Klan & Lea- Das du mich liebst
Hätte ich gewusst, was dieser Tag für mich bereithält, wäre ich vermutlich nicht aufgestanden. Ich blicke mich in dem Raum voller Menschen um die mir am nächsten stehen und könnte mich fremdartiger nicht fühlen. Heute ist jeder von Ihnen aufgestanden, um mit mir meinen 30 Geburtstag zu zelebrieren. Es ist ein seltsames Gefühl die Zahl auf der improvisierten Torte zu sehen und einen tiefen Atemzug zu nehmen. Als könnte der Moment verhindert werden, solange die Flamme züngelte. In diesem Alter hatte ich gehofft bereits mit Papa angesprochen zu werden. Ich hatte gehofft die Rückversicherung zu haben, dass jemand meine Hand bis an mein Lebensende hält. Doch stattdessen puste ich die Kerze aus, die ein weites Mal entzündet werden musste, da Eliot sich nicht im Zaum halten konnte. Ich nahm es ihm nicht übel ganz im Gegenteil. Aber hätte Katja nicht zumindest etwas sagen können? Ich fühle den Rückhalt nicht den ich mir wünsche und sehe hilflos dabei zu, wie Eliot die Couch als Trampolin missbraucht.
Ich versuche die begrenzten Kuchenstücke aus der Bäckerei gleichmäßig zu verteilen und über den genervten Blick meiner Mutter hinweg zu sehen. Mein Vater versucht derweil krampfhaft Eliot bei Laune zu behalten und in irgendeiner Form vom Sofa hinunterzulocken. Ich sehe hinweg über Sammy die ihrer Tochter behutsam zu vermitteln versucht, warum sie nicht auf dem Sofa springen sollte und über Chester, der mir so viel wie möglich abzunehmen versucht. Wie in diesem Moment die Kuchenschaufel, um mir eine Auszeit zu nehmen. Ich gehe raus auf die Terrasse und versuche zu atmen. Unorganisierter hatte ein Geburtstag nicht ausfallen können. Die Bäckereiverkäuferin hat mich angeschaut, als sei ich Geistig begrenzt, da ich ohne Vorbestellung, mehrere Kuchen von ihr abverlangte. Hätte Anna heute Morgen nicht zusammen mit Eliot gebacken, hätte ich ganz schon dumm aus der Wäsche geschaut. Oder eher meine Gäste.
Ich fasse mir in die Jackentasche, die ich mir aufgrund der kälteren Temperaturen übergezogen hatte und werde dieses Mal fündig. Auch entgegen den Erwartungen aller im Raum nebenan, zünde ich mir eine Zigarette an. Der erste Zug brennt in meiner Lunge. Nach langer Zeit fühlt es sich an, als könnte ich endlich wieder durchatmen. Wenn Anna noch hier wäre, wie würde mein Tag dann aussehen? Warum ist sie vorzeitig gegangen, nachdem sie Eliot abgesetzt hatte? Ich konnte mich nicht einmal richtig dafür bedanken, dass sie meinen Kopf aus der Schlinge gezogen hatte, so beschäftigt war ich alles perfekt umzusetzen, jeden zu begrüßen, Geschenke auszupacken, den Tisch zu Decken und Katja aufzuwecken. Anna hatte, ohne zu zögern ihre Hilfe angeboten und mit angepackt. Warum konnte Katja das nicht?
Ich nahm noch einen Zug und unterbrach den aufkeimenden Gedanken. Sie waren zwei vollkommen verschiedenen Personen. Anna hasste die Vergleiche der beiden Schwestern. Es war kein Wetteifern. Nur zwei Personen die unterschiedlichen Lebenswege eingeschnitten haben. Jedoch kahm ich um den Wunsch nicht drum herum, mir mehr Unterstützung von Katjas Seite zu wünschen. Machte mich dieser Gedanken weniger zu einem Mann? Ich hatte das Gefühl die Laste der gesamten Familie auf meinen Schultern zu tragen und daran kaputt zu gehen. Nach kurzer Zeit bemerkte ich wie sich Katja an meine Seite gesellte. Sie umarmte mich von hinten, allerdings erreichte mich ihre Berührung nicht. Stattdessen verspürte ich den Wunsch in mir sie würde wieder gehen. Was war nur los mit mir?
"Anna war hier?", erkundigt sie sich mit vorwurfsvollem Ton. Bereist heute Vormittag hatten sich ihre Haare allein bei ihrem Anblick gesträubt. Dabei war von Anfang an klar, dass Anna Eliot zu uns rüber fahren würde, weswegen ich gelassen entgegnete: Das war doch abzusehen. Hätte ich sie einfach vor der Tür stehen lassen sollen? Erst im Nachhinein wird mir klar, dass bis auf Mattheo und mir keiner auch nur ein Wort mit der Schwester meiner Freundin gewechselt hatten. Womöglich ist sie deshalb nach einem Stück gegangen und hat Mattheo gleich mit von seinem Hocker gerissen. Es war offensichtlich, dass er mehr Zeit mit ihr verbringen wollte. Dabei war sie viel zu jung für ihn. Und als sie schließlich die Türschwelle gemeinsam überschritten, spürte ich so einen seltsamen Stich in meiner Brust. Ich wäre am liebsten mit meinen Freunden gegangen.
"Ich rede auch nicht von heute."
Unbewusst ziehe ich den Kopf ein. Mir war bewusst das Katja es nicht für gutheißen würde, wenn wir weiterhin in Kontakt standen. Immerhin nahm mir Katja nicht ab, dass zwischen mir und Anna nie etwas gelaufen ist oder auch laufen wird.
"Sie hat hier doch nicht etwa übernachtet?" Ich will verneinen, doch Katja hatte sich längst in die Situation hineingesteigert. Du willst mich verlassen! Ihre Gesichtszüge beginnen zu entgleiten und ich starre in eine bizarre Maske.
"Das habe ich nie gesagt!", will ich entgegnet. Doch Katja verfällt in Hysterie.
"Du hast mit ihr gefickt! Ihr habt es schon wieder getan. Während ich neben euch geschlafen habe?"
"Wir haben nie miteinander geschlafen, wir sind lediglich befreundet!" Komme ich endlich zu Wort und kann es nicht fassen, dass ich mich immer wieder deswegen rechtfertigen muss. Ich hatte ihr vorenthalten, wer es war. Einfach weil ich nicht wollte das sie mich verurteilte. Ich wollte, dass sie kein schlechtes Bild von mir bekam und wollte gerade gestehen, als Chester hinaustrat und mein Geständnis unterband.
"Sie hat einen Anfall!", analysierte er ihren Gefühlsausbruch und redet besänftigend auf sie ein. Er bittet mich hineinzugehen, um den Prozess zu beschleunigen. Ich gehorche Widerwillens. Drinnen angekommen erwartet mich das nächste Chaos. Eliot hatte die gesamten Malblätter, die Papa gedruckt hatte zerrissen, um seine ganz eigene Party im Wohnzimmer zu veranstalten. Gerade warf er erneut das selbst hergestellte Konfekt in die Luft und ich stehe fassungslos daneben. Ich weiß nicht, was ich tun soll oder eben mit ihm umzugehen. Also bitte ich Eliots Großeltern per Textnachricht ihren Enkelsohn abzuholen. Da die Party nun endgültig gelaufen scheint fordere ich auch meine Familie vorzeitig dazu auf zu gehen. Ich komme mir dumm dabei vor, doch geht es hier nicht nur um mich, sondern auch Katja. Ich will ihr vorleben und zeigen, was es für mich heißt für jemand anderen da zu sein und sich gegenseitig den Rücken freizuhalten. Ich hatte mich doch für dieses Leben und vor allem für sie entschieden.
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