Billkugel

Bill schrie gellend auf und eine golden leuchtende Flüssigkeit Spritze Ford, meiner Schwester und mir uns Gesicht.
Bill strampelte heftig und rieb sich schreiend übers Auge. "Sixer du Arsch! Hast du ne Ahnung wie lange es dauert das zu regenerieren?!"
"Allerdings." antwortete Gronkel Ford ruhig, steckte seine Waffe weg und stand mit Bill in der Hand auf. "Ich habe etwa 5 Minuten."
Mit dem zappelnden und immer noch gelbes Zeug tropfendem Bill in der Hand ging Gronkel Ford hinunter ins Labor.
Mabel und ich starrten ihm entgeistert nach. Langsam hob ich meine Hand zu meinem Gesicht, wischte die Flüssigkeit von meiner Wange und zerrieb sie zwischen meinen Fingern. "Ist das... Bills Blut?"
Mabel erwachte ruckartig aus ihrer starre und wischte sich hastig übers Gesicht. "Iiih! Bäh! Eklig!"
Ich konnte mir bei diesem Anblick ein Kichern nicht verkneifen und wischte mir selbst auch das Zeug weg.
"Was glaubst du macht er jetzt mit Bill?" fragte Mabel, nachdem sie ihr Gesicht fertig abgewischt hatte.
Ich zuckte stumm mit den Schultern. "Lass uns doch einfach nachsehen." schlug ich vor und ging zur Treppe.
Mabel folgte mir und hielt sich etwas an meiner Weste fest.
Unten schauten wir vorsichtig ins Labor. Doch außer Gronkel Fords Rücken, den er uns zugedreht hatte, sahen wir wenig.
Jedoch hallten laut Bills Protestschreie durch das Labor. "Sixer! Was machst du da?! Was soll das werden?!"
Einen Moment lauschten wir den Rufen und traten dann zu Ford an den Tisch.
Ford warf uns kurz einen grinsenden Blick zu und zog eine letzte Schraube fest. "Gerade rechtzeitig." sagte er und legte den Schraubendreher weg.
Mit großen Augen starrten Mabel und ich auf das kleine Gerät vor Ford. Es war dieselbe Konstruktion, die er benutzt hatte um den Riss unserer Dimension zu sichern.
Nur das jetzt statt einem Riss Bill im inneren der Glaskugel saß und sich entsetzt umschaute.
"Was...?! Nein! Lass mich hier raus!" rief Bill, dessen Stimme durch das Glas nur gedämpft zu uns drang, und hämmerte mit seinen kleinen Fäusten gegen die Kugel.
"Awwww~" quickte Mabel und nahm Bill mit dem Gerät hoch. "Das ist wie eine Schneekugel!" sagte sie und fing lachend an Bill heftig hin und her zu schütteln.
Dieser knallte immer wieder schreiend gegen das Glas.
"Stimmt. Und sie ist genauso zerbrechlich." meinte Ford und nahm Mabel die Billkugel ab.
Bill lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und gab nichts weiter als ein Stöhnen von sich.
"Warum hast du ihn jetzt da eingesperrt?" fragte ich und klopfte gegen das Glas.
Ford grinste und drehte das Gerät etwas hin und her. "Nun. Jetzt habe ich die Macht zu entscheiden, was ich mit ihm mache. Leben oder Tod. Ein Teil dieses Jacks werden oder weiter als Individuum zu bestehen. Das entscheide nun ich."
Bill hat sich mühevoll aufgerappelt und starrte Gronkel Ford stumm an.
"Und was machst du jetzt mit ihm?" grätschte Mabel dazwischen.
Ford dachte einen Moment nach. "Ich denke ich gebe ihm erst mal eine Auszeit um über seine Taten nachzudenken." grinste er und stellte die Billkugel in einen Tresor.
Bill schaut sich hecktisch um. "Nein... Nein, nein, nein!" rief er und hämmerte wieder gegen die Scheibe, während Ford langsam die Tür schloss und den Pin eingab. Man hört leise den Riegel klicken, als der Tresor die Tür verriegelte.
Bills Schreie drangen durch das dicke Metall nicht mehr hindurch.
Ford musterte mit einem zufriedenen Grinsen sein Werk und drehte sich zu uns. "Na kommt. Schauen wir mal nach Stanley."
Oben lag Gronkel Stan immer noch bewusstlos auf dem Boden. Ford sagte, es wäre besser ihn erst mal in sein Bett zu tragen und ihm morgen früh alles zu erklären.
Wir brauchten eine Ewigkeit um ihn die Treppe hoch und in sein Bett zu zerren. Als wir es endlich geschafft hatten waren wir alle aus der Puste und verschwitzt.
Als Abendessen und als Belohnung für unsere Mühen, machten wir uns Spaghetti-Eis mit Schoko-und Erdbeersoße. Wir setzten uns draußen auf die Terrasse und genossen die letzten warmen Strahlen der Sommersonne, bevor wir die leeren Schalen in die Küche brachten und zu Bett gingen.

Es war 1:37 Uhr am Morgen. Nachdem wir alle zu Abend gegessen hatten sind Mabel und ich ins Bett gegangen.
Naja... eigentlich nur Mabel.
Ich konnte nicht schlafen, was wahrlich nicht das erste Mal vorkam.
Wie also schon so bereits oft lag ich in meinem Bett und starrte auf die dunkle Zimmerdecke.
Der Gedanke daran, dass tatsächlich Bill Cipher, das allwissende Wesen aus purer Energie, unten in unserem Keller hockte und nicht weg kam, war so abstrakt, dass ich nichts lieber tun wollte als mich dieser Tatsache zu versichern. Ein Blick zu Mabel bestätigte mir, dass sie tief und fest schlief. Und ihrem Gemurmel nach zu urteilen träumte sie schon wieder von Einhörnern und Zuckerwatte.
Leise schlug ich meine Decke zur Seite, schnappte mir meine Taschenlampe und schlich zur Tür. Langsam zog ich sie auf und hoffte, dass das knarzen, welches in der Nachtstille wie eine Sirene in meinen Ohren kreischte, nicht das ganze Haus aufweckte.
Als ich unbeschadet das Zimmer verlassen hatte, stand ich schon vor der nächsten Hürde.
Die alte, knarzende Treppe.
Eine Reihe von lauten Tretmienen.
Dort kam ich sicher nicht runter, ohne das jemand etwas davon mitbekam.
Mein Blick wanderte zum Treppengeländer und ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen.
Binnen weniger Sekunden hatte ich mich auf das Holzgeländer geschwungen und war hinunter gerutscht. Nicht laut aufzuschreien vor Freude war verdammt schwierig, genauso wie das landen. Kaum hatte ich das Ende des Geländers erreicht, verpasste ich den richtigen Moment um mich auf die Landung vorzubereiten und krachte der Länge nach auf den Boden.
Für einen kurzen Moment fehlte mir die Luft und ich horchte ängstlich ins Haus hinein. Aber nichts rührte sich. Alles schlief friedlich weiter.
Also gab ich mir einen Ruck und stand wieder auf. Schnell hatte ich den Code in den Snackautomaten eingegeben und war die Treppe hinunter ins Labor gestiegen.
Als Gronkel Ford den Pin in den Tresor eingegeben hatte, konnte ich ihn glücklicherweise sehen und tippte diesen nun in das Nummernfeld. Der Tresor klickte leicht und die Tür sprang ein paar Zentimeter auf. Ich zog die Tür komplett auf und musterte das kleine Gerät, welches in dem sonst leeren Tresor etwas verlassen wirkte.
Durch die offene Tür konnte ich nun Bill leise singen hören. Ich streckte mich etwas und sah Bill auf dem Boden liegen. Er hatte sein Auge geschlossen und wirkte so, wie er da lag, überraschend ruhig und sah aus, als hätte er sich mit etwas abgefunden.
"We'll meet again... don't know where... don't know when... but I know we'll meet again... some sunny day..." sang er mit einem wehmütigem Unterton in seiner Stimme.
Ich starrte ihn einfach nur stumm an und fragte mich, was nur mit dem ach so bösem Monster von vor fünf Jahren passiert ist.
Ich lauschte seinem Gesang noch eine Weil, bevor ich zögernd an die Scheibe seines Gefängnisses klopfte.
Bill zuckte zusammen und richtete sich ruckartig auf. "Was?! Wie?!" Hecktisch schaute er sich um und starrte mich dann entgeistert an. "Pinetree?!"
"Hey Bill. Wie... läufts so?"
Als wenn ich jetzt komplett durchgedreht wäre, starrte er mich an und versuchte scheinbar zu begreifen, was hier gerade abging. "Was denkst du denn? Hier läuft alles suuuper. Ich bin in einer Schneekugel gefangen, warte auf meine Hinrichtung und bekomme noch nicht einmal meine Henkersmahlzeit."
"Du brauchst kein Essen. Mal abgesehen davon, wie willst du das denn bitte essen? Du hast keinen Mund." gab ich zu bedenken.
Bill verschränkte trotzig seine dünnen Arme. "Also bitte. Auch wenn man ihn nicht sieht, so besitze ich dennoch einen Mund!"
Ungläubig hob ich eine Augenbraue.
Bill verdrehte sein Auge, schloss dieses dann einen Moment um es kurz darauf wieder zu öffnen und mir eine Reihe spitzer Zähne zu präsentieren.
Überrascht hob ich beide Augenbrauen. "Wow... du hast ja echt nen Mund..."
Bill schloss seine Lippen wieder und als sie sich wieder öffneten funkelte mich sein katzenartiges Auge an. "Und? Bekomm ich jetzt mein letztes Mahl vor dem Schafott?"
"Vergiss es." lehnte ich ab und nahm das Gerät aus dem Tresor.
"Also gut. Wenn du nicht hier bist um mir was zu futtern zu bringen, ob ich es nun benötige oder nicht, was willst du dann hier?" fragte Bill und schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden.
Ich setzte mich an Fords Schreibtisch und stellte Bill vor mir ab. "Ich wollte sichergehen, dass du noch nicht abgehauen bist." sagte ich und plusterte mich etwas auf.
"Ach wirklich? Bist du dir sicher?" sagte Bill und ich konnte deutlich das Grinsen in seiner Stimme hören, auch wenn ich seinen Mund nicht sehen konnte. "Oder hattest du nicht vielleicht einfach nur Sehnsucht nach diesem Leckerbissen hier?" 
"Igitt, vergiss es! Du bist ein verschissenes Dreieck Bill. Wovon zur Hölle sollte man da denn bitte Sehnsucht haben? Von deinen spitzen Kanten oder was?"
"Vielleicht hat dir der Blick meines bezaubernden Auges gefehlt." sagte Bill und klimperte albern mit seinem Auge.
Als Antwort schüttelte ich das Gerät wie eine Schneekugel und ignorierte die Hitze, die mir in die Wangen stieg.

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