Gedankenversunken machte ich mich langsam wieder auf den Rückweg zur Shack. Nachdem dieser Junge verschwunden ist, habe ich noch die umliegenden Bäume nach ihm abgesucht, aber er hatte sich wortwörtlich in Luft aufgelöst. Was hatte er bei Bills Statue gemacht? Hatte er... mit ihr... geredet? Und warum hatte er sich in den Bäumen vor mir versteckt?Diese und viele weitere Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, wodurch ich nicht wirklich auf den Weg achtete und prompt gegen einen Baum lief. Mit schmerzverzerrtem Gesicht riebt ich mir die Stirn und starrte finster den Baum an, bevor ich einen großen Bogen um ihn machte und weiterging. Komplett aus meinen Gedanken gerissen kam ich nach einer Weile wieder aus dem Wald heraus und sah die Shack auf der Lichtung stehen. Ich atmete einmal tief durch, ordnete meine Gedanken und ging hinein. Stan saß, welch eine Überraschung, vorm Fernseher und von Ford fehlte jede Spur. Mabel war auch noch nicht da, also beschloss ich nach oben zu gehen und dort auf sie zu warten. Ich musste ihr unbedingt von dieser Begegnung erzählen. Ob wir uns deswegen wohl sorgen machen sollten? Später beim Abendessen würde ich auch Gronkel Ford davon erzählen, nur zur Sicherheit. Immerhin schien diese Person von Bill zu wissen oder irgendetwas anderes mit ihm zu tun zu haben.

Mabel kam nach einer Ewigkeit wieder zurück und stürmte überglücklich ins Zimmer. Ohne irgendeine Begrüßung fing sie an von ihren Freundinnen zu reden. Wenn ihr meine Schwester kennt, wisst ihr, dass es unmöglich ist ihren Redefluss zu unterbrechen, sobald sie erst einmal richtig in Fahrt gekommen ist. Ohne weiter ihrem geplapper zu lauschen, nickte ich einfach nur ab und zu und wartete geduldig, bis sie endlich fertig war. In einer kurzen Pause, in der sie nach weiteren Dingen suchte, die sie mir erzählen konnte, ergriff ich meine Chance. „Mabel! Hör mir bitte einmal kurz zu. Ich muss dir was erzählen." Etwas verwirrt schloss sie ihren Mund, den sie gerade eben geöffnet hatte, um noch irgendetwas zu erzählen und schaute mich abwartend an. Ich atmete erleichtert aus, dass sie mir endlich zuhörte und straffte dann etwas meine Schultern. „Also, als ich vorhin durch den Wald spaziert bin, kam ich an Bills Lichtung vorbei. Ich habe jemanden murmeln gehört und als ich nachgeschaut habe, war da niemand. Dachte ich zumindest. Als ich gerade gehen wollte sah ich einen Jungen, komplett in weißer Kleidung und mit Augenklappe, in den Bäumen sitzen. Allerdings hat er sich fast sofort in Luft aufgelöst." erzählte ich. „Ich glaube, dass er mit der Statue geredet hat. Denket du, wir sollten uns darum sorgen machen?" Mabel musterte mich einen Moment. „Ein weiß gekleideter Junge, der mit Bills Statue spricht, sich in den Bäumen versteckt und innerhalb einer Sekunde verschwindet." fasste sie alles nochmal zusammen. Ich nickte. Mabel musterte mich und legte ihre Stirn in Falten. „Sah er gut aus?" Stumm starrte ich sie an. „Mabel! Ich meine es ernst!" „Ich doch auch." meinte sie mit einem leicht beleidigten Unterton in ihrer Stimme. Genervt stöhnte ich auf und rieb mir die Augen. „Du bist wirklich eine tolle Hilfe." „Woher soll ich denn wissen, was man da machen soll? Du hast ihn bis jetzt nur einmal gesehen. Wenn er in den nächsten Tagen wieder bei Bills Statue auftaucht darfst du dir sorgen machen, aber jetzt ist es echt zu früh dafür." meinte Mabel, stand auf und ging zur Tür. „Ich mache jetzt das Abendessen. Wenn du willst kannst du ja Gronkel Ford davon erzählen, aber meiner Meinung nach ist das nur deine Paranoia." „Ich bin nicht Paranoid!" „Ein wenig schon." sagte sie und ging hinaus. Wütend starrte ich ihr hinterher. Tolle Schwester. Aber vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht spielten meine Gedanken nur verrückt und ich hatte nichts zu befürchten. Ich schloss meine Augen und versuchte mich genau an diesen Moment im Wald zu erinnern. Das Gemurmel war auf jeden Fall echt und auch der Junge wirkte nicht wie eine primitive Erfindung meiner Vorstellungskraft. Ich beschloss später noch mal mit Ford darüber zu reden und dann eine Entscheidung zu treffen. Mit diesem Ergebnis mehr oder weniger zufrieden, nahm ich mir ein Buch, machte es mir auf meinem Bett gemütlich und fing an zu lesen.

Als Mabel laut und zum Essen rief, legte ich mein Buch zur Seite, stand seufzend auf und ging nach unten. Gronkel Stan und Gronkel Ford saßen bereits am Tisch, während Mabel das Curry, welches sie gemacht hatte auf den Tisch stellte. Ich setzte mich auf meinen Platz und hielt Mabel meinen Teller hin, während sie uns allen was gab. Als ich das Curry vor mir musterte, fiel mir auf, dass es leicht glitzerte. Ich rührte etwas darin herum und sah dann zu Mabel. „Sag mal... hast du da Glitzer reingemischt?" Sofort hörten Gronkel Stan und Gronkel Ford auf zu essen, inspizierten ihre Teller gründlich und sahen dann zu Mabel. Diese schob sich unschuldig Lächelnd einen Löffel Curry in den Mund. „Möglicherweise." Seufzend nahm ich etwas Curry und aß es. Ich kaute ein wenig darauf herum und schluckte es hinunter. Was blieb, war ein leichter Plastikgeschmack. Langsam fingen auch Stan und Ford wieder an zu essen, während Mabel Mühe hatte keinen Lachflash zu bekommen. „Achja... Gonkel Ford, ich müsste dir da noch etwas erzählen." sprach ich zum zweiten Mal an diesem Tag die Begegnung an. „Ich bin ganz Ohr." sagte Ford und legte, glücklich eine Ausrede zu haben um nicht weiterzuessen, den Löffel beiseite und sah mich aufmerksam an. Ich räusperte mich kurz und schilderte ihm die Begegnung im Wald. Er hört mir stumm zu und wartete, bis ich fertig war. „Ich stimme dir zu, dass das ein wahrlich merkwürdiges Ereignis war. Ich werde morgen mal bei der Statue vorbeischauen und ein paar Tests machen, nur um sicherzugehen." Zustimmend nickte ich und schaufelte etwas in meinem Curry herum. „Was dagegen... wenn ich mitkomme?" „Überhaupt nicht. Ich würde mich sehr freuen." antwortete Gronkel Ford lächelnd. „Genug von eurem Nerd-Kram!" platze Mabel dazwischen. „Jetzt bin ich dran." Das war der Moment für mich abzuschalten und mich stumm auf morgen zu freuen.