No. 9.
Niall hatte recht. Naja zumindest irgendwie.... Wenn mein geheimnisvoller Päckchen Versender nicht erkannt werden will, habe ich aktuell wahrscheinlich auch keine Möglichkeit herauszufinden wer er ist beziehungsweise ob und wie er mit mir in Verbindung steht. Dabei interessiert es mich schon, ob ich diesen Typ vielleicht kenne...Wer er ist... Warum er diese ganze Aktion gestartet hat...
Meine Neugierde wächst, seit unserem Ausflug auf den Weihnachtsmarkt vorgestern, immer und immer mehr, dennoch finde ich es immer noch mehr als gruselig. Schon alleine die Weihnachtsmarkt Aktion beweist einfach, dass er sich zum einen unheimlich viele Gedanken um alles mach und nichts einfach aus dem nichts heraus organisiert. Das ganze muss ihm etwas bedeuten, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, warum man sich sonst so viel Mühe geben würde.
Allerdings ist mein komisches Gefühl den Päckchen gegenüber dennoch noch immer nicht ganz weg. Vielleicht gerade, weil es so verdammt gut abgestimmte Aufmerksamkeiten oder gar Geschenke sind. Auch das gestrige Päckchen mit eine Tüte von dem unheimlich teuren aber dennoch super leckeren Bohnen Kaffee, hergestellt in Italien, den ich mir maximal selber einmal im Jahr gönne, beweist doch nur einmal mehr, dass er mich einfach ziemlich gut kennen muss! Im gestrigen Päckchen war allerdings nicht nur eine Tüte des Kaffees, sondern auch einiges um meinen Kaffee zu pimpen. Von haltbarer Milch, bis hin zu einem neuen Aufschäumer, eine Dose Kaffeegewürzmischungen und drei Flaschen Sirup in verschiedenen Geschmackssorten. Eigentlich bin ich, vor allem im Winter, eher eine Teetrinkerin, eine Tasse von diesem Kaffee würde ich jedoch immer vorziehen. Noch gestern Abend habe ich zwei Tassen getrunken und auch heute Morgen habe ich es mir nicht nehmen lassen, noch vor Flöckchens uns meinen Spaziergang, einen Becher zu trinken.
Mit ziemlich guter Laune, bin ich deshalb heute zur Arbeit gegangen und ließ sie mir ausnahmsweise von keinem schlecht gelaunten Kunden nehmen. Nach Feierabend, habe ich mir meinen Hund geschnappt, bin mit ihm zusammen eine ziemlich große Runde durch den Park gegangen, bevor wir nach Hause sind.
Wie fast jeden Abend habe ich meinen Nachbarn eine Dose mit unserem übrig gebliebenen Kuchen vor die Tür gestellt und bin dann einkaufen gegangen. Als ich vor einigen Minuten zurück kam, stand die Dose noch immer unberührt vor der Tür, weswegen ich geschellt habe, allerdings vor verschlossener Tür stehen geblieben bin. Es ist nichts ungewöhnliches, allerdings ist es schon relativ spät und ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, dass Niall mir erzählt hat, dass er diese Woche noch irgendwelche Termine hat, die länger dauern. Natürlich muss er sich nicht bei mir an und ab melden, allerdings ist es ein stummes nie ausgesprochenes Abkommen zwischen uns, dass er Bescheid gibt.
Finnja: Hey Nachbar, vor deiner Tür wartet eine Dose Gebäck. Es ist auch ein Stück Zitronentart mit dabei, welches unbedingt in den Kühlschrank muss. Sag bescheid, wenn es bei dir länger dauert, dann stelle ich die Dose bei mir in den Kühlschrank.
Ich lege meine Handy auf den Wohnzimmertisch und widme mich meinen heutige Päckchen. Bevor ich es öffne, fällt mir ein, dass ich vorhin erst ein wenig Gemüse aus dem Kühlschrank geholt habe, um es Buttercup zu füttern, sobald es sich etwas erwärmt hat. Ich stehe also wieder auf, schnappe mir die Schale aus dem offenen Gehege und begebe mich in die Küche. Schnell habe ich Karotten, Apfel, Gurke und ein wenig Salat klein geschnitten und gehe wieder zurück. Bevor ich die Schale allerdings in das Gehege stelle, kraule ich mein Kaninchen noch ein wenig hinterm Ohr und unterm Kinn. Ich stelle Buttercup die Schale hin und öffne dann doch die Tür, damit sie ein wenig herum hoppeln kann. Ich bin wirklich froh, dass sich Hund und Kaninchen so gut verstehen und mein kleiner Puschel nicht mal ansatzweise den jagdinstinkt von Flöckchen weckt - was vielleicht daran liegen mag, dass sich der damalige Welpe von Anfang an, an den Schlappohr gewöhnen konnte.
Ich lege mir ein großes Kissen vor die Couch und setze mich anschließend drauf. Gerade als ich das Päckchen aufmachen möchte schellt mein Handy. "Hey Nachbar.", gebe ich von mir als ich sehe das es Niall ist. "Hey Nachbarin. Es tut mir Leid.", höre ich ihn sagen. Ich runzle die Stirn. "Ähm, okay.....und was genau tut dir leid?", will ich von ihm wissen. "Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass ich ein paar Tage unterwegs bin. Ich bin gestern Nachmittag gefahren.", antwortet er mir nun. Ich muss mir ein lachen verkneifen. "Okay Niall nur mal so zur Information, du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Ich bin nicht deine Mutter oder Freundin. Du musst dich bei mir nicht an und abmelden.", lasse ich ihn wissen. "Reine Gewohnheit. Ich weiß, aber zum einen hast du mir wieder einmal etwas aus dem Café mitgebracht und zum anderen waren wir am Freitag Nachmittag eigentlich zum Plätzchenbacken verabredet.", erinnert er mich. Ich nicke und verdränge das komische Gefühl in meiner Magengegend. "Wie lange bleibst du denn weg?", will ich wissen und versuche nicht alt zu enttäuscht zu klingen. Ich habe mich nicht bloß nur auf das backen mit dem Iren gefreut, sondern dachte eigentlich auch, dass wir morgen Abend mal wieder zusammen hätten essen können. Ich genieße die Abende mit ihm sicherlich viel zu sehr, aber finde es unheimlich schade, ihn dann doch so selten unter der Woche zu sehen - zumal es letzte Woche noch ganz anders aussah. Schon seit längerem nehme ich mir vor, mich nicht alt zu sehr an seine Gesellschaft zu gewöhnen, muss dann aber ehrlich zugeben, dass es mir unheimlich schwer fällt.
"Bis Freitag - gegen Abend sind wir wahrscheinlich wieder in London.", informiert er mich. Ich nicke. "Okay, dann.... Vielleicht verschieben wir das Backen einfach auf Samstag Mittag. Du kannst ja einfach klopfen, wenn du ausgeschlafen hast.", schlage ich vor. "Sehr gern, aber ich dachte mir, vielleicht können wir ja auch wieder den gesamten Samstag zusammen verbringen. Mit Frühstücken und allem drum und dran.", ist nun sein Gegenvorschlag. "Klar....aber du weißt ja auch nicht, wann du am Freitag Zuhause sein wirst, vielleicht willst du ja am nächsten Morgen auch ausnahmsweise mal ausschlafen.", kontere ich. "Für ein Frühstück mit dir, würde ich mir sogar einen Wecker stellen.", kommentiert er und lässt mich bei dieser Aussage lächeln.
"Aber....wahrscheinlich wird es noch nicht mal so spät am Freitag. Falls du dich Abends dazu entscheidest auch ohne mich Sushi zu bestellen, kannst du gleich für mich etwas mitbestellten.", setzt er nun nach. "Ach und du glaubst du bist hier, wenn das Essen dann kommt?", hake ich nach. "Aber sowas von, ich werde dafür sorgen, dass wir einen extra schnellen Gang einlegen.", beharr er nun. "Weil du den Verkehr auch steuern kannst.", werfe ich ein. "Das vielleicht nicht, aber ich habe sicherlich darauf Einfluss, wie schnell wir los kommen.", antwortet er. "Du unterschätzt den Abendverkehr an einem Freitag Nachmittag."
Kurz entsteht eine Stille zwischen uns. "Okay, lass uns wetten.", höre ich ihn nun Herausfordernd sagen. "Wetten, ob du es schaffst pünktlich zum Sushi hier zu sein oder nicht?", will ich von ihm wissen. "Klar." Ich schüttle meinen Kopf. Das ist mir dann doch viel zu unsicher. "Genau und am Ende hast du Freitag überhaupt nichts mehr vor und fährst schon voll früh los, sodass du etwa gegen Mittag Daheim bist?! Lass mal lieber.", schlage ich aus. "Ich verspreche dir, dass wir von dort nicht früher als vierzehn Uhr los kommen.", gibt er von sich. Ich beiße mir auf die Lippen. "Okay, wie ist denn der Wetteinsatz?", will ich von ihm wissen. "Ist das ein Ja?", hakt er nach. "Ich bin mir noch nicht sicher - es kommt auf den Einsatz drauf an.", lasse ich ihn wissen. "Nee, also entweder Ja und dann reden wir über den Wetteinsatz oder Nein und du bleibst für immer Unwissend.", kontert er. Ich seufzte. So schlimm, kann es ja nicht werden. "Okay."
"Ich zahl das Sushi und du hast einen Wunsch bei mir frei, wenn ich es nicht schaffe pünktlich zum Sushi Zuhause zu sein.", gibt er von sich und redet dann direkt weiter. "Sollte ich pünktlich da sein zahlst du das Essen und gehst am Sonntag mit mir Eislaufen." Ich rümpfe die Nase und habe eigentlich absolut keine Lust auf Schlittschuhlaufen..... "Ähm, wie sieht es mit einer Nachverhandlung aus?", will ich von ihm wissen. "Vergiss es!" "Okay, aber dann werde ich dir nicht verraten, für wann ich Essen bestelle.", fordere ich nun zustimmend. "Okay, aber dann nicht vor fünf!", ist hingegen seine Forderung. "Wieso darfst du so viel Fordern und lässt dich dann noch nicht mal auf eine Verhandlung über den Wetteinsatz ein?", hake ich nach. "Okay, dann machen wir den Wetteinsatz doch einfach gleich.", kommt er mir nun entgegen. Na super - nicht! "Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Variante dann wirklich besser finde. Entweder läuft es nämlich aufs gleiche heraus, oder es wird deutlich schlimmer.", kommentiere ich und schlucke meinen Gedanken herunter, dass wir ja immerhin Planen gemeinsam die Feiertage zu verbringen. "Deine Entscheidung.", sagt er, woraufhin ich mir erneut auf die Lippen beiße, während ich Buttercup streichle, die sich gerade zu meiner linken gesetzt hat.
Erneut seufze ich. "Also gut, du versprichst, dass ihr nicht vor vierzehn Uhr los fahrt, ich verspreche das Essen nicht vor siebzehn Uhr liefern zu lassen. Der Gewinner hat bei dem Verlierer einen Wunschfrei und bekommt, dass Essen bezahlt.", fasse ich nun zusammen und hoffe inständig, dass er meine kleine Änderung nicht wahr genommen hat, aber wenn ich auf Nummer sicher gehen will, ist er entscheiden. "Klingt nach einem fairen Deal." "Naja, wie man es nimmt...."
"Was ist nun bist du dabei oder bist du dabei?", will er nun von mir wissen. "Ja meinet wegen, ich bin dabei. Abgemacht!", stimme ich nun zu und höre ihn ebenfalls Abgemacht sagen, bevor wir beschließen, das Telefonat zu beenden.
"Finnja?", höre ich ihn noch sagen, als ich schon beinahe aufgelegt habe. "Hm?" "Ich finde es schade, dass wir uns die Woche so selten sehen. Ich muss zugeben, dass ich dich aktuell schon ein wenig vermisse.", lässt er mich wissen. Mich durchfährt ein wohliger Schauer und ohne überhaupt auch nur ein wenig darüber nach zudenken, gebe ich zu, dass es mir definitiv genauso geht, bevor wir dann beide ziemlich schnell auflegen.
Mit gerunzelter Stirn lege ich mein Handy auf die Couch. Irgendwie war das ganze Gespräch zwischen uns heute..... irgendwie anders. Doch bevor ich überhaupt auch nur ansatzweise darüber nachdenken kann, inwiefern sich unser heutiges Gespräch von unseren zahlreichen anderen Telefonaten, wenn er nicht da ist, unterscheidet, erhalte ich eine Nachricht von meinem Wettpartner.
Niall: Ich freue mich schon aufs Eislaufen. Du hast nämlich einen entscheidenden Punkt bei unserer Wette übersehen: Wenn es gut läuft, fahren wir bloß etwa anderthalb Stunden bis zu meiner Wohnung!
Etwas ungläubig schaue ich auf mein Handy. Ich habe verdammt noch mal vergessen, Niall zu Fragen wo er überhaupt ist und er hat es auch, wahrscheinlich absichtlich, mit keinem Wort erwähnt. Ich gebe ein stöhnen von mir. Verdammt, na dann hoffe ich doch mal, dass sie weder pünktlich wegkommen, noch das der Verkehr ausgerechnet am Freitag so richtig schlimm ist und das unser Sushi hingegen um Punkt siebzehn Uhr hier ist.......
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