One Drink Away-Cher Lloyd
Mein Schädel pocht wie verrückt, als ich zimperlich die Augen öffne. Im abgedunkelten Raum kann ich kaum meine eigene Hand vor Augen erkennen. Am liebsten würde ich mich noch einmal umdrehen und meinen Rausch weiter ausschlafen, doch da wird mir auf einen Schlag bewusst, dass das nicht geht. Der Gestank von Bier hängt in meinem Nacken und mir bricht allmählich der Schweiß aus. Ein fremder Arm liegt um meinen Brustkorb geschlungen und lastet dort wie ein Stahlträger der mir die Luft abschnürt. Das kann nicht wahr sein! Schießt es durch meine Synapsen. Ich habe Katja nicht betrogen! So betrunken kann ich nicht gewesen sein. Und dennoch bin ich der kleine Löffel der an der Bettkante kauerte und sich aus Verzweiflung versteift. Vorsichtig lasse ich meine Hände hinunter wandern, um das Ausmaß der Situation gänzlich zu erfassen.
„F**k", stoße ich flüsternd hervor. Unbeholfen versuche ich mich aus meiner prikären Lage zu befreien. Ungläubig schütteln ich den Kopf und beiße mir auf die Zunge, um den Ärger in mir keine Raum zu verschaffen. Ich stolpere vorwärts und suche hektisch nach der Türklinke, die ich in der Dunkelheit nicht ausmachen kann. Dann als ich den Türgriff endlich ertasstet habe schlägt mir ein gleißendes Licht entgegen und ein frischer Windhauch wandert über meinen nackten Körper. Blitzschnell überfliege ich den Raum, auf dessen Sofa sich ein Haufen aus Kissen und Decken langsam zu regen beginnt. Als erstes schießt eine Fellnase witternd in die Luft. Nahezu zeitgleich mit der Huskidame richtet sich ein weiterer Kopf auf. Mit schmalen Augen sieht Anna mich an und ich sie. In meinem Kopf kommen jegliche Gedanken zum Stillstand. Da ist auf einmal nur noch dieser gleichbleibende Ton in meinem Gehör, der an einen Tinnitus erinnerte.
Erst als Anna die Hände vor ihre Augen schlägt, löse ich mich aus der Schockstarre und greife nach dem erstbesten Kleidungsstück, das ich finde konnte. Keine Unterhose, aber immerhin ein Jogger. Nicht meiner, aber immerhin irgendeiner.
„Wir müssen gehen. Jetzt sofort! " ,flüstere ich ihr hektisch zu und dirigiere Momo an meine Seite. Anna nickt eifrig, während sie sich die Augen vor Müdigkeit reibt. Dabei massiert sie sich die dunklen Überreste ihrer Maskara erfolgreich mit ihren Finger weg.
„Kannst du fahren?", frage ich in meiner Verzweiflung, weil mein Magen wortwörtlich eine 180° Wendung dreht und blicke mich dabei hektisch um. Was wenn Simon durch den Lärm wach wird? Was wenn er beschließt aufzustehen? Dann würde ich mich mit dem Dilemma der vergangenen Nacht auseinander setzen müssen und ihm in die Augen sehen.
Anna scheint entweder schwer vom Begriff oder zu Müde zu sein, die finalen Rückschlüsse von selbst zu ziehen. Also helfe ich ihr auf die Sprünge, indem ich sie aus dem Bett heraus pflücke, den Schlüssel in den Teller ihrer Hand lege und sie erst wieder auf ihre zwei Füße abstelle, als wir uns auf der anderen Seite der Türe befanden. Fröstelnd reibt sie sich die Arme, als wir gemeinsam zum Auto trotten und die Heizung voll aufdrehen. Nervös blicke ich zu dem Haus hinüber, das wir soeben verlassen haben und warte Ungeduldig darauf, dass die Heckscheibe sich selbst vom morgendlichen Frost befreit.
„Warum hast du es auf einmal so eilig?", fragt Anna zerknircht.
„Ich hab mit Simon geschlafen.", platzt es aus meinem Mund hervor, worauf sie mich entgeistert anstarrt.
„Du hast mit Simon geschlafen? ", wiederholt sie zum eigenen Verständnis und erst dann scheint der Groschen bei ihr zu fallen. „Du und Simon? Ihr beide? Oh scheiße. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich hätte euch nicht alleine lassen dürfen."
Sie startet umgehend den Motor, obwohl sie hinten noch nahezu blind war und fährt ohne zu zimpern aus der Einfährt hinaus.
„Ich weiß nicht einmal wie das passieren konnte. Ich bin nicht schwul!", beginne ich mich zu rechtfertigen, doch noch ehe ich so richtig in Fahrt kommen kann unterbricht mich Anna mit einem Satzgefüge, das ich nicht verarbeiten kann.
„Das ist meine Schuld."
Was? Wie? Höre ich meine Kopfstimme fragen und versuche mich zeitgleich auf die Antwort zu fokussieren, die Zeitgleich Annas Lippen verlässt. „Ich bin auf die Couch ausgewandert, weil Simon ziemlich horny geworden ist, falls du verstehst was ich meine. Er hatte durch den Alkohol natürlich keinerlei Hemmungen sich das Selbst oder uns gegenüber einzugestehen. Und naja, wir sind beide Single. Da hat er natürlich gedacht, wir könnten uns ein wenig die Zeit miteinander vertreiben. Aber drei ist meiner Meinung nach einer zu viel im Bett, also habe ich mich mit der Aussrede auf die Toilette zu müssen, klamm und heimlich aus dem Staub gemacht. Keine Ahnung was danach passiert ist. So genau will ich das glaube ich auch nicht wissen. Aber so wie es aussieht hätte ich dich mit auf die Couch verfrachten sollen."
„Nein, es ist allein meine Schuld. Ich hätte nicht so viel trinken dürfen. Dann hätte wir mit dem Taxi nach Hause fahren können. Oder ich hätte am Besten nichts trinken sollen. Dann hätten wir diese Nacht beide Zuhause in unseren eigenen Bett verbringen können. So eine Scheiße, ich hab einen totalen Blackout."
Die Erkenntnis veranlasst Anna dazu, trösten die Hand vom Lenkrad auf meine Schulter zu verlagern. Die Rückfahrt verbringen wir schweigend nebeneinander. Ich werde nervöser je näher wir unserem Ziel kommen. Und schicke Anna mit Absicht eine Gabelung zu weit, um das unvermeidliche hinaus zu zögern. Katja einzugestehen, das ich sie betrogen habe. Mit einem Mann.
Als ich Anna bitte an der richtigen Stelle abzubiegen und sie die Umgebung wiedererkennen breche ich das Schwiegen. „Gott, ist mir das Peinlich."
Als müsste die Frage der Intimität noch geklärt werden und habe sie schon die ganze Autofahrt lang beschäftigt, prescht sie sie mit einem Schlag hervor. „Aktiv oder passiv?"
Automatisch verdrehen sich meine Augen. War das nicht offensichtlich? Ich konnte nur ein passiver Teil des Ganzen sein. Simon hätte sich wohl kaum in den Arsch ficken lassen. Sie stupst mich von der Seite an und da fällt mir auf, daß sie mich lediglich neckt, anstatt eine Antwort zu erwarten.
„Kannst ja sagen, dass ich es war. Zutrauen würde sie es mir."
„Das ist traurig und kommt auf gar keinen Fall in Frage. "
Wir biegen in die mit Schotter verkleidete Einfährt ein und mein Ego sackt noch weiter in sich zusammen. Ich will nicht aussteigen. Werde jedoch schneller als beabsichtigt dazu genötigt, als Katja wutentbrannt, den Weg zur Garage findet. „ Wo hast du die ganze Nacht lang gesteckt?"
Ich höre wie in der Nachbarschaft die Rollläden hochgezogen werden. Es ist Sonntag und noch dazu kurz nach Acht Uhr in der früh. Den bevorstehenden Streit will ich nicht auf der Straße ausführen, doch ihr Gebrüll wird schriller, als sie erkennt wer an der Fahrerseite aussteigt.
Sie schlägt mir vor die Brust, als ich sie dazu bewegen will zurück ins Haus zu gehen. Ich schlucke den Ärger hinunter der aus ihr wie die Lava aus einem Vulkan, hinaus bricht. Nachdem wir die Türschwelle überschritten haben, kennt Katja kein Halten mehr und staucht mich zusammen. Hinter ihr sehe ich wie Frederick die Kühlschranktür vor Schreck aus der Hand fällt. Wie ein kleines Mäuschen stibitzt er die Frikadellen aus der offenen Verpackung, stopft sich eine in den pausbackigen Mund und tritt den Rückzug inklusive Verpackungsmaterial an.
Anna schließt vorsorglich hinter uns die Tür und lässt Momo die angespannter wirkte als normal von der Leine. Doch weder Momos noch Annas eintreten scheint Katja zu registrieren.
„Du, treuloser Hund. Du hast mich mit dieser Schlampe betrogen. Gib es doch endlich zu!", wettert sie.
Im selben Moment indem sie Hund ausspricht, baut Momo sich schützend vor mir auf. Ich kann sie gerade noch an ihrem Halsband zurück halten bevor sie zuschnappen kann. Die Huskidame fletscht ihre Zähne und bellt, angesichts der Bedrohung, die sie nun in Katja sieht. Ich befehle ihr "Aus". Doch Momo reagiert nicht.Ganz so als sei sie ebenfalls blind vor Wut. Im nächsten Augenblick erkenne ich den Grund dafür. Ehe ich mich versehe hat Katja sich ihrer Schwester zugewandt und schlägt ihr direkt ins Gesicht. Mit dem Klatschen schrickt mein ganzer Körper zusammen. Doch als Anna ihren Köpf langsam wieder nach vorne wendet, wirkt ihre Mine undurchschaubar. Regungslos wie gemeißelt blickt sie ihrer Schwester Starr in die Augen. Als diese erneut zuschlagen will fängt Anna sie am Handgelenk ab. „Fass mich nie wieder an?! ", faucht sie ihrer Schwester entgegen und stößt sie von sich.
Eingeschüchtert weicht Katja ein paar Schritte zurück und ihre Fassade beginnt für eine Millisekunde zu bröckeln. Verunsichert sucht sie Schutz indem sie auf mich zu tritt. Doch ehe ich mich versehe, entleere ich meinen gesamten Mageninhalt vor ihren Füßen.
Angewidert blickt sie auf die Überreste des Vorabends deren ätzender Gestank sich in Sekundenbruchteil ausbreitet und ihre Wut erneut aufflammt. „Super Leistung. Wir haben uns also betrunken. Ich frage dich eins mein Freund war es das wirklich Wert? Für einen Fick mit meiner Schwester alles wegzuwerfen? Weißt du was? Ich sollte es dir gleich tun und mit Frederic vöglen!" Mit dieser Unsicherheit verlässt sie den Raum und lässt mich in meinem eigenen Erbrochenen stehen.
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