18. Ball Gowns and Melt Downs
Ich konnte bis wer weiß wann genau nicht einschlafen, weil ich mich so sehr darauf konzentrierte nicht zu denken. Zumindest nicht über besonders .... komplizierte Dinge. Ich hatte schon zu viel darüber nachgedacht, so wie es war. Ich hatte so viel Zeit damit verbracht, mich selbst von verschiedenen Dingen zu überzeugen, dass ich nicht mehr sicher war, wie ich eigentlich fühlte.
Was den Ringen unter meinen Augen nicht gerade zuträglich war. Noch eine schlaflose Nacht und ich würde mitten in der Chemiestunde zusammenklappen.
Ich fragte mich, ob Jerry die Ringe unter meinen Augen bemerkt hatte. Dass sie nicht besonders attraktiv aussehen konnten, besonders draußen im natürlichen Licht, dessen war ich mir sicher.
Ich beschloss, dass es in meinem besten Interesse lag, so gut wie möglich zu versuchen, einzuschlafen. Ich dachte an Regenwälder, an nasse Blätter, die so grün waren, dass man sie anfassen wollte, nur um sicherzugehen, dass sie echt waren .... und Eiscreme. Ich mochte Eiscreme sehr ... und Blumen und ... mmm ....
Als Nächstes schlüpfte ich in dieses seidige rote Kleid. Der Ball war heute Abend. Während ich den Reißverschluss hinten zumachte, machte ich mich auf den Weg ins Bad, mein Magen war wie verknotet. Stirnrunzelnd betrachtete ich mein Spiegelbild; mein Haar war praktisch ein Afro. Ich versuchte, meine Bürste zu finden, aber sie war nirgends zu finden. Ich fing an, hektisch zu werden, und dann klingelte es an der Tür.
Ich ging langsam zur Treppe und merkte plötzlich, dass ich mich nicht erinnern konnte, mit wem ich dorthin ging. Es hätte offensichtlich sein müssen, aber ich hatte das Gefühl, dass kürzlich etwas Wichtiges war, ich konnte mich nur nicht erinnern, was.
Das Gefühl war jedoch tiefer als das. Es war, als würde die Angst durch mich hindurchströmen, was völlig irrational war, weil ich zu einem Schulball ging. Aber ich hatte das gleiche Gefühl, dass ich hatte, wenn ich Horror Filme schaute, als ob ich, wenn ich die Treppe hinunterging, jemanden tot vorfinden würde und alle Türen mit Ketten verschlossen wären.
Plötzlich hörte ich Schritte, die die Treppe hinaufkamen, die ich gerade hinuntergehen wollte. Sie waren zu schnell - niemand konnte sich so schnell bewegen. Zumindest kein Mensch.
Oh. Zuerst war ich fast erleichtert zu sehen, dass es Apakoh war, aber dann sah ich, dass er etwas im Maul hatte, das aussah wie ein blutiger, zerrissener Smoking ...
Ich wachte auf, und Apakoh stand auf mir drauf.
Ich schrie aus Leibeskräften und er sprang von mir herunter, als ich aus dem Bett fiel, was zum Teil daran lag, dass sich meine Beine in meiner Decke verheddert hatten. Apakoh fing an in meinem Zimmer herumzurennen und wie verrückt zu bellen.
Ich versuchte ihn zu beruhigen, damit mein Vater nicht aufwachte, aber der stand nach etwa dreißig Sekunden an meiner Tür und sah sehr besorgt aus.
"Was ist los?", fragte er.
"Nichts.", sagte ich, irgendwie verärgert, aber nicht über ihn, sondern hauptsächlich über mich selbst. Und Apakoh. "Aber was macht der Hund von Dru hier?"
Ich hätte schwören können, dass er rot wurde. "Sie wollte, dass er heute Nacht hier bleibt, während sie daran arbeiten, ihre Wohnung herzurichten."
Mir wurde schlecht und ich wollte nichts mehr hören. Der Gedanke, dass Dru in meinem Haus wohnte, reichte aus, dass jedem mulmig werden würde.
Mein Vater brachte Apakoh weg und versprach, dass dieser mich nicht mehr belästigen würde, sobald er etwas zu essen bekäme. Ich beschloss, dass es sowieso sicherer wäre, wenn ich mein Bücherregal vor die Tür schieben würde.
Ich konnte nicht wieder einschlafen, nicht dass ich das zu diesem Zeitpunkt wirklich wollte. Also holte ich stattdessen alle meine alten Märchenbücher heraus und las sie durch, um zu sehen, ob es eine Geschichte gab, die zur Lösung all meiner Probleme herangezogen werden konnte.
Es gab natürlich keine.
Ich wollte aus Gründen, über die ich nicht nachdenken wollte, nicht zur Schule gehen, aber auf keinen Fall würde ich zu Hause bleiben. Ich nahm mir die extra Zeit, um zu duschen und ein nettes Outfit auszusuchen. Nicht, dass ich versuchte, nett auszusehen.
Mein Vater ging zur Arbeit, kurz bevor ich zur Schule losgehen musste. Er musste noch ein paar Dinge überprüfen, bevor er wieder mit den Hochzeitsplanen anfing.
Ich wollte gerade zur üblichen Zeit losgehen, als ich diese wirklich weichen Dekokissen sah, die Dru auf unserem Sofa gelegt hatte. Ich beschloss, wenn ich mich nur für ein paar Minuten ausruhen würde, würde ich nicht zu spät kommen. Genau genommen war ich normalerweise ziemlich früh dran.
Es war an der Zeit, die Kontrolle zu übernehmen. Fünf Minuten Verspätung würden mir nicht Schaden. Ich war Herr der Lage.
*****
Als ich aufwachte, war es fast Mittagszeit. Ich überlegte tatsächlich, für den Rest des Tages zu Hause zu bleiben, aber dann hörte ich draußen Stimmen. Das musste es gewesen sein, was mich überhaupt erst geweckt hatte. Meine Augen weiteten sich, als ich vorne aus dem Fenster schaute und meinen Dad, Dru und ein paar andere Leute, auf die Tür zukommen sah.
Ich drehte mich um, schnappte mir meinen Rucksack und rannte so schnell wie möglich zur Hintertür. Im Hinterhof wollte ich gerade das Tor aufstoßen, nur um festzustellen, dass es zu gerostet war.
Ich rannte zum hintersten Zaun, dem, der mit den Leuten hinter uns verbunden war, und entschied, dass dies mein einziger Ausweg war. Ich warf meinen Rucksack hinüber, nahm Anlauf und hoffte inständig, dass ich genug Kraft in den Armen hatte, um mich hinüberzuziehen.
Hatte ich. Ich schaffte es. Irgendwie zumindest. Meine Arme zitterten von der Belastung meiner Muskeln, aber ich würde es hinüberschaffen. Ich musste mich nur noch hinunter hangeln und sanft landen, dann zur Schule laufen und so tun, als hätte ich nicht den halben Tag verpasst. Und Rose, Erik und Jerry aus dem Weg gehen.
*****
Der Busch fing meinen Sturz ab, wenngleich es meiner Frisur nicht zugutekam.
Als ich im Busch lag, fragte ich mich, warum ich meinem Vater nicht einfach gesagt hatte, dass ich eingeschlafen war. Er hätte mich wahrscheinlich den Rest des Tages zu Hause bleiben lassen.
Das wäre vielleicht eine gute Idee gewesen.
Als ich in der Schule ankam, war die Mittagspause bereits vorbei und alle waren auf dem Weg zur fünften Stunde. Ich versuche locker auszusehen, während ich zu meinem Spind lief, war jedoch überrascht, dass ich ein paar 'Wo warst du?'-s von Leuten aus verschiedenen Clubs, in denen ich war, bekam, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie sich an mich erinnern würden.
Sobald ich an meinem Schließfach ankam, war ich sogar noch überraschter, Jerry daneben stehen zu sehen, der etwas verärgert aussah. Meine erste Reaktion war, wütend auf Lucy zu sein. Hatte sie ihm etwas gesagt? Nicht, dass es etwas zu erzählen gegeben hätte, aber was, wenn sie meine Reaktion, dass sie Jerry mochte, als Eifersucht missverstanden hatte?
Als er mich jedoch sah, hörte er auf, die Stirn zu runzeln, und mein Herz machte einen Sprung. Ich überlegte mich umzudrehen und so zu tun, als müsste ich auf die Toilette oder so, aber in letzter Zeit lief es mit Plänen nicht besonders gut.
"Hey.", grüßte ich lässig.
"Hey.", grüßte er zurück und stellte sich aufrechter hin. "Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du in Schwierigkeiten geraten bist oder so ..."
"Du hast dir Sorgen um mich gemacht?", krächzte ich, obwohl ich eigentlich weniger nach einem durchgeknallten Stalker klingen wollte.
Er lehnte sich wieder gegen die Schließfächer. "Ähm ... Ja. Ich meine, nein. Ich meine, ich hatte nur Angst, dass Dru die Sache mit der Militär Schule durchgezogen hätte. Oder was auch immer."
"Oh.", seufzte ich und war etwas enttäuscht. "Also, keine Ahnung. Vielleicht. Sie hat dich wirklich gemocht, was seltsam ist."
"Oh.", er lächelte traurig.
"Warte.", ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Das kam jetzt nicht richtig rüber."
Er grinste und rollte mit den Augen, dann sah er mich an und runzelte die Stirn. "Dein Gesicht.", sagte er und musterte es.
Mein ... Gesicht? Miein Herz wurde schwer.
"Du blutest.", sagte er. "Und sind das ... Blätter in deinem Haar?"
Ich musste erklären, was passiert war - alles, einschließlich der Sache mit dem Fallen in einem Busch -, bevor er zufrieden war. Ich sagte ihm, dass ich mein Gesicht waschen gehen würde, in der Hoffnung, dass er zum Unterricht gehen würde und ich mich im Selbstmitleid suhlen konnte, aber als ich wieder herauskam, wartete er immer noch auf mich.
"Du kommst zu spät.", schimpfte ich, hauptsächlich, weil mein Ausweichplan keineswegs funktionierte.
"Was gibt es sonst Neues?", lächelte er schief, was ihn Grübchen in seinen Wangen bescherte.
Ich hätte zu Hause bleiben sollen.
******
Der einzigen Person, der ich tatsächlich aus dem Weg gehen konnte, war Rose, und das nur, weil sie mir auch aus dem Weg ging. Ich glaube, sie ging Erik ebenfalls aus dem Weg, aber andererseits, tat sie das anscheinend immer. Jerry ging sie allerdings nicht aus dem Weg. Tatsächlich war sie jedes Mal, wenn ich sie sah, bei ihm.
Ich beschloss mich auf Erik zu konzentrieren. Nun, zuerst tat ich das.
"Hey.", lächelte er, als er mich zum ersten Mal an diesem Tag sah, auf eine Art und Weise, die selbst die Fakultätsmitglieder entzückt hätte. "Wir haben geschwänzt, was?"
Er hatte dabei auch gezwinkert. Ich hätte dahinschmelzen müssen. Nur, dass ich das nicht tat. Kein bisschen. Es war etwas enttäuschend, im Vergleich zu dem, was Jerry gesagt hatte.
Was war mein Problem? Sobald Erik Anzeichen zeigte, dass er mich mochte, begann ich automatisch, mich in Jerrys Nähe komisch zu fühlen. Hatte ich den überhaupt kein bisschen Würde? Jerry verdiente etwas Besseres.
Außer, dass du ihn schon vorher mochtest.
Tat ich das wirklich?
Ja.
Nein. Nein, das hatte ich nicht. Ich war einfach nur egoistisch. Das war es. Das löste all meine Probleme. Na ja, eins. Wie auch immer, ich kann wieder anfangen mich in Jerrys Nähe normal zu verhalten, jetzt wo ich weiß, was los ist.
Aber das weißt du nicht.
Manchmal hasste ich mich selbst.
****
Nach der Schule überlegte ich, Jerry aus dem Weg zu gehen, zu Bigbucks zu laufen und genug Geld zu stehlen, um nach Tibet abzuhauen.
Nun, jedenfalls als Erstes. Nur war ich zu dem Zeitpunkt, als ich herausfand, in welche Richtung ich gehen musste, schon nah genug an seinem Auto, dass er mich sehen konnte. Ich war, während ich die ganze Zeit lang nachgedacht hatte, geistesabwesend dorthin gelaufen. Das hätte mir sagen müssen, dass ich hätte sofort losrennen sollte.
Das ist nur Gewohnheit, versicherte ich mir und zuckte mit den Schultern. Ich bereitete mich darauf vor, ihm irgendeine schwachsinnige Geschichte über ... irgendwas zu erzählen, als ich näher kam. Er sah mich und grinste, und mein Magen fühlte sich so an, als würde er gleich platzen, nur auf eine gute Art. Was nicht möglich sein sollte.
"Hey.", strahlte Emily, und sprang hinter ihm hervor. Ich hätte mir fast ins Höschen gemacht.
Ich murmelte etwas Unzusammenhängendes und errötete heftig. Ich konnte Jerry nicht ansehen, also konzentrierte ich mich auf Emily, was schwer war, weil sie wie wild herumhüpfte.
"Rate mal.", sagte sie und fuhr, ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, fort: "Ich habe heute frei. Also wollten Jerry und ich abhängen, und ich hatte gehofft, du könntest auch."
Nein, tut mir leid, ich kann nicht. Ich muss bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen. Nur konnte ich die Worte in meinem Mund nicht formen, ohne Angst zu haben, dass ich etwas über den wahren Grund, warum ich nicht mit ihnen abhängen konnte, sagen würde. Weil ich etwas Unüberlegtes tun könnte. Und weil es mir irgendwie nichts ausmachte, Zeit mit Jerry zu verbringen, auch wenn ich wusste, dass es mich möglicherweise dazu bringen könnte, besagte unüberlegte Sachen zu tun.
"Sadie?", fragte Emily und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum.
"Uh, ja?", blinzelte ich.
Sie zuckte nur mit den Schultern. "Du siehst verwirrt aus."
Ich beschloss, dass es das Beste wäre, nicht zu versuchen, eine Antwort darauf zu plappern.
****
Etwas mehr als fünfzehn Minuten später befanden wir uns im Gastronomie Bereich des Einkaufszentrums und teilten uns einen riesigen Teller mit käse-überzogenen Pommes. Es war nicht so unangenehm, wie ich erwartet hatte: Emily hatte einer dieser Persönlichkeiten, bei der sich einfach jeder einbezogen fühlte.
Nur das ich es irgendwie vermied, mit Jerry zu reden, mehr als nötig gewesen wäre, denn ich konnte ihn immer noch kaum ansehen. Das machte es allerdings auch etwas schwierig, nach den Pommes zu greifen, da ich Angst hatte, dass sich unsere Hände berühren könnten. Ich meine, Jerrys und Emilys Hände brachten sich praktisch gegenseitig um, um an die Pommes zu kommen, aber es war einfach ... anders. Nur Emily und ich waren auf der gleichen Freundschaftsebene, oder? ODER?
"Sadie?", sagte Jerry und hob eine Augenbraue. "Geht es dir gut? Magst du keinen Käse?"
"Nein.", erwiderte ich etwas schnippisch, obwohl ich gar nicht sauer auf ihn war. Nur auf mich selbst. Und immer noch auf Apakoh. "Ich mag dich. Ich meine Käse."
Mein Blick schnellte automatisch nach oben, um ihn anzusehen. Ich war völlig entsetzt. Und erwartete total, dass er lachen würde, denn das hatte ich mehr als einmal, als Überraschungsreaktion von ihm bekommen, aber nein. Er sah mich nicht einmal an. Er schaute, sehr aufmerksam, auf irgendetwas unter dem Tisch, als ob da unten eine Maus wäre oder so.
Ich entschied, dass es das Beste wäre, es zu ignorieren. "Also.", sagte ich und tat so, als würde ich lachen. "Welche Läden wollt ihr euch denn ansehen?"
Emily wurde daraufhin munter. "Nun.", begann sie. "Ich weiß, dass auf eurer Schule bald ein Ball stattfindet, richtig? Unserer ist erst in einen Monat oder so, aber egal. Du hast noch kein Kleid, oder?"
"Ähm, nein."
"Oh. Also gehst du schon mit jemanden hin?", sie zwinkerte mir zu. Zumindest glaubte ich, dass sie mir zugezwinkert hatte. Es sah jedoch fast so aus, als hätte sie Jerry zugezwinkert, aber das wäre irgendwie dumm von ihr gewesen, da er immer noch nach unten schaute.
"Ähm.", antwortete ich erneut. "Ja."
"Oh." Sie runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue in die Höhe, was ich nicht so ganz verstand. "Mit wem?"
"Erik ... äh ... ja." Ich nickte und versuchte, begeistert auszusehen, denn das war ich wirklich.
"Weido.", murmelte Jerry.
"Wie hast du mich genannt?", schnaubte Emily.
"Nein, das ist sein Nachname.", sagte er, richtete sich auf und sah sie grinsend an. "Er ist ein ziemlich cooler Typ."
Moment, was? Ich dachte, sie konnten einander nicht ausstehen. Es spielte jedoch keine Rolle. Ich meine, das ist gut. Yay. Huzzah.
"Oh." Auf Emilys Stirn bildeten sich noch mehr Falten. "Du gehst mit diesen Erik Typen hin, ja?"
"Ähm, ja."
"Oh.", sagte sie erneut. "Bist du sicher?"
"Ähm.", blinzelte ich. "Ja. Ich denke schon. Warum?"
"Oh.", seufzte sie ein letztes Mal. "Nun, du brauchst trotzdem ein Kleid."
Ich überlegte, wie ich kein Kleid brauchen könnte, nur weil ich mit Erik ging, vergaß aber, darüber nachzudenken, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, darüber nachzudenken, woher ich den Namen Weido kannte. Ich meine, ich nahm an, dass ich ihn nur gehört haben musste, weil ich Zeit mit Erik verbracht hatte, aber -
"OhmeinGott.", sagte Emily, packte mich am Arm und zog mich in eine kleine Boutique. "Dieser Laden rockt."
Jerry lachte, was mich aus irgendeinem Grund wütend machte. Verstand er nicht den Erst der Lage, dass er Erik mochte? Er konnte nicht einfach seine Meinung über solche Dinge ändern. "Ich dachte, du hasst Kleider.", kommentierte er.
Emily verdrehte die Augen. "Ich hasse es, Kleider zu tragen. Ich bin jedoch ein Mädchen und neige daher von Natur aus zu Kleidern. Es liegt mir im Blut, Mann."
Jerry dachte darüber nach und rümpfte die Nase, bei all dem Firlefanz, an dem wir vorbeigingen. "Ich glaube, ich warte einfach hier.", sagte er und schritt seitwärts in einen offeneren Teil des Ladens.
Eigentlich wäre ich gerne mit ihm dort geblieben. Ich meine, nicht mit ihm, sondern an einem Ort, an dem ich nicht in zu kurze und zu enge Kleider gezwängt würde, vor allem nicht wegen meiner gigantischen Größe.
Nachdem ich in etwa 87.000 verschiedene Kleider geschoben wurde (von denen die meisten eigentlich ziemlich süß waren, nur zu kurz für mich. Emily hatte einen überraschend guten Geschmack. Nicht, dass ich angenommen hatte, dass sie das nicht hatte.), hatte ich langsam die Nase voll.
Aber dann sah ich endlich eines, das mir tatsächlich gefiel: Es war rosa. Die obere Hälfte war enganliegend, jedoch war die untere Hälfte ausladend, wie bei der Tussi in der Zauberer von Oz. Es war umwerfend. Aber sobald ich es anfasste, verzog Emily das Gesicht.
"Was?", blinzelte ich und befühlte es. Es glitzerte überall.
Sie rümpfte die Nase. "Es ist nur ...", seufzte sie. "Na ja, es ist rosa."
"Und?", fragte ich.
"Es ist rosa.", wiederholte sie sachlich, als wäre dieses Konzept das Selbstverständlichste auf der Welt. "Ich meine, ich mag das Design, aber komm schon, Sadie. Rosa?"
"Ich mag Rosa.", runzelte ich die Stirn.
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe und zuckte mit den Schultern. "Jedem das Seine, schätze ich. Aber nur zu, probiere es an."
"Okay.", sagte ich und schnappte mir das Kleid. Ich glaube sie war froh, meinen Enthusiasmus zu sehen, der bei den letzten Kleidern gefehlt hatte.
Ich brauchte eine Minute, um hineinzukommen, da es so schwierig war, herauszufinden, wo meine Beine bei all den Stoff hingehörten, aber als ich es einmal anhatte, war es unglaublich. Es war, als befände ich mich auf einer völlig neuen Existenzebene, die ich mir nicht einmal vorgestellt hatte.
Es war, als hätte ich eine Handschelle um meiner Taille.
"Äh, schon gut.", rief ich und versuchte verzweifelt den Reißverschluss zu öffnen, jedoch konnte ich ihn nicht erreichen. "Du hattest recht. Das Kleid ist zu, äh, rosa."
In Herrgotts Namen, ich kam nicht an den Reißverschluss. Was hatte ich in den letzten zweieinhalb Jahren im Sportunterricht gemacht?
Oh, Moment, genau. Dem Lacrosse-Team der Jungs zugesehen.
"Aw, Sadie.", sagte Emily. "Ich hab nur Spaß gemacht. Mehr oder weniger. Lass es uns wenigstens an dir sehen, da es das einzige ist, an dem du Interesse gezeigt hast."
"Es ist zu klein.", rief ich mit dem letzten Rest meines Atems.
"Ach, reiß dich zusammen.", lachte sie. "Sie sollen eng sein, um dein, du weißt schon, Selbstvertrauen zu betonen."
Ich schluckte es buchstäblich hinunter und merkte dann, dass ich nicht auf das antworten konnte, was sie gesagt hatte, weil ich nicht atmete. Mir wurde so langsam schwindelig. Oh mein Gott, dachte ich. Ich werde Ohnmächtig. Ich werde ohnmächtig und mich total vor Jerry blamieren. Außer vielleicht, dass er mir eine Mund-zu-Mund-Beatmung geben muss. Moment, aber ich will nicht, dass er ...
Plötzlich nahm ich einen scharfen Atemzug und meine Lungen füllten sich mit Luft. Und ich hörte das hässliche Geräusch, vom reißenden Stoff.
Ups.
***
Zum Glück vermieden wir es, dem Ladenbesitzer gegenüber zu erwähnen, dass ich es zerrissen hatte, und ich hätte es auch Jerry gegenüber nicht erwähnt, wenn Emily nicht immer noch darüber gelacht hätte. Selbst nachdem wir aus dem Laden gekommen waren.
Jerry lachte ebenfalls, wie ich bemerkte, also vermied ich es, ihn anzusehen, denn er sah besonders gut aus, wenn er lächelte oder lachte.
Ich zog ernsthaft in Erwägung, zurück in den Laden zu gehen und mich mit einem der XL-Kleider zu erdrosseln, aber Emily sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte. Jerrys Mutter hatte recht damit gehabt, dass sie besonnen war. Sie machte alles so praktisch, dass es einfach erschien. Das war zur Abwechslung mal schön.
Aber dann kamen wir auf den Parkplatz und sie musste zu ihrem eigenen Auto gehen. Und ich, die mit Jerry mitfahren würde, konnte ihm nicht mehr länger ausweichen. Zumindest nicht mehr viel.
"Also.", grinste er und öffnete die Tür für mich. "Ich schätze, Kleider kaufen ist wirklich so schwer, wie es aussieht."
"Ja.", ich schüttelte den Kopf verneinend. "Ich meine, nein. Ich meine, das ist es."
Er wollte noch etwas sagen, runzelte aber die Stirn, als er schließlich bemerkte, wie ich ihn ausdruckslos anstarrte und jeden Muskel in meinem Gesicht benutzte, um zu vermeiden, dass mein Gesichtsausdruck verriet, was immer ich fühlte.
"Sadie?", er neigte seinen Kopf zur Seite. "Geht es dir gut?"
"Uh-huh.", nickte ich und sah zu Boden.
"Bist du sicher, dass du nicht sauer auf mich bist?" Er klang traurig. "Du hast heute nicht wirklich viel zu mir gesagt."
So ein Mist. Ich hatte gehofft, er würde es nicht bemerken. "Nein, wirklich, bin ich nicht.", versicherte ich ihm. "Ich hatte nur den Kopf ziemlich voll. Mit der Hochzeit und, du weißt schon, dem Ball und so."
"Oh.", er runzelte die Stirn.
"Ich meine, ich habe immer noch kein Kleid und sowas.", murmelte ich.
"Na ja.", er lächelte aufmunternd. "Es ist nur ein Kleid. Du würdest in jedem von ihnen gut aussehen. Ich meine, sie sehen sowieso alle gleich aus, also was soll's?"
Ich seufzte und zuckte mit den Schultern. "Nun, ich meine, es ist wie diese eine große Nacht, in der man sich auftakelt. Das will man nicht vermasseln, indem man das falsche Kleid nimmt."
"Also.", er zog eine Augenbraue in die Höhe. "Denkst du wirklich, Erik würde sich dafür interessieren, wie dein Kleid aussieht?"
"Nein.", antwortete ich. "Aber vielleicht würde es ihn interessieren, dass es mir wichtig ist, wie mein Kleid aussieht." Oh, Scheiße. Ich hatte wirklich keine Ahnung, woher das kam. Warum wurde ich wegen Erik so defensiv?
Er runzelte erneut die Stirn. "So habe ich das nicht gemeint.", sagte er.
Ich weiß. Das war alles, was ich hätte sagen müssen. Ganz im Ernst. So einfach wäre es gewesen. "Vielleicht würdest du es mehr verstehen, wenn du mit jemanden hingehen würdest."
"Tue ich doch.", murmelte er und sah zu Boden.
"Ich meine, dann würdest du vielleicht erkennen - warte, was?", blinzelte ich, mein Herz schlug schneller.
"Was meinst du mit, was?", er schaute in die andere Richtung.
"Mit wem gehst du hin?", verlangte ich, auch wenn es nur eine einfache Frage war. Ich konnte mein Haus bereits sehen, aber ich würde auf keinen Fall aussteigen, bevor ich es herausgefunden hatte.
Ich musste jedoch nicht warten. Er verschwendete keine Zeit damit, es mir zu sagen.
"Rose.", murmelte er.
"Was?", hauchte ich, obwohl ich ihm beim ersten Mal ganz klar verstanden hatte.
"Ich gehe mit Rose hin.", sagte er.
"Aber.", stotterte ich und versuchte mich zu beruhigen. "Woher kennt ihr beiden euch überhaupt? Ich meine, wann hast du jemals mit ihr gesprochen?"
"Du bist nicht der einzige Mensch auf der Welt.", sagte er leise, als würde er darüber nachdenken, es gar nicht zu sagen. Na ja. Gut. wenn er so sein wollte.
Sobald er den Truck anhielt, stieß ich meine Tür auf, nur um zu zeigen, dass ich genauso verärgert war wie er, denn ich war mir nicht sicher, ob er das überhaupt bemerkt hatte, oder warum einer von uns beiden überhaupt verärgert war, und sprang aus dem Truck.
Nur, dass ich vergessen hatte, den Sicherheitsgurt zu lösen.
Ich machte ein abstoßendes Geräusch und schlug mit dem Rücken gegen den Sitz, dann schnallte ich mich sehr vorsichtig ab und murmelte einen Abschiedsgruß, während ich so schnell wie möglich davonlief. Ich bemerkte allerdings, dass er erst wegfuhr, als ich sicher im Haus war.
Alle waren sauer auf mich, außer Erik, und ich begann plötzlich darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn er sauer auf mich wäre. Würde ich es überhaupt bemerken? Mein Vater heiratete die böse Hexe des Westens. In anderthalb Wochen sollte ich auf einen Ball gehen, und ich hatte immer noch kein Kleid.
Und zu allem Überfluss, aß, als ich in mein Zimmer ging, um mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen und auszuweinen, Apakoh meine Hausaufgaben.
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