16. Overthrwoing the Queen

Den Rest des Tages, wann immer ich Erik sah, sah er irgendwie verlegen oder schuldbewusst aus. Ich fing an zu denken, dass er wusste, dass er der Grund war, warum Rose sauer auf mich war. Es war aber absolut nicht seine Schuld. Das war eine Sache zwischen Rose und mir, und er hatte wirklich nichts damit zu tun. Mehr oder weniger zumindest.


Rose konnte ziemlich aufbrausend sein, aber sie ließ es selten an mir aus. Das einzige Mal, dass sie tatsächlich wütend auf mich war, war, als sie wirklich einen Grund dafür hatte. Ich denke, dass sie möglicherweise gerade ihre Midlife-Crisis durchmacht. Einfach ein paar Jahrzehnte zu früh.


Ich hatte allerdings nicht viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Sobald ich nach Hause kam - Jerry war immer noch so nett mich mitzunehmen, obwohl ich ihn aus irgendeinem Grund den ganzen Tag nicht gesehen hatte - wurde ich von Hochzeitsplänen begrüßt.


Wenn ihr noch nie direkt an einer Hochzeit beteiligt wart, wärt ihr bestimmt überrascht, wie viel Arbeit darin steckt. Heilige Scheiße, ich wusste nicht, wie jemand so viele Entscheidung  über irgendetwas treffen konnte. Wenn ihr mich fragt, gibt es absolut keinen Unterschied zwischen 'cremefarben' und 'weißlich'.


Aber vielleicht liegt das nur an mir.


Eines wusste ich jedoch, dass ich nichts damit zu tun haben wollte. Hauptsächlich, weil ich nicht daran erinnert werden wollte, das Dru vorhatte, meine Stiefmutter zu werden, aber auch, weil ich mich ein wenig schuldig fühlte, weil ich es verhindern wollte. 


Es war allerdings nicht allzu schwer, alles auszulassen, wenn man bedenkt, dass Lucy und Flor ebenfalls nicht da waren. Ich sagte Dru einfach immer wieder, das sie wahrscheinlich bei Bigbucks waren, obwohl ich absolut keine Ahnung hatte, ob das stimmte oder nicht.


Der Gedanke an Lucy und Flor erinnerte mich jedoch an das, worüber ich zuvor nachgedacht hatte. Sie sagten, dass sie Dru erzählen würden, dass ich mit Jerry herumhing und das dieser in einer Gang war. Jerry war natürlich in keiner Gang.


Aber das wusste Dru ja nicht.


Da mein Handy immer noch kaputt war, konnte ich es nicht benutzen, um ihn anzurufen. Ich wollte das Haustelefon nicht benutzen, für den Fall, dass jemand mithörte, und außerdem war es wegen der Hochzeitspläne ständig besetzt.


Sie mussten es ernsthaft ein wenig runterfahren. Sie überstürzten das ganze, und das sage ich völlig unvoreingenommen. Irgendwie. Ich meine, Spontaneität konnte total romantisch sein, aber das hier war lächerlich.


Also würde ich zu Jerrys Haus fahren müssen. Ich  hoffte nur, dass ich mich daran erinnern konnte, wo es war und das er tatsächlich dort war.


Als ich wie ein Idiot vor seiner Haustüre stand, wurde mir plötzlich klar, wie wenig ich darüber nachgedacht hatte, dass Erik mich zum Ball eingeladen hatte. Ich meine, wirklich, das war das Aufregendste, was mir je passiert war. Ich schätzte, dass es wohl an dem Streit mit Rose lag und an dem Stress, dass ich dachte, dass mein Vater heiraten würde.


Es wird jedoch total Spaß machen. Wir würden tanzen, und, ähm, tanzen. Na ja, es war ein Ball in Herrgotts Namen. Was sollte man sonst dort machen?


Jerry würde wahrscheinlich an etwas anderes denken. Nicht, dass es überhaupt relevant wäre, denn das, woran er denken würde, wäre vermutlich Sachen auf Leute zu werfen. Okay, vielleicht auch nicht, aber....


"Sadie?", strahlte Steph, stieß die Tür auf und stieß mich fast von der Veranda, bevor sie auf mich sprang. Ich war überrascht, wie leicht sie war, in Anbetracht dessen, wie groß Jerry und der Rest seiner jüngeren Geschwister war. "Jerry hat nicht gesagt, dass du kommst."


"Oh.", erwiderte ich. "Nun, das liegt daran, weil..."


"Er sagt immer, wann du kommst. Er sagt eine Menge über dich."


"Ach wirklich?" Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und trug sie ins Innere, damit die Türe nicht länger offen stand. "Und was war das Letzte, was er über mich gesagt hat?"


"Er hat gesagt, du bist blasphemisch.", antwortete sie, runzelte nachdenklich die Stirn und sprach das etwas undeutlich aus.


"Oh.", blinzelte ich. "Was?"


"Er hat nichtsahnend und dumm gesagt.", warf der kleine Frechdachs vom letzten Mal ein, rannte an uns vorbei und streckte die Zunge heraus. 


"Oh.", jetzt runzelte ich ebenfalls die Stirn.


"Halt die Klappe, Alvin.", sagte sie und wandte sich wieder mir zu. "Ist das nicht gut?"


"Äh.", brachte ich hervor, und versuchte an einen Weg zu denken, dass das gut sein könnte. Es funktionierte nicht wirklich.


"Nun, er hat auch gesagt, dass du eine gute Sängerin bist.", versuchte sie es. Na also. Das war schon besser. "Er hat auch gesagt, du wärst hübsch."


Mein Herz machte einen unerklärlichen Hüpfer, aber ich brauchte nicht darüber nachzudenken, denn Alvin meldete sich wieder zu Wort. "Er hat nie gesagt, dass sie hübsch ist, du Lügnerin."


"Ja, nun, das ist sie." Steph streckte ihre Zunge heraus und grinste mich dann an, was mich erröten ließ, hauptsächlich, weil ich verwirrt war.


"Jerry steht nicht auf stinkende Mädchen.", schnaufte Alvin. "Er mag Baseball und Rennautos und -"


"Und isst kleine Jungs, die zu viel reden.", sagte Jerry, tauchte hinter ihm auf und kitzelte Alvin an den Rippen und hob ihn dann auf seine Schultern. "Tut mir leid.", formte er mit seinen Lippen, nahm seinen Bruder und setzte ihn bei einem anderen von ihnen ab. Alvin vergaß sofort, das wir da waren und fing wieder an, herumzurennen.


Das nenne ich mal eine kurze Aufmerksamkeitsspanne.


Jerry kam wieder zu mir und hob seine Augenbrauen. "Steph.", sagte er. "Willst du nicht mit Mary und Alice spielen gehen?"


"Nein." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Alles, was sie tun, ist mit Puppen zu spielen.  Sadie ist cooler als sie."


Er sah leicht frustriert aus, aber nicht so sehr, das Steph es bemerkte. "In Ordnung.", sagte er. "Ich schlage dir einen Deal vor. Wenn du jetzt mit ihnen spielen gehst, spiele ich später mit dir Fangen, nur du und ich, okay?"


"Okay, schätze ich.", seufzte sie. "Können wir dann draußen spielen?"


Er zwinkerte und lächelte warm, sodass seine Lachfalten hervortraten. "Ich werde es Mum nicht sagen, wenn du es nicht tust."


"Okay.", strahlte sie und ich setzte sie ab, woraufhin sie davon stürmte. 


Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. "Warum solltest du nicht draußen Fangen spielen?"


Er seufzte und lächelte halb. "Es ist keine große Sache. Sie hat nur kein sehr gutes Immunsystem. Sie ist wie Bubble...äh..Girl."


Ich spürte wie mich ein Anfall von Schuldgefühlen überrollte. Ich machte eine große Sache aus einem dummen kleinen Hund, und Steph schien nicht so, als würde sie bemerken, wenn sie Krebs hätte.


"Hey.", sagte Jerry, legte einen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an. "Es wird alles wieder gut, versprochen."


Ich flippte nicht einmal darüber aus, dass er mein Gesicht berührte, weil ich mich immer noch so schlecht wegen der Sache mit Apakoh fühlte. Ich meine, ich bin mir sicher, dass er ein sehr netter Hund war, wenn er nicht gerade Dinge angriff. Und vielleicht war Dru gar nicht so schlimm. Vielleicht - okay, vielleicht geht das etwas zu weit, aber trotzdem.


"Also.", sagte er und wackelte mit seinen Augenbrauen. "Was macht ein Mädchen wie du, an einem Ort wie diesem?"


Ich verdrehte die Augen und versuchte nicht zu lachen, aber ich konnte es nicht verhindern. "Du musst mir einen Gefallen tun.", sagte ich, obwohl ich anfing, mich sogar deswegen ein wenig schuldig zu fühlen.


"Sicher." Er zuckte mit den Schultern. "Was soll ich machen?"


"Ähm.", sagte ich, sah mich um und fühlte mich ein wenig paranoid. "Lass uns zu Bigbucks gehen, und dann erzähle ich es dir."


Er zog eine Augenbraue in die Höhe, zuckte aber mit den Schultern. "Was, hast du jemanden umgebracht oder so?"


"Nun.", erwiderte ich. "Noch nicht." Ein paar Sekunden nachdem ich das gesagt hatte, merkte ich, dass es vielleicht ein wenig unheimlich herübergekommen war, auch wenn ich nur einen Scherz gemacht hatte, aber da ich nicht in Stimmung für Witze war, war ich mir nicht sicher, ob es funktioniert hatte.


Mein Plan sollte aber funktionieren. Solange ich Jerry, Lucy und Flor dazu bringen konnte, mitzuspielen. Und so lange Apakoh mich vorher nicht zerfleischte. 


****


Als wir bei Bigbucks ankamen, war ich tatsächlich sehr überrascht, Lucy und Flor dort zu sehen. Ich meine, es war nicht so, dass ich annahm, dass sie lügen würden, denn das tat ich absolut nicht. Ich hatte nur das Gefühl, dass sie nicht wollten, dass ihre Mutter wusste, wo sie waren. Nun, vielleicht solltest du nicht irgendwelche Dinge annehmen.


Ugh.


Sie waren jedoch mit diesem Typen, der aussah, als ob er Ende fünfzig wäre, dort. Er war etwas pummelig, aber wirklich groß und irgendwie imposant, und gekleidet, in etwas, das ein Designer-Anzug zu sein schien. Glücklicherweise wollte er gerade gehen. Ich wollte nicht wirklich fragen, geschweige denn es herausfinden.


Jerry, der hinter mir gelaufen war und vermutlich über meinen Kopf hinweggeschaut hatte, rammte mich versehentlich, als ich plötzlich stehen blieb, so das Flor, Lucy und ihr, äh, Onkel vielleicht? - ... okay, vielleicht auch nicht. Er sah ihnen überhaupt nicht ähnlich. - uns nicht sehen würden. Ich war sozusagen zwischen ihm und der Tür eingeklemmt, und konnte nicht wirklich atmen, obwohl meine Durchblutung nicht unterbrochen war.


Ich beschloss, lieber darüber nachzudenken, wer dieser alte Mann war.


Sobald er jedoch weg war (zum Glück durch die andere Tür), ging ich schnell hinein, um zu ihnen zu gelangen, bevor sie auch gingen. Ich brauchte mir aber keine Sorgen zu machen. Lucy und Flor sahen nicht so aus, als hätten sie es eilig irgendwohin zu kommen.


"Hey.", grüßte ich sie und versuchte lässig zu klingen. "Ähm, wir müssen reden."


Flor zog eine Augenbraue in die Höhe, protestierte jedoch nicht. Ich brachte sie dazu, sich mit Jerry und mir an einen etwas abgelegenen Tisch in der hintersten Ecke zu setzen, in der Hoffnung, dass uns niemand belauschen würde. Nur für den Fall, dass Dru (oder Apakoh) Spione hatten. Was durchaus möglich war.


"Flor, Lucy.", sagte ich und nickte jedem von ihnen zu. "Wir haben festgestellt, dass keiner von uns will, dass unsere Eltern heiraten, richtig?"


"Uh-huh.", erwiderte Lucy, während Flor nickte.


"Also gut." Ich setzte mich etwas aufrechter hin und versuchte geschäftsmäßig auszusehen. "Ich denke, ich habe einen Plan, wie wir es aufhalten können."


Jerry und Flor zogen beide ihre Augenbrauen in die Höhe, jedoch sah zumindest Flor vage fasziniert aus, was ich durchaus zu schätzen wusste. "Ich mein's ernst. Ich glaube, es wird funktionieren. Alles, was wir tun müssen, ist, die jeweils schlechten Seiten von beiden hervorzuholen.", naja hauptsächlich Drus. "Und dann werden sie merken, dass sie sich dumm verhalten."


"In Ordnung.", sagte Flor. "Dann lass mal hören."


"Und was habe ich mit all dem zu tun?", wollte Jerry wissen.


Also begann ich zu erklären. "Weißt du, Dru will nicht, dass Lucy und Flor verdorben werden. Sie denkt, dass ich verdorben bin. Sie weiß jedoch nicht warum, also könnte es durchaus an dir, Jerry, liegen. Du könntest möglicherweise ein Gangmitglied sein."


"Wie kommst du nur auf die Idee, dass ich in einer Gang bin?", unterbrach Jerry mich.


"Ähm.", blinzelte ich und versuchte das Thema zu wechseln. "Ich denke nur, dass du ein guter ... äh, Schauspieler wärst."


"Ich werde Jerry zum Essen einladen. Und ihr beide werdet Dru gegenüber Andeutungen machen, dass er nichts gutes Bedeutet, und das er und ich, äh, ein Verhältnis haben."


Jerry verschluckte sich an seinem Kaffee. "Wie bitte?", hakte er nach.


"Na ja.", ich schaute finster drein. Herrje, so abscheulich war die Idee doch gar nicht, oder? "Dann würde Dru denken, du würdest mich beeinflussen und du wärst viel bei uns und so, und dann würdest du vielleicht auch Lucy und Flor in Sachen hineinziehen."


"In was hineinziehen?", er zog eine Augenbraue in die Höhe.


"Ähm.", gab ich von mir und schaute erneut finster drein. "Illegales Zeug."


"Tatsächlich.", sagte Flor, und ihre Mundwinkel zogen sich ein klein wenig nach oben. "Klingt das nach einer ziemlich guten Idee. Ich denke sogar, wir sollten es heute Abend ausprobieren."


Lucy blinzelte. "Aber wir haben doch schon -"


"Gedacht, dass du dir etwas einfallen lässt, also sind wir bestens vorbereitet.", grinste Flor. Was seltsam war, denn ich hatte Flor nur einmal grinsen sehen, und das war, als ...


"Aber was würde Erik davon halten?", fragte Jerry. Seine Stimme klang seltsam, als wäre er sarkastisch oder so, was in dem Gespräch gar keinen Sinn machte.


"Oh.", erwiderte ich. "Also, ich meine, es ist keine große Sache. Na ja, irgendwie schon, weil wir versuchen eine Hochzeit zu verhindern, aber es ist keine große Sache für Erik. Ich meine, er weiß wahrscheinlich nicht einmal, wer Dru ist."


Ich hörte auf zu reden, weil Flor mit den Augen rollte. Unhöflich.


"Ich weiß nicht...", sagte Jerry und sah so aus, als wäre er tief in Gedanken versunken. Worüber, war mir allerdings ein Rätsel. Und ich hatte Angst, ihn zu lange anzustarren, um zu versuchen es herauszufinden, oder ich würde wieder anfangen, über seine Lachfalten nachzudenken.


"Ich kann verstehen, wenn du nicht willst.", bot ich an, denn ich konnte es durchaus verstehen. "Es ist ziemlich viel verlangt. Ich dachte nur, du wärst der Beste darin, den ich mir darin vorstellen konnte. Ich meine, ich weiß, dass du dich womöglich komisch fühlen wirst, wenn du dazwischen gerätst oder so, also könnte ich einfach Erik oder jemanden anders dazu-"


"Ich mache es.", sagte er und stellte seinen Kaffee ab. "Aber ich brauche genaue Anweisungen, was ich tun soll."


Ich schaute zu Lucy, die schon wieder kicherte (was tat sie auch schon sonst?) und Flor, die Jerry irgendeine Art von Signal mit ihrem Gesichtsausdruck sendete, das ich nicht identifizieren konnte, aus Angst in Jerrys Gesicht zu schauen.


"Super.", begann ich. "Also, im Grunde musst du nur so unausstehlich wie möglich sein, ohne das es offensichtlich ist, dass du versuchst unausstehlich zu sein."


Jerry nickte. "Warte, was?"


Das würde ein langer Abend werden.












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