22. Frog Prince
Als ich bis zu dem Bigbucks auf der anderen Straßenseite der Schule kam, war ich völlig erschöpft, und ich hatte noch nicht einmal den halben Weg geschafft und wünschte wirklich, ich wäre in diesem Jahr einem Sportteam beigetreten.
Ich beschloss mich für ein paar Minuten hineinzusetzen und meine Kräfte wieder zu sammeln. Aber als ich mich in einem Sessel fallen ließ, sah ich auf eine Uhr an der Wand, dass es bereits halb elf war, was mir anderthalb Stunden Zeit ließ, Lucy und Flor zu finden.
Das heißt, nachdem ich mir die Zeit genommen hatte, Jerry meine Liebe zu gestehen.
Ich wusste allerdings nicht, wie ich das anstellen sollte. Ich meine, was sollte ich denn tun? Einfach an seiner Türschwelle auftauchen, ihn packen und ihn küssen?
Eigentlich hörte sich das gar nicht so schlecht an, bis auf die Tatsache, dass ich ihn dabei wahrscheinlich umbringen würde, oder noch schlimmer, sein Vater würde die Tür öffnen und ich würde ihn stattdessen aus Versehen packen.
Ich dachte mir, ich würde einfach improvisieren, andererseits dachte ich auch, ich würde einfach improvisieren, um zu seinem Haus zu gelangen, und das klappte nicht so gut. Bis ich bei ihm ankam, war es elf Uhr oder später und na ja, es wurde einfach albern. Aber wenn ich bis später warten würde, würde ich mich vielleicht nie dazu durchringen, etwas zu tun.
Nachdem ich jedoch eine Weile da saß und mich in meinem Elend suhlte, begann ich die Hoffnung zu verlieren. Es tut mir leid, Mum, aber es gibt nichts, dass ich tun kann. Ich würde mich geschlagen geben müssen. Es war kein glückliches Ende, aber wann hatte man schon einmal ein glückliches Ende?
Ich sank tiefer in meinem Sitz, vergrub meinen Kopf zwischen meinen Knien und summte das Lied 'Einmal in einem Traum' vor mich hin. Hauptsächlich, weil es sich in meinem Kopf festgesetzt hatte (Hey, es ist nun mal ein Ohrwurm), aber auch, weil ich dachte, dass ich mich dann vielleicht besser fühlen würde. Vielleicht.
Ich hörte die Klingel über der Tür, ein paar mal läuten, und ein paar laute und vertraute Stimmen erfüllten den Raum. Ich nahm an, dass es ein paar Kids waren, die gerade vom Ball kamen, und hoffte inständig, dass sie mich nicht sehen würden. In Herrgotts Namen, ich hatte ein riesiges Sweatshirt an, auf dem 'Kill the Ref.' stand.
Ich glaube, ihr hättet auch nicht gesehen werden wollen.
Sie lachten über irgendetwas, bis einer von ihnen abbrach und sagte: "Hey ... ist das ...? Meinst du, das ist Sadie?", rief sie. Oh, verdammt. Vielleicht würde sie einfach weggehen, wenn ich nicht hinsehen würde.
Aber dann kam sie herüber und tippte mir auf die Schulter. "Sadie.", erklang ihre Stimme, und plötzlich erkannte ich sie. Wie konnte ich nur so lange brauchen.
"Emily?", ich setzte mich auf und grinste, als ich meine Vermutung bestätigt sah. "Emily", quietschte ich, sprang auf und umarmte sie.
"Hey.", sagte sie und klopfte mir auf den Rücken. "Alles klar bei dir? Ich dachte, du musst heute Abend auf eine Party gehen?"
"Ich ..." Ich überlegte ernsthaft, mir etwas auszudenken, aber was hätte das für einen Sinn? Plötzlich wurde mir klar, dass ich noch keiner einzigen Person erzählt hatte, was mit mir los war, also suchte ich mir Emily aus, um ihr mein Herz auszuschütten. Es schien sie jedoch nicht zu stören, obwohl Riley (der so rothaarig und unmodisch wie immer war) etwas (okay, sehr) unbehaglich aussah.
Ich konnte es ihm allerdings nicht verübeln, wenn man bedenkt, dass ich bei der Sache seit das Nachsitzen begonnen hatte angefangen hatte, bis zu dem Punkt, an denen ich jetzt hier mit ihnen bei Bigbucks saß. Ich sagte alles irgendwie schnell und war mir nicht sicher, ob sie alles verstehen konnte, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sie es gar nicht nötig hatte, dass ich es ihr erzählte. Oder vielleicht war das auch nur ihre Persönlichkeit.
"Aber du gehst doch jetzt zu ihm?", fragte sie hoffnungsvoll. Zuerst fragte ich mich, ob es unangenehm sein würde, ihr zu erzählen, dass ich in ihren besten Freund verknallt war, aber sie war so begeistert davon, dass es überhaupt nicht komisch war. Eigentlich wurde ich jetzt auch schon ganz aufgeregt.
"Ja.", nickte ich. "Außer, dass es, wenn ich dort ankomme, es schon super spät sein wird. Und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Und ... na ja, hast du mich mal angesehen?"
"Du siehst umwerfend aus.", grinste Emily. "Zumindest wird Jerry das so sehen.", fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu, obwohl ich mir nicht sicher war, was sie damit meinte.
"Und was meinst du damit, dass es lange dauern wird." Riley grinste jetzt auch, und irgendwie fühlte ich mich dadurch besser. Ich konnte sehen, warum er und Emily zusammen waren. "Mein Auto steht gleich da draußen."
****
Ich bat Riley, mich etwa einen Block von Jerrys Haus entfernt abzusetzen, damit das Auto nicht alle aufweckt, dass er, wie er sagte, nachempfinden konnte. Das würde er mir später erklären müssen.
Sie wünschten mir Glück und wollten wissen, ob ich wollte, dass sie auf mich warten, aber ich lehnte höflich ab und versprach, sie anzurufen, wenn ich sie brauchen würde, auch wenn mein Handy irgendwie kaputt war (was ich nicht erwähnte).
Als ich an seiner Tür ankam, stand ich ein paar Minuten wie ein Idiot da, bevor ich endlich den Mut aufbrachte, zu klopfen (denn nach neun zu klingeln ist unhöflich, Leute). Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als sein Vater tatsächlich die Tür öffnete, obwohl ich natürlich nichts Dummes gemacht habe. Ich konnte sehen, wie sehr Jerry ihm ähnelte - sie waren beide große und hatten wirres Haar, aber sein Vater hatte eine ältere und weisere, fast königliche Ausstrahlung.
"Hi.", grüßte ich und versuchte begeistert auszusehen, aber am Ende fühlte ich mich wie eine Pfadfinderin. "Ähm, ist Jerry da?"
"Oh, sicher, sicher, komm rein.", grinste er. Er hatte einen leichten Akzent, auch wenn ich diesen nicht einordnen konnte. "Du musst Sadie sein, oder? Meine Frau hat mir von dir erzählt."
"Oh.", blinzelte ich. "Ähm, cool."
"Jerry sollte oben in seinem Zimmer sein.", sagte er und deutete auf die Treppe. "Geh schon mal rauf, ich muss noch ein paar Klempnerarbeiten erledigen."
Ich nickte und ging langsam auf die Treppe zu, zögerte aber auf halbem Weg. Peinlich. So peinlich. Ich würde etwas Dummes sagen, ich - ugh, nein. Ich marschierte den Rest des Weges, bis zum oberen Teil der Treppe, sah mich kurz um, und entschied mich für das Zimmer, auf dem Jerry auf einem Poster an der Tür stand. Brillante Schlussfolgerung, ich weiß.
Ich ging auf Zehenspitzen auf die Tür zu und klopfte leicht an (vorsichtig, um keine seiner Geschwister zu wecken), bekam aber keine Antwort. Ich drückte leicht gegen die Tür, sodass sie sich knarrend öffnete. Ich steckte meinen Kopf hinein, aber es war niemand da.
Es war ziemlich einfach gehalten, eine karierte Tagesdecke und passende Vorhänge, weiße Wände, einige Poster von verschiedenen Filmen und ein paar Autos und Lastwagen, ein Schreibtisch mit einer Lampe und ein Bücherregal, das absolut randvoll mit Büchern war.
Was mein Herz in meiner Brust höher schlagen ließ.
Ich drehte mich um, schaute zu den anderen Türen und fragte mich, wo in aller Welt er sein könnte. Was, wenn ich gekommen war, während er auf der Toilette war oder so? Wie peinlich wäre das denn? Ich beschloss, nach unten zu gehen, für den Fall, dass er im Badezimmer war (ich wollte ihn nicht in einen unangenehmen Moment erwischen), aber dann hörte ich etwas, dass sich gefährlich nach einem Frosch anhörte.
Ich schaute mich um und fragte mich, ob ich es mir nur eingebildet hatte, aber dann hörte ich es erneut, und zwar aus Jerrys Zimmer. Ich kniff die Augen zusammen und schaute auf seinen Fußboden, und da war es, hüpfte unter dem Schreibtisch hervor. Oder hätte ich sagen sollen: "Da war er."?
Es war wahrscheinlich der dümmste Gedanke, den ich je hatte, aber ... was, wenn der Frosch Jerry war? Ich meine, er war in seinem Zimmer, und außerdem wäre es nicht das Seltsamste gewesen, was mir an diesem Abend passiert wäre, wenn man die Sache mit Dru bedenkt.
"Jerry?", flüstere ich und nahm den Frosch in meine Hände. "Nein ..." Ich schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall." Ich lachte - das war völlig lächerlich. Es war ein Frosch. Nicht Jerry. Eine Amphibie.
Andererseits konnte ein kurzer Kuss auch nicht schaden, oder? Nur zur Sicherheit. Außer, dass, als ich meine Lippen spitzte und den Frosch langsam zum Mund führte und ihn leicht berührte, Alvin (der Unausstehliche) hereinkam.
Uh.
"Was machst du mit Colossus?", verlangte er, während ich den Frosch so weit wie möglich von meinem Gesicht weg hielt. "Wolltest du ...", er rümpfte die Nase. "Ihn küssen?"
"Nein.", sprang ich auf. "Natürlich nicht. Warum sollte ich?" Er wollte gerade antworten, als Steph hereinkam.
"Was ist das für ein Lärm?", fragte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Oh. Hi Sadie. ... Was machst du den mit Puddles?"
"Sein Name ist Colossus.", knurrte Alvin. "Was ist denn Puddles für ein Name?"
"Ein süßer.", fauchte sie und wandte sich dann an mich. "Warum bist du nicht bei Jerry?", wollte sie wissen. Gute Frage.
"Ähm, ich habe gerade nach ihm gesucht.", antwortete ich und reichte Alvin den Frosch.
"Oh.", erwiderte Steph. "Er ist hinten auf der Veranda."
"Ja.", fügte Alvin hinzu. "Er sagte, er müsse nachdenken. Wer braucht schon Nachdenken, wenn er Frösche hat?", sagte er und klang, als wollte er das wirklich wissen, und ging zur Tür hinaus.
"Ich kann es kaum erwarten, bis Mum Puddles kennenlernt.", sagte Steph und folgte ihm.
Ich wartete, bis sie weg waren (denn ernsthaft, wie peinlich), dann schlich ich mich hinaus und die Treppe hinunter, und dann durch eine Seitentür nach draußen. Ich merkte plötzlich, dass es ziemlich kühl wurde, und war froh, dass riesige Sweatshirt zu haben, als ich leise nach hinten ging und um die Ecke spähte. Jerry war zwar da, schien aber eingeschlafen zu sein.
Ich ging hinüber zur Veranda, setzte mich mucksmäuschenstill neben ihn, und beobachtete, wie er leise ein- und ausatmete und sein Brustkorb sich hob und senkte. Er trug immer noch seinen Smoking. Ich kauerte dort ein paar Minuten lang, die Arme fest um meine Beine geschlungen. Aber dann fühlte ich mich unheimlich wie ein Stalker.
Ich löste meinen Pferdeschwanz und steckte dann meine Haare nervös wieder hoch, und versuchte zu entscheiden, ob ich wollte das er aufwachte oder nicht. Würde es ihm stören, dass ich hier saß? Ich wollte nicht, dass es so war. Er sah so friedlich und ruhig aus, wie Dornröschen oder so.
Hey, wartet mal kurz.
Das war es. Ich würde ihn küssen, während er noch schlief, und er würde aufwachen, und ich wäre das Erste, was er sehen würde, und ... nun, es klang jedenfalls romantisch. Mein Herz klopfte wie wild, als ich mich neben ihn auf die Knie setzte und mich näher an ihn heranlehnte.
Ich war nur noch ein paar Zentimeter entfernt, als seine Augen aufsprangen.
"Heilige Scheiße.", sagte er und sprang auf, während ich nach hinten in eine sitzende Position kippte und ein leises 'uuf' ausstieß. "Sadie?", forderte er. "Was ... was machst du?"
"Ähm.", gab ich von mir, als er tief einatmete und meine Hand nahm, um mir aufzuhelfen. "Nichts."
"Nichts?", blinzelte er. "Aber ...", er schüttelte seinen Kopf und sah so aus, als würde er versuchen, nicht zu lächeln. "Schon gut. Dir muss kalt sein, ich meine, da dein Haar nass ist."
"Oh.", sagte ich und schaute auf mein Sweatshirt hinunter. "Nein."
Er las es und grinste. "Nun, wie auch immer, es ist schon spät. Lass mich dich nach Hause fahren. Es sei denn, ich meine ... gibt es etwas, dass du mir sagen wolltest?"
"Nein.", quietschte ich impulsiv. Er runzelte die Stirn. "Ich meine, ja."
Er richtete sich gerade auf (ich schätze, um zu zeigen, dass er zuhörte) und sagte: "Ja?"
"Ähm.", stammelte ich. "Es tut mir leid." Was? WAS? Das war nicht das, was ich sagen wollte. Aber ich dachte mir, wenn ich schon damit angefangen habe, konnte ich es auch zu Ende bringen. "Für das, was ich gesagt habe. Und das ich dir aus dem Weg gegangen bin. Aber es war wirklich nur, weil ich dachte, dass du mir aus dem Weg gehst. Ich habe nur ... ich meine. Ähm. Du siehst gut aus."
"Oh.", blinzelte er und runzelte erneut die Stirn. "Äh, danke. Und kein Problem. ", er lächelte schwach. "Du hast selbst gesagt, dass man wirklich gute Freunde sein muss, um sich zu streiten, richtig?"
"Ja.", murmelte ich. Das Wort Freunde stach in meinen Ohren. Wie konnte er das nur sagen? Es war so unfair.
"Aber ...", sagte er. "Sadie, ich ..."
"Ja?" Mein Herz flatterte.
Er seufzte. "Bringen wir dich nach Hause."
Was? Na schön. Wisst ihr was. Schön. Wenn er nichts sagen würde, würde ich auch nichts sagen. Ich meine, ich hatte festgestellt, dass ich ihn mag, ich brauchte nur seine Bestätigung. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich ernsthaft Zweifel, dass er genauso empfand. Nun, vielleicht sollte ich nicht so viele Dinge vermuten.
"Jerry.", sagte ich und hielt inne. Wer hätte gedacht, dass etwas, was Flor gesagt hatte, mich inspirieren würde? War es möglich, dass Jerry genauso empfand wie ich? Denn so mutig und stark der Prinz auch sein mag, manchmal muss die Prinzessin die Dinge selbst in die Hand nehmen. "Ich ..."
Er wollte gerade etwas sagen, aber dann dachte ich mir: Scheiß drauf. Scheiß auf Märchen. Die waren doch sowieso nicht romantisch, oder? Das hatte ich doch selbst gesagt, oder nicht?
Der Moment, in dem ich das dachte, war auch der Moment, in dem ich meine Arme um seinen Hals warf und meine Lippen auf seine drückte.
Auf der einen Seite fühlte ich mich warm und alles kribbelte, und für eine Sekunde wusste ich, ich wusste einfach, dass es das richtige war, auch wenn es impulsiv war und ich keine Ahnung hatte, was ich tat.
Die Kehrseite war jedoch, dass Jerry offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass ich das tun würde, denn er taumelte rückwärts, schwebte gerade lang genug in der Luft, um seine Arme um meine Taille zu legen und dann purzelten wir beide über den Rand der Veranda in einem Busch.
Lasst mich euch sagen, Jerry oder ich, hätten die anmutigste Person auf dem Planeten sein können, und es hätte diese Landung trotzdem nicht angenehm gemacht. Ich rollte ein paar Meter weiter ins Gras und rieb mir die Schulter (mit der ich relativ hart aufgeschlagen war), während ich begann, mich hochzuziehen und sagte: "Oh mein Gott, es tut mir so leid, ich wollte nicht ... ich meine, na ja, ich wollte es, weißt du, aber ich wollte dich nicht umwerfen, und ..."
Aber ich hielt blinzelnd inne, denn anstatt so auszusehen als ... nun, wer weiß, was ich annahm, genau genommen, vermutete ich zum ersten Mal in meinen Leben nichts, nicht wie er reagieren würde. Nichts. Ich hatte es einfach getan. Wie Nike ... wie auch immer, stattdessen lachte er. Aber nicht auf eine gemeine Art, eigentlich sah er eher so aus, als hätte er gerade im Lotto gewonnen oder so.
Er zog sich aus dem Busch, grinste so breit, dass ich dachte, sein Gesicht würde sich in zwei Hälften teilen und kam herüber zu mir und half mir auf. Ich war bereit, etwas zu sagen, weil ich dachte, er würde eine Erklärung wollen, aber er verschwendete keine Zeit. Er schlang einfach wieder seine Arme um meine Taille, zog mich an sich heran und begann mich zu küssen.
Ich werde euch nicht mit all den schmutzigen Details in Verlegenheit bringen (das ist nur eine Redewendung, ihr Perverslinge), aber ich sag euch eines: Ich habe keine Ahnung, warum ich Jungs so lange gemieden habe. Aber wenn ich nicht gewartet hätte, hätte ich Jerry vielleicht nie getroffen.
Nach einer Weile lockerte Jerry seine Arme und ich fiel auf meine Fersen zurück und schaute zu ihm auf. Seine Lachfalten waren deutlicher zu sehen als je zuvor. "Mensch Sadie.", sagte er ein wenig atemlos. "Ich dachte schon, ich würde nie dazu kommen, das zu tun."
Ich kicherte (nein ernsthaft) und schnippte ein paar Zweige aus seinen Haaren. "Zwingt dich deine Mutter, es kurzzuhalten?", fragte ich, wenn man bedenkt, dass es seit seinem Haarschnitt überhaupt nicht gewachsen, wenn nicht sogar kürzer geworden war.
Er wurde aus irgendeinem Grund knallrot und sagte: "Ähm ..."
"Was?", grinste ich.
"Du hast gesagt, du weißt schon, als ich es abgeschnitten hatte. Du hast gesagt, dass es dir gefällt.", sagte er, zuckte leicht mit den Schultern und hob mich für eine Sekunde auf die Zehenspitzen. Mein Herz flatterte erneut in meiner Brust.
"Es hat mir gefallen.", lachte ich. "Es gefällt mir. Aber das liegt nur daran, dass ich deine Haare mag, weißt du. Generell."
"Oh.", grinste er und sah ein wenig erleichtert aus. "Also wenn ich es wieder länger werden lasse, würde es dir genauso gut gefallen?"
"Sogar noch besser.", erwiderte ich leise, als er sich wieder nach unten beugte und begann, mich abermals zu küssen. Ich hatte diesen riesigen Energieschub, ich dachte, ich würde nie wieder schlafen können, aber das war völlig in Ordnung. Tatsächlich bekam ich das Gefühl, dass ich mir nie wieder um etwas Sorgen machen müsste, als mir Flor einfiel.
"Oh mein Gott.", sagte ich und riss mich los, so dass Jerry total überrascht und verwirrt aussah. Flor. Mitternacht. Oder sonst. "Tut mir leid. Es ist nur ... Flor.", sagte ich verzweifelt.
"Flor.", blinzelte er.
"Ja.", erklärte ich. "Ich habe Dru versprochen, dass ich dafür sorge, dass sie um Mitternacht zu Hause ist, weil Dru denkt, dass sie und Jimmy ... ähm sich verbrüdern."
"Verbrüdern?", lachte er und küsste mich auf die Stirn.
"Ja.", erwiderte ich und klang dabei wahrscheinlich etwas verzweifelt. "Und ich habe Dru versprochen, dass ich sie finde. Ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist, und ihre Nummer hatte ich nur in meinem Handy gespeichert, welches ich zertrümmert habe -"
"Du hast dein Handy zertrümmert?" Er zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Es war ein Unfall.", gab ich entrüstet zurück. "Na ja, irgendwie zumindest. Aber ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Ich meine, Dru war so nett und hat mir ihr Kleid geliehen, aber es gibt keine Möglichkeit, Flor zu finden."
"Shhh.", flüsterte Jerry und fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare. Offensichtlich verstand er den Ernst der Lage nicht. "Es wird alles gut, ich verspreche es. Wir werden uns etwas einfallen lassen."
Und wisst ihr was? Eine Sekunde lang war ich wirklich überzeugt. Das war ich wirklich.
Aber dann fiel mir auf, dass es schon 23:30 Uhr war.
*****
"Wir fahren an ein paar Orten in der Stadt vorbei, aber wenn wir sie nicht finden können, erkläre Dru einfach, dass es nicht deine Schuld war; sie waren nicht auf dem Ball.", versicherte er mir.
"Ja, ich weiß, ich fühle mich einfach nur schlecht deswegen.", seufzte ich.
Wir waren beim örtlichen Dinner, Bigbucks, dem Lebensmittelladen und bei Wal-Mart, aber sie waren nirgendwo dort. Es war fünf Minuten vor zwölf, als wir uns auf dem Rückweg zu meinem Haus machten, also glaubte ich ehrlich gesagt nicht, dass es eine Chance gab, sie zu finden. Ich schätze, ich würde es Dru einfach erklären müssen, obwohl ich mir nicht sicher war, dass sie es verstehen würde.
Wir fuhren nach Hause und Jerry rieb meinen Arm, so wie es meine Großmutter immer tat, wenn mir kalt war, sie versuchte mich zu beruhigen oder aufzumuntern, aber ich brauchte eigentlich keine Aufmunterung. Trotz der Tatsache, dass ich mir Sorgen wegen Dru und ihrer, äh ... Tendenz Überzureagieren machte, fühlte ich mich unglaublich glücklich.
"Also, Sadie.", sagte er und wackelte mit den Augenbrauen, als wir auf diese Straße fuhren, die eine Art Abkürzung zwischen dem Teil der Stadt, in dem ich wohnte, und dem Teil, in dem er wohnte, war, die jedoch nicht von vielen benutzt wurde, weil kaum einer sie kannte. "Willst du morgen Abend ..."
Aber ich kam nicht dazu, ihn ausreden zu lassen, denn etwa 30 Meter vor uns, schien jemand auf die Straße gesprungen zu sein. "JERRY.", schrie ich, da ich bemerkte, dass er nicht auf die Straße, sondern mich anschaute. "Stopp. Pass auf."
Er schaute nach vorn, trat auf die Bremse und fluchte, als wir beide nach vorne geschleudert wurden (auch wenn wir glücklicherweise angeschnallt waren). Wir hielten gut einen Meter vor der Person an, aber mein Herz raste immer noch. Jerry öffnete seine Tür und sprang raus, wahrscheinlich um sicherzugehen, dass niemand verletzt war und ich tat es ihm gleich. Es war irgendwie schwer, die Person zu sehen, weil sie zurück zu dem gegangen war, was anscheinend ihr Auto am Straßenrand war, als ich merkte, dass es gefährlich so aus sah wie das ...
"Lucy.", donnerte Flor. "Ich habe dir gesagt, dass du ihre Aufmerksamkeit erregen sollst, nicht, dass du dich vor sie stürzen sollst."
"Nun, es hat funktioniert, oder nicht?", erwiderte Lucy."
"Lucy? Flor?", sagte ich.
"Na wer hätte das gedacht.", sagte Jerry grinsend. "Wenn man vom Teufel spricht. Das ist wie Magie oder so."
Oder vielleicht ein Märchen. Aber das sagte ich nicht laut. Ich würde genug Probleme haben, sie nach Hause zu zwingen, ohne dass sie mich für verrückt hielten.
"Unser Auto ist liegengeblieben.", schnaufte Flor. "Eigentlich ist Jimmys Auto liegengeblieben."
"Wo ist er?", wollte Jerry wissen.
"Auf dem Rücksitz mit Charles.", antwortete sie, ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.
"Für dich heißt es Charlie.", sagte Lucy. "Und ohne ihn wären wir gar nicht erst so weit gekommen."
"Ja, nur weil dein Freund Jimmy herausgefordert hat 160 km/h zu fahren. Wenn wir vor dieser Stelle eine Panne gehabt hätten, hätte uns vielleicht früher jemand gefunden.", schrie Flor. Freund? Aber wenn er wirklich Lucys Freund war, bedeutete das, dass sie Jerry nicht mehr mochte. Ich meine, hatte ich überhaupt einen Grund, mir Sorgen zu machen? Aber konnte sie eine so kurze Aufmerksamkeitsspanne haben?
Okay, ja.
"Hey Leute, ist schon okay.", sagte Jerry. "Ich habe meinen Truck, ich kann euch zurück zu Sadie fahren." In mir kribbelte alles, als er meinen Namen sagte, was völlig lächerlich war.
"Ja, aber was ist mit Jimmy?", fragte Flor, die trotz all ihrer Wut tatsächlich sehr besorgt aussah. "Er und Charlie sind irgendwie ohnmächtig geworden."
Jerry sah so aus, als würde er versuchen, nicht mit den Augen zu rollen. "Gib mir ihre Adressen, und ich komme zurück und gebe ihnen Starthilfe, nachdem ich euch beide nach Hause gebracht habe."
Flor nickte, schrieb die Adressen auf und wir fuhren sie nach Hause. Ich konnte es nicht glauben. Es war zehn Minuten nach Mitternacht, aber als wir bei mir zu Hause ankamen, schien Dru das nicht zu bemerken, sie war nur erleichtert, dass es ihren Kindern gut ging. Vielleicht war sie ja doch ein Mensch.
Andererseits wusste ich nicht, ob ich es ertragen konnte, mit ihr zu leben. Was, wenn ich noch etwas tun musste und einen Fehler machte? Würde sie explodieren und versuchen, meinen Vater davon zu überzeugen, mich auf ein Internat zu schicken (nicht, dass ich ehrlich gesagt glaube, dass er das tun würde)?
Kein Wunder, dass die Zwillinge so waren, wie sie waren.
Nichts böse gemeint.
Jimmy und Charlie nach Hause zu bringen, war wirklich lustig, wegen all der Kommentare, die Jerry machte, vor allem, wenn er ihre Arme bewegte und sie in der Nase bohren ließ oder was auch immer. Ich lachte so heftig, dass ich dachte, meine Milz würde platzen.
Flor schien es nichts auszumachen, dass sie zu Hause bleiben musste, obwohl mein Vater mich lange genug mit Jerry mitgehen ließ, um die Freunde der Zwillinge abzusetzen (obwohl wir Flor zuliebe nicht erwähnten, warum wir sie nach Hause bringen mussten).
Als wir gerade wieder in seinen Truck einsteigen wollten, nachdem wir Charlie sicher bei seiner Mutter abgesetzt hatten (Charlie war offenbar noch nicht auf dem College, wie Jimmy, obwohl er fast genauso alt aussah), die uns versicherte, dass das nie wieder passieren würde, wenn sie etwas damit zu tun hätte, blieb Jerry stehen und zog mich zu sich heran.
"Endlich.", sagte er. "Etwas Ruhe und Frieden."
Ich nickte, legte meine Arme um seinen Nacken und fühlte mich wie auf einen Bild in einem Märchenbuch von Dornröschen und Prinz Charming, nur besser, weil ich kein großes, ausladendes Kleid tragen musste.
"Also.", wackelte er mit seinen Augenbrauen. "Worauf ich hinauswollte, bevor ich Lucy fast überfahren hätte ... Sadie?", wollte er wissen.
"Ja?"
"Würdest du mir die Ehre erweisen, dich morgen Abend auszuführen?"
Ich nickte, weil ich wusste, wenn ich versuchen würde, etwas zu sagen, würde ich stattdessen nur quieken, und er beugte sich herunter und küsste mich erneut. Und ich konnte die drei Feen aus Dornröschen in meinem Bauch herumflattern spüren.
(Ein Scherz - hätte beinahe den Moment ruinierte, nicht wahr?)
Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Nun, zumindest bis zur Hochzeit meines Vaters.
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