarien in allen Größen, aber viele waren leer, grade die größeren von ihnen und das machte mir die meisten Sorgen.
In diesem Raum, fast schon in dem kleinen Saal, tummelten sich die wohl gefährlichsten und tödlichsten Wesen der Welt, als wäre das hier ihre natürliche Umgebung.
Irgendwo hier musste auch das kleine Biest stecken was Taehyung fast das Leben gekostet hatte.
Chanyeol konnte sich meinetwegen auf den Kopf stellen, eh ich das Vieh beim Namen nannte.
Um mich herum wimmelte es von Leguanen, Bartagamen und Krokodielen und anderen bissigen Tieren.
Keinen Schritt würde ich weiter vorwärts setzen.
Mir war nach umdrehen und abhauen und ich wusste dass Chanyeol mich wohl genau damit provozieren wollte.
Für ihn wäre es ein leichtes gewesen mich aus dem Schlaf zu schmeißen, aber das wäre ihm mir gegenüber wohl noch zu freundlich, weshalb er mich erst meinen Mitbewohnern ausgesetzt hat, bevor Hyolyn aufkreuzte und mich auf seine Worte zu ihm gescheucht hat.
Viel lieber würde ich jetzt in ihrer Nähe bleiben.
Sie ist wenigstens Freundlich zu mir gewesen und verurteilt mich für nichts, versuchte mich sogar dazu zu animieren das beste aus dieser Situation zu ziehen, auch wenn es da nicht viel gab.
Dass Vampire stolz auf ihr Sein waren, das war zwar möglich und das zeigte Chanyeol mehr als nur deutlich, so hoch wie er seine Nase hob, aber sollte ich mir wirklich darauf was einbilden, dass ich die Scheiße meines besten Freundes ausbaden musste, in dem ich zu einem Halbunsterblichen wurde?
Ich konnte verstehen was Hyolyn meinte und vielleicht würde ich irgendwann diese Schwelle übersteigen und dann würde ich es auch akzeptieren Blut zu trinken, aber noch war ich nicht soweit.
Noch schrie alles in mir danach, dass es schlimm sei Ich zu sein, dass es schlecht sei Blut zu sich zu nehmen, wie andere ihren Kaffee am Morgen oder am Nachmittag.
Irgendwann würde ich mich dem fügen, aber Chanyeol kann das doch nicht von heute auf morgen von mir verlangen.
Mein ganzen Leben war dabei sich umzukrempeln, das dauerte seine Zeit.
Ich zuckte zusammen, als ich es über mir knarzen hörte.
Wenige Momente später sprang ein Schloss auf und etwas, oder eher jemand, kam die Treppen herunter.
Das Tageslicht verschwand und im wagen Licht des Zeltes konnte ich Chanyeols Konturen ausmachen.
In einem schwarzen T-Shirt und einer grauen Yogahose stand er auf der Treppe und lehnte sich ungeduldig gegen das Geländer.
"Du wirst an meinen Haustieren vorbei müssen." brummelte er.
Von ihm bekam ich kein guten Morgen.
Was hätte ich auch anderes erwarten sollen.
Er hasste mich und ich ihn.
Da würden wir uns zur Begrüßung sicherlich nicht in die Arme fallen.
"Fressen werden die dich nicht. Sie haben gestern Nacht ein paar von den Protestcampern zu futtern bekommen, um die ich mich kümmern musste."
In seiner Stimme lag keinen Hauch der darauf schließen ließ ob er scherzte oder es toternst meinte.
Bei Chanyeol hätte ich mit allem gerechnet, sogar damit.
Ich spannte mich an und hatte nur noch mehr Probleme damit einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Zu meinem erleichtern lachte Chanyeol trocken auf und schüttelte den Kopf.
Auf seinen schmalen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab, aber es wollte seine dunklen Augen nicht mitreißen.
"Das war ein scherz, Baekhyun.
So lange ich in der Nähe bin oder sie hier drin sind, tun sie keinem etwas." brummelte er und fuhr sich durch die schwarzen und dichten Haare.
"Jetzt setzt deinen Arsch in Bewegung und komm mit hoch. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." wies er mich schließlich streng an und ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen schritt er mit seinen langen Beinen die Treppe wieder hoch.
Ich gab mir einen Ruck, traute Chanyeols Worten und hastete schnellen Schrittes durch den Raum voller Reptilien, die mir tatsächlich nichts abbeißen wollten.
Mir fielen tausend Steine vom Herzen als ich die einfache Holztreppe erreichte und sie heraufkletterte.
Dabei erkannte ich, dass Chanyeols Behausung nicht wirklich ein Zelt war, sondern sie aus vier wirklich großen Containern bestand, die übereinander gestellt wurden. Zwei unten als Saal und zwei oben.
Ein wenig enttäuscht darüber, dass es die Harry Potter-Zelte wohl doch nicht gab tappste ich durch die Tür die in einen wesentlich angenehmeren Raum führte.
Hier konnte man sich schon eher wohl fühlen.
Die Wände des Containers waren hier mit Teppichen in Farben wie Lila oder Rot, sogar Blau behangen.
Hier oben gab es wenige Fenster, von denen eines geöffnet war und die kalte Morgenluft herein ließ.
Wieder fiel mir auf, dass Chanyeol keine Probleme hatte durch das Tageslicht zu schreiten.
Chanyeols Wohnbereich wurde großräumig und mit einer Mischung als alten und modernen Möbeln eingerichtet.
Rechts von mir stand ein bequemes schwarzes Sofa mit vielen Kissen.
Links von mir ein Schreibtisch mit einem Notebook und anderer Technik darauf.
Weiter hinten konnte ich ein großes altmodisches Himmelbett entdecken mit einer roten Bettwäsche auf welche schwarze chinesische Zeichen gestickt waren.
Gegenüber davon befand sich eine Küchenecke mit allem möglichen was man in einer Küche brauchen konnte.
Chanyeols Zelt war aufgebaut wie eine kleine Wohnung und besaß, anders als in dem Zelt oder dem Container, in dem ich nun lebte, einen richtigen alten Schrank aus dunklem Mahagoni und goldenen Verzierungen.
Mein Blick flog erneut an den Wänden entlang und mir viel über dem Sofa ein Portrait auf.
Es hatte die Größe eines dieser Poster, die man in Möbelläden bekam, doch war es auf einer alten und teuer aussehenden Leinwand aufgezogen und starrte mich an.
Es zeigte eine edel aussehende junge Frau in einem pinken Hanbok, die elegant und Anmutig in die Richtung des Betrachters sah.
Ihre Gesichtszüge waren fein und ihre Erscheinung fein und filigran dargestellt, aber real gehalten.
Darunter zogen sich alte Schriftzeichen entlang, die ich nicht entziffern konnte.
Das Portrait sah aus, als wäre es eben aus der Zeit der drei Reiche gekommen und musste, so alt wie es aussah, ein Vermögen wert sein.
"Hör auf das Bild anzustarren." meckerte Chanyeol und drehte sich zu mir, als er merkte, dass ich ihm endlich gefolgt bin.
Ich setzte mich auf das Sofa und mit dem Rücken zu der Frau.
"Sind Bilder denn nicht da um angesehen zu werden?" harkte ich flüsternd nach.
"Das nicht." beantwortete er mir schroff und genervt und lief mit eleganten Schritten zu dem Kühlschrank in seiner Küchenecke.
Er suchte etwas daraus hervor und ich hoffte, dass er mich nicht mit einer weiteren Blutkonserve quälen würde.
"Ich sollte mich vielleicht für gestern entschuldigen." erklang es unaufrichtig von Chanyeol, als er den Kühlschrank wieder zuschmiss und in meine Richtung lief.
"Es wäre meine Aufgabe gewesen dich zum Zelt zu bringen, aber ich hatte etwas zu Regeln." Er setzte sich auf den Sessel gegenüber von mir und hielt eine Bäckertüte in der Hand.
"Die Protestcamper?" riet ich und er nickte.
" So erfolgreich wir auch sind, auch wir haben unsere Feinde.
Ein paar Menschenrechtsorganisationen bilden sich ab und an ein, dass wir unsere Leute hier nicht gerecht beherbergen.
Angeblich sollen wir sie foltern und zu ihren Auftritten zwingen."
Bitter lachte Chanyeol auf.
"Wir sind nicht im 19. oder 20. Jahrhundert.
Unsere Leute sind frei. Das hast du sicherlich schon selber gesehen."
Er machte eine grobe Geste aus dem Fenster und schüttelte den Kopf.
"Ich habe die Camper übrigens wirklich nicht an meine Tiere verfüttert.
Was ich aber getan habe, ist dass ich ihnen eine kleine Lehre gegeben haben, damit sie uns nicht mehr so schnell auf die Nerven gehen." beruhigte er mich und beugte sich vor, die Tüte von dem Bäcker noch immer in den Händen.
"Weit über Tausend Jahre haben die Menschen etwas gegen die mit Defiziten, wollen sie aus dem Weg haben.
Die Möglichkeit bieten wir ihnen hier.
Hier können die mit ihren kleinen Einschränkungen menschlicher und übermenschlicher Art leben und sie selber sein.
Wir halten sie den Menschen fern, wandeln ihre Defizite sogar in Wunder um und bekommen das zum dank." stieß er verachtend aus, bevor es ruhig wurde und ich nichts zu seinen Worten sagte.
Was sollte ich dazu auch sagen.
Ich sah selber, dass es allen hier gut ging und jeder hier freiwillig lebte.
Einen Grund Probleme zu machen gab es also nicht
"Dir brennt etwas auf der Seele." erkannte er, als er mich nicht mal einen Moment betrachtet hatte.
"Frag was du zu fragen hast.
Es ist meine Aufgabe sie dir zu beantworten." animierte er mich ohne jegliche Emotionen in der Stimme und zog eine Augenbraue hoch.
Für einen Moment lag es mir auf der Zunge zu fragen, was er mit den Protestcampern gemacht hatte, aber das wollte ich lieber nicht wissen.
Für eine weitere Sekunde wollte ich es in Erwägung ziehen ihn über Taeyong auszufragen aber mein Gewissen streikte wieder.
"W... wieso kannst d...du dich ohne Probleme im S...Sonnenlicht bewegen?" stammelte ich zusammen und wartete auf eine bittere oder sarkastische Bewegung, aber nichts durchzuckte sein finsteres Gesicht.
In seinen Augen funkelte sogar etwas Amüsantheit auf, als würde ich eine viel zu banale Frage stellen, aber das beschäftigte mich wirklich.
In Twilight funkeln Vampire, bei The Originals müssen sie Ringe tragen um ins Licht zu können und wie war es da im richtigen Leben?
"Hyolyn hat das Makel von mir genommen.
Sie ist eine Hexe, falls du es noch nicht mitbekommen hast. Eine wirklich mächtige.
Einen Fluch oder eine ungeliebte Fertigkeit zu bannen ist für sie wie mit den Fingern zu schnippen." erklärte er mir.
"Deinen Blutddurst kann sie dir aber leider nicht bannen genauso wenig wie Yifans Unsterblichkeit." konnte er sich die Bemerkung nicht verkneifen.
Augenrollend wagte ich es mich auf seinem Sofa zurück zu lehnen.
Ein Vampir, eine Hexe und ein Dokkaebi gehen in eine Bar...
Klang wie der Anfang eines wirklich schlechten Witzes, aber anscheinend doch nicht so weit hergeholt, jetzt da ich mich in Mitten dieser Wesen befand.
"Mit ihrer Magie ist sie vielen in unsere kleinen übernatürlichen Auffangstation eine Rettung.
Unseren beiden Banshees nimmt sie den Todesgaben und den Werwölfen den Fluch sich bei Vollmond zu wandeln.
Aber alles was Lebensnotwendig ist, kann sie uns nicht nehmen.
Bei einem Dokkaebi wäre es die Unsterblichkeit oder seinen Fluch die zu heiraten, die das sieht, mit dem er umgebracht wurde.
Uns Vampiren kann sie nicht den Durst nehmen, der uns ausmacht."
Chanyeol so in Plauderlaune zu erleben, dass machte ihn mir fast schon wieder ein wenig sympathisch.
Gestern war er nicht so gesprächig, sondern mehr drauf und dran mich zum Blut trinken zu zwingen.
Jetzt erklärte er mir wieder alles, so wie er es in der Nacht getan hatte, als er mich gewandelt hatte.
In meinen Augen war das eine gute Eigenschaft, wenn man sein so düsteres Wesen betrachtete.
Er hasste mich, aber verwehrte mir dennoch kein Wissen.
Seinen Hass könnte er bestimmt anders auf mich los lassen.
Unter anderem mit Arbeiten, die ich für ihn erledigen müsste.
"Baekhyun."
Ich horchte auf, als er mich bei meinem Namen nannte und mir endlich die Tüte aushändigte.
An dem was er dann sagte, daran konnte ich erkennen, dass etwas nicht stimmen konnte.
"Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich so grob mit dir umgegangen bin."
Ich stutzte, als ich die Tüte annahm und wartete auf weitere Worte.
"Das ist nicht meine Art und ich hoffe, dass es in nächster Zeit besser wird.
Halbvampire altern einmal aller zehn Jahre.
Wir haben also noch eine lange Zeit vor uns, die wir gut überstehen müssen."
Was ich viel später erst erfahren habe, war dass Vampire sich NIE für ihr verhalten entschuldigen.
Sie liegen an der Spitze der übernatürlichen Wesen, sie stehen für alles Starke und Schlechte in einem und strotzen nur so vor Stolz und Arroganz.
Vampire entschuldigen sich nicht.
Sie verlangen Entschuldigungen, selbst wenn sie falsch liegen, nur um ihre Macht zu zeigen und zu beweisen, dass ihnen keiner, oder kaum jemand, etwas anhaben kann.
Doch ich, dumm wie Brot, fiel auf Chanyeols Masche herein und nahm das Schockocroissant was sich in der Bäckertüte verbarg, an.
Viel zu freundlich erklärte er mir, dass Minho ihm geschrieben hatte, dass ich die zum Frühstück liebte, was auch richtig war und ich freute mich, dass er sich eine so kleine Einzelheit an Informationen über mich gemerkt hatte und sich damit wieder gut stellen wollte.
Aber in dem Moment, als ich in das Croissant biss und wusste, dass etwas wirklich nicht stimmte, da war es bereits zu spät.
Das Croissant sah an sich total normal aus, es hatte sogar Schockostreussel und schmeckte im ersten Augenblick auch perfekt nach Schokolade, doch im nächsten Augenblick schmeckte es zu sehr und zu verführerisch nach Schokolade.
Aber bevor ich das festgestellt hatte, drehten meine Sinne bereits am Rad und mein Körper handelte für sich und biss und biss immer wieder von dem Croissant ab, was garantiert nicht mit Schokolade gefüllt wurde und auch unmöglich so von einem normalen Bäcker stammen konnte.
Mein Verstand wurde wie meine Sinne von dem Blut in der Backware abgelenkt, aber dennoch realisierte ich was vor sich ging und konnte eins und eins zusammen zählen.
Chanyeols plötzliche Freundlichkeit und dass er mir etwas zum Essen anbot, das hätte mich schon stutzig machen sollen, aber ich Idiot fiel darauf rein und ließ zu, dass sich dieses Abartige Zeug meinen Rachen runter fließ und ich es auch noch genoss.
In dem Moment, wo ich aufgehört hatte an dem Croissant zu knabbern, ließ ich es angewidert fallen und schreckte auf die Beine und weg von Chanyeol, um ihn auf Abstand zu bekommen.
Es war das selbe mit diesem Blutbeutel gestern.
Alles in mir war von diesem berauschenden Gefühl getrübt, was sich durch meine Adern zog, aber sobald es vorbei war, da konnte ich mich wieder fassen und hätte kotzen können.
Zufrieden lächelnd musterte Chanyeol mich und lehnte sich entspannt auf seinem Sessel zurück.
Er streckte sich und mir viel auf, dass sich Muskeln an seinen Armen abzeichneten.
Ganz das Lauch war er dann wohl doch nicht, selbst wenn seine Statur dünn und groß erschien.
"Jetzt weiß ich, wie ich dich ans Blut bekomme." bemerkte er und überschlug nun die Beine.
"Dass ich dafür dein Lieblingsfrühstück misbrauchen musste, das ist untröstlich, aber anders hätte ich dich wohl nie dazu bringen können." merkte er an.
Ich schüttelte den Kopf, war verstört.
Chanyeol schien mit allen Wassern gewaschen und scheuchte sich nicht mal vor so etwas abartigem.
"Du kannst mich nicht einfach ohne Warnung Blut trinken lassen!" keifte ich außer mir und hoffte, dass Chanyeol jeden Moment tot umfallen würde.
"Das ist normales Essen. Was du getan hast ist krank!" meine Stimme quietschte voller Wut und Abscheu in den höchsten Tönen und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
"Das kann ich sehr wohl, Baekhyun."
Chanyeol blieb die Ruhe selber und blickte mich gelassen und nicht mal im Ansatz gereizt an.
"Ich mag dich zwar nicht, aber ich muss mich um dich kümmern und dazu gehört ganz klar die Pflicht, dass ich dich nicht an deinem Blutmangel verrecken lasse.
Von mir aus kannst du dich gerne weiter deinem Durst abwenden, aber komm dann nicht bei mir angeheult, wenn du ohne Kontrolle alles um dich abschlachtest, was dir in die Quere kommt." warf er mir vor.
"Die Kinder gestern hättest du fast angefallen." setzte er auch noch eins oben drauf.
Dass er die Kids aus dem Heim ansprach, traf mich viel mehr, als es mich treffen sollte.
"Ich hätte ihnen nie etwas getan!"
Eilig wischte ich mir die Tränen weg, aber war mir sicher, dass Chanyeol sie schon lange gesehen hatte.
"Nicht? Du warst kurz davor belüge mich nicht, Baekhyun.
Lügen ist nicht deine Stärke und in manchen Fällen endet es tödlich einen Vampir zu belügen." säuselte er provokant und legte den Kopf schief.
"Entweder du isst das Croissant auf, das übrigens durch Hyolyns Hand verblutet wurde oder ich sperre dich hier so lange in, bis du vor Blutdurst kaum noch denken kannst, setze dir dann deinen besten Freund vor die Nase und wir sehen was passiert" drohte er mir.
Ich schüttelte den Kopf.
"Das kannst du nicht wagen!" plärrte ich. "Du kannst mich hier nicht einsperren und du kannst Taehyung nicht mit reinziehen!"
Dass er Taehyung ins Spiel gebracht hatte, sollte mich eigentlich wieder auf den Teppich bringen, denn immerhin hatte Chanyeol ihn ja gerettet, aber ich konnte nicht wieder einfach in meine Haut zurück fahren.
Chanyeol hatte mir gedroht.
"Das ist nicht rechtens! Genausowenig, wie dass du minderjährige zu so etwas zwingst!"
Mir tat mein Hals bereits schon vom schreien weh, aber nichts wollte mich beruhigen.
Noch nie in meinem Leben wurde ich so hintergangen und nie hatte man mir so gedroht.
"Das ist nicht rechtens?" Chanyeols Stimme triefte vor Hohn mir gegenüber.
"Was willst du machen, der Polizei bescheid sagen? Mich vor Gericht ziehen?
Die würden nur lachen.
Baekhyun, keiner würde dir das glauben." fauchte er und fuhr von seinem Sessel hoch.
"An deiner Stelle würde ich dankbar dafür sein, dass ich dir gegenüber noch so freundlich bin.
Weiß du was sie in einigen strengen Clans mit Vampiren und Halbvampiren machen, wenn sie sich ihrem Durst weigern?
Sie schließen sie weg. In Isolation, solange bis sie wahnsinnig werden.
Dann setzt man ihnen ihre Familie vor, oder menschliche Freunde.
Ein Vampir kann dann nicht mehr entscheiden ob Freund oder Feind, er handelt nur noch um sich am Leben zu halten!"
Er wurde lauter und ich zuckte zusammen.
Zwar brüllte er noch nicht, aber ich hatte es geschafft ihn aus seiner ruhigen Höhle zu locken.
"Wenn sie sich danach noch weigern auf ihre Angehörigen los zugehen, werden ihnen einem nach dem anderen die Kehlen aufgeschnitten, bis sie nicht mehr anders können, als sich ihrem Durst zu stellen und das willst du nicht, Baekhyun."
Er bekam wieder die Beherrschung über sich zurück und ballte seine Hände zu Fäusten.
"Hör auf alles zu Verteufeln was ich von dir verlange, obwohl es nur zu deinem besten ist!" lehrte er mich.
Ich igelte mich in schweigen.
Das erste mal hatte ich tatsächlich Angst, dass er mich wirklich wegsperrte, biss ich am Zeiger drehte und vor Durst nicht mehr grade gehen konnte.
Gegen Chanyeol könnte ich mich nicht behaupten und es war kindisch, dass ich es versucht hatte.
Er ist mir weit überlegen.
Nie könnte ich mit ihm mithalten und so wie er klang, musste er wohl aus Erfahrung gesprochen haben.
Ich wollte mich nicht weiter mit ihm streiten und etwas in der plötzlichen Ruhe die nun im Raum lag, und der Blick den er mir zu warf, zeigte mir, dass er sich ganz im inneren doch um mich sorgt, selbst wenn Hass und blanke Verzweiflung nun noch überwogen.
Ohne weiteren widerstand schlurfte ich an ihm vorbei zum Sofa, hob das blutverschmierte Croissant auf und biss voller Abscheu hinein.
Ich verzog mein Gesicht und genoss es gleichzeitig, als das Blut mit meinem Mund in Berührung kam und es mir die Sinne und den Verstand vernebelte.
Kaum zu glauben, dass Hyolyn sich so etwas abscheulichem Hinreißen ließ. Aber irgendwie konnte ich ihr nicht böse sein.
Mit ihr verscherzen wollte ich es mir auch nicht. Sie war bisher die einzige, bei der ich wusste, dass sie es gut mit mir meinte.
"Ich weiß, dass dich das fertig macht, Baekhyun."
Meldete Chanyeol sich zu Wort, als ich fertig war und mein Körper wieder klar tickte.
"Mir fiel es auch schwer etwas zu akzeptieren, was ich als Person abstoße, aber nachdem sich mein Verlangen sehnt.
Da ist so viel mehr als Ekel, was dich durchzieht.
Aber diesen Ekel musst du überwinden.
Den Affentanz den du abziehst, den kann ich mir nicht lange ansehen.
Deinen besten Freund werde ich nicht mit reinziehen, aber wenn es nicht anders geht, müssen wir bei der Variante mit dem verzauberten Essen bleiben."
Redete er nun wieder normal mit mir.
Ich drehte mich von ihm weg und ignorierte ihn.
Ich wollte seine Worte nicht hören, er war mir in diesem Moment mehr als nur egal.
"Baekhyun, ich erwarte nicht von dir, dass du Blut zu dir nimmst, wie andere Zigaretten.
Genauso wenig verlange ich von dir, dass wir beste Freunde werden müssen.
Du musst lernen mir zu vertrauen und dazu gehört, dass du das tust, was ich von dir verlange." erklärte er mir.
"Und ignoriere mich nicht, ich hab dir gesagt, dass du das unmöglich kannst." erkannte er, als ich keinen Pieps von mir gab.
"Ich versuche dir zu trauen, wenn du meine Freunde nicht mehr bedrohst." verlangte ich und sah ihn direkt in seine einschüchternden Augen.
"Erwarte von mir keine Entschuldigung dafür." brummte er.
Taehyung werde ich nicht mehr mit reinziehen.
Bei Charaktern wie deiner, hätte mir klar sein müssen, dass ich damit nicht weit komme.
Ich hätte es besser wissen müssen, dass ich mit alten Vampirerziehungstechniken nicht weiter komme." seufzte er und setzte sich wieder.
Ich konnte nicht anders und prustete los.
Vampirerziehungstechniken.
Das war bei weiten das wohl merkwürdigste was ich je gehört hatte.
Chanyeol schmunzelte und reuevoll betrachtete er mich beim Lachen.
Er entschuldigte sich zwar nicht, aber allein dass er das bereute, was er gesagt hatte, war mir eine Entschuldigung genug.
"Wir werden das mit dem Blut erstmal so angehen." schraubte er das Thema jedoch wieder zurück.
"Ich werde Hyolyn weiterhin beten, dass sie das ganze in etwas normales zu Essen verpackt.
Du hast dich weniger daran gestört, als gestern bei den Plastikkonserven." erinnerte er mich.
"Aber für heute sollst du den Gedanken erstmal aus der Welt schaffen."
Mit einer eleganten Bewegung erhob er sich wieder auf die Beine und wies mir ebenfalls aufzustehen.
Ich tat es und er zog etwas aus seiner Hosentasche hervor.
Einen Zettel.
"Ich bring dich zu den anderen ins Zirkuszelt, weil ich in die Stadt muss.
Auf dem Zettel sind ein paar Aufgaben, die du bitte noch vor heute Abend erledigen solltest, da ich heute keine Zeit mir dafür finde." teilte Chanyeol mir mit, als wir die Treppe herunter liefen und er in seiner lockeren und bequemen Kleidung blieb, die irgendwie nur schwer zu ihm passen wollte.
"Felix und Namjoon solltest du kennen." redete er weiter, als ich mich hinter ihm durch sein Reptilienhaus schlich und wir wieder ans Sonnenlicht traten.
Ich nickte, hatte aber im Moment mehr Probleme damit, dass ich wohl trotz allem nie wieder einfach so ohne weiteres in ein Schokoladencroissant beißen könnte, geschweige denn dass ich nie wieder einfach so eines annehmen könnte, ohne dass die Gefahr aufkam dass es mit Blut gefüllt wurde.
...
Heii
Wie findet ihr Cirque de la lune?
Zu langweilig oder ganz okay?
Die Story baut sich noch auf, versprochen
😅
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top