Ich will dich-Topic

„Du hast was?" Ausdruckslos starrte sie mich an.

„Ich habe ein Essen mit deiner Familie organisiert." Ich beginne darauf zu warten, dass sie mir um den Hals fällt. Doch nichts dergleichen passiert.

„Wo?"

„In deinem Elternhaus?" Verwirrt gleitet mein Blick über ihre Gesichtszüge. Warum freute sie sich den nicht über diese Neuigkeiten?

„Nein, wo hast du Anne getroffen?" Jedes Wort spuckte sie verächtlich aus.

„Beim Einkaufen ..."

Wütend stapft sie um die Küchenzeile herum und rührt in dem Top mit den passierten Tomaten. „Und, da hat sie dich augenblicklich um ihre schlanken Finger gewickelt? Oder warum bist du ihr hinterhergelaufen wie ein räudiger Hund? Bin ich dir nicht genug?"

„Was, das hab ich nie behauptet! Wir haben uns wirklich nur unterhalten. Sie hat ihr Portemonnaie im Wagen liegen lassen..."

„In deinem Auto? Hast du ihr etwa wie ein Gentleman die Tür aufgehalten, oder wie kommt Anne zu der Ehre in deinem Auto zu sitzen?" Sie wirkte am Boden zerstört. So als habe ich ihre Schwester nicht nach Hause eskortiert, sondern ins nächstgelegene Hotel abgeschleppt. Rastlos läuft sie in der Küche auf und ab.

Schuldbewusst lasse ich den Abstand, den sie zu mir aufsucht zu und suche nach einer zufriedenstellenden Lösung. Anne und ich hatten kurz vor unserem Abschied die Nummern ausgetauscht. Angestrengt dachte ich nach. Mit meiner Zusage hatte ich Katja allen Anschein nach komplett überrumpelt. Ob Anne Verständnis dafür hatte, wenn ich das bevorstehende Essen aufschiebe?

„Ich sag dir eines, keine zehn Pferde werden mich dort hinkriegen. In mein Elternhaus meine ich. Etwas Besseres hätte euch wirklich nicht einfallen können" , erwiderte sie in einem hysterischen Tonfall.

Also auf neutralerem Boden, schlussfolgerte ich aus ihrem Appell.

„Wie oft soll ich denn noch sagen, dass ich mit meiner Mutter nichts mehr zu tun haben will?"

Eine Millionen Mal. Aber, ich dachte, hier geht es nicht um Sie. „Anna glaubt, dass eure Mutter versöhnlicher gestimmt ist, wenn wir einander erst mal kennengelernt haben. Gut möglich, dass sie dann ein Auge zudrückt wegen des Umgangsrechtes. Vielleicht können wir Eliot dann auch unter der Woche für ein bis zwei Stunden zu uns holen."

„Das hast sie behauptet?!"

„Ja, wir müssen nur das Vertrauen deiner Mutter zurückgewinnen und dann würde es kein Problem darstellen. So wie ich das verstanden habe, wollen sie lediglich wissen, mit wem sie es zu tun haben."

„Du bist so etwas von naiv. Sie manipuliert dich. Sie haben doch überhaupt gar nicht vor, mir mein Kind zurückzugeben. Was soll ich da mit ein, zwei Stunden anfangen? Eliot gehört zu mir. Er ist mein Sohn. Du willst es nicht verstehen, oder? Auf wessen Seite stehst du eigentlich?"

Auf deiner will ich ihr versichern. Aber die Aufregung, die ihren Körper durchfährt, lässt sie in eine noch tiefer sitzende Raserei verfallen. „Deswegen wollte ich vermeiden, dass du Anna kennenlernst. Sie ist so eine Heuchlerin und spricht meiner Mutter alles dem Mund nach."

Skeptisch schoss eine ihrer dunklen Augenbrauen fragend in die Höhe. Wie erwartet hatte mi Amadre bei der Wahl meiner Freundin etwas auszusetzen. Dabei hatte Katja sich so viel Mühe gegeben und ist der stolzen Latina erhobenen Hauptes entgegengetreten.

Es waren gerade einmal vier Tage seit unserem letzten Streit vergangen. Tage, an denen ich ihr mehrfach Anbot, meine Familie kennenzulernen.

Bittend schaue ich in die kühlen Augen meiner Mutter. Sie war aufgrund ihrer Berufung in Sachen Design an makellos schöne Frauen gewöhnt. Nahezu tagtäglich ließ sie schlank und hochgewachsene Mädchen in ihrer neusten Kollektion ablichten.

Weil ich die Situation selbst als unangenehm empfinde, lege ich meinen Arm um Katjas üppige Taille und dränge sie dazu, meinem Vater gegenüber zu treten. Er begegnet ihr mit einem offenem Lächeln und führt sie auf direktem Wege in den Wintergarten aus dem ein süßlicher Geruch von Kuchen zu vernehmen war.

Mi Amadre harkt sich bei mir unter. „Hat sie das ernst gemeint?"

Ich will gerade fragen, worauf sie anspielt, als ich meine Freundin von einer ganz anderen Perspektive betrachtet. Womöglich waren es doch nicht ihre weichen Kurven, die mi Amadre störten. Sondern vielmehr das Kleid, welches ich zu Katjas Zufriedenheit gekauft hatte. Es saß, wie die Verkäuferin uns versuchte hinzuweisen, gut an ihren Hüften. Doch hatte sie nach der Schwangerschaft an Oberweite verloren. Und nun konnte man meiner Freundin je nach Winkel ins Kleid linsen.

Meine Lippen verformen sich zu einem schmalen Strich, als ich die dunkelrote Spitze unter dem Kleid hervortreten sah. Unsicherheit streifte mein Gemüt, weil ich sie dazu ermutigt habe, es anzuziehen.

Doch nun, wo ich mich vor mi Amadre rechtfertigen musste, wird mir aus ganz anderen Gründen warm. Peinlich berührt versuche ich ihrem prüfenden Blick auszuweichen und obendrein unbeholfen vom Thema abzuweichen. „Ist der Rest der Familie auch schon da?"

Nüchtern schaute Mi Amadre mich an. Ich halte ihrem Blick nicht, stand und schaue lieber zu Boden. Da ist der glatte Fliesenspiegel, auf dem sich jeder Schweißfuß abzeichnet und wirkt auf einmal viel Interessanter.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und trat Seite an Seite mit mi Amadre in den Wintergarten ein. Meine Schwester, die sich im letzten Trimester befindet, schaut auf und bei meinem Anblick beginnen ihre Augen zu leuchten. Immerhin eine, die sich über mein aufkreuzten freut.

Vorsichtig nehme ich sie in den Arm und streiche ihr sanft über den Bauch. Das Strahlen auf ihrem Gesicht wird noch größer. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es weiß, aber ich beneide sie um ihre funktionierende Familie.

Ich beobachte, wie auch Katja sie zu Begrüßung umarmt. Es wirkt etwas unbeholfen, da Sam ihr gegenüber reserviert ist. Doch allein die Tatsache, dass sie ihr eine realistische Chance gibt, lässt mein Herz vor Vorfreude stolpern. Wer weiß, vielleicht werden sie in Zukunft sogar Freunde. Dann würden unsere Kinder gemeinsam im Garten spielen, die Frauen auf einen entspannten Abend mit einem Glas Sekt anstoßen und ich den Grill mit frischen Fleisch befeuern. Eine noch nie zuvor da gewesene Zufriedenheit durchströmte meinen Körper und wischte den Unmut beiseite. Noch nie war ich meinem Glück so nahegekommen.

Interessiert mustert Katja ihren runden Bauch und streckt gleich darauf suchend ihre Hände danach aus. Ich weiß aus Erfahrung, dass Sam diese nett gemeinte Geste nicht schätzt und greife nach ihrer Hand und führe sie zu einem freien Stuhl. Sam entweicht ein Schmunzeln, als sie mein Vorhaben bemerkte. Ihrer Ansicht nach sollte man schwangere Frauen nicht ohne Erlaubnis berühren. Bei erster Schwangerschaft war sie sogar pikiert über die Dreistigkeit einer älteren Dame, die sich auf dem Spielplatz zu ihr setzte und unaufgefordert über ihren Bauch strich. Nachdem sie sie freundlich darauf aufwies, wurde die Dame sogar aufmüpfig.

„Wisst ihr schon, was es wird?" Katja deutete auf das Baby. Die Gespräche um uns herum gehen weiter. Als wir endlich sitzen, komme ich mir weniger beengt vor, öffne aber dennoch einen weiteren Knopf an meinem Hemdkragen.

„Ein weiteres Mädchen" , flüstert Sam ihr zu und lächelte breit. Ihr Blick gleitet über Katjas Schulter hinweg. Ich lehne meinen Arm um die Lehne meiner Freundin und beuge mich leicht zur Seite, um hinterher zu spähen. Emis helles Kreischen schalt durch den Garten. Sie wird von ihrem Papa über den preisverdächtigen Rasen gejagt. Unser Vater hatte eine Vorliebe für die Gartenarbeit. In diesem Moment hebt Tim sie hoch und wirft sich das Fliegengewicht leichtfertig über die Schulter.

Jemand muss sie über unsere Ankunft informiert haben, denn kurze Zeit darauf stoßen sie ins warme zu uns. Tim hilft Emi aus ihrer dicken Jacke. Als Katja sie anspricht, wirft sie sich eingeschüchtert zurück in Papas schützende Arme. Er beantwortet ihre Frage an Emis stelle mit einem Entschuldigen Lächeln und trägt seine kleine Prinzessin direkt auf ihren Thron zwischen Mama und Papa.

Ich stehe nicht auf, um Tim zu begrüßen. Deswegen wird es kurz unangenehm still, als Katja ihren Stuhl zur Seite rückt und gleich darauf erhebt. Felsenfest rechnete ich damit, dass Tim sie stehen lässt und bin erstaunt darüber, dass er sich zu einer Umarmung abringt.

Sam wirkte sichtlich stolz und beobachtete die Reaktionen am Tisch. Als könne eine gute Tat eine seiner Kavaliersdelikte aufwiegen. Meines Erachtens ist sein Karmakonto auch nach drei Jahren treuer Ehe nicht vollständig aufgearbeitet. Er wurde an diesem Tisch toleriert. Nichts weiter.

„Ich kann mich noch an die ersten Schritte meines Sohnes erinnern." Wehmütig schaute sie Emi nach, die auf ihren zwei kurzen Beinen lieber eine Ehrenrunde um den Tisch drehte, als still neben Mama und Papa sitzen zu bleiben. Ohnein

„Jetzt werde ich nicht einmal zum Elternsprechtag eingeladen. So als würde ich gar nicht existieren. Als wäre ich nicht seine Mutter! Stell dir vor, du dürftest Emi von heute auf morgen nicht mehr sehen."

„Katja!" , entglitt es mir eine Spur zu ruppig. Der ganze Tisch hielt augenblicklich den Atem an. Meine Stimme zu erheben sah mir nicht ähnlich, weswegen fassungslose Blicke an mir vorbei streifen.

Empört starrt mich Katja an. In ihrem Augen konnte ich den Vorwurf glasklar erkennen. Mein Kontaktversuch als Wiedergutmachung wird gnadenlos von ihrer Seite zurückgewiesen. Sie wehrt die Hand, die ich ihr zur Beruhigung auf den Oberschenkel legte, ab. Einen weiteren Kuss akzeptiert sie nicht und wendet ihr Gesicht zur Seite.

Dad will mir helfen und fragt sie über ihre Arbeit aus. Er hat eine sehr sensible Antenne und weiß, wie man Gespräche in die richtige Richtung lenkt. Dankbar atme ich aus und folge Gesprächsfetzen, während mein Blick leer durch die Gegend wandert.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top