Keine Liebe-Rin,Alexis Troy & minhtendo
Nachdem Anna auch das letzte Blatt aus Cassandras Haaren herausgefischt hatte, setzte sie sich hinter diese und begann das Rabenschwarze Haar zu einen Fischgretenzopf zu flechten. Auch entgegen Cassandras Proteste hinweg, flocht die 23 jährige unbeeindruckt weiter. „Deine Haare müssen so oder so morgen gewaschen werden. Die stinken bereits nach Nikotin und anderlei fragwürdiger Substanzen. Dazu muss sich nicht auch noch erbrochenes ergießen."
Verblüfft wandte ich mich den Damen zu. „Musst du dich übergeben?", frage ich unbeeindruckt. Cassandras sah es nicht unüblich mal einen über ihren Durst zu trinken. Nur leider versackte sie danach bei irgendeinem fremden Mann und kann sich am nächsten Tag geradeso an ihren eigenen Namen zurück erinnern. Das ist ihre Form der Selbstverletzung. Sie lebte von der Anerkennung anderer Männer. Woher ich das wusste? Cassandra, Matthias und ich hatten eine gemeinsam. Wir besuchten ein und den selben Therapeuten und hatten so Details über den anderen via Gruppengespäche erfahren.
Matthias war dabei der Musterschüler. Er fehlte bei keiner einzelnen Gruppenaktivität. Er durfte sogar einen Schlüssel führen als die Gruppe aufgrund von einzelnen Patienten geschlossen blieben musste. Patienten wie mir, die man bis auf die Toilette begleiten musste um sicher zu stellen,dass sie sich selbst keinen Schaden zufügten. Würde Anna sich im Augenblick nicht bereitwillig um Cassandras wehleiden kümmern, stünde er an ihrer Stelle neben der Couch und deckte sie fürsorglich zu. Typisches People-pleaser-Syndrome, welches darauf beruht das Matthias früh Verantwortung in seiner Familie übernehmen musste. Er sorgte sich um seine kleinen Geschwister, während seine Mutter es vorzog 24/7 zu arbeiten. Sein Vater hatte seinen Job und somit auch sich Selbst verloren. Seine Motivation für den Tag war abhängig von dem Prozentsatzes des Alkohols den er trank und Sein Gedultsfaden so kurz wie die Zigarette in seiner Hand, weswegen Matthias bis heute keinen Alkohol anrührte. Stattdessen brachte ich ihm eine Coke, die er dankend entgegen nahm.
„Wie wäre es mit einer Runde Wahrheit oder Pflicht?", lallte Cassandra und versuchte sich aufrecht hinzusetzten.
„Sind wir dafür nicht längst zu alt?", harkte Matthias nach und warf ihr einen missmutigen Blick zu.
"Dann bring das Gespräch ins Rollen oder willst du sie weiterhin nur aus der Ferne anschmachten? Trau dich Romeo."
Während mir sich die Ohren spitzten übergeht Anna die offensichtliche Anspielung darauf, dass Matthias Interessiert an ihr zu haben scheint und griff sich anstelledessen eine Packung Chips vom Snacktresen. „Wahrheit oder Pflicht? Bin dabei. Allerdings ohne mit jemanden rumzumachen."
„Langweillig!", kommentierte Cas und untermalte ihre Aussage indem sie nicht nur tiefer in die Kissen versank, sonder zudem ausgedehnt gähnte.
„Also schön. Wahrheit oder Pflicht, Anna."
„Wahrheit."
„Warum lässt du niemanden an dich heran?"
„Bis jetzt bin ich noch niemanden begegnet mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen könnte." Sie formte ihre Hand zu einer Kanone und zielte zurück auf mich, bevor ich ihr mitteilen konnte, dass mich ihre Antwort nicht zufrieden stellte. „Bist du Glücklich in deiner Beziehung?"
Auf eine derartige Frage war ich nicht vorbereitet. Sechs Augenpaare schauen mich erwartungsvoll an, sodass ich ins stottern gerate. Ja, natürlich will ich ihnen versichern. Aber auf einmal bin ich mir nicht mehr so sicher darüber. Ich bin nicht an den Anfang zurück katapultiert worden. Ich führe noch immer eine Beziehung. Ich hatte noch immer ein Dach über dem Kopf, auch wenn die Mahnung mir drohen zu unterdrücken. „Ich... ähm... Ob ich Glücklich bin?"
„Das ist doch keine schwere Frage", entgegnet Cas, deren Kopf bereits das Kissen trifft.
„Du hast nicht einmal gefragt ob er eventuell Pflicht nehmen will" , kommt Matthias mir zur Hilfe. Ich bin dankbar das er von mir ablenkt, denn in meinen inneren haben sich die Zahnräder bereits verkeilt. Ich war Glücklich oder nicht? Warum konnte ich dann nicht einfach Ja sagen? „Ich könnte mir kein besseres Leben vorstellen", weiche ich der Frage stattdessen aus und merke das es stimmte. Meine Stimme beginnt sich zu festigen und ich nicke bekräftigend als sich Anna und meine Blicke treffen. „Sie ist alles was ich hab. Ich liebe sie."
Für einen Moment glaube ich Trauer in ihrer Mimik zu erkennen. Doch dann übermalt ihr Gesicht wieder diese undurchdringbare Maske, sodass nichtmal ihre Augen noch Aufschluss darauf geben, was sie in ihrem inneren wirklich fühlt.
„Ich versuche mich meiner Partnerin gegenüber zu öffnen. Ihr zu Vertrauen auch wenn es manchmal dazu führt das sie mir wehtut oder ich ihr. Ich wache morgens auf und sehe wie sie neben mir liegt und bin einfach nur erleichtert. Ich weis nicht wie du das schaffst. Wahrscheinlich weil du es nicht anders gewohnt bist. Aber die Wärme zu spüren... das macht mich wirklich glücklich"
„Auch wenn diese Person nur das absolute Minimum für dich bereit hält?"
Ich stutze und überlege was sie damit meinen könnte. Doch da wechselt sie bereits das Thema und stellt Matthias die Frage "Wahrheit oder Pflicht" .
Er wählt Pflicht. Wie könnte es auch anders sein. Matthias liebte Herausforderungen. Ich ging davon aus das Cas bereits vollkommen weggetreten wahr, doch sie sprang auf und schrie förmlich. „Du musst Anna küssen!"
Doch diese schüttelte lediglich ihren Kopf, sodass ihr Haarsträhnen ins Gesicht fallen. „Das ist meine Frage", stellt sie klar während ich darüber nachdenke was passieren würde, wenn ich in diesem Moment meine Hand ausstrecken würde, nur um eine dieser widerspenstigen Haarsträhnen hinter ihr Ohr zu klemmen. Würde sie dann einen Funken dieser Wärme spüren und verstehen? Meine Gedanken unterbrechen. Matthias vergeudete keinen Chance. Er hat sich bereits über den Glastisch gebeugt und strich die Strähnen sanft aus ihrem Gesicht. Ich wage es kaum zu atmen, als ich die Szene wie in einem Film verfolge. Anna, lächelt ihn kokett entgegen. Ihre Augen funkeln gefährlich , als sie sich ebenfalls über den Tisch beugt und sie einander plötzlich so nah sind, das sie ihren Atem teilen. „Ich will...", hauchte sie und Matthias begann zu schlucken, während er sehnsüchtig ihre schmalen Lippen betrachtete. „ , das du einen Handstand machst, während du deine Cola Ext"
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