8 || eine fatale Entscheidung

JESTER

Es waren bereits drei Tage vergangen und Jester hatte noch immer keine Entscheidung getroffen. Nein, dachte er, das stimme nicht ganz. Er wollte das Angebot nicht annehmen, auch wenn es sehr verlockend klang. Gedankenverloren rührte er in seiner Suppe herum. Ein Gott zu sein war etwas, was es sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Der Mondgott. An der Seite mit dem König von Raalgii. Das ganze Land würde ihnen zu Füßen liegen, doch das Leid und der Schmerz würden nur noch größer werden. Jester blickte seine Hände an und ballte sie zu Fäusten. Im Leben wurde man nicht auf so etwas vorbereitet. Er wusste nicht, was er tun sollte. Würde er ablehnen, würde eine Hinrichtung auf ihn zukommen. Sollte er zustimmen, hätte er sich selbst verraten. Sich und Mihee. Leise seufzte er. Er hoffte, dass es ihr gut ging und dass Ilmar und Diane sich gut um sie kümmerten. Die Suche sollte schließlich etwas gedrosselt sein, nachdem sie ihn gefangen hatten.

Mihees Lächeln erschien ihm im Kopf und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Würde sie ihm jemals verzeihen, dass er sie zurückgelassen hatte? Er konnte es sich kaum vorstellen. Er dachte an die Wärme ihrer Stimme und an ihr Lachen, an ihre Trauer, Wut und Angst, er dachte an all die schönen Momente, die sie zusammen erlebt hatten und er dachte daran, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Er dachte an sie. Tränen strömten ihm über die Wangen und er schniefte. Wie hatte er verantworten können, dass er das wichtigste in seinem Leben zurückließ?

Er schrie und seine Faust knallte gegen die Wand der Zelle. Weinend sackte er auf den Boden zurück und zog die Knie an. Er war so sauer auf sich und auf das Leben. Er weinte, weil es so unfair war, weil er ihr nicht „tschüss" sagen konnte. Er weinte, weil er sie nie wiedersehen würde. Er weinte, weil es ihm leidtat. Alles in ihm zog sich schmerzhaft zusammen, sein Körper zitterte. Jester wollte nur noch sitzen und auf seinen Tod warten. Wie sollte er jemals wieder glücklich werden?

Ein Räuspern unterbrach seine Gedanken und er blickte auf. Vor seiner Zelle, im Licht der Fackeln stand Tainja und sah Jester an. Jester wischte sich die Tränen mit seinem Ärmel aus dem Gesicht.

„Was willst du hier?", wollte er wissen und starrte an ihr vorbei, auf die ihm Gegenüberliegende Zelle, welche jedoch leer war.

Tainja setzte sich auf die Bank, die in der Mitte des Ganges war und zögerte. „Hast du schon eine Entscheidung gefällt?", platzte es dann aus ihr heraus und Jester schüttelte seinen Kopf, „Kang, ich bitte dich, nimm sie an." Die Höflichkeitsformel, die sie sonst immer benutzte, ließ sie weg.

Jester hob seine Augenbraue ein Stück. Sein Kopf brummelte, das Weinen hatte ihm Schmerzen gegeben. „Erst willst du, dass ich fliehe, jetzt soll ich mich doch dem König anschließen? Kannst du dich mal entscheiden?", hielt er dagegen und massierte seine Schläfen. Tainjas Anwesenheit linderte den Schmerz nicht unbedingt.

„Die Umstände sind jetzt anders", meinte Tainja und rieb sich die Handgelenke, an denen blaue Flecke zusehen waren. „Ich brauche deine Hilfe."

„Nicht interessiert", grummelte Jester und betrachtete die Schale mit der Suppe. Hunger hatte er jetzt keinen mehr.

Tainja sprang auf und umklammerte die Gitterstäbe. „Hör mir doch zumindest zu. Du bist der Einzige, der mir helfen kann", bettelte sie und Jester hatte sie noch nie so verängstigt gesehen.

Jester stöhnte genervt auf. Das Pochen wurde stärker. „Dann erzähl, aber beeil dich, mein Kopf tötet mich sonst noch."

Tainja sah ihn erleichtert an. „Sagt dir Porco etwas?", fragte sie und Jester zuckte mit den Schultern, „Der Mann der dich mit Toivo gefangen genommen hat. Er hatte eine Abmachung mit Sylas van Hana. Wenn sie dich gefangen bekommen, dann würde er mich bekommen." Sie atmete tief durch und presste ihre Stirn gegen die Stäbe. „Ich weiß nicht, ob du mit den Traditionen und Sitten der Nachtwandler vertraut bist, jedoch wird der Besitz einer Frau vertraglich festgehalten. Die einzigen Möglichkeiten, um diesem Vertrag zu entkommen, ist die Freisprechung von dem König, das Sterben des Nachtwandlers, die Verstoßung von mir oder ein göttlicher Segen, der die Frau aus ihrer Gefangenschaft befreit." Sie machte eine Pause. Ihre Stimme versagte beinahe. „Er ist ein schlechter Mann, Kang, er- er-" Sie brach ab und drehte sich um. „Ich flehe dich an, wenn du ein Gott wirst, dann kannst du mich retten."

Jester blickte die Frau an. Sie hatte kein wallendes Kleid an und auch keine hohen Schuhe. Sie trug einen schlichten, grauen Rock und ein enganliegendes Oberteil, welches ihre Arme überdeckte. Ihre Klamotten passten nicht zu ihr. Sie sah nicht aus, wie die Tainja, die ihn bis auf die Knochen verabscheute. Sie sollte ihn nicht anbetteln, sie sollte ihre Probleme selbst regeln.

„Weißt du, was ich aufgeben werde, wenn ich das Angebot annehme?", wollte Jester von ihr wissen und die Tierwandlerin hob ihren Kopf ein Stück.

„Nein, aber ist das nicht irreleva-"

Jester schlug mit seiner Faust auf den Boden und stellte sich dann direkt vor die Frau. Sie zuckte zurück und stolperte nach hinten. „Das ist dein Problem, Deena, du denkst nur an dich. Du wünschst dir, dass die ganze Welt dir alles erfüllt. Wach auf, so ist das nicht. Du bist nicht das Einzige, was der König zu bieten hat, das hat er dir gezeigt. Und ich bin nicht dein Beschützer, ich werde nicht mich aufgeben, um dich zu retten. Gib mir einen Grund, weshalb ich das machen sollte?"

Tainja schwieg.

„Siehst du, du weißt nichts. Du willst es nur, weil du eine egozentrische Person bist, die niemals nur an zweiter Stelle kam. Du weißt nicht, wie du deine Probleme löst, weil jeder andere es bis jetzt in deinem Leben gemacht hat. Du erwartest von den Leuten, dass sie nichts anderes im Leben haben, als dich und deswegen alles für dich tun. Aber ich glaube, Deena, du hast keine Freunde. Du hast niemanden, für den du alles aufgeben würdest und ich glaube es gibt niemanden, der alles für dich aufgeben würde." Jester verzog die Miene. „Er schlägt dich? Er zwingt dich zu Dingen, die du nicht tun möchtest? Das ist mein Leben. Ich gehöre zu der Unterstufe, wir werden herumgeschubst, wir können uns das Leben nicht leisten und kommen doch durch. Du hast es dir selbst du verschulden, jetzt in dieser Situation zu sein. Und du hast es zu verschulden, dass ich hier bin. Kümmere dich um deinen eigenen Mist, an dem du schuld bist. Das Leben ist nicht fair, das Leben hasst dich. Fang an das zu akzeptieren. Du bist doch berüchtigt dafür, dass du so intelligent bist. Denk einfach ein bisschen nach und du wirst sehen, dass es mehr als nur eine Lösung gibt. Und wenn du das verstanden hast, kannst du wiederkommen und vielleicht mehr als nur dich retten." Er ließ von dem Gitter ab und wanderte zurück in die Mitte seiner Zelle.

Tainja stand wie versteinert da. Jester hatte erwartet, dass sie schreien würde und ihn schlägt, doch nicht von dem beiden passierte. Sie stand nur da und weinte stumme Tränen. Mit einem Ruck drehte sie sich um und rannte den Gang hinunter, bis ihre Fußschritte verstummten. Jester legte den Kopf nach hinten. Seine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Die Dunkelheit umschlang ihn. Die Schatten wurden länger, die Stille unerträglicher. Er konnte seinen Herzschlag hören, er spürte, wie es Nacht wurde. Seine Gedanken verließen das Gefängnis und streiften durch die Welt. Über Weisen und Felder, in Wälder hinein, über Berge, durch den Himmel. Überall dorthin, wo er gerne wäre, aber nicht sein konnte. Er wünschte sich in die Arme seiner Mutter, die ihn beruhigte und er sehnte sich nach der Stimme seines Vaters. Nach dem Lachen seiner Schwester und er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen, als sie alle noch da waren. Doch das würde für immer ein unmöglicher Wunsch sein.

„Komm mit, der König hat angeordnet, dir deine Räumlichkeiten in dem Schloss zu zeigen, solltest du dich dafür entscheiden hier zu bleiben." Die Stimme von Toivo riss Jester aus seinen Tagträumen und er schreckte hoch. Toivo hatte die Zelle geöffnet und guckte ihn erwartungsvoll an.

Jester seufzte. „Nein danke. Damit kann man mich nicht manipulieren", meinte er und lächelte müde. „Du kannst ihm sagen, dass ich noch am Denken bin."

Toivo legte seinen Kopf schief, sodass ihm die Haare ins Gesicht fielen. Locker pustete er sie weg und kam dann einige Schritte auf Jester zu. „Befehl ist Befehl", war das Einzige, was er sagte, dann tauchten an Jesters Händen Fesseln auf. Grinsend hielt Toivo das hintere Ende der Schnur in der Hand.

Jester seufzte erneut, Toivo seufzte auch. Jester stand auf und strich sich seine Klamotten gerade. „Na gut, dann lass uns diese spaßige Reise hinter uns bringen."

Toivo lächelte zufrieden. Er hatte auch heute ein komplett schwarzes Outfit an. Eine silberne Kette hing um seinen Hals und an seiner Hose. Seine Ohrringe waren auch silbern. Seine Hose besaß viele Taschen und auch die Lederjacke, die er über seinen Schultern trug, hatte vorne welche.

„Wir sind hier, um uns das Schloss anzugucken nicht mich. Aber wenn ich auch als Überzeugungsgrund diene, dann nehme ich das hin", sagte Toivo und drückte Jesters Kinn hoch.

Jester wurde rot. Ihm war nicht bewusst, dass er den Magier so angestarrt hatte. Die Hand von Toivo gab ihm eine Gänsehaut und er zog sich schnell zurück. Mit einer Mischung aus Scham und Wut blickte er auf den Boden. Toivo grinste schelmisch, dann ging er weiter. Es war Jester peinlich, aber er konnte auch nicht leugnen, dass der Magier gutaussah und eine Dominanz ausstrahlte, die Jester aus der Bahn warf.

Toivo öffnete eine Tür, nachdem sie mehrere Treppen gestiegen sind, und Jester strahlte Sonnenlicht entgegen. Er musste seine Augen schließen, da es zu hell war.

„Diesen Ort müsstest du eigentlich kennen, aber auf dem Weg hierhin fast du am Schlafen. Also. Das hier ist der Innenhof. Er wird von hunderten Wächtern bewacht, da er zu den Gefängnissen führt. Jeden von ihnen ist so stark wie ich, also ist eine Flucht aussichtslos. Aber ich denke, dass wusstest du schon."

Jester sah sich um. Einige Männer und Frauen in Handschellen liefen über den gepflasterten Hof und warfen immer wieder ängstliche Blicke auf Toivo. Dieser führte den Dieb weiter, aus einem Tor hinaus, an dem eine Wächterin stand. Sie zwinkerte Toivo zu. Er reagierte nicht darauf.

„Wir befinden uns zurzeit auf der hinteren Seite des Schlosses. Deine Gemächer werden auch dort liegen. Ich werde dir nicht alles zeigen, sondern nur die wichtigsten Räume für den Anfang", erklärte Toivo, ohne Jester anzusehen. „Ich zeige dir so viel, dass du gar nicht mehr hier weg möchtest."

„Danke, aber das ist meine Entscheidung", meinte Jester.

„Ich kann natürlich auch mit in deinem Bett schlafen, wenn dich das mehr überzeugen sollte." Jester konnte Toivos Grinsen hören und verdrehte seine Augen.

„Hör auf nett zu mir zu sein. Vor ein paar Tagen hättest du mich umgebracht", erwiderte Jester.

„Du wirst mein Vorgesetzter sein, da kann ich mich doch schon mal mit dir anfreunden", meinte Toivo und zuckte mit seinen Schultern. „Und ich glaube für einen aus der Unterstufe bist du ganz in Ordnung. Du hast Tainja zum Weinen gebracht und das ist schon eine Leistung, mein voller Respekt."

Jester sagte nichts. Toivo musste davon ausgehen, dass er sich für Sylas entscheiden würde, aber er war sich nicht sicher. Er würde sich auch immer fehl am Platz fühlen. Toivo hatte es schon richtig gesagt, er kam aus der Unterstufe. Sie würden ihn angucken und dass Gleiche denken.

Die beiden durchquerten einen riesigen Garten und Jester staunte nicht schlecht. Überall standen Formgehölze in allen Größen und Arten, bunte Blumen sprießten aus dem Boden, kleine Hecken grenzten die Beete voneinander ab und Vögel flogen von einem Baum zum nächsten. Es war schön. Verschiedene Gerüche trafen auf ihn, Schmetterlinge flogen um seinen Kopf und er musste lächeln. Es musste ein schönes Gefühl sein, hier hinzugehen, wenn man fertig war mit der Arbeit. Für eine hässliche Sekunde stellte er sich vor, wie es wäre jeden Tag in den Garten zu gehen, die Sonne zu genießen und die kleinen Tiere zu füttern. Ganz ohne Probleme, ohne die Sorgen, welche ihn normalerweise plagten, nur er und die unendliche Freiheit der Natur.

Toivo bemerkte seinen Blick und lächelte sanft. Langsam zog er Jester weiter, der seinen Blick nicht von den Insekten in Blüten der Blumen lassen konnte. Das musste ein unkompliziertes Leben sein. Man lebte in diesem großen Garten und flog hin und her, um die unterschiedlichen Pflanzen zu bestäuben.

Der Magier und der Dieb gingen eine breite Treppe hoch, auf das Gebäude zu. Das Schloss war gigantisch. Es war weiß und pompös, Spitztürme zierten seine Außenfassade, große Fenster waren in den Wänden eingebaut. Aber es wirkte einschüchternd und einengend auf Jester und er sträubte sich dagegen in das Gebäude zu gehen. Er wollte lieber in dem Garten bleiben, der ihm das Gefühl gab, geliebt zu werden.

Toivo stieß die Tür auf und trat ein. Alles war goldbraun. Große Bögen zierten die Decke, Statuen standen an den Wänden, hinter ihnen Gemälde von Sylas, bei seinen Heldentaten. Einige hatten auch große Schlangen und Adler gezeichnet, doch Großteils konnte Jester Sylas erkennen. Am Ende des Raumes war ein großes Tor, welches in den nächsten Raum führte, darüber ein Balkon. Zwei Treppen rechts und links führten zu dem Balkon. Säulen in den Ecken schienen das Stockwerk zu halten. Jester konnte nicht abstreiten, dass der Raum schön war, doch das war ihm alles zu viel des Guten.

„Komm, ich zeige dir jetzt dein Zimmer." Toivo war jetzt nicht mehr so grob wie am Anfang, sondern wartete auf Jester. „Das liegt gleich hinter dem Bogen."

Jester folgte Toivo kommentarlos. Sie durchquerten den großen Raum. Während sie durch den Bogen gingen, warf Jester einen Blick auf die Decke und staunte nicht schlecht. Überall waren Platten aus Glas, welche verschiedene magische Tiere zeigten. Da waren Schlangen mit mehreren Köpfen, riesige Wölfe, Adler und so viel mehr, dass Jester nicht mehr aus dem Gucken kam.

„Hier, gleich hinter der Tür." Toivo stieß die Tür auf und schob Jester hindurch. Dieser stolperte beinahe, doch fing sich wieder. Die Handschellen waren unangenehm und Jester musste zugeben, dass er sich wieder auf seine Zelle freute, ohne die Dinger um seine Arme. „Das Zimmer wäre übergangsweise deins, bis zu deiner Krönung zum Mondgott. Danach bekommst du ein riesiges Gemach, welches an die Größe des Königs rankommt. Und das in jedem Schloss."

Der Raum hatte drei Fenster direkt gegenüber der Tür. Die waren oben rund und unter ihnen stand ein kniehoher Tisch, auf welchem ein Kronleuchter und ein goldenes Gefäß standen. Neben dem Tisch stand eine Topfpflanze, welche auch schon bessere Tage gesehen hatte. Mitten in dem Zimmer stand sein Bett. Das große Holzgestell, mit einer Decke, die über den Rand hing und zwei Kissen. Unter dem Bett, auf dem Steinboden lag ein beiger Teppich. Die Wand hinter dem Bett hatte die gleiche Bogenform, wie schon vorher in dem Raum.

„Hübsch", meinte Jester. Gerne hätte er sich auf die Decke gelegt und den weichen Stoff an seiner Haut gefühlt, doch bevor er das zugab, musste noch einiges geschehen.

„Mein Zimmer ist nicht weit von hier", sagte Toivo, „Also, wenn du mal Hilfe brauchen solltest oder Fragen hast, kannst du direkt zu mir kommen." Er ging eindeutig davon aus, dass Jester blieb.

Jester nickte gedankenverloren und machte noch einige Schritte in den Raum hinein, wurde jedoch von den Ketten aufgehalten. Jester seufzte. Dann drehte er sich zu Toivo um, der ihn schulterzuckend ansah.

„Wir sind dann fertig hier." Damit ließ er sein mögliches Zuhause hinter sich.

Toivo brachte ihn erst am Abend zurück in seine Zelle. Er hatte ihm die Küche in der Nähe gezeigt, einen Ballsaal und sogar sein eigenes Zimmer. Es war um einiges Prachtvoller gewesen, als Jesters, jedoch auch um einiges dunkler und ungemütlicher. Den restlichen Nachmittag hatten die beiden im Garten verbracht, auf Jesters Wunsch hin. Die meiste Zeit über hatte Toivo geredet und Jester hatte das ungute Gefühl, dass er versuchte einen Freund in ihm zu machen. Es tat ihm leid, da Toivo sich als ein Mensch entpuppt hatte, welcher sehr freundlich sein konnte. Auf Jesters Bitte hin, hatte er einmal die Fesseln von seinen Händen genommen, damit er sie entspannen konnte. Das konnte er dem Magier zugutekommen.

Den ganzen Tag an der Sonne, hatten seine Augen Schwierigkeiten sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Toivo und er waren vor einiger Zeit essen gewesen, auch ein Grund für den Jester es in Erwägung zog, doch hierzubleiben. Doch hier in den Schatten kam die Einsamkeit zurück und Jester dachte wieder an Mihee. Und daran, dass es sie nicht noch ein Zweites Mal verraten durfte. Er war unentschlossen. Er könnte das Leben seiner Träume leben, aber sich dafür selbst verkaufen oder sterben und seine Ehre in sein Grab mitnehmen. Konnten Götter überhaupt sterben? War er schon ein Gott? All die Gedanken machten ihn wahnsinnig und er wünschte sich den Garten zurück, mit seiner ruhigen Atmosphäre und einen Freund zum Reden. Wie sollte er dazu in der Lage sein, allein all das zu schaffen? Er schloss seine Augen und atmete tief durch.

Schwerelosigkeit umfing ihn, durch seine Körper fuhr ein Kribbeln und ein Druck baute sich in seiner Brust auf. Jester schnappte nach Luft, versuchte etwas zu greifen, doch fuhr durchs Leere. Er konnte sich nicht bewegen, kein Laut kam aus seinem Mund. Dann mit einem Mal, sowie das Gefühl gekommen war, verschwand es wieder.

Vor ihm stand eine Frau, die er als Ilar erkannte. Jester verbeugte sich, doch die Mondgöttin winkte ab.

„Je schwächer ich werde, desto unangenehmer wird das Gefühl sein, wenn ich erscheine, das tut mir leid", war das erste was sie sagte und lächelte matt. Sie blickte sich in der Zelle um, ihr Körper war beinahe durchsichtig und Jester sah die Frau besorgt an. „Um mich musst du nicht beunruhigt sein. Du steckst in einer schwierigen Situation als ich."

„Weißt du, wie ich hier entkomme?" Jester sprang auf und näherte sich der Göttin hastig. „Oder was die richtige Entscheidung ist?" ein flehender Ausdruck spiegelte sich in seinem Gesicht wider. „Bitte?"

Ilar guckte ihn lange an. „Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, was Richtig und was Falsch für dich ist. Du musst auf dein Bauchgefühl hören. Du weißt doch selbst, dass es hier eine Person gibt, die von einem unlösbaren Problem geplagt wird. Sie braucht deine Hilfe. Aber wo musst du Hilfe geben, wenn sie noch in einer Schuld steht, die niemals enden wird? Sie weiß es und sie denkt darüber nach. Sie weiß, wofür du dich entscheiden wirst, und sie weiß, was das für sie heißt. Und dem Schicksal will sie um jeden Preis entkommen. Am Ende des Tages nimmst du ihr das Dilemma weg."

Jester nickte. „Deena. Mit dem Mann", murmelte er leise vor sich hin, „Ich bin ihre einzige Hilfe, wenn ich mich gegen den König entscheide, wird sie mir mit aller Macht hier raushelfen wollen. Ich danke dir Ilar, ich weiß jetzt, was ich machen werde."

Die Göttin neigte den Kopf. „Du darfst nie vergessen, dass es Menschen um dich herumgibt, die auch Probleme haben. Und dass sie merken, welche Puzzleteile sie zu dem besten Ziel führen. Auch Tainja Deena wird das Merken und auch du, Jester, wirst eines Tages das gesamte Puzzle vor dir haben und es verstehen." Ilars Lächeln wurde schwächer.

Dann erfolgte wieder das eklige Gefühl und Jester erschauderte. Ilar war nicht lange da gewesen, wahrscheinlich war ihre Macht schon zu weit geschrumpft, doch der Dieb wusste nun, was er machen würde. Er würde eine Entscheidung treffen, die sein Leben nur noch schwieriger machen würde.

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