❄️233❄️- Brüderliche Verhältnisse und andere Sorgen...
You are my brother
from another
mother...
Daniel POV
Großer Bruder? Was hatte das zu bedeuten?
Fasziniert sah ich abwechselnd ist das warme intensive Braun und das strahlende erfrischende Blau eines Meeres. Öffnete mehrfach die Lippen, aber mehr um es dafür zu nutzen, noch mehr des so dringend benötigten Sauerstoffes einzuziehen, erhielt ich nicht. Ich wusste einfach überhaupt nicht mehr was ich sagen sollten und wie ich darauf zu reagieren hatte. Wobei wie tat man das überhaupt? Frustriert raufte ich mir das strubbelige mittelblonde Haar, als ich plötzlich eine dritte Hand darauf spürte, die sich ganz vorsichtig darüber bewegte. „Sie sind genauso weich wie Zaddys, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise."
„I-ihr seid a-also verwandt?" Ziemlich holprig stellte ich die mir so dringliche Frage, die mich die ganze Zeit wie ein juckender Nerv quälte, der auch durch ständiges Kratzen, sich nicht beruhigen ließ. Trotzdem blieb die Sorge zu weit zu gehen. Schließlich kannten wir uns im Grunde überhaupt nicht, auch wenn sein klammerhaftes Verhalten, ganz andere Signale aussprach. Aber kaum hatte ich endlich meine Gedanken einen vollständigen Raum ergeben, entfernte sich der braune Wuschelkopf von mir. Wohl nicht allzu weit weg, aber genug, um seinen süßlichen wohligen Geruch kaum noch einatmen zu können. Bedrückt biss ich mir schmerzhaft auf die Unterlippe, währenddessen ich im Augenwinkel seine zierliche Silhouette nicht außer Acht ließ. Seine markanten Brauen tanzten unruhig hin und her, als würde er über etwas nachdenken welchen Schritt er wagen konnte. Wobei er Zeige- und Mittelfinger übereinander schlug und so leise vor sich hin murmelte, das ich absolut kein Wort verstand, aber auch nicht wagte, ihn danach zu fragen. Generell war ich mir über garnichts mehr sicher, nicht einmal die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
„Puppy?"
Hatte ich gerade richtig gehört? Nur einer nannte mich so und genau nachdem suchten meine zuckende dunklen Pupillen die Umgebung ab. Doch keine Spur von ihm war zu sehen, was mich frustriert aufseufzen ließ und zeitgleich brachte es den Ärger darüber offensiv ersichtlich an die Oberfläche, mittels meiner pochenden Ader an der linken Schläfe. Das Ganze wurmte mich nämlich enorm, so intensiv auf ihn zu reagieren. Wie ein gut erzogener Hund, der nur darauf wartete, von ihn gerufen zu werden und ohne jegliche Wiederworte Beifuß seinen Weg zu bestreiten. Aufmüpfig kräuselte ich meine Nase. Apropos Hund, wer hat mich gerade Puppy genannt?
„Hab ich endlich wieder deine Aufmerksamkeit Puppy? Ich wollte dir eigentlich alles genau erklären, aber dann warst du plötzlich ganz weit weg, wo sich die Füchse gute Nacht sagen. Was wohl der Grund dafür ist?" Wissend grinste er entgegen, währenddessen er mit völliger Selbstverständlichkeit neben mir hüpfend Platz fand. Auch wenn ich sein Verhalten bis dato relativ niedlich fand, ging es mir mittlerweile gehörig auf den Zeiger. Was dachte er eigentlich wer Herr Grinsebacke war? Mir tat immer noch alles weh und eigentlich fühlte ich mich jetzt nicht in der Lage über meine wirren Gedankengänge zu philosophieren, die wild wie eine Achterbahn ihre Loopings vollführten und doch, passierte genau das. Der voll besetzte Waggon hielt an, kopfüber am höchsten Punkt und ließ mich mit knallroten Kopf zurück. „Mein Name ist Danny!" Ablenkung ist der beste Weg zur Verteidigung, nur wohl nicht bei ihm, der unbekümmert noch mehr an mich ranrutschte und seinen wuscheligen braunen Schopf auf meiner rechten Schulter ablegte, bevor er meinen motzenden Einwand völlig ignorierte und mit seiner Fragerei erst richtig in Fahrt kam.
„Schön für dich, ich bin übrigens Joshi. Aber nun sag mal Kleiner. Du und Dr. Beauty läuft da was?"
„I-ich...ä-äh...w-wie?" Volltreffer, Matchball oder Full House, man konnte es nennen wie man wollte, aber Joshi war nicht nur auf der richtigen Fährte, sondern wohl eher, passierte er gerade jubelnd die farbige Banderole durchs Ziel und egal was ich versuchte, meine aussagekräftige Reaktion eines stickendes Katalysators, verriet mehr, als ich eigentlich wollte.
„Wusste ich's doch!" Seine helle Stimme vibrierte über meine stark abstehenden Haarspitzen, währenddessen sein auspustender Atem meinen nackten empfindlichen Hals berührte. Ich schluckte mehrfach, wobei mein Adamsapfel ersichtlich herausstach. Ich konnte mich nur schmerzhaft daran erinnern, jemals so einen engen Körperkontakt mit jemanden gehabt zu haben. Eigentlich sollte ich mich dieser unwiderstehlichen Empfindung hingeben, wusste ich doch, dass diese nur von ziemlich kurze Dauer sein würde. Kaum messbar wie ein beachteter Augenaufschlag, worauf der nächste folgte und trotzdem zog mich der Strom mit. Aber nur soweit, bis vor mir dieses verhängnisvolle Blaugrün aufblitzte und alles wie zarte kurze Grashalme unter festen Schuhwerk niedertrampelte.
Viel zu schnell suchte ich Abstand, wobei ich einen Schmerzensschrei gerade noch so mit zusammengebissenen Zähnen kompensieren konnte, die plötzliche Erschütterung meines zitternden Körpers aber Joshi, den frechen kleinen Jungen direkt neben mir, zu spüren gab. „Du weißt garnichts. Was suchst du überhaupt hier? Du kommst hier rein und faselst etwas von großen Bruder, meinst du damit Zayn? Was soll das bedeuten? Ich versteh nur Bahnhof...denn eigentlich wollte ich doch nur...wollte ich..."
„Du wolltest deine Familie kennenlernen, hab ich recht?" Die elende freche Sommersprossen befleckte Spürnase, dessen kurze zielstrebige Finger so juckten, dass sie forsch auf den meinen jagten. Ich versuchte meinen Blick davon abzuwenden, doch egal was ich versuchte, das Schimmern in seinen so seltenen Augen, es zeigte mir, das er es ernst meinte. Er war nicht einer von vielen, die zufällig meinen vor Unfällen gepickten Weg kreuzten und mich dann hilflos im triefenden Schlamm liegen ließen. Joshi war anders. Von mir selbst beschämt verdrehte ich meine türkisfarbenen Kulleraugen, natürlich war er das, schließlich war er verwandt mit meinen Halbbruder, denn ich nicht mal richtig kannte. Erschöpft ließ ich mich nach hinten in das aufgeplusterte Kissen fallen...„Au...Shit!" um direkt Bekanntschaft mit der frischen OP-Narbe zu machen. Mittlerweile war jede Tinktur und Medikament was mich betäubte, gänzlich aus mir verschwunden und ließ nur noch ein Gefühl zurück, puren niemals endenden Schmerz. Warum niemals endenden? Weil ich nie etwas anderes wollte, als das immer größere Loch zu verschließen. Die fehlende Lücke, die meine fehlende Mutter hinterließ und ich glaubte sie hier zu finden. Schwach nickte ich vor mich hin, während ich endgültig meine Augen vor allem verschloss, wusste ich doch wie Recht der quirlige Wuschelkopf mit allen seinen Schlussfolgerungen gehabt hatte und auch wenn ich eigentlich froh darüber sein sollte, eine geöffnete Tür gefunden zu haben, traute ich mich einfach nicht hindurch. Wie verblödet war ich eigentlich?
„Hey" ich spürte wie allmählich der Platz neben mir absank und Sekunden später, seine warme Hände auf meiner verschwitzten Stirn lagen. Einzelne kurze Strähnen meiner durcheinander geratenen Haare hatten sich dort verloren und Joshi war so lieb diese wieder an Ort und Stelle zu bringen. Es fühlte sich wohl völlig anders an, als wenn Theo mich berührte, aber kein Stück unangenehm. Ganz im Gegenteil, von mir aus brauchte er niemals mehr aufhören.
„Tut es sehr weh? Soll ich einen Arzt holen?" ungewöhnlich leise war plötzlich die Stimme des Jungen, der wohl niemals seine vorlauten Mund halt konnte, aber das war wohl seine Art, an die ich mich langsam zu gewöhnen schien, wenn vielleicht auch einfach viel zu schnell. Aber darüber jetzt nachzudenken, dafür fehlte mir jegliche Kraft. Ich spürte die Müdigkeit in jeder Zelle und das pulsieren der Erschöpfung in jeden Knochen, sodass ich nur milde mit den Kopf schüttelte und hoffte endlich etwas Ruhe zu bekommen. Aber das war ein Trugbild, was der Mensch neben mir wie eine rosarote Seifenblase zum platzen brachte.
„Ich hab eine Idee! Wenn Zaddy wach ist gehen wir zusammen zu ihm, was hältst du davon?" Moment hörte ich da richtig? Für einen kurzen Moment stockte mir der Atem, was wohl Joshi genauestens mitbekam, weil er genau die hüpfenden Fragezeichen vernichtete, die über meinen pochenden Schädel tanzten. „Ohja wie ich schon sagte, du hast ihm das Leben gerettet. Nicht mehr lange und er ist sicher wieder ganz der Alte und freut sich sich dich kennenzulernen." Sollte mich das jetzt nicht überaus freuen? Es war doch das was ich wollte? Ihm das Leben retten und doch erwischte es mich vollkommen unerwartet. Ich sollte Zayn gegenübertreten? Jetzt und hier? Also nicht sofort, denn erstes war ich im wohl Moment kaum dazu in der Lage und sowie ich mitbekam, schien er selbst noch nicht bei Bewusstsein zu sein. Aber die Zeit würde schneller näher rücken, wie es mir lieb war und dieser Gedanke ließ mich enorm frösteln.
„Hey! Was ist denn?" Das laute Aufschlagen meiner aufeinandertreffenden Zähne, es schien nicht unentdeckt zu bleiben, denn schon lag ich in Joshis Armen. Der süßliche klebrige Duft von flüssigen Karamell war wie eine Heizdecke, die sich in binnen von Augenblicken über mich legte. So eng ich konnte, kuschelte ich mich ohne meinen Augen auch nur einen Spalt zu öffnen, an ihn ran. So musste sich Liebe anfühlen. Das Gefühl gebraucht zu werden und zeitgleich jeden verschwendeten Schweißtropfen im Gegenzug wieder zurückzugeben. Doch verdiente ich das? War es richtig mich in Zayns Familie zu schleichen, ohne dass er überhaupt ein Mitspracherecht darauf hatte? Definitiv nicht und genau deshalb fing ich an zu Schluchzen, die Tropfen des schlechten Gewissens sie perlten gnadenlos über mein blassen Gesicht und ließen mich wimmernd auf seine Frage antworten...
„I-ich k-kann n-nicht..."
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Louis POV
Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich das nächste mal überhaupt realisiert wo ich war, lag ich mit meinem Gesicht linksseitig auf der weichen Matratze die verführerisch nach frisch geschnittenen Apfel und würzigen pulverisierten Zimt roch. Erschrocken riss ich hoch, wobei mir mein Nacken lautstark mitteilte, was er davon hielt, nämlich sehr wenig „knack"
„Au!" jammert ich, als ein heißer stechender Schmerz mir pulsierend durch den Hinterkopf lief und mich dazu veranlasste, mir kläglich in das strubbelige braune Haar zu greifen, was dadurch nur noch mehr an Substanz verlor. Resigniert seufzte ich auf, es war kein Wunder, das sich meine Knochen langsam sträubten, bei den Schlafpositionen, die ich zurzeit pflegte, aber daran etwas zu ändern, daran sah ich absolut keinen Sinn und Möglichkeit. Zu lange schon hoffte ich auf ein winziges Lebenszeichen meines Liebsten, sei es auch nur eine sachte Bewegung seines kleinen linkes Finger. Kaum mit den bloßen Augen erkennbar und doch in dem fast lautlosen Zimmer durchaus hörbar.
„W-Wah...d-das...kann...nicht"
Durch meine durchaus unmenschliche Verrenkung, fiel mein Blick auf etwas, was ich bis dato für Unmöglich hielt. Im Gleichmäßigen Abständen zuckten seine Finger, einmal glaubte ich sie sogar anheben zu sehen, wenn auch nur so kurz, dass es auch wieder ein Bildnis meiner grenzenlosen Fantasie geschuldet sein konnten und doch griff ich panisch genau nach dieser, drückte die kühl temperierte Handfläche an meine stark schlagende Brust, in der Hoffnung, er würde dadurch zurück zu mir finden. Aber der Versuch schlug fehl, nicht die zarteste Zuckung oder das sanfteste Zittern war zu spüren, sodass ich seine Hand so langsam wie nur möglich in ihren Urzustand zurückbringen wollte, wenn auch widerwillig. Denn eigentlich fühlte ich mich nur komplett, wenn meine kleine zerbrechliche in seiner schützenden lag und auch wenn auch ohne jegliches Zutun, diese Wunschvorstellung nicht gewährleistet war, bildete ich mir jedoch ein, sekündlich seinen leuchtenden Schutzfilm direkt über mir zu liegen zu haben. Sowie das unbeschreibliche facettenreiche Golden seiner rehbraunen Augen, was einmal an das schimmernde Dickicht des Waldbodens eines warmen Frühherbstes erinnerte, zeitgleich aber auch das Leuchten des Sonnenaufganges jenes Tagesanbruches mit sich brachte. Die Seelenspiegel mit ihren umschlossenen langen Wimpernkranz. Ich verfing mich mit jeder Sekunde noch mehr in ihnen, als wäre es ein klebriges Netz, wo die hungrige Spinne kichernd auf ihr dummes Opfer wartete und ich war gerne derjenige, der auf ihre alte Masche reinfiel, gab es für mich doch kein schöneres Gefühl, als in seinen muskulösen wärmenden Armen zu liegen.
„Z-Zaddy?" Zitternd legte ich meine kühlen Handflächen auf sein blasses Gesicht, die Bartstoppeln kratzen empfindlich über meine Haut, währenddessen sich seine Lider flackernd öffneten. Erst schien er mich überhaupt nicht wahrzunehmen, doch als sich unsere Blicke trafen, das schimmernde Rehbraun sich mit meinen strahlenden Graublau verfing, da begann er panisch an zu husten. Erst dann verstand ich, die Beatmung, die ihn die ganze Zeit künstlich am Leben hielt, sie schien ihn zu quälen. Zielgerichtet schoben sich seine Finger, die eben noch so bewegungslos wirkten nach oben, wobei sie sich den Tubus wie selbstverständlich herausziehen wollten. Ich befand mich im Zwiespalt und trotzdem blieb mir in diesem Augenblick keine andere Wahl, als laut aufzuschreien.
„Hilfe! Ich brauche hier Hilfe!"
Fast schon strafend sah er mich mit seinen großen dunklen Augen an, die ihren Schimmer um keinen Deut der Welt verloren hatten. Doch ich widerstand dem Schmunzeln, das mir auf den Lippen lag und hielt ihn mit meinen viel kleineren Händen besser als Gedacht auf, was wohl seiner weitestgehenden Schwäche geschuldet war und mir gewiss in die Karten spielte. Es war als würde für die wenigen Momente die Zeit stillstehen. Ich genoss regelrecht jede Regung, die ultralangen Wimpern, die entstandenen Zorn abfederten, die feinlinige Stupsnase, die die Muttermale tanzen ließ und seine kühle weiche Haut, die wohl eher unterbewusst die meine traf. Oh Himmel, viel zu sehr wollte ich ihn jetzt küssen, so sehr, dass ich meines Erachtens so fest wie noch nie mit meinen strahlend weißen Schneidezähnen mir in die Unterlippe biss, bevor mich jemand umsanft wegzog.
„Hey!...W-was?..."
Eine komplette Meute von Pflegern und Ärzten stand plötzlich über ihn. Ich stellte mich streckend auf die Fußzehen, aber erkennen tat ich durch meine verminderte Größe eines Zwerges fast nichts. Das Einzigste, was ich vernahm und mein wild schlagendes Herz blutend aufreißen ließ, waren sein qualvolles Röcheln, wodurch es mir eiskalt den Rücken herunterlief. Sofort wollte er zu ihm stürmen und alles Böse mit meinen schmächtigen schlotternden Körper von ihm verhalten. Doch ich blieb stumm, sah Starr geradeaus, wobei sich frustrierend meine nach Liebe lechzenden Hände in kaum Schaden richtenden Fäusten verwandelten. Wie schon so oft blieb ich nutzlos zurück. Ohne auch nur mit der geringsten Möglichkeit daran etwas ändern zu können. Mir blieb nur leise vor mich hin zu weinen . Aus einzelnen Tropfen, wurde Bäche und aus diesen Flüsse, bis nichts anderes übrig blieb, wie das pure blaue kalte Meer. Unergründliche Weite in tiefer niemals erkundete Dunkelheit. Ungestüme Strömungen mit umschlingenden Brandungen, wo selbst der schönste Klang einer Sirene taubstumm unterging. Sehnsüchtig sah ich durch den nassen Tränenschleier. Die komplette Umgebung, sie schien sich zu bewegen, bis ich mich fühlte ein ein farbloser Klecks auf schwarzen Papier. Viel zu auffällig um nicht gesehen zu werden und doch zu klein, um etwas an meinem Zustand zu ändern. Verdammt für die Ewigkeit, einsam und allein.
„Ä-Äffchen?"
Ungläubig rieb ich mir mit den Handrücken über die feuchten Augen und hoffte damit das letzte Sandkorn des Wunschtraumes zu erwischen und endgültig verschwinden zu lassen. So sehr ich mich auch daran klammern wollte, im Endeffekt führte das Trugbild nur zu Hoffnungen die jeder Sehnsüchtiger Blick nach vorne zerschmetterte wie das empfindliche fallende Glas den Boden. Aber auch egal wie sehr ich es auch versuchte, diese männliche Stimme, das sanfte Brummen im Unterton, was bei mir unnachgiebig sämtliche Haare im Nackenbereich aufstellen ließ, es gab nur einen einzigen Menschen, der dazu in der Lage war. „H-hör auf! Hör sofort auf!" Schrill schrie ich es hicksend aus mir heraus, während ich die Handflächen an die auf Spannung stehenden Ohrmuscheln drückte. Ich verstand einfach nicht mit was ich das verdient hatte. Diesen Realismus, der unmöglich sein konnte und mir seine Stimme in die wirren Gedanken rief, als würde er direkt vor mir stehen.
„Äffchen!!!"
Dieses Mal war die Stimme die mich rief so überraschend Laut, sodass ich völlig willenlos die eben noch zu einen perfekten 90° Winkel dargelegten Arme sinken ließ und ruckartig die Augen aufriss. Unscharf brennend wirkte meine Umgebung, wodurch ich mehrfach Blinzeln musste, aber bei jeden zaghaften Aufschlag auf sein perfekt gemeißeltes Gesicht traf. Mit Schläuchen in der Nase, blickte mir Zayn müde entgegen, sein Brustkorb hob sich mit starker Anstrengung allmählich nach oben, wobei er mit größter Mühe seine neben ihm ruhende Arme in die Lüfte erhob. Ich schluckte trocken, denn ich wusste ganz genau was er vorhatte und doch stand ich bewegungslos wie ein Zinnsoldat da. Voller Sehnsucht hatte ich auf diesen Moment gewartet und jetzt kam er so plötzlich, dass ich vollkommen überfordert nicht mehr wusste, was das richtige war. Mein größter Halt im Leben, er wirkte so schwach und zerbrechlich, was wäre wenn ich durch mein zutun das Ganze noch verschlimmerte. Wenn meine Entscheidungen, die negative Weiche auf befahrbar stellte, sodass der Zug des Schicksals rasant hindurchfuhr? Zögernd griff ich mir an den schwarzen Saum, seines Pullovers, den ich immer noch trug und niemals mehr ablegen würde, als ich glaubte nochmals gerufen zu werden. Dieses Mal war aber etwas in seiner Stimme, was mich wachrüttelte. Ein kleines zartes Schmunzeln, das dafür sorgte, wie sich meine zuckenden Zehenspitzen nach vorne ausstreckten.
„Komm...her...Babyäffchen!"
Mehrfach ging mein Kopf hin und her, wobei mir einiger wuschelige Strähnen meines braunen Schopfes tief ins überlegende Gesicht fielen, aber mir trotzdem die Sicht seiner unfassbar leuchtenden schimmernden Augen nicht verwehrten, die mir mit soviel Liebe entgegenschlugen, dass ich jeden eben noch in meiner tiefen Magengrube gefühlten Gedanken, die eiserne Tür vor die hervorstehenden Nase zuschlug und den letzten Anstand zwischen uns, schon fast rennend fortsetzte. Aber als meine zappelnden Oberschenkel die weiche linke Seite der Matratze trafen, hielt ich kurz inne, schluckte nochmals den gerade wieder zu entstehenden Kloß im Hals herunter und krabbelte so vorsichtig wie wohl noch nie zu ihm. Jedenfalls war es ein Versuch wert gewesen, denn schon bei ersten ausfallende Schritt, verlor ich den Halt und kniff panisch die Augen zusammen, währenddessen gedanklich der grau-melierte PVC-Boden immer näher kam, aber es doch nicht schaffte. Denn da waren plötzlich seine weichen Hände, viel zu kühl und kraftlos, aber mit überraschenden Schutz um mich eng an sich zu ziehen.
„Ich hab dich Lou! Ich hab dich!"
Und wie er mich hatte. Schon immer lag ich in seiner Falle aus klebrigen seidenartigen Weben, er sah es nur noch nicht. Doch jetzt in diesem Moment, fing er an zu verstehen. Wo ungestümes Blaugrau feuriges Goldbraun traf und unsere lechzende Lippen sich endgültig berührten.
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Sven POV
Wie ein kleiner Krabbelkäfer lag ich auf ihn, schlang meine bandagierte Gliedmaßen ganz eng um den geschundenen schwachen Körper. Ich selbst hatte die größte Mühe, nicht erschöpft die Augen zu schließen, doch trauen tat ich es mich nicht. Was wäre wenn etwas passierte? Wenn der Mann, der über Nacht mein Herz geraubt hätte, plötzlich seinen letzten Atemzug nahm, währenddessen ich seelenruhig schlief? Das könnte ich mir niemals verzeihen. Unter Bedacht stützte ich meine feines Kinn auf seinem Brustkorb ab, hörte den Regelmäßigen schlagen des Herzes zu, was mich etwas beruhigte. Anscheinend hatte der Angeber Mediziner recht gehabt, als er meinte Luci wäre bei ihm in besten Händen. Aber das hieße nicht, dass ich den Widerling mein Vertrauen schenkte. Knurrend flackerten kurz meine Lider auf und zu, als ich an diese grinsende Visage dachte. Der Arsch konnte froh sein, dass ich nicht bei Bewusstsein gewesen war, als er seine Griffeln nicht bei sich lassen konnte. Doch jetzt sah die Situation ganz anders aus, jetzt war ich hier. Zwar völlig übermüdet und erschöpft, aber wie sollte man sich schon fühlen wenn man seit Tagen nicht mal ein Schluck Wasser herunterbekam? Es war er, der mich an Leben hielt. Allein sein würzig männlicher markanter Duft, fächerte mir die dringend benötigte Energie durch die schmale Nase zu, mehr brauchte ich nicht, da konnte kommen was wolle.
„Cooper! Auf jetzt! Du musst was essen!"
Und wie so oft zerstörten wenige Sekunden innige Momente. Helles glitzernde Atmosphäre wo die Vögel zwitschernd ihren Balztanz vollführten, verwandelte sich in düstere Schatten, die pfeifend einen eiskalter erfrierenden Wind entstehen ließ. Denn alleine die Anwesenheit dieses Menschen, ließ meine eigene Stimmung ins Bodenlose sinken. Ja das konnte Viktor allzugut. Wie er da stand, prangend am dunklen Türrahmen, die antrainierten Muskeln weit nach außen gestreckt, dass sie sich sogar durch seinen marineblaues Oberteil abzeichneten. Genervt blies ich die angestaute Luft durch die zusammengebissen Zähne, als ich meinen Kopf so weit wie möglich von ihm abwand. Was er damit bezwecken wollte, blieb mir schleierhaft, nur mein Interesse weckte er damit keineswegs. Ganz im Gegenteil, es ging mir dezent an meinen knackigen Hintern vorbei.
„Wird's bald, oder soll ich Josi holen?"
„Tu dir keinen Zwang an!" Es sollte so gleichgültig klingen, wie ich es durch meine derzeitige Körperhaltung eigentlich vermitteln wollte, wobei ich meine Wiedererkennende Coopernase genervt brummend gegen Lucis verführerisch duftende Halsbeuge drückte. Denn auch wenn ich es nicht zugab, hatte mich allein der Name der rothaarigen Zora ganz schön aufgewühlt. Wie der Teufel trug Prada, bohrten sich ihre Absätze in den stahlharten schwarzen Marmorboden, wenn sie durch die Gänge stolzierte und auch wenn ich ihre Körpergröße bei weitem überragte, sorgten ihre knallrot lackierten Nägel, für das unfaire Gleichgewicht, was ich nur wild mit jeden zappelnden Gliedmaß über mich ergehen ließ. Also ja, meine Freude, war kaum in Worte zu fassen.
„Wenn willst du hier eigentlich verarschen Blondi? Ich sehe bis hier wie du schlotterst vor Angst!"
Das hatte er jetzt nicht gesagt? Doch eigentlich tat Doktor Allwissend das mit voller missgönnter Absicht und ich war natürlich hypointelligent und zeigte die enorme herausstechende Schulterpartie, wo die Stalagmiten spitzkantig herauswuchsen. Absolut falsch, ich sprang voll auf den Zug auf, während das Inferno uns rauchig einkesselte bei den erfolgreichen Versuch, Öl ins Feuer zu gießen. Unsicher wackelnd stand ich auf nackten Fußsohlen vor ihm, mein kompletter geschundener Körper pulsierte vor Schmerz, währenddessen ich dies mit schweren Atemzügen kompensierte, was für mich aber kein Akt der Schwäche war, ganz im Gegenteil, es spornte mich noch nahezu an, mich mit verbundenen breit ausstreckten Armen auf ihn zu werfen. Ich schmunzelte übertrieben in seinen erhöhten Blickwinkel auf. Zu enorm war die Vorfreude auf meine Revanche diesen arroganten perfekt gestriegelten Kittelträger die Leviten zu lesen. Schon seit meinem unerfreulichen Fieberanfall, war ich gezwungenermaßen dazu verleitet zu erfahren das er mich kannte, beziehungsweise in seinem zwitschernden Oberstübchen abgrundtief hasste, was er mit ständig an die geradlinige Himmel suchenden Stupsnase band. Ich fühlte es bis tief in meinem zuckenden linken Zeh, der Moment war gekommen ihn seine tropfende Spritze in sein enormes Hinterteil zu rammen. Ja ich stellte es mir himmlisch vor, als chlorreicher Sieger, mit nackten Füßen auf den bewusstlosen Dr. Viktor John rumzutrampeln, stattdessen aber, war es wieder mal ich selbst, der plötzlich in den Seilen hing und ohne ihn wohl mehr als schmerzhaft, den schwarz glänzenden Boden mit der kichernden Grimasse geknutscht hätte. Warum es Dr. Feingefühl eines Trampeltiers es überhaupt für nötig hielt mich schützend aufzufangen? Tja das behielt er wohl er für sich selbst, denn seine große Klappe war mit etwas völlig anderen beschäftigt, seine momentane Überlegenheit gegenüber mir zum Ausdruck zu bringen zum Beispiel.
„Und jetzt Abmarsch, sowie ich mich erinnere liegt dein Zimmer am anderen Ende des Ganges."
„W-was nein! D-das kannst du v-vergessen...l-lass mich los du Pisser!" Ob ich mich wie ein kleiner schreiendes Baby verhielt, was man seinen Lieblingsschnulli wegnahm? Höchst wahrscheinlich, aber allein der Gedanke daran nicht in Lucis Nähe zu sein, schnürte mir derartig die kratzige Kehle zu, das ich japsend Kopfüber über den Vollblutitaliener hing und sehnsüchtig die schwachen Hände nachdem schlafenden ausstreckte. Obwohl er mehrfach durch die Hölle gegangen war, sah er nahezu perfekt aus. Sein volles halblanges schwarzes Haar, lag ungewöhnlich verschwuschelt auf seinen Kopf, die schnäubende Nase, kräuselte sich niedlich in regelmäßigen Intervallen, währenddessen die halb geöffneten Lippen einen definitiv Lust auf mehr machten. Ich schluckte schwer, als mir seine erotische im Unterton knurrende Stimme in die wirren Gedanken kam. Die Art wie er nach mir rief „Pulcino..." es wirkte wie der stärkste Magnet, den man egal was man auch versuchte, nicht entrinnen konnte und genau diese Tonlage, glaubte ich direkt vor mir wahrzunehmen, als ich kurz davor war, unfreiwillig durch die Tür getragen zu werden.
„E-er bleibt hier!"
Damit folgt der nächste Streich, wo sich so langsam einiges Aufklärt. Yeah Zaddy ist wach, jetzt wird alles gut! Oder doch nicht? Was ist mit Danny? Wird er eine Chance bekommen, seine Familie endlich kennenzulernen? Wer weiß^^
Eure Manu ❤️
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