11. Strangled by a Corset


Zu beiden Seiten strömten Leute an mir vorbei, lachten und redeten laut, und stießen gegen meine Schultern, was mich irgendwie wütend machte. Niemand durfte im MEINEM Haus gegen meine Schultern stoßen. 


Der wahre Knaller aber war, dass irgendwie jeder zu wissen schien, wer ich war, selbst Leute, die ich nicht erkannte. Was hatten die Zwillinge über mich erzählt?


"Nein, es ist nicht meine -"


"Yo Sadie.", johlte dieser große, bullige Kerl. "Wusste nicht, dass du ein Partygänger bist." Als ob das nicht schon grammatikalisch falsch genug wäre, sagte er Party, als würde es 'par-tai' geschrieben. 


"Es ist nicht meine-"


"Sadie, Süße.", schrie diese Gothic-Tussi, als sie mit schwingenden Hüften hereinstolziert kam, gefolgt von diesem Kerl im Trenchcoat mit einem Fass über der Schulter. Ich mache nicht einmal Witze.


"Hey jetzt-", begann ich, aber ich hatte plötzlich erneut das Gefühl, dass ich mich übergeben musste. Ich machte dieses widerliche Geräusch und bedeckte meinen Mund mit einer Hand und legte die andere auf meinen Magen. 


Als ich das Gefühl hatte mich wieder beruhigt zu haben, schaute ich zu Eric hoch, der verwirrt aussah.


"Sadie?", sagte er und zog seine Augenbrauen in die Höhe, "Hast du getrunken? Du schienst mir nie wie die Art von Mädchen zu sein."


"Was?", fragte ich, während mir Blut in den Kopf schoss, als ich mich plötzlich aufrichtete. Ich hätte es ihm weiter erklärt, ich meine, ich wollte, dass er wusste, was wirklich los war, aber dann gab es ein lautes Krachen in der Küche. Als ich dort ankam, blieb ich wie angewurzelt stehen, weil ich dachte, ich würde halluzinieren. 


Lucy tanzte auf meinem Küchentisch.


"Lucy.", brüllte ich, aber offensichtlich merkte niemand, dass ich meinen wütenden Ton benutzte, weil alle anfingen ihren Namen zu singen, um sie anzustacheln.


Das war eindeutig nicht das schlauste, was ich hätte sagen können. Ich entschied, dass es besser wäre, Flor zu finden und sie zu bestechen (oder zu bedrohen), um diese Leute aus meinem Haus zu bekommen.


Ich ging zurück ins Wohnzimmer und ungefähr siebenundachtzig verschiedene Leute stießen gegen mich. Als ich wieder laufen konnte, stand ich vor der Wand.  Ich trat dagegen und wirbelte herum, nur um Leute zu sehen, die auf meiner Couch herumknutschten. AUF MEINEM SOFA.


"Raus hier.", schrie ich. Zumindest glaubte ich, dass ich das geschrien hatte. Ich war etwas abgelenkt von der Tatsache, dass ich hätte schwören können, dass ich Rose schreien gehört hatte. Aber warum sollte sie schreien? Warum sollte sie überhaupt kommen? Ich sah mich um, aber keine Rose war zu sehen, also checkte ich den Schrank. Dann schlug ich mir selbst mit der Hand vor die Stirn, denn das war irrational. Ich rannte dann in das Esszimmer und tatsächlich da war sie und schrie Erik an.


"Rose?", quietschte ich, aber ich denke nicht, dass sie mich gesehen hatte, da sie auf der anderen Seite des Zimmers war und so wie es aussah, die gesamte Footballmannschaft wie Idioten tanzte und eine Barriere zwischen uns gebildet hatte. 


"Du bist widerwärtig.", schrie Rose, "Und sowas von dir selbst eingenommen. Es ist, als würdest du denken, dass du jedes Mädchen mit einem Fingerschnippen dazu bringen könntest, dich zu mögen." Sie fügte etwas über mich hinzu, aber ich konnte nicht hören was, weil einer der Footballspieler plötzlich "Yo, Say-Dee." schrie und mir eine Dose Alkohol in die Hand drückte.


Ich hätte gerne protestiert und ihm gesagt, dass ich sie nicht wollte, aber ich war zu beschäftigt damit, zu versuchen, zu hören, was Rose über mich sagte. Oh mein Gott, dachte ich. Hatte sie Erik gerade von meiner Schwärmerei erzählt?


Ich wollte gerade gehen und versuchen, das ganze zu unterbrechen und Rose daran hindern, noch mehr über mich zu sagen, als jemand meine Schulter packte. Ich würde gerne sagen, dass ich demjenigen, wer immer das auch war, einen Sprungtritt verpasste, aber ich war nicht einmal nah dran. Stattdessen bekam ich das Gefühl, dass man hatte, wenn man lange gelegen hatte und dann sehr schnell aufstand und überall schwarze Punkte sah. Nur, dass es bei mir wirklich schlimm war und ich nur noch schwarze Punkte sah und anfing mein Gleichgewicht zu verlieren. 


"Sadie?", hörte ich jemand fragen. Derjenige drehte mich dann sanft um, was wahrscheinlich eine gute Idee war, sonst hätte ich mich vermutlich über ihn übergeben. Ich schüttelte vorsichtig meinen Kopf. Langsam verschwanden die Punkte wieder und das Gesicht desjenigen kam vor mir zum Vorschein. 


"Jerry?", fragte ich, "Ich dachte du kommst nicht."


"Ich weiß nicht." Er zuckte mit den Schultern und seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Du hast so ausgesehen, als könntest du Hilfe gebrauchen. Außerdem dachte Emily, dass es Spaß machen könnte."


Ich öffnete meinen Mund, um ihn etwas vorzuwerfen, aber dann konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was es war, nur das Emily mich daran erinnerte. "Oh.", setzte ich abermals an, schloss meinen Mund aber sofort wieder, weil ich erneut das Gefühl hatte mich übergeben zu müssen.


"Alles in Ordnung?", fragte er mich und betrachtete das Getränk in meiner Hand.


"Das ist nicht meins.", sagte ich defensiv und suchte nach dem Footballspieler, um ihn die Dose zurückzugeben, nur das die meisten von ihnen weg waren und ich wieder eine klare Sicht auf Rose und Erik hatte. Flors Hobo-Freund näherte sich ihnen nur  jetzt, der eindeutig nicht ganz beisammen war.


"Hey, Schönling.", knurrte er und hielt sich am Ende des Esstisches fest, um sich abzustützen. Mein frisch gewachster (dank Drus liebevollen Befehlen) Esstisch. "Warum bist du so von dir überzzzzeucht? Überzeucht? Über-"


"Halt dich da raus.", warnte Rose wütend.


"Verteidigst den Schönlig, was?", spottete er, was, wie ich vermutete, keine so gute Idee war, denn obwohl ich wusste, dass Rose manchmal ein paar Probleme damit hatte, stur zu sein, hätte ich nie damit gerechnet, dass sie einen gruseligen Hobo-Biker eine verpasst. Aber genau das tat sie.


Meine Kinnlade klappte herunter, als er rückwärts taumelte und über meinen Tisch kratzte. Dann richtete er sich wieder auf, ging auf Rose zu, überlegte sich es aber anders und verließ das Zimmer. Er mochte widerlich sein, aber anscheinend war er kein kompletter Idiot.


Eriks Augen waren weit aufgerissen, aber er versuchte ruhig, cool und gesammelt auszusehen. (Und meiner Meinung nach gelang ihm das auch ziemlich gut.) "Wow.", sagte er, "Du schlägst ziemlich gut für ein Mädchen."


Ich vermute, das war auch keine so gute Idee, denn danach schlug sie ihn ebenfalls. Zuerst war ich total stolz auf sie, aber dann wurde mir klar, wen genau sie gerade geschlagen hatte und hoffte wirklich, dass sie das Gesicht meines Seelenverwandten nicht beschädigt hatte. Ich wollte mich immer noch bei ihr entschuldigen, jedoch stürmte sie dann an mir vorbei, anscheinend hatte sie mich, weil sie so in ihrer Wut versunken war, nicht bemerkt. 


Ich wirbelte herum, um ihr nachzujagen, damit ich mich entschuldigen konnte. Denn obwohl wir uns offensichtlich, nach der Art zu Urteilen wie sie gerade mit Erik geredet hatte, immer noch nicht einig in der Sache waren, konnte ich den Streit nicht mehr ertragen. Es war viel zu stressig. Ich fing ernsthaft an zu glauben, gemessen an dem Zustand meines Magens, dass ich ein Geschwür entwickelte. Was mir wiederum klarmachte, dass das 'Herumwirbeln' nicht die klügste Entscheidung war.


Ich fiel jedoch nicht um, weil ich gegen Jerry stieß, den ich total vergessen hatte. Er legte seine Hände unter meine Ellbogen, damit ich nicht umkippte, da ich versehentlich auf meinen eigenen linken Fuß getreten war. Aber sobald ich mein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, riss ich meine Arme los, scheuchte ihn weg und vergaß in welche Richtung ich gehen wollte.


"Sadie, du siehst noch blasser als heute Mittag aus. Ich denke wirklich, du solltest dich hinlegen.", sagte Jerry und klang wie ein Arzt in einer Arztserie. Jene, in denen der Chefarzt viel zu jung war, um die medizinische Fakultät abgeschlossen zu haben, denn nur so konnten sie hinreißend genug sein, um der Star zu sein. Nicht, dass ich damit sagen will, dass Jerry hinreißend war. Ich meine -


"Jerry.", erwiderte ich mit pochenden Schädel und suchte nach einem Ort, an dem ich diese dumme Dose abstellen konnte. Eigentlich klang sich hinzulegen richtig gut. "Mein ganzes Leben spielt sich vor meinen Augen wieder, Jerry. Ich sterbe."


Er verdrehte die Augen. "Du stirbst nicht.", sagte er und versuchte die Haare, die mir ins Gesicht gefallen waren, hinters Ohr zu streichen.


"Dann bring mich um.", gab ich erschöpft von mir und schaute auf all die Leute, die mein Haus auseinander nahmen. Eine Sekunde lang war ich davon überzeugt, dass ich nur träumte, aber dann fing mein Kopf wieder an zu pochen und meine Ohren wieder an zu klingeln, und ein Kribbeln begann sich in meinen Nacken zu entwickeln. Welches mit einem Kneifen zu vergleichen war.


"Warte, was?"


"Töte mich, bevor mein Vater nach Hause kommt.", befahl ich, "Weil ich sowieso totes Fleisch bin." Ich nahm mir einen Moment Zeit, um die Witzigkeit meines Wortspiels zu genießen, stellte aber dann fest, dass es vielleicht gar kein Wortwitz war. Dann versuchte ich mich daran zu erinnern, was ein Wortwitz war. Jerry unterbrach meine Gedanken mit seinem bedeutungslosen Geplapper.


"Denkst du nicht, du bist ein wenig überdramatisch?", fragte er und versuchte nicht zu grinsen. Als ob ich mit Lucy und Flor nicht schon genug Leute um mich herum hatte, die mich auslachten.


"Ich bin nicht überdramatisch.", sagte ich und schaute zurück auf mein Leben. Der, Jerry war in einer Gang Gedanke, kam mir plötzlich in den Sinn, aber das war nicht überdramatisch, es war völlig logisch. Und es schien laut den Zwillingen, ebenso wahr zu sein. "Ich bin nie überdramatisch. Aber ich muss Rose finden und mich bei ihr entschuldigen, bevor ich sterbe."


"Entschuldigen?", hakte Jerry nach und sah aus irgendeinem Grund wirklich überrascht aus. 


"Ja, weil Rose etwas gegen Erik hatte, aber ich wollte -" Ich hielt einen Moment inne. Was genau wollte ich?


Das war die Art von Frage, die man sich selbst stellte, wenn man im Begriff war zu sterben.


"Oh.", sagte Jerry wissend, nur auf eine verärgerte Art. Ich hatte diesmal nicht mal was gemacht. "Ich verstehe."


"Verstehst was?", blinzelte ich. Er verstärkte meine Kopfschmerzen noch, also beschloss ich Rose zu folgen. Erik stieß dann aber zu uns und schüttelte leicht seinen Kopf, als wäre er wegen etwas verwirrt.


"Es tut mir leid.", rief er Rose hinterher, obwohl ich das Gefühl hatte, dass sie ihn nicht  hören konnte. Das schien jedoch eine sehr gute Idee zu sein, also folgte ich seinem Beispiel.


"Mir tut es auch leid.", rief ich, bekam aber wie Erik keine Antwort, obwohl ich es eigentlich hätte sollen, da sie mich ja eigentlich mochte. Meistens jedenfalls.


"Äh, ich glaube nicht, dass sie mich mag." Erik lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.


"Mach dir keine Sorgen, sie mag mich im Moment auch nicht besonders."


Er zog eine Augenbraue in die Höhe. "Was hast du gemacht?"


Ich hätte fast gefragt warum, aber entschloss mich dagegen. Ich schaute zu Jerry und er hatte wieder diesen dummen allwissenden Ausdruck auf seinem Gesicht, also wechselte ich das Thema. Irgendwie. "Nun, was hast du gemacht?", verlangte ich, aber auf eine nette Weise. 


Er errötete, wahrscheinlich weil Rose die einzige Person auf der ganzen Schule zu sein schien, die ihn nicht mochte. "Denkst du, ich bin ein Idiot?", wollte er wissen und klang wirklich besorgt, "Ich meine, weil Rose deine beste Freundin ist."


OhmeinGott. Das ist so traurig. Er musste denken, dass ich ihn für einen Idioten hielt, nur weil Rose es tat, und er machte sich Sorgen darüber. Ich hatte mich in meinen ganzen Leben noch nie so gut gefühlt. Zumindest für eine Sekunde. Aber dann zog sich mein Magen zusammen und ich musste richtig tief einatmen, um mich daran zu hindern, mich übergeben zu müssen. "Natürlich bist du das nicht.", versicherte ich ihm und kicherte ermutigend. Zumindest glaubte ich, dass ich kicherte.  Es klang irgendwie ekelig.


"Aber was kann ich tun, um es zu beweisen?"


"Du könntest damit anfangen, diese Party aus meinem Haus zu bekommen.", scherzte ich und versuchte lässig darüber zu klingen, dass mir durchaus bewusst war, dass er versuchte mich zu beeindrucken und/oder mit mir zu flirten. Mehr oder weniger. Zumindest versuchte er mir zu zeigen, dass er nett war, trotz allem, was Rose mir erzählt hatte. 


Ich versuchte ihm den Eindruck zu vermitteln, dass Jungs die ganze Zeit versuchten mich zu beeindrucken. Und wisst ihr was? Ich denke es funktionierte irgendwie. 


"Aber warum willst du deine eigene Party stoppen?", wollte er wissen und zog erneut eine Augenbraue in die Höhe.


"Weil es nicht meine Party ist.", erwiderte ich und war froh, die Dinge endlich wieder in Ordnung zu bringen. "Flor und Lucy, die neuen Schüler, die Zwillinge, ihre Mutter ist mit meinem Vater zusammen, und so denken sie, dass sie mein Haus für ihre Party benutzen können. Weil es ihre Party ist, nicht meine." Ich hielt einen Moment inne, um nochmal über alles nachzudenken, was ich gerade gesagt hatte, und fragte mich, ob das alles gebetsmühlenartig oder gar zusammenhängend war.


"Oh wow.", sagte er, "Nun, das erklärt einiges." Er grinste und schüttelte seinen Kopf. "Na ja, wird schon schiefgehen."


Zuerst war ich wütend, weil er auf meinen Esstisch kletterte. Kann jemand Kratzspuren sagen? Aber dann wurde mir klar, warum er sich auf den Tisch gestellt hatte. Er rettete mein Leben.


"Hey zusammen.", schrie er und legte seine Hände um seinen Mund, um ein Pseudo-Megafon zu formen. "Hört zu. Es gibt eine Planänderung. Die Party zieht in mein Haus um."


OhmeinGott. Mein Ritter ohne Furcht und Tadel.


"Aber Alter.", sagte ein großer Typ, mit einem Mädchen an jedem seiner Arme. "Warum?" Was sich gerade für das intelligenteste Statement des Jahres qualifiziert hat.


"Weil, ähm.", begann Erik und versuchte sich etwas einfallen zu lassen. Ich war einfach nur beeindruckt, dass er überhaupt über einen Weg nachdachte, sie aus meinem Haus zu bekommen. Und das auch noch auf seine eigenen Kosten.


"Weil wir den DJ von KISS Radio haben.", schrie Jerry lauthals, "Live bei Erik."


"Was?", zischte Erik ihn an, aber Jerry nickte nur. Erik zuckte mit den Schultern und brüllte: "Das ist richtig, Leute. Ihr könntet im Radio sein."


Ob es wahr war oder nicht, es schien alle durch und durch davon zu überzeugen, dass sie zu Erik gehen sollten. Möglicherweise auch, weil er ein größeres Haus hatte, aber das ist nebensächlich. Überall war ein Jubeln zu hören und Massen weise verließen sie das Haus, um zu ihren Autos zu gelangen. 


Emily drängte sich durch die Menge und zog Jerry zur Seite, offensichtlich wütend, da sie wie wild mit den Armen fuchtelte, während sie mit ihm redete. Jerry streckte seine Hände aus, um sie zu beruhigen und sagte etwas zu ihr. Sie schaute zu mir und ihre Grimasse verwandelte sich in ein Grinsen. Sie grinste weiter, verdrehte die Augen und umarmte Jerry, dann rannte sie weg.


Ich hatte erneut das Gefühl mich übergeben zu müssen.


Ich rannte in meinen Garten und versuchte eine Mülltonne zu finden, aber konnte keine finden. Also lief ich zum Entwässerungsloch im hinteren Teil des Hofes, beugte mich darüber und würgte, aber nichts kam heraus. Mein Kopf begann erneut zu pochen und ich war insgesamt frustriert darüber, dass ich mich nicht normal fühlen konnte, obwohl das völlig unlogisch war. 


Ich beschloss wieder hineinzugehen, weil draußen nicht der praktischste Ort war, wenn man sich übergeben musste, aber ich stieß erneut gegen Jerry.


"Whoa.", sagte er und legte seine Hände auf meine Schultern, um sicherzugehen, dass ich zuhören würde, bevor ich wieder davonlief. Was möglicherweise ein Problem werden könnte, wenn mein Magen wieder Achterbahn fahren würde. "Sadie, ich denke wirklich, du solltest dich hinlegen. Was in aller Welt ist mit dir passiert?"


Ich fühlte mich tatsächlich, als hätte mir jemand einen vergifteten Apfel zum Essen gegeben.


"Ich weiß nicht." Ich zuckte mit den Schultern, um seine Hände von meinen Schultern zu bekommen, weil sie wirklich warm waren und ich das Gefühl hatte, ich würde gleich einschlafen. "Flor, Dosen und ihre Pyramide, und Lucy hat mich mit einen B-52-Kampfjet getroffen. Ich habe Aspirin genommen und Jerry, ich muss mich übergeben -"


"Hey, beruhige dich.", sagte er leise und strich mir meine Haare zurück. "Shhh, ist okay. Womit hat Lucy dich getroffen?"


"Luftschlangenspray.", murmelte ich und schaute in seine Augen, die ich jetzt vollständig sehen konnte, da seine Haare nun kürzer und aus dem Gesicht verschwunden waren, obwohl ich seine Haare irgendwie vermisste. Ich meine, ich konnte seine Augen immer noch sehen, wenn er seine normalen Haare hätte, wenn ich jedes Mal so nahe dran wäre...


"Luftschlangenspray?", hakte er leise nach und zog seine Augenbrauen in die Höhe, von denen ich mir sicher war, dass sie näher kamen.  Zumindest dachte ich, dass sie das taten. Meine Sicht wurde allerdings wieder seltsam, also hatte ich mir das vielleicht einfach nur gewünscht - ich meine - vorgestellt.


"Errgll.", bestätigte ich und beugte mich vor. Es war so schön hier draußen. Es war irgendwie kühl, aber seine Hände auf meinen Schultern waren wirklich warm. Mein Magen sorgte jedoch dafür, dass mir noch wärmer wurde. Heiß sogar und das nicht auf eine gute Art. 


"Sadie?", flüstere Jerry, "Ich-"


"Oh.",  stieß ich hervor, drückte mich von ihm weg, aber offensichtlich nicht schnell genug, weil ich ihn nur Augenblicke später, vollkotzte.


*****


Ich hatte mich ausgiebig entschuldigt und war davon überzeugt, dass er nie wieder mit mir reden würde. Es wäre vollkommen verständlich gewesen. Ich meine, wie viele Leute kennt ihr, die sich über euch übergeben haben?


Nicht viele, vermute ich.


"Es ist okay.", versicherte Jerry mir, obwohl er irgendwie angewidert aussah. "Wirklich. Ich habe sieben kleine Brüder und Schwestern, erinnerst du dich? Ich bin daran gewöhnt."


Oh toll. Also verglich er mich mit seinen Geschwistern. Nicht, dass mich das störte. Das bedeutete doch, dass er mich als eine wirklich enge Freundin betrachtete, oder?


Als wir zurück ins Haus gingen, lag Lucy K.O. auf dem Couchtisch, und Flor und der Hobo-Typ lehnten an einer Wand und küssten sich.


Alles, was ich dazu sagen kann, ist, wenn ich meinen Magen gerade nicht bereits vollständig geleert hätte, hätte ich mich wieder übergeben.


Jerry verdrehte die Augen beim Anblick von allem. Und schaute von Lucy zu Flor und ihren Hobo-Typen, bis hin zu all dem Müll, der überall verstreut lag und sagte: "Warum holen wir uns nicht einen Kaffee, um deinen Magen zu beruhigen? Ich denke wirklich nicht, dass du alleine hier bleiben solltest, mit, ähm," er zog seine Augenbrauen in die Höhe, "Ihnen."


"Was ist mit deinem Shirt?", quietschte ich dumm. Na ja. Es war ja nicht so, als würde er wirklich mit Kotze auf seinem Shirt in die Öffentlichkeit gehen wollen.


Er zuckte mit den Schultern. "Wir halten bei mir an und ich schnappe mir was Sauberes. Du solltest dir wahrscheinlich die Zähne putzen bevor wir gehen.", fügte er grinsend hinzu.


Ich errötete, nickte und rannte nach oben und putzte mir die Zähne. Zweimal. Dann entschied ich, dass es eine gute Idee wäre, ein bisschen Parfüm aufzutragen, damit ich nicht nach Kotze roch. Nun, ein paar Spritzer mehr, um doppelt sicherzugehen, dass ich nicht stank. 


Als ich wieder herunterkam, musste Jerry zur Seite treten, um nicht von Flor und den Hobo getroffen zu werden. Er sah ziemlich entsetzt aus und wirkte, als er mich sah, ziemlich erleichtert. "In Ordnung, lass uns gehen.", sagte er und ging so schnell er konnte, ohne tatsächlich zu rennen, zur Haustür.


Ich schaute zu ihm, als wir zu seinem Truck gingen. Das Mondlicht erhellte sein Gesicht sehr schön. Es beleuchtete auch die Kotze sehr schön. "Es tut mir leid.", quietschte ich erneut.


Er lächelte mich warm an. "Wirklich, es ist in Ordnung.", versicherte er mir abermals, rümpfte dann aber die Nase, als würde er etwas Schlechtes riechen. "Hast du Parfüm aufgetragen?"


*****


Als wir bei ihm zu Hause ankamen, folgte ich ihm hinein, weil das Warten in seinem Truck noch unangenehmer war, als die Möglichkeit, seiner Familie erklären zu müssen, warum er mit Kotze bedeckt war.


"Warte.", sagte er und lachte als wir aus dem Truck stiegen, "Du willst mir sagen, dass du keine peinlichen Geschichten hast?"


"Na ja.", sagte ich nachdenklich, "Doch habe ich. Aber keine von ihnen ist so gut wie jene, in der du in den Schulpool gesprungen bist, um diesen Jungen zu retten, nur um anschließend herauszufinden, dass er im Schwimm-Team ist."


Er rollte mit den Augen. "Das war nicht einmal die Beste.", versicherte er mir, "Die Beste wird nie wieder laut ausgesprochen werden. Jetzt komm schon, du musst etwas haben."


"Also.", ich wurde rot, als ich daran dachte, "Wie ich schon sagte, heute Abend würde wahrscheinlich an der Spitze stehen."


Er grinste. "Nun. Ich freue mich zu wissen, dass ich direkt an etwas beteiligt war, dass du niemals vergessen wirst."


Ich betrachtete ihn aufmerksam und versuchte herauszufinden, wie er sich dabei fühlte, denn es gab mehrere Möglichkeiten (wie, dass er wahrscheinlich nach heute Abend so tun würde, als ob er mich nicht kennen würde, verständlicherweise), aber dann kamen wir an seiner Haustüre an.


"Ähm, versuch keinen Lärm zu machen.", sagte er, "Nur für den Fall, ähm, dass eines der Kinder schläft."


Ich nickte und schlich auf Zehenspitzen hinter ihm hinein. Ich hatte jedoch keine Ahnung, warum er dachte, dass seine Geschwister schlafen würden, denn sie waren alle hellwach. Und rannten im Wohnzimmer herum. 


Er versuchte sie dazu zu bringen leise zu sein, aber offensichtlich hatte er wenig Macht über einige der frecheren von ihnen. "Jerry.", schrie der nervige kleine vom letzten Mal und sprang von der Armlehne eines Sofas auf ihn.


"Hey Zwerg.", erwiderte er und sah frustriert und leicht paranoid aus. "Hör mal, ich will mir nur ein Shirt holen und -"


"Jerry.", brüllte seine Mutter, kam in die Diele und wedelte mit einem Holzlöffel herum. "Wo warst du, junger Mann? Es ist nach zehn. Ich dachte du und Emily fahrt nur kurz bei der Party vorbei. Du weißt, dass ich mich nicht wohl dabei fühle, wenn du mit solchen Leuten herumhängst. Du -", sie bemerkte mich schließlich. Leider, "Sadie, Liebes. Wie geht es dir? Du siehst müde aus. Warst du auch auf dieser scheußlichen Party?


"Mum -"


"Ähm", brachte ich nur hervor. Es wäre schön gewesen, wenn ich sie hätte beeindrucken können, damit sie nicht so verärgert sein würde, wenn sie herausfindet, dass ich ihren Sohn vollgekotzt hatte, aber wie ich schon sagte, hatte das Schicksal eindeutig was gegen mich. Oder ich war einfach nur Scheiße.


"Jerry.", fügte sie hinzu, bevor einer von uns noch etwas sagen konnte, "Was ist das auf deinem Shirt? Ist das ... hast du etwa getrunken?", fragte sie wütend.


"Nein Ma.", versicherte er ihr, "Ich -"


"Ich wüsste, dass ich dich hätte nicht dorthin gehen lassen sollen, selbst mit Emily. Ich weiß, dass sie vernünftig ist, aber ich weiß, dass sogar sie dich manchmal nicht davon abhalten kann, so ..."


"Ich war es.", sagte ich hastig, obwohl ich wirklich wissen wollte, wovon Emily ihn abhielt. Aber ich dachte, wenn ich es jetzt nicht sagen würde, würde ich es nie sagen. "Nein, ich meine, nicht, dass ich getrunken habe, dass ich ähm, ich bin Krank, und mein Vater ist nicht in der Stadt und -"


Aber ich musste es nicht weiter erklären, denn sie wechselte in den vollen Mutter-Modus. "Ach du meine Güte, warum legst du dich nicht hin, Liebes? Wir machen dir eine Hühnersuppe und bringen dir warme Decken und -"


"Wir wollten uns einen Kaffee holen, Ma.", unterbrach Jerry sie und zog seine Augenbrauen in die Höhe. "Um ihren Magen zu beruhigen."


"Oh.", erwiderte sie und zwinkerte, "In Ordnung, nun Sadie, Liebes, ruf mich einfach an, wenn du etwas brauchst, hörst du? Ich mache die beste Hühnersuppe im Land, stimmt das nicht, Schatz?"


"Ja, Ma.", antwortete Jerry und verdrehte die Augen, lächelte aber dabei. Dann rannte er nach oben und zog dabei sein Hemd aus, und ich versuchte nicht hinzusehen, obwohl ich nicht verhindern konnte, zu bemerken, dass er überraschend gut gebaut war, dafür, dass ich dachte, dass er keinen Sport machte. Also schaute ich wieder zu seiner Mutter, die mit ihren Augen rollte. 


Als er wieder herunterkam, deutete er mir mit seinem Kopf an, dass ich ihn nach draußen folgen sollte, so, als würden wir hier niemals rauskommen, wenn wir jetzt nicht gehen würden. 


"Ist dein Handy an?", fragte sie, als wir das Haus verließen.


"Ja Ma.", versicherte er ihr und schloss die Tür hinter uns. "Bis später."


"Wow.", grinste ich kopfschüttelnd und war dankbar dafür, dass die Benommenheit sich langsam etwas auflöste. Mehr oder weniger. 


"Wie kommst du damit davon, in einer Gang zu sein?", fragte ich, schlug mir aber sofort die Hand vor den Mund. Mist, Mist, Mist.


"Was?"


Was ich gerne wissen würde, ist, wie Prinzessinnen es die ganze Zeit schafften, so lieblich zu sein.


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