The Search- NF

Den Tennisball in der Hand jonglierend gehe ich dicht gefolgt von Momo nach draußen in den anliegenden Garten. Dabei liegt der gelbe Punkt im Fokus der sonst so bewegungsarmen Hündin. Ich hohle weit aus. Der Ball fliegt in einem Bogen über die grüne Rasenfläche. Wie vom Blitzschlag getroffen beginnt Momo los zu hetzen, überschlägt sich an der Stelle des Aufschlag um die eigene Achse und prescht gleich darauf wieder auf mich zu. Ich lobe mein Mädchen bevor ich ihr den Ball vor der Schnauze wegnehme und erneut werfen will.

„Ich meine es ernst, Fabian. Wenn sie so weiter macht, muss der Köter weg. Ich hätte ohnehin viel lieber eine Katze.“

„Sie brauchte nur etwas Gesellschaft“ , versuche ich ihr Fehlverhalten zu entschuldigen.

„Sie hat die ganze Nachtbarschaft in Aufruhr gesetzt und unerbittlich geheult. Dazu kackt sie stetig in den Garten, von der Terrasse einmal abgesehen. Wir könnten niemals unsere Kinder draußen spielen lassen, ohne zu befürchten, das sie in der nächsten Tretmine ausrutschen.“ Mit verschränkten Armen steht sie im Türrahmen und reibt sich fröstelnd die Arme.

„Hast du sie ins Haus gelassen?“

„Ins Haus? Die haart doch alles voll. Sobald man sich umdreht rollt sie sich auf der weißen Couch zusammen.“

„Du musst konsequenter mit ihr sein.“

„Du hättest ihr von Anfang an beibringen müssen, dass sie auf dem Sofa nichts zu suchen hat!“ Mit diesen Protestlauten schiebt sie die Terrassentür zu und verkrümelt sich im warme innere.

Vor meinen Füßen hat Momo derweil brav Platz gemacht und schaut mich aus diesen treuen Augen schuldbewusst an.

„Auf die Terrasse? Musste das sein?“ , frage ich die Hündin vorwurfsvoll und sie legt wie auf Kommando den Kopf schräg zur Seite. Erneut werfe ich den Ball, blicke Momo hinterher und vergrabe die Hände tief in der Jackentaschen. Suchend glitten meine Hände an dem Satin entlang, als könnte sich in der Innenseite doch noch eine Schachtel auffinden lassen. Dabei bin ich seid gut anderthalb Jahre Clean. Ich sollte meine Zeit nicht mit den Scheiß schmachten verschwenden, wann immer sich eine Komplikation aufzeigt. Stattdessen begann ich zwanghaft zu überlegen wie ich die Sympathie von Diana zurück erlangen konnte.

Es ist bereits nach Mitternacht, als ich mich von Dianas Armen löse. Es hatte keine Fünf Minuten gedauert, als sich ihr Atem beruhigte und ihr Körper immer schwerer in meinen Armen wurde. Die Schuldgefühle halten mich wach. Mehrfach habe ich mich von ihr abgewandt und bin schlussendlich wieder zurück gerudert. Egal wie lange ich meine Augenlider aufeinander presste. Meine Gedanken fanden keine Ruhe.

Zur Wiedergutmachung könnte ich ihr Blumen schenken. Jede Frau liebte doch Blumen. Aber sie haben nur etwas temporäres. Außerdem bin ich mir nicht einmal sicher ob sie Blumen mochte. Gegen Gräser jeglicher Art war sie allergisch. Vielleicht also auch gegen den Blütenstaub? Mit einem Schlag wurde mir bewusst, wie wenig ich über die Frau neben mir eigentlich wusste.

Bedacht so wenig Geräusche wie eben möglich zu erzeugen schlich ich mich aus dem Schlafzimmer, huschte durch die Tür und schloss sie mit einem leises Klicken. Dann erst wagte ich den Lichtschalter im Wohnbereich zu betätigen. Was zur Hölle sollte ich nur tun?

Rastlos lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Anfangs bemerke ich kaum, das eine weitere Person meine Bewegungen nachahmt, bis ich meinem Spiegelbild an der Terrassentür direkt ins Auge sehe. Der Garten liegt im Schatten der Nacht vergraben. Je länger ich die armselige Gestalt mir gegenüber betrachte, desto fremdartiger kommt sie mir vor. Was ist aus mir geworden? Aus uns geworden? Ich hatte so sehr gehofft das es diesmal anders wird. Das ich es dieses eine Mal auf die Kette kriege. Anstelle dessen sehe die Person vor mir abermals scheitern. Ich werde dich verlieren und das bringt mich um den Verstand.

Ehe ich mich versehe habe ich eine Nummer auf den Handybildschirm vor mir gewählt. In ihrem Status kann ich sehen, das sie noch vor kurzem Online gewesen sein musste. Ob sie mir weiter helfen kann? Immerhin sind sie zusammen aufgewachsen... aber sie haben sich zeitgleich auch entfremdet. Aber wenn ich es nicht versuche, wie lang wird Katja an meiner Seite bleiben?

F: Anna?

A: Fabian? Ist etwas mit Katja?

Ich lass mich auf das Sofa fallen. Den Kopf in den Nacken auf der Lehen gebettet massiere ich mir die Schläfe. War mein scheitern so offensichtlich? Wusste sie von vorn herein, dass ich sie nur ins Unglück stürzen konnte? Mit einem Male wollte ich mit meinem eigentlichen Belangen nicht hervor rücken. Ich wollte sie es nicht wissen lassen.

F: Nein, alles bestens. Schiebst du Nachtschicht?

Frage ich anstelle dessen. Dieselmal lässt sie sich Zeit mit der Antwort und ich zähle insgeheim die Minuten. Nachdem sechs Minuten verstreichen wecke ich Momo und hohle sie zu mir ins Haus. Ihr Kopf ruht keine fünf Minuten später auf meinem Bein. Ich betrachte wie ihre Augen langsam immer weiter zusammen schrumpfen, als den Zeiger der Uhr mit meinen Blicken zu massakrieren. In der Hoffnung sie würde, wenn sie sich von mir missachtet fühlte schneller ticken. Warum antwortete sie nicht direkt?

Gute eine halbe Stunde später rechen ich schon gar nicht mehr mit einer Nachricht, bis sie schlussendlich meinen Bildschirm erhellt.

A. Spätschicht.

Das wars... Gespräch beendet. Ich erinnre mich zurück an unsere erste Begegnung, als sie sagte sie sei nicht Interessiert an neuen Bekanntschaften. War das ihre nette Art mir einzugestehen, das sie nicht mit mir befreundet sein wollte? Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt, weil die Antwort so offensichtlich war.

F: Schuldige. Ich wollte nicht stören.

A: Ist wirklich alles in Okay?

F: ja, was sollte nicht in Ordnung sein?

A: Du schreibst aus heiterem Himmel. Um kurz vor eins.

Klingt verdächtig wenn du mich fragst.

Sie versucht mich auszuspionieren, schießt es mir durch den Kopf. Ich würde gerne wütend über diese Tatsache sein, die Katjas Worte in unseren Gesprächen untermalten. Versuchte sie zu helfen oder leidlich mein Vertrauen zu gewinnen, um uns schlussendlich zu hintergehen? Wenn es doch nur so etwas wie einen Toxiktrail-radar gäbe. Frustriert beginne ich eine Nachricht zu schreiben und am Ende doch wider zu löschen. Ich wollte ja bedingungslos Vertrauen, was wiederum meiner grenzenlosen Naivität, an das gute in Menschen zu glauben, geschuldet ist. In diesem Fall jedoch entschied ich mich dagegen. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, warum ich überhaupt ihren Chat aufgerufen haben.

F: Ich bin einfach nur erschöpft und finde keinen schlaf. Kannst du auch nicht schlafen?

Abermals keine Antwort... Warf sie nach jeder getippten Nachricht direkt ihr Handy in die nächstbeste Ecke? Mit müdem Tunnelblick starre ich der Wand entgegen. Mit jedem Blinzeln merke ich wie sich meine Augenlider schwerer anfühlen.

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