9. Verhängnisvolle Geheimnisse

Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett und blätterte in einem Buch. Loura und ich sollten ein Referat über Tilda Pillms halten und ich war dabei, Infos über sie herauszusuchen. »Hast du schon etwas gefunden?« Loura schlug genervt das Buch zu und legte sich auf ihr Bett. »Nein, sie ist auch schon ewig tot. Sonst könnten wir sie fragen!« »Wenn wir das nur könnten.« Loura stand auf und lief zu ihrem Schreibtisch, auf ihm lagen noch sieben weitere Bücher. »Also, ob hier etwas Interessantes drin steht... Der Titel sagt schon, wie gut man beim Lesen einschlafen kann. Tilda Pillms, ihre Lebensgeschichte vor DE.« Auch ich schlug mein Buch zu. »Warum schreiben die Bücher eigentlich immer dem bzw. das Experiment nicht aus? Immer DE hier, DE dort...« Frustriert schmiss ich das Buch auf den Boden. »Clare und Dawn haben es besser. Jack Banter war doch auch schon vorher berühmt, oder?« »Ja, er hat ein Medikament gegen – wie hieß das noch? – Malaria entwickelt.« »Ja, und Tilda hielt es für richtig in einem Büro zu arbeiten, langweiliger geht es nicht. Und dann ist sie auch noch unsere Vorfahrin.« Loura warf mir ein Buch zu. Ich fing es und schaute auf den Titel. Was Tilda Pillms sagte. »Wow, das klingt aber spannend.« Gelangweilt legte ich mich wieder auf mein Bett und schloss die Augen. Inzwischen hatte ich die Zombies überwunden, zwei Wochen hatte es gedauert. »Jetzt würde ich gerne zuhause sein! Dann könnte ich einfach alles aus einem Computer heraussuchen und müsste nicht solche langweiligen Wälzer lesen«, klagte Loura vor sich hin. »Du bist aber eigentlich froh hier zu sein, hab ich Recht?« Ein Wind flog durchs Zimmer und blätterte meine Seite weg. »Lass das, Loura«, rief ich genervt. »Es macht die Suche auch nicht einfacher.« Es wurde wieder ruhig. »Aber das ist so langweilig.« »Ich weiß! Was hältst du davon, wenn wir morgen weitermachen?« »Oh, ja!« Sie sprang auf und ließ das Buch liegen. Auch ich sprang auf. Ich wollte aus diesem Zimmer hinaus, die Luft war zu dick und wir hatten keine Fenster. In der ganzen Schule gab es, außer im Astronomieturm, keine Fenster. »Lass zu Clare und Dawn gehen. Die sind bestimmt wieder im Hobbyraum.« Sie sprintete los und ich musste mich anstrengen, ihr nachzukommen, sie war immer noch schneller als ich, auch wenn sie mich jeden Samstag dazu zwang, Ausdauertraining zu machen. Am Wochenende gab es im Hobbyraum immer einzelne Dinge, die man machen konnte. »Luna, komm, du Schlaftablette!« Ich seufzte, doch mit ihr konnte man nicht verhandeln. »Warte doch einfach«, rief ich ihr hinterher, doch sie schien es nicht zu hören. Ich legte etwas Tempo zu und sprintete fast durch die drei Gänge, die noch vor mir lagen.

Loura stand vor der Tür des Hobbyraums. »Na, kommst du auch mal?«, fragte sie. Ich schob mich an ihr vorbei und öffnete die Tür. Laute Musik schlug mir entgegen. Ich wankte einen Schritt zurück, meine Ohren taten weh. Ich hatte vergessen, dass Samstagabend Music-Time war. Mit den Händen über den Ohren trat ich in den Raum. Es war ziemlich voll. »Seid ihr fertig?« Clare kam auf mich zu getänzelt. Ihr schien die Lautstärke nichts auszumachen. Ich schüttelte den Kopf. »Warum seid ihr dann hier?«, brüllte Dawn. Loura kam zu uns, auch sie hielt sich die Ohren zu. »Weil Tilda Pillms so spannend wie ein Brot ist.« Dawn grinste. »Warum redest du so über sie? Sie wäre sicher traurig...« »...Wenn sie nicht seit 700 Jahren tot wäre«, beendete Loura ihren Satz. In diesem Moment kam eine kleine Gestalt angehüpft. »Warum steht ihr hier rum?« »Hallo, Froggy!« Ich grinste ihn an, er war so etwas wie ein kleiner Bruder für mich und die anderen geworden. »Also, warum steht ihr hier herum?«, wiederholte er seine Frage. Dawn antworte ihm: »Gute Frage.« Dann lief sie auch schon in die Weiten des Raumes. »Komm!« Froggy packte meine Hand und zog mich zur Music-Machine. »Such dir was aus«, befahl er. Ich nickte und tippte meinen Lieblingssong ein. Er nickte zufrieden. »Jetzt tanzen wir«, jubelte er. Ich hatte tanzen noch nie gemocht. Bevor ich hier war, wollten mich meine Freunde Mara und Stella häufig überreden mit ihnen in eine Disco zu gehen. Doch den anderen zuliebe fing ich an zu tanzen auch, wenn ich das Gefühl hatte, wie ein untoter Affe auszusehen. Vielleicht wie einer von diesen ausgestorbenen Gorillas!

»Bitte verlasst jetzt alle den Hobbyraum. Es ist in zehn Minuten Zimmerruhe.« Die Musik stoppte und die Partylichter gingen aus. Erleichtert lief ich zur Tür. Endlich hatte die Qual ein Ende! »Schade, dass es schon vorbei ist, oder?« Dawn kam angelaufen. »Total«, gab ich nur zurück. Meine Ohren schmerzten und meine Beine taten weh. »Gehen wir schlafen.« Dankbar, dass Loura und ich einer Meinung waren, lächelte ich sie an. Loura grinste zurück. »Hatten wir noch etwas bis Montag auf?« »Naja, sollten wir nicht zur Kleiderstelle gehen und uns Schwimmsachen holen?« »Stimmt! Doktor Banter hatte doch etwas davon gesagt. Wofür brauchen wir die?« Dawn schien nicht erfreut. »Wahrscheinlich zum schwimmen.« Clare schlug sich die Hand an die Stirn. Ich wusste, wie sehr schwimmen ihr lag, in jeder freien Minute ging sie im Hobbyraum zum Schwimmsimulator. Clare lief rückwärts weiter und fragte mich und Loura. »Wie findet ihr eigentlich schwimmen?« Ich zuckte mit den Schultern, wie sollte ich es schon finden? Wir hatten keinen Schwimmsimulator gehabt und wirklich gingen heute nur noch die ohne Checks. »Naja...«, auch Loura war nicht sicher. »Ihr seid doch alle faul!«, sie wirbelte herum und ignorierte uns von da an. »Ich bin gespannt, was wir machen werden«, murmelte ich meiner schwarzhaarigen Freundin zu. Nachdem sie die Frage gestellt hatte, ging sie mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Sie werden doch keine zwanzig Schwimmsimulatoren haben... Dawn unterbrach meine Gedanken mit einem Aufstöhnen. »Lasst uns darüber morgen nachdenken.« Ich nickte, die Recherche wegen unserem Referat und die Music-Time hatten mich ermüdet. »Gute Idee!« Träge lief ich hinter den anderen her. Im Zimmer angekommen legte ich mir nur kurz die Mundreinigungsspange an, ehe ich in mein Bett fiel.

»Kommst du mit zur Kleiderstadion?« Loura und Dawn waren bereits hellwach, während ich nur schwer aus dem Bett kam. Auch Clare lag noch in ihrem Bett. »Ja, wartet kurz.« Ich schob mich aus dem Bett und zog meine Jacke an. Meine Klamotten sahen inzwischen ziemlich mitgenommen aus. Doch wir würden erst in einer Woche neue kriegen. Ich konnte es kaum glauben, dass ich schon fast einen Monat hier war, es kam mir eher vor wie wenige Tage. »Kommst du?« Dawn schien so, als könnte sie einen Marathon laufen. Ich schleppte mich zu den beiden und folgte ihnen im Halbschlaf zur Kleiderstation, die Katy uns netterweise letzte Woche gezeigt hatte. Es war ein Raum, so groß wie ein Klassenzimmer, nur, dass überall Kleidung herumhing. Der Ausgeber war Mr. Jack, der Mann der Chefin der Cafeteria. »Hallo, Mädels, was kann ich für euch tun?«, fragte er uns munter. Dawn sagte es ihm rundheraus. »Wir brauchen Badesachen.« Er lächelte weiter. »Dann brauche ich einmal eure Namen und Hauptlehrer.« Ich fing an: »Luna Night Williems, Doktor Banter.« Dawn verzog das Gesicht bei ihrem ersten Namen. »Ray Dawn Miller.« »Loura Jasmin Pillms.« »Ihr seid in der selben Klasse?« Er beäugte uns, doch wir nickten nur. Schließlich drehte er sich doch um und ging zu einer Maschine. »Welche Farben wollt ihr denn?«, fragte er über seine Schulter. »Welche gibt es denn?«, fragte Dawn ihn. Er antwortete gelangweilt. »Alle, die du dir wünschst.« Dawn jubelte. »Dann hätte ich gerne einen hellgrünen.« Mr. Jack nickte und tippte etwas ein. »Ich nehme einen schwarzen«, meinte Loura. »Ich nehme einen blauen«, beantwortete ich seine Frage. Er gab uns zu verstehen, dass er uns gehört hatte und tippte weiter auf der Maschine herum. »In zwanzig Minuten sind sie fertig«, erklärte er uns, wir bedankten uns und verließen den Raum.

»Nur noch vier Wochen bis zu den Ferien.« Dawn schien traurig. Sie schien immer traurig, wenn sie über ihre Familie sprach, doch ich hatte mich nicht getraut, sie darauf anzusprechen. »Ja, dann müssen wir nach Hause«, auch Loura schien nicht erfreut. Bei ihr wusste ich allerdings, warum. Sie musste sich mit Neil ein Zimmer teilen. Die Vorstellung war der blanke Horror. »Wir müssen Clare noch aus dem Bett kriegen! Dann kann sie mitkommen, wenn wir unsere Kleidung abholen«, schlug Loura vor. »Als Kleidung kann man das wohl eher nicht bezeichnen«, entgegnete Dawn. »Ich finde, Loura hat Recht. Clare würde es sicher doof finden, alleine gehen zu müssen«, versuchte ich das Gespräch aufzulockern. »Kommt schon.« Ich packte die beiden an den Händen. Dawns kleine, kindliche Hand und Louras starke, vom Kampftraining raue Hand. Während Loura sich mitziehen ließ, schüttelte Dawn meine Hand ab. »Lass das«, fauchte sie. Ich starrte sie an, die freche Dawn hatte mich angefaucht. Das passte so gut wie Sara und Moga zusammen. »Was ist?«, fragte ich sie. Dawn sah auf, Angst blitzte in ihren Augen. »Nichts«, murmelte sie. »Wer als erstes da ist!« Sie rannte davon. Verwirrt starrte ich ihr nach. Was war das denn? Ich blickte zu Loura, auch diese schien das kleine Mädchen nicht zu verstehen. »Hä?«, sprach Loura meine Gedanken aus. Ich zuckte mit den Schultern, woher sollte ich wissen, was Dawn dazu bewegte, vor uns wegzulaufen. »Komm!«, sie packte mich und zog mich den Gang entlang. »Wir müssen Dawn zur Rede stellen.«

»Warum bist du weggelaufen?«, fragte ich sie direkt. Was sollte es bringen, um den heißen Brei herumzureden? »Egal!«, fauchte Dawn und legte den Kopf auf den Schreibtisch. »Nein, nicht egal!«, entgegnete Loura. »Lasst sie in Ruhe«, mischte sich Clare ein. »Danke, Clare, zumindest gibt es eine Person, die zu mir steht.« Sie funkelte uns kalt an. So hatte ich sie noch nie erlebt. Dawn war immer fröhlich und frech, nicht wütend und ängstlich. »Dawn, bitte, sag uns, was los ist! Dann können wir es ändern.« »Dafür ist es schon zu spät«, murmelte sie und aller Zorn war aus ihren Augen gewichen. »Wir können dir nicht helfen, wenn du uns nicht helfen lässt«, wiederholte ich. »Es bringt uns allen nichts. Das ist etwas, was ich mit mir selbst ausmachen muss!« Ich konnte nicht anders, ich musste zu ihr gehen. Ich wollte sie beruhigen, doch sie schlug meine Hand weg. »Fass mich nicht an!«, schrie sich, sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Clare lief ihr hinterher, doch ich wusste, dass es nichts bringen würde. Wir hatten alles versucht! Verwirrt ging ich zu meinem Schreibtisch und holte mein Buch heraus. Ich blätterte durch die beschriebenen Seiten. An manchen Tagen hatte ich mehrere Einträge geschrieben. An manchen gar keine. »Was machst du?«, Loura schaute mir über die Schulter. Schnell klappte ich das Buch zu und schob es unter ein Tilda Pillms Buch. »Verflucht!«, schrie Loura. »Warum müssen alle Leute Geheimnisse haben!?« Sie lief zu ihrem Bett und trat mit voller Wucht gegen es. Ich blickte schuldbewusst auf meinen Schreibtisch. »Komm, wir suchen Dawn und Clare«, schlug ich vor. »Erst, wenn du mir gesagt hast, was du gemacht hast! Diese Geheimnisse nerven! Man kann sich gar nicht mehr richtig unterhalten.« Ich dachte darüber nach, ob Loura vielleicht ein Geheimnis hatte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, sie hatte mir ihr Geheimnis bereits erzählt! Es wäre nur fair, wenn ich ihr meins erzählen würde. »Ich erzähl es dir«, seufzte ich und zog das Buch hervor. »Hier!«, auch, wenn es mir widerstrebte, reichte ich ihr es. Loura betrachtete es argwöhnisch. Dann schlug sie es auf. Am liebsten hätte ich es ihr aus der Hand geschlagen, stattdessen biss ich mir fest auf die Lippe. Ich sah, wie sie sich das Foto mit meiner Familie und den Brief von Mum genau ansah. Dann schlug sie zu meiner Verwunderung das Buch zu und gab es mir wieder. Verdutzt starrte ich sie an. »Nimm es wieder. Das ist eine Erinnerung an deine Familie. Ich kann verstehen, dass du es uns nicht zeigen wolltest. Schließlich versuchen wir doch alle, sie zu verdrängen, um kein Heimweh zu bekommen.« Erleichterung strömte durch meinen Körper und ich schob das Buch wieder in meine Jackentasche. »Das kleine Mädchen war deine Schwester, oder?«, fragte Loura mit einem Lächeln. »Ja, Ruby ist die beste Schwester, die man sich vorstellen kann«, hauchte ich. Die Sehnsucht nach meiner kleinen Schwester, sowie dem Rest meiner Familie, wuchs. »Komm, wir suchen jetzt Dawn«, Loura schien es zu bemerken und winkte mich zur Tür.

Wir mussten Dawn gar nicht erst suchen. Sie und Clare standen am Ende des Ganges. »Was wollt ihr?« Dawn funkelte mich an. »Dawn, bitte, du musst uns zuhören«, fing ich an, doch Dawn schaute bereits wieder weg. »Lasst mich einfach in Ruhe! Ihr werdet es nicht verstehen!«, schrie sie. Dann rannte sie wieder davon. Doch dieses Mal handelten Loura und ich schneller. Ich stürzte vor und packte sie am Arm. »Was sollen wir tun, damit du uns zumindest sagst, warum du Angst hast?«, fragte ich. Ich kam mir wie ein Polizist vor, der einen Kriminellen befragt. Doch Dawn dachte gar nicht daran, mir zu antworten. Sie riss sie sich los und schlug mir mit voller Wucht gegen das Kinn. Ich taumelte und Loura stützte mich. Dawn und Clare flohen. »Wir sollten sie vielleicht in Ruhe lassen«, brummelte ich und rieb mir das Kinn. »Ja, lass uns die Kleidung abholen«, stimmte sie mir zu. »Kannst du das vielleicht alleine machen?« Ich hatte Hunger bekommen und ich wusste, dass Loura und Dawn schon gefrühstückt hatten. »Meinetwegen«, sie zuckte mit den Schultern. Dann lief sie davon. Jetzt stand ich alleine im Gang. Ich rieb mir mein schmerzendes Kinn. Dawns Ellenbogen war nicht gerade weich. Schließlich eilte ich dann aber Richtung Cafeteria davon. Ich durchstreifte die Grundgänge, bis ich zur Cafeteria kam. Sie war fast leer. Nur an einem Tisch saß eine Gruppe älterer Schüler. Ich ging zum Tresen und bestellte mir ein Frühstück. »Willst du noch etwas zu trinken?«, fragte die Angestellte und fuhr sich durch die kurzen aschblonden Haare. »Ja, bitte einen Kakao.« Inzwischen hatte ich das Schokoladengetränk, welches Zara mir empfohlen hatte, lieben gelernt. Sie nickte hielt dann aber inne. »Mit Zucker?« »Ja, bitte!« Zuhause hatte es nie Zucker gegeben. Es war etwas sehr kostbares, was die Zähne kaputt machte. »Hier«, sie reichte mir die Tasse. Ich nahm sie entgegen und stellte sie auf das Tablett, das ich genommen hatte. Dann setzte ich mich an einen Tisch. Ich schlang mein Frühstück hinunter, dann brachte ich mein Tablett zur Abgabe. Ich verließ die Cafeteria und traf auf Vincent und Janik. Während Janik mich einfach komplett ignorierte, grinste Vincent mich an. Ich war verwirrt, denn mit Tam als kleiner Schwester hatte er auch angefangen, uns zu ärgern. Doch meine Verwirrung war berechtigt. Denn plötzlich wurde mein linkes Bein weggerissen. Ich wurde auf den Boden geschleudert und ein Lachen kam von Vincent aus. Gerade noch rechtzeitig streckte ich meine Hände aus und verhinderte, dass ich mit dem Kopf auf den Boden schlug. Ich rappelte mich wieder auf und ging einfach weiter. Es hatte keinen Sinn, Vincent anzumotzen. Ich hatte schon genug Nerven verloren.

Zurück im Zimmer lagen meine blauen Schwimmsachen auf meinem Bett. Loura saß an ihrem Schreibtisch und schien etwas aus einem der Büchern über Tilda Pillms herauszuschreiben. »Danke«, rief ich ihr zu und legte die Sachen auf meinen Schreibtischstuhl. »Bitte, hast du Dawn und Clare nochmal gesehen?«, fragte sie, ohne aufzublicken. »Nein«, seufzte ich. Loura drehte sich um. »Wir müssen mit ihnen reden, ohne das Dawn fliehen kann!« Inzwischen fand ich die Idee gar nicht mehr gut. »Wir sollten sie in Ruhe lassen. Wenn sie es nicht sagen möchte, sollten wir sie nicht dazu zwingen.« Loura schien mich nicht zu verstehen. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Was bringt es uns, wenn Dawn uns alles verschweigen kann? Was, wenn es etwas ist, was uns angeht?« Entschieden schüttelte ich den Kopf. »Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Aber ich glaube, dass es etwas mit ihrer Familie zu tun hat« Ein Krachen ertönte, gefolgt von einer wütenden Stimme. »Vielleicht... Vielleicht plane ich auch euren Tod... Begreift ihr nicht, dass ich es nicht sagen möchte?«, keifte Dawn. »Aber...«, fing ich an. Doch es hatte sich bereits eine Ranke um meine Füße geschlungen und mich zu Boden geworfen. Auch Loura musste mit einer Ranke kämpfen. Ich schrie auf, die Pflanze schnürte meinen Füßen das Blut ab. Doch dieses Mal war die Ranke nicht von einer Dawn ausgegangen, welche nur wollte, dass ich zugab, dass sie gewonnen hatte. Dieses Mal ging sie von einer vor Wut tobenden Dawn aus. Die Ranke schlängelte sich bereits auf meinen Hals zu. Entsetzten packte mich, doch ich hatte keine Chance. »Bitte, Dawn!«, krächzte ich und versuchte, meine Hände zu befreien. »Ihr müsst begreifen, dass ihr meine Privatsphäre akzeptieren müsst«, schrie sie. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Mir wurde kalt und heiß zugleich und wusste, dass Dawn mich gerade umbrachte. Mein Körper schrie vor Schmerzen und ich wünschte mir, endlich zu sterben. Eine Ranke schob sich in meinen Mund. Ein Kotzreiz entstand, ich würgte, doch es brachte nichts. Nun war es endgültig vorbei, geschlagen von einer Freundin. Der Tod rief nach mir, seine schwarzen Klauen griffen nach meinem Geist. Ich fiel in unendliche Leere, immer weiter. Es gab kein Entkommen. Ein letztes Mal bäumte ich mich auf, in dem Versuch, mich zu befreien. Versuchte zu entfliehen. Dann sah ich sie, ich sah die Zombies wieder. Ich versuchte, sie zu verdrängen, doch sie riefen mich zu ihnen. Ich sollte ein hirnloser Zombie werden. Dann sah ich es ein. Dies war mein Ende, kein gutes Ende, aber ein Ende. Meine letzten Gedanken sollten etwas positives sein! Dies hatte ich mir immer gesagt. Ich werde dich vermissen, Mum! Du warst die beste Mutter der Welt!

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