Hunters
Lautlos setzte sie einen Fuß nach den anderen auf den von Blätter übersäten Waldboden.
Ihr Köcher, der etwas zu groß für ihre zierliche Gestalt wirkte klopfte bei jedem Schritt auf ihren Rücken.
Angespannt lauschte sie auf jedes Geräusch im Wald.
Ihr Bogen, in dem sie schon einen Pfeil eingespannt hatte, ruhte jeder Zeit einsatzbereit in ihrer Hand.
Die üblichen Geräusche des Waldes beruhigten sie und sagten ihr das niemand sonst in der Nähe war.
Doch sie wusste, dass sich das jeden Moment ändern konnte.
Lautlos setzte sie ihren Weg fort.
Ihre Gedanken drifteten langsam ab und sie dachte an die vielen harten Jahre in der Akademie zurück.
Seit Sieben Jahren nannte sie die Akademie ihr zu Hause und machte schnell Fortschritte im harten Training.
Einiges hatte sie sich selbst beibringen müssen, als sie mit zwölf Jahren von ihrem Heimatplaneten floh, um den Wraith zu entkommen.
Die Wraith, eine außerirdische Rasse, die sich an den Menschen nährten und damals nur mehr in alten Gruselgeschichten aufgelebt waren hatten ihre Heimat zerstört, bis jetzt wusste sie nicht ob noch andere den Fängen dieser Monster entfliehen konnten.
Ein Jahr lang hatte sie sich irgendwie von Planeten zu Planeten durchgeschlagen bis sie eines Tages einem Mann seinen Proviant gestohlen hatte.
Er hatte sie wieder eingefangen aber anstatt sie zu bestrafen hatte er seinen Proviant mit ihr geteilt und verlangt das sie ihm begleiten sollte.
Sie hatte eingewilligt, nur um in der selben Nacht wieder zu fliehen.
Damals hatte sie nicht gewusst das er genau das erwartet hatte.
Zwei Wochen folgte er ihr und sie spürte immer seine Anwesenheit ohne zu wissen wer oder was ihr folgte.
Als er sich ihr zu erkennen gab, hatte sie zuerst befürchtet das er doch nicht so nette Absichten hatte. Doch jetzt sieben Jahre später wusste sie das er sie geprüft hatte ob sie sich für die Wraith Hunter Akademie eignete.
Nun war sie froh das er sich dazu entschieden hatte ihr Ausbilder zu werden und ihr alles im Kampf gegen die Wraith beibrachte was sie nun wusste.
Plötzlich verstummten die natürlichen Geräusche des Waldes und sie erstarrte. Sie war nicht mehr allein.
Angespannt lauschte sie, wie nah das Unbekannte Wesen ihr schon war.
Lautlos schwang sie sich auf den untersten Ast eines Baumes und kletterte dann, kaum ein Geräusch verursachend so hoch wie die Äste sie trugen.
Von dort oben hatte sie einen besseren Überblick über alles was unter ihr geschah. Ihre dunkle Kleidung würde ihr im dichten Blätterdach des Baumes genug Deckung bieten.
Während sie darauf wartete bis jemand in Sicht kam, dachte sie daran zurück wie oft sie schon auf einen ähnlichen Planet geschickt worden war um in einem Abschlusstunier jedes Jahrgangs ihr Können im Kampf unter Beweis zu stellen.
Unzählige Narben zeugten davon das die Holografischen Darstellungen der Wraith, die dieses hoch entwickelte Volk zur Ausbildung der Hunters benutzte, alles andere als harmlos waren.
Abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm.
Sie kniff die Augen zusammen und erblickte zwei Wraith die sich einen Weg durch das Unterholz suchten.
Wut und Trauer stiegen, wie jedes mal wenn sie eines dieser Wesen sah, in ihr auf.
Doch diese Gefühle führten nicht dazu das sie ihre Leistung minderten, im Gegenteil desto mehr grausame Erinnerungen sich vor ihren inneren Auge abspielten, desto entschlossener wurde sie diese letzte Prüfung beim ersten Mal zu bestehen und nicht wie viele Rekruten vor ihr sie immer wieder wiederholen zu müssen.
Mit ihren knapp zwanzig Jahren, war sie schon die Jüngste, die jemals zu dieser Prüfung angetreten war. Mit ihren damals dreizehn Jahren hätte sie noch gar nicht in der Akademie aufgenommen werden dürfen, doch sie hatte sich bewährt.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen als sie die Wraith anvisierte. Ihr kribbelte es in den Fingern den Pfeil einfach loszulassen und die beiden Außerirdischen mit der Wucht des explosiven Pfeils in Stücke zu reißen.
Doch ihre Vernunft siegte und sie begann eilig mit dem Abstieg um die Wraith nicht aus den Augen zu verlieren.
Sie wusste, dass wenn sie auf die Monster geschossen hätte, die Explosion weit hin zu hören gewesen wäre und sie sich schneller als sie hätte blinzeln können ein duzend Wraith gegenübergesehen hätte.
Nun zog sie es doch lieber vor die Beiden zu verfolgen und zu hoffen, dass sie sie zu den anderen Wraith führen würden.
Wie sie es dann anstellen sollte gegen eine ganze Armee von diesen Wesen anzukommen, darüber wollte sie sich lieber erst Gedanken machen, wenn es so weit war.
Leichtfüßig folgte sie den beiden Kreaturen lautlos.
Die Zwanzigjährige zuckte zusammen als plötzlich ein Schrei durch den Wald schallte und daraufhin Waffenlärm zu hören war.
Schnell warf sie sich zu Boden und machte sich so klein wie sie konnte, damit die Wraith, die sich sicher etwas genauer umsehen würden, sie nicht entdeckten.
Als sie hörte wie sich deren Schritte eilig entfernten, sprang sie wieder auf und folgte ihnen.
Der Klang der Waffen war ihr vollkommen unbekannt, solche Waffen hatte sie noch nie gesehen, doch sie schienen ebenfalls effektiv im Kampf gegen die Monster zu sein, da der Lärm nicht plötzlich abriss und vom Sieg der Wraith zeugte.
Die junge Frau beschleunigte ihre Schritte, als sie eine Lichtung vor ihr erkannte.
Um die beiden, die sie verfolgt hatte, nicht einzuholen schlug sie einen großen Bogen um sie.
Schließlich kauerte sie sich am Rand der Lichtung hin und beobachtete den Kampf.
Es war beinahe unglaublich wie vier Menschen alleine gegen duzende von Wraith ankommen konnten.
Als einer von den Fremden zu Boden ging, hob sie kurzerhand den Bogen und visierte eine Gruppe Wraith an, die sich dem Kampf anscheinend anschließen wollten.
Treffsicher ließ sie den Pfeil los und er schlug direkt in die Brust eines dieser Monster ein. Kaum hatte er den Wraith berührt gab es einen lauten Knall und mehr als Rauch war von den vier Außerirdischen nicht mehr übrig.
"Was war das?", der Ruf des Fremden hallte über die Lichtung, doch noch war sie nicht entdeckt worden und sie würde ihre Deckung wegen einer Antwort nicht riskieren.
Eilig angelte sie sich einen zweiten Pfeil aus ihrem Köcher, zielte und schoss.
Allmählich kam sie in einen gewissen Rhythmus und über der Lichtung hing bald ein dünner Nebel.
Doch plötzlich hörte sie schwere Schritte hinter sich.
Ohne nach zu denken hob sie ihren Bogen, in dem sie schon wieder einen Pfeil eingespannt hatte und schoss ohne sich umzudrehen, ihren Gehör nach, hinter sich.
Die Explosion war ohrenbetäubend, ihre Wucht holte sie von den Füßen und schleuderte sie einige Meter mitten in die Lichtung.
Schmerzerfüllt schrie sie auf, als sie hart auf ihrer Schulter landete. Zitternd rollte sie sich ab und versuchte aufzustehen, doch ein stechender Schmerz schoss in ihre Seite und ihre Schulter.
Stöhnend sank sie wieder zusammen, doch mehrere schwere Schritte machten ihr klar, dass sie nicht liegen bleiben konnte.
Regungslos blieb sie liegen, bis die Wraith näher an sie herankamen.
Schwer atmend angelte sie aus einer Hosentasche einen kleinen Stein den sie mit etwas Druck aktivierte.
Der Stein würde eine etwas mildere Wirkung haben wie die Pfeile, gerade so viel das sie lebend davonkommen konnte, wenn sie ihn in ihrer Nähe aktivierte.
Blind warf sie den Stein und wurde abermals von der Wucht der Explosion erfasst, diesmal rollte sie allerdings nur ein paar Meter.
Das sie sich bei einem Stein den Kopf aufgeschlagen hatte spürte sie nicht. Sie nahm nur das Blut war, das ihr in die Augen rann.
Kurz nahm ihr das Blut die Sicht und sie blinzelte während sie sich stöhnend aufrappelte und blind einen Pfeil in ihren Bogen spannte.
Verschwommen sah sie drei von den Fremden auf sich zukommen.
Drohend richtete sie den Pfeil auf sie und zuckte dabei zusammen. Der Schmerz brannte in ihrem Körper doch sie presste die Zähne fest aufeinander damit sie nicht aufstöhnte.
"Wer seid ihr?", zischte sie und musste sich immer wieder das Blut aus ihren Augen blinzeln.
"Schon gut", einer der Männer hob die Hände in die Luft und seine Gefährten taten es ihm gleich," Nur ruhig Blut. Wir sind dir für deine Hilfe dankbar."
"Wer seid ihr?", wiederholte sie diesmal etwas schärfer und richtete den Pfeil direkt auf seine Brust.
"Wir kommen aus Atlantis...", bei der Erwähnung der Stadt der Vorfahren zuckte sie zusammen. Ihr Volk hatte seinen Glauben auf diese mysteriöse Stadt aufgebaut und doch hatte ihr Glaube sie nicht retten können.
"... Wir kämpfen gegen die Wraith und suchen Verbündete um sie irgendwann besiegen zu können", die Augen zusammengekniffen lauschte sie seinen Worten.
"Dann kommt mit mir", antwortete sie schließlich," Feinde der Wraith sind unsere Freunde. Ich werde euch zu meinem Ausbilder bringen, er wird entscheiden ob wir euch vetrauen können."
Ohne sie aus den Augen zu lassen lief sie huppelnd zum Gate und wählte das Tor an.
Sie hoffte das sie ihre Prüfung bestanden hatte, doch etwas sagte ihr, dass diese Menschen nicht mehr Teil der Prüfung waren.
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