13. Dans La Nuit

Bei dem klang seiner Stimme lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, so wie wenige Tage zuvor.
Mein Atem schien zu stocken, ich ließ das Buch wie von selber und mit zittrigen Händen sinken und schluckte.
Langsam drehte ich mich um, hoffte mir das eingebildet zu haben und nur zu Träumen.
Doch selbst nach einem zwinkern stand ich noch immer in meinem dunklen Zimmer und sah die große und dunkle Gestalt auf meinem Bett sitzen, die mich ohne Scheu und in aller Seelenruhe beobachtete.
"Wenn jemand erschlagen werden sollte, dann du und dein dummer Freund." knurrte er und in seinen zwei Metern Körpergröße erhob sich Chanyeol von meinem Bett.
In mir schrie alles danach nach Hilfe zu plärren, aus dem Zimmer zu rennen, oder beiden Möglichkeiten gleichzeitig nachzugehen, doch wie in einer Schockstarre verharrte ich vor dem gruseligen Mann, dessen scharfe Züge vom Mondlicht, was sich in mein Zimmer mogelte, nur unterstrichen, betont wurden.
Schwarz und auf ihre eigene Art entspannt und gleichzeitig voll von Verachtung ruhten seine Augen auf mir.
Die Arme hatte er verschränkt.
Er stand da als würde er in seinem dunklen und langen Mantel auf eine Reaktion von mir warten, auf Worte, eine Entschuldigung.
Doch ich glotzte ihn nur entgeistert und erschrocken an, während ich mein inneres ich davon abhielt zu hyperventilieren.

Wie zum Teufel wusste er wo ich lebte und wie war er ungesehen hier rein gekommen?
Das Heim würde niemals solche gestalten einfach so ins Gebäude lassen!
Sie würden ihn nicht mal in die Nähe des Heimes und der Kinder kommen lassen.
Das musste ein Alptraum sein, mein Alptraum.
Also musste ich doch auch wieder aufwachen können.
Ich stellte mir vor die Augen zu öffnen und in einen ganz normalen Tag zu starten und das in der Realität.
Der Zirkus, diese dumme Echse die Taehyung gebissen hatte, das war nur ein Traum.
'Aufwachen!' rief ich meinen Gedanken zu.
Doch ich wachte nicht auf.
Chanyeol stand mir gegenüber, sah nicht von mir weg, als würde er sich darauf konzentrieren meinen Alptraum aufrecht zu erhalten, so dass ich nicht aufwachen konnte

Aber wenn das alles nur ein Traum war, dann war es doch logisch, dass er wusste wo ich wohnte.
Und reintheoretisch konnte mir auch unmöglich etwas passieren.
Ich raufte mein inneres zusammen und streckte die Schultern.
Das ist ein Traum!
Nichts von dem passierten ist wahr.
Taehyung würde wieder an der Schule stehen, wenn dieser Traum vorbei ist und er und ich waren nur in meinem Unterbewusstsein im Cirque de la Lune.

"W...wie sind... Sie h...hier rein gekommen?" 
Eigentlich sollte meine Frage selbstsicher und bestimmt über meine Lippen wandern, aber ich war noch immer zu eingenommen von meinem so langen und echt anfühlenden Traum, dass er mich einschüchterte.
Der Traum und Chanyeol, der nur eine Einbildung meiner selbst war.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu der Echse, zurück um zu sehen ob sie noch immer da war, oder sich wieder verkrochen hatte.
Sie saß noch auf meinem Tisch und sah ohne Regung in meine Richtung, schien mich neugierig zu mustern.
Tiefes und nicht amüsiertes Auflachen donnerte durch meine Ohren und ich zuckte zurück in Chanyeols Richtung.
Der große und dunkel gekleidete Mann hatte den Kopf schief gelegt und obwohl nur das Licht des Mondes meine vier Wände erhellte, konnte ich die Andeutung eines lächeln auf seinen Lippen erkennen.
"Ich habe meine Mittel und Wege, Baekhyun, so wie Taehyung, als er es geschafft hat mir meine Echse zu klauen." rieb er mir mit bitterer Ironie unter die Nase und klang so wie ich mir die Stimme eines Dämons vorstellte.

Obwohl das alles nur ein Traum war, der sich so realistisch anfühlte, geriet ich in Panik, hatte Angst, fragte mich woher dieser Mann meinen Namen kannte, obwohl es eigentlich in einem Traum auf der Hand liegen sollte, dass jeder wusste wie mein bester Freund und ich heißen.
Doch mich brachte das nun endlich aus meiner Starre heraus.
Ich konnte Hilfe holen, dieser Mann konnte mir auch nichts tun und wenn dann würde ich sicherlich in meinem Bett aufschrecken und erleichtert seufzen, da das hier nicht Echt war.

In einer hektischen Bewegung sprintete ich die wenigen Schritte zu meiner geschlossenen Zimmertür und wollte abhauen, anstatt mich meinem Alptraumgegner zu stellen.
Doch ich kam nicht weit mit meinem Fluchtplan.
Binnen eines Wimpernschlags war da aufeinmal der Mann in meinem Zimmer, der mich in einer hektischen, aber bestimmten Bewegung so drehte, dass ich wieder zu ihm sehen musste.
Schmerzhaft drückte er mir die Hand auf den Mund, als hätte er gewusst, das ich vorhatte Lärm zu machen, sobald ich aus dem Zimmer getreten wäre.
"Wir wollen doch nicht, dass jemand von deinem unerlaubten Besuch erfährt Baekhyun." zischte er drohend und drückte mich mit seinem anderen Arm an meinem Bauch mit unglaublicher Kraft gegen die Tür.
Von der plötzlichen Bewegung drehte sich alles um mich und durch den pressenden Druck auf meinem Magen wurde mir übel.
"Und höre auf so zu tun, als würdest du Träumen.
Das macht es für uns beide einfacher, Baekhyun, glaube mir, denn du träumst nicht
Ich stehe wahrhaftig vor dir und weiß wo du wohnst, wie du heißt und so viel mehr." 
Jedes einzelne seiner Worte konnte ich auf meiner Haut spüren, so nah war er mir, so bohrend blickten seine schwarzen Augen auf mich herab.
Bitterböse musste ich mir eingestehen, dass dieser Verrückte, der mich wohl für das klauen seiner Echse umbringen würde, obwohl ich dies nicht mal getan hatte, und ich tatsächlich nicht schlief.
Denn sonst wäre ich schon lange zum Bruce Lee geworden und hätte ihn mit 1a Material Arts Kenntnissen aus meinem Fenster gekämpft.

Die Tatsache, dass Chanyeol wirklich hier war und anscheinend alles über mich wusste, machte mich wahnsinnig und aus totaler Angst begann ich zu treten und um mich zu schlagen, hörte aber auf, als ich merkte dass diesem Wahnsinnigen wohl nichts so schnell aus der Ruhe bringen konnte.
Machtlos und untergeben, mit allen verbliebenden Kräften des Tages verbraucht, schloss ich meine Augen und gab meinen Widerstand auf.
Chanyeol deutete meine Reaktion und nahm langsam den Arm von meinem Bauch und die Hand von meinem Mund.
Jetzt, in dieser Sekunde, kurz bevor er seine Hände um meine Handgelenke schlang und seine Fingernägel schmerzhaft in meine Haut drückte, da hätte ich die Chance gehabt die Tür hinter mir auf zustoßen und zu fliehen.
Doch aus Angst, dass er mir den Hals umdrehen könnte, wenn ich ihm den Rücken zukehrte, blieb ich stehen und versuchte mich von dem Stechen in meiner Haut abzulenken, in dem ich darüber nachdachte, wie er es in nicht mal einer Sekunde zur Tür geschafft hatte.
Chanyeol ist groß und hat lange Beine, aber selbst die längsten Beine der Welt bräuchten mindestens zwei Sekunden, um sich drei Meter zu bewegen und keinen verdammten Wimpernschlag, so als hätte er sich von meinem Bett zu mir teleportiert.

Meine Schmerzen blendeten sich jedoch nicht aus meinem Gehirn aus, denn Chanyeols Griff war alles andere als sanft und seine schwarzen Augen schenkten mir einen Blick, der mich zu gerne Tod gesehen hätte.
Ich verzog mein Gesicht, als ich das Gefühl hatte, dass er mir die Handgelenke brechen würde.
Zufrieden über meine Reaktion lächelte er düster.
"Du wirst mir nicht abhauen oder?" flüsterte er und nahm sein Gesicht von meinem, so dass ich nicht mehr jedes seiner Worte auf meiner Haut spürte.
"Nein..." ergab ich mich und der Druck an meinen Gelenken schwand.
Sofort rieb ich sie mir nacheinander und stellte fest, dass der Mann in meinem Zimmer so fest zugedrückt hatte, dass ich nun an den stellen blutete, an denen er seine Fingernägel in meine Haut gepresst hatte.
In mir lief noch immer alles Amok, aber ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, Panik hatte mir nur blutige Handgelenke verpasst.

Verstört beobachtete ich Chanyeol, wie er von mir wegschritt und mich von der Tür weichen ließ.
Als hätte er alle Zeit der Welt leckte er über jeden der Finger, an denen sich das Blut von meinen Gelenken befinden musste und drehte sich dann, mit einem noch verstörenderen Lächeln wieder zu mir.
Meine Panik von vorhin versuchte mit mir durchzugehen.
Was wäre wenn der Typ ein Hannibal Lecta war und morgen Früh nichts mehr von mir übrig wäre, nachdem er mit mir fertig war.
Doch wie ein Blitz schoss mir auch Taehyungs Theorie in den Kopf.
Genauso gut hätte er auch ein Vampir sein können.
Würde erklären wieso er in seinem eigentlich jungen auftreten so alt erschien und seine Haut fast weiß war.
Aber allein der Gedanke, dass dieser Mann wohl ein Fantasiewesen sein könnte, erschien mir absolut absurd.
Andererseits würde mich nach diesem Zirkus wohl nicht mal das wirklich überraschen.

"Dann kann ich ja jetzt endlich zu dem eigentlichen Grund meines erscheinen kommen." Selbstzufrieden schritt Chanyeol durch mein Zimmer und sah sich genaustens um, als würde er nach etwas suchen, mit dem er mir den Kopf abschlagen und anschließend die Sauerei beseitigen könnte.
"Taehyung, dein bester Freund." fing er ruhig an und blieb mit dem Ende seiner Worte an meinem Fenster stehen.
"Er scheint nicht grade im besten Zustand zu schweben." erinnerte er mich.
Doch in seinem Ton stand nicht eine Silbe Mitleid.
Wieso sollte jemand wie er auch Mitleid mit dem Dieb seines Haustieres haben?
"Er wird sterben..." murmelte ich und setzte mich auf meine Bettkannte, doch als ich merkte, dass ich meine Beine im sitzen noch mehr zittern spürte, stand ich wieder auf.
"Das wird er, Baekhyun, wenn man nichts dagegen unternimmt." bestätigte er und lachte tief. 
Seine Worte hörten sich an, als hätte er etwas was meinem besten Freund wieder ins Leben helfen könnte.
Chanyeol löste sich vom Fenster und wandte sich meinem Schreibtisch zu, um seine Echse auf die Hand zu nehmen und auf seine Schulter zu setzen.
"Kristallechsen sind schwer zu reizen, aber dein Kumpel muss sie wirklich genervt haben." schweifte er ab und sah zu dem schimmernden Tier.
"Wenn nichts unternommen wird, stirbt er in wenigen Tagen.
Seine Körperfunktionen schalten sich nach und nach ab." kam er wieder auf Taehyungs Zustand zurück und drehte sich in meine Richtung.

"Aber ich kann ihm helfen. Für jedes Gift der Welt gibt es ein passendes Gegengift." 
Mir fiel ein gigantischer Stein vom Herzen, obwohl ich diese Echse noch immer mit einem Buch zerquetschen wollte.
"Dann... dann gehen wir jetzt zu ihm?" 
Fast schon lächerlich, wie ich ihn so leichtgläubig dies Fragen konnte.
"Denkst du ich helfe Dieben einfach so? Ohne Gegenleistung?
Wenn es nach mir geht, könnte er an den Folgen seiner Tat verrecken." spuckte er abfällig und amüsiert aus.
Das ein Haken an der Sache sein müsste, hätte mir eigentlich einleuchten sollen.
"Weißt du wie Wertvoll dieses Gegengift ist? Es rettet Leben Baekhyun, und es ist mehr als nur selten.
Kein Geld der Welt, was du mir nun wohl vorsetzen würdest, könnte seinen Wert erbringen, außerdem hast du als Heimkind nicht viel Geld, was du mir zu bieten hast." bemerkte er und vor Scham und Wut spürte ich meine Wangen warm werden.
Ich ballte meine  Hände zu Fäusten und versuchte mich zusammen zu behalten.
"Jedoch..." wieder ertönte seine tiefe, surrende Stimme in meinen Ohren.
"...könnte man ein Leben mit einem anderen Gleichsetzen.
Nach dem Motto Auge um Auge und Zahn um Zahn." setzte er nun wohl seinen Handelsvorschlag ein, bei dem sich mir der Magen umdrehte.

Und obwohl seine Forderung eindeutig erschien, konnte ich mich doch vielleicht auch verhört haben und fragte dennoch nach.
"W...wie bitte?" stotterte ich zusammen.
Chanyeol lachte tief und dröhnend, aber nicht wirklich mitgerissen.
"Ich will etwas dafür haben, dass ich deinen diebischen Freund mit dem blauen Auge davon kommen lasse und das ist dein Leben Byun Baekhyun."
Formulierte er nun klar und so dass es sogar ein dummer verstanden hätte.
Mich beschlich das Verlangen doch wieder aus dem Zimmer zu fliehen, oder es zumindest erneut zu versuchen.
Doch als hätte Chanyeol meine Gedanken gelesen, da stand er aufeinmal vor meiner Zimmertür, obwohl er eben noch mir gegenüber stand.
"D..du...S...Sie wollen mi...mich umbringen?" stammelte ich zusammen und hatte das Gefühl, als würde ich jeden Moment zusammenklappen, so fertig war ich mit diesem Tag, mit diesem Mann in meinem Zimmer, der mir tatsächlich nach meinem Leben trachtete.
"Duze mich ruhig." bemerkte er.
"Umbringen? So würde ich das eher nicht bezeichnen.
Sterben wirst du nicht, Baekhyun. Aber du wirst dein Leben hier aufgeben und mich begleiten müssen und zu einem Teil meinesgleichen werden." erklärte er seinen Handel nun genauer.
"Dafür werde ich Taehyung retten und wieder leben lassen." hing er an.
Wie sollte ich zu Teil wie er werden? Konnte er sich denn nicht klar und deutlich und nicht so verrätselt ausdrücken?!

"Im Volksmund bezeichnet man sowas wie mich übrigens als Vampir.
Ein Wunder, dass du mich damit noch nicht konfrontiert hast, als ich dabei war dein Blut an meinen Händen loszuwerden." säuselte er, aber klang alles andere als nett und freundlich.
Eher sachlich, aber nicht mehr feindselig gestimmt, nun da er mir einen Deal vorgeschlagen hatte.
"Ich würde mich anmutiger als Jugji Anhneun bezeichnen. Vampir klingt so negativ und nicht alles am Vampirleben ist schlecht." erklärte er weiter.
Jugji Anhneun, Unsterblicher.
Taehyunt hatte mit seiner Vermutung recht.
Etwas an Chanyeols wiederkehrendem Aussehen war faul und das lag nicht an meiner Vermutung mit den weitergegebenen Genen.

"Du willst mich zum Vampir machen?" Der Gedanke daran klang in meinem Kopf schon unmöglich und ausgesprochen erschien er mir wahnsinnig!
Chanyeol schlich mit der Echse auf der Schulter durch mein Zimmer und weg von der Tür, schien sich dabei sicher zu sein, dass ich nun nicht mehr verschwinden würde.
"Nein. Dafür bist du noch zu jung.
Aber ein Leben als Halbvampir, als Ban Ingan, sollte genug sein.
Als vollwertiger Vampir würdest du mir nichts bringen und die Wandlung würde dich umbringen.
Außerdem ist mir diese Form der Wandlung untersagt.
Als Halbsterblicher bist du dazu verpflichtet mir nicht von der Seite zu weichen, mein Gefährte zu werden.
Versteh das in keinem falschen Sinne.
Du begleitest mich und kümmerst dich um Kram um den ich keinen Bock habe, außerdem sind wir im Blut verbunden, solange bis zu vielleicht mal zum Vampir wirst." erklärte er mir.
Wäre ich nicht in so einem Schock wie eben, dann wäre ich komplett durchgedreht.
Ich sollte zu seinem Sklaven werden, dafür dass mein bester Freund sich seine Echse eingeheimst hatte?
Ich sollte Taehyungs Mist ausbaden?
Das beste jedoch hatte mir Chanyeol bis zu diesem Moment noch verschwiegen.

"Das eigentliche interessante daran ist, dass wir nicht hier bleiben werden.
Ein Halbvampir in der menschlichen Gesellschaft stiftet zu viel Unruhe und ist zu gefährlich.
Du wirst mit mir von hier verschwinden, dich von deinen Freunden verabschieden und ein wesentlich interessanteres Leben führen, als hier."
Ausgerätselt und in eine verständliche Sprache übersetzt, sollte dass heißen, dass ich keinerlei Chance mehr hatte meine Zukunftsträume zu verwirklichen, da der Sinn meines Lebens dann nur noch darin bestehen würde einem dummen und arroganten Vampir, oder wie er sich nannte Jugji Anhneun, zu dienen und das nur weil Taehyung ihn bestohlen hatte.
Wäre es nicht logischer Taehyung diese Spießruten laufen zu lassen, und nicht mich?
Ich hatte doch rein gar nichts damit zu tun!
"An deiner Stelle würde ich mich schnell entscheiden, Baekhyun.
Taehyung bleibt nicht mehr viel Zeit und ich bin mir sicher, dass dir sein Leben so lieb ist wie dir dein eigenes." 
Stellte er mich nun vor die Wahl.

"Du hast fünf Minuten Baekhyun.
Fünf Minuten in denen du über dein Schicksal und das deines besten Freundes nachdenken kannst.
Würdest du das alles hier lieber aufgeben und etwas von der Welt sehen, oder deinen besten Freund sterben lassen und in diesem langweiligen Alltagstrott hängen bleiben und trauern um etwas, was man hätte abwenden können." 
Setzte er mir nun die zeitliche Pistole auf die Brust, so dass ich gezwungen war nun wirklich rational und nicht mehr ausholend zu denken.

Ich verstand das Prinzip hinter seinem Handel.
Das eine Leben aufgeben um ein anderes zu retten.
Egal wie ich mich entscheiden würde, Taehyung und ich würden beide mehr oder weniger darunter leiden.
Der eine Pfad würde beweisen, dass ich ein anderes Leben über mein eigenes stellte, der andere würde zeigen, dass ich ein totaler Egoist bin und nur an mein eigenes Wohl dachte, und daran was aus mir mit meinen Möglichkeiten werden könnte.
Doch Taehyung hatte etwas, was ich nie im Leben haben können würde.
Er hatte eine Familie.
Würde er sterben, dann würde es nicht nur mich betreffen, auch seine Eltern und Verwandten würden darunter leiden, ein Leben lang um ihn trauern.
Verschwand ich aus meinem Umfeld, dann sorgen sich höchstens nur Minho und Taehyung um mich und hatten die Hoffnung, dass ich irgendwann wieder kommen könnte, wenn Chanyeol mich heute mit zu sich nehmen sollte und ich seinen Vorschlag annahm.
Die einzig kleine gute Sache war, dass ich hier rauskam, etwas mehr sah, als nur meinen Schulweg und ich wesentlich länger leben würde.
Mein bitterer Nachgeschmack war, dass ich von einem Vampir mit einem ziemlich eigenen Gerechtigkeitssinn abhängig war und ihm vermutlich den Arsch wischen müsste, wenn er es mir auftrug.

"Drei Minuten, die Taehyung wieder näher am Tod ist." Gab der Vampir seine Zeitangabe und sah mich auffordernd an.
Ich blickte von ihm weg auf den Fußboden und wägte erneut ab.
Würde Taehyung sterben, wäre es für ihn selber wie nichts, aber er würde eine trauernde Familie mit sich ziehen.
Er hatte durch seine Familie Chancen im Leben, mehr als ich sie je haben würde und er liebte sein Leben, genoss es mit jedem Atemzug, da wäre es unfair, würde es durch meine Entscheidung enden.
Ich dagegen hatte nicht viel und würde Taehyung sterben, dann starb auch meine Hoffnung an Menschen zu kommen und ich würde mich komplett von allem abschotten.
Wenn ich mein Leben 'abgeben' würde, hätte ich nicht viel zu verlieren.

"Eine Minute noch." erinnerte mich Chanyeol und zog eine Augenbraue hoch, wartete auf mein Urteil.
"Ich möchte Taehyung retten." entschloss ich mich ohne noch einen Moment nach seinen Worten länger nachzudenken.
Gespielt erstaunt zuckte Chanyeol hoch und legte den Kopf schief.
Ihm musste bewusst gewesen sein, dass ich mich für seinen Deal entschied, denn wirklich überrascht wirkte er, bis auf seine geschauspielterte Reaktion nicht.
"Und du bist dir da wirklich sicher, Byun Baekhyun?" harkte er zur Sicherheit nocheinmal nach.
"Du hast dir doch für dein Leben sicherlich besseres vorgenommen, als so jemandem wie mir zu dienen. Sicherlich willst du doch studieren, eine Familie gründen, dein Leben leben." versuchte er mich dennoch umzustimmen, aber merkte, dass ich meine Entscheidung nicht ändern würde.
Taehyung war mein bester Freund, ich konnte ihn nicht einfach so gehen lassen.
Studieren, das könnte ich auch später noch machen, meinen Abschluss, den müsste ich dann zwar nachholen, aber das sah ich nicht als Problem.
Als Abhängiger von einem Vampir, das war zwar nicht die beste Aussicht auf mein Leben, aber auch nicht die schlechteste, als jemanden bewusst sterben zu lassen.
Auf meine Träume könnte ich verzichten und Taehyung hatte genug Energie, dass er mein Leben für mich bestimmt mit leben würde.
"Ich bleibe bei meiner Entscheidung. Lieber gebe ich mein Leben mit wenig Besitz auf, als eines gehen zu lassen, was mehr zu hinterlassen hat, als ich es je könnte." besiegelte ich mit diesen Worten mein Schicksal.




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