❄️231❄️ - Der schönste Moment ist es, wenn sich das Golden endlich öffnet
Leben
heisst Entscheidungen treffen
und die Konsequenzen zu tragen...
Danny POV
Unsicher ließ ich die Beine herunterbaumeln, die wie gewohnt den sicheren Boden um wichtige Zentimeter nicht erreichten. Aber in diesem Moment, wollte ich es auch nicht anders, ich wollte, die Lüfte dazu nutzen, die kaum noch aushaltbare Nervosität mit Schwingungen wie der einer Schaukel, quasi aus den nichts verschwinden zu lassen. Ich wollte das kahle weiß der immer näher kommenden Wände, einfach ausblenden und die kühle Luft, die meinen entblößten zierlichen Rücken traf, in wohltuende Wärme verwandeln. Alles in allem wollte ich so vieles, nur nicht hier sein.
„Du kannst es dir noch anders überlegen Danny."
Seine markante fast schon knurrende Stimme, der durchdringenden Duft nach frisch aufgebrühten Kaffe und die warmen breiten Hände, die gezielt ihren Platz auf meinen angespannten Oberschenkeln fanden, es ließ mein stark pochendes Herz kurz in der Luft still stehen, bevor es doppelt so schnell seine Arbeit fortsetzte. Aber doch schaffte er es dieses Mal nicht, meines Sinusrhythmus in die richtigen Bahnen zu lenken, eher schlug es so aus den Takt, sodass ich glaubte an Ort und Stelle in die Tiefe zu stürzen, ohne zu wissen, was ich den rettenden Boden erreichen würde, wenn er überhaupt vorhanden war. Denn insgeheim hatte ich nicht die geringste Wahl. Naja eigentlich hatte ich diese schon, aber für mich kam niemals eine andere infrage. Schon fast lachhaft wenn ich darüber nachdachte, kannte ich den Menschen, für den ich gerade dabei war mein junges unerfahrenes Leben auf Spiel zu setzten doch vielleicht einmal 5 Minuten, wovon er noch nicht einmal eine verdammte Millisekunde mitbekommen hatte und trotzdem stellte ich mich meiner schlimmsten Angst. Eine Panik die mir kontinuierlich die viel zu enge Kehle zuschnürte, währenddessen ich verkrampft mit den zu Fäusten geballten Händen, in das überlange blauweiße OP-Hemdchen griff.
„Hey! Sieh mich an Daniel!"
Leichte warme Berührungen auf meinen kühl temperierten Wangen, es ließ meine nervös zuckenden Pupillen nach oben wandern, genau in das Gesicht des Schönlings, das wohl immer noch eine blutunterlaufende Nase zierte, aber auch das konnte Theo mit Bravour tragen, wie so vieles. Er wusste einfach was ihm stand und das er gut aussah. Das erkannte man alleine an seinen charakteristischen Eigenschaften, die er wie ein rotes blinkendes Stoppschild an der höchsten Stelle der Hauptstraße zur Schau stellte. Diese enorme Arroganz im Unterton, die einem die Zehennägel nach innen wachsen ließ. Der breitbeinige Schritt, mit dem er wahrlich jeden vermitteln wollte, wie gut er unterhalb des perfekt geformten Bauchnabels ausgestattet war und wenn man gerade von perfekt sprach, wo war es dieser Pseudo Arztkittelträger mit besserwissersyndrom denn bitte nicht? Ganz genau ich fand darauf bis jetzt nicht die geringste Antwort, als ich ihn meinen überforderten keuchenden Atem, gegen die feinen Härchen seines Dreitagebartes schlug.
„Nenn mich bitte Puppy!" Waren die einzigen Worte die meinen zittrigen Mund verließen, bevor ich selbst dafür sorgte, dass dieser endgültig stumm blieb, indem ich fest mit dem schneeweißen Vorderzähnen auf meine volle Unterlippe biss. Ich hatte mich nämlich verraten, wohl so undeutlich und holprig, kaum jemand hätte es in diesem Zusammenhang überhaupt verstanden, aber Theo Fucking Reaken war anders, vollkommen anders. Und auch wenn es mich gerade dermaßen störte, ihn ein Stück meine Tür geöffnet zu haben, war es wohl der Gedanke daran, mich wie jeden anderen x beliebigen Patienten zu behandeln, so enorm, sodass ich diese aufließ. Oder warum zum Teufel nannte er mich plötzlich beim vollen Namen?
„Ach so ist das? Er gefällt dir also?" Meine Augen weiteten sich, das Türkis flimmerte erschrocken, als sein weicher rechter Zeigefinger plötzlich über meine Lippen fuhr. Die Lippen, die ich auf Teufel komm raus versuchte in Zaum zu halten, aber doch chancenlos blieb und sie nachdem quälenden erdrücken meiner Zähne, in die rettende Freiheit entließ. Aber auch nur so lange, bis Theo sie in Beschlag nahm. Dieses Mal aber völlig anders als zuvor, ganz sanft und zart, schon fast liebevoll, drückte er sachte seinen zuckersüßen Mund, auf den meinen und ließ bei mir noch mehr Fragen offen stehen, als wir uns kurz danach wieder voneinander trennten. Wer war dieser geheimnisvolle Arzt wirklich?
„Na dann werd ich dir deinen Wunsch nicht abschlagen Puppy." Ein doofes schon fast schwärmerisches Grinsen konnte ich darauf nicht unterbinden, währenddessen er mir für wenige Minuten den Rücken zudrehte, denn er schien irgendetwas zu suchen. „Hast du heute irgendetwas zu dir genommen?" Und hallo kleine Unheilstifter die meinen kribbelnden Magen beiwohnten und mir durch ihre Kluckgeräusche nur die schlimmsten Horrorszenarien bestätigen. Fest kniff ich die Augen zusammen, der Kloß in meinen verengten Hals, er war nicht nur noch da, sondern aufs dreifache vergrößert. Waren meine Mundwinkel noch eben hochgeschoben bis zum Himmel, tat sich jetzt eine unüberwindbare Schlucht auf, die mich versuchte zu verschlingen. Es fehlte nur noch ein winziger letzter unvorsichtiger Schritt.
„Puppy?"
Aber dieser ließ zu meinem Glück auf sich warten. Seit wann ich mal Glück in meinen jungen Leben hatte? Na so genau wusste ich das eigentlich auch nicht. Eher flog der schwarze Unglücksrabe direkt über meinen mittelblonden Schopf und kackte mir in unbeobachteten Momenten direkt in das vor Wut aufgeplusterte Gesicht. Doch jetzt, da war da niemand, außer dieser geheimnisvolle Assistenzarzt, der wiederholt den Kontakt zu meinen blassen Wangen suchte und dafür sorgte, wie sich meine Lider wie von selbst flackernd öffneten. „Shhhht es ist alles gut, warum weinst du denn?" Erschrocken von Theos Worten wich ich einige Zentimeter zurück aus seinen Berührungen. Mir war überhaupt nicht aufgefallen dass ich weinte, erst jetzt wo ich mich direkt darauf konzentrierte, da spürte ich die feuchten Linien auf meinen Gesicht, was seine ruhigen Atemausstöße direkt vor mir, nur noch weiter intensivierten. Alles um mich herum verwirrte mich zunehmenst. Seine kurzen Bartstoppeln, die bei der Zusammenkunft unserer Endorphine leicht an meiner unberührten Haut kratzen. Die zarten Liebkosungen seines Daumens, um die letzten verlorengegangenen abperlenden Tropfen aufzufangen und das unwiderstehliche liebevolle Lächeln, was er nur mir schenkte. Aber sollte er wirklich so sein? Ich verstand mich selber nicht mehr. Schließlich hatte ich diesen Menschen völlig anders kennengelernt, sollte mich mein Bauchgefühl so massiv getäuscht haben? Oder benebelten die wild mit den Flügel schlagenden Schmetterlinge so meinen Verstand, die zu meinem Leidwesen mein komplettes Innerstes durcheinanderbrachten?
„Es ist alles gut. Ich werde dir jeden Schritt erklären in Ordnung? Aber wenn du dir wirklich unsicher bist können wir auch Abbrechen..."
„Auf keinen Fall! Ich...ich zieh das durch, ok?" Ich schrie es ihm regelrecht in sein perfektes Antlitz, während seine blaugrünen Augen die meinen trafen. Sie wirkten plötzlich so anders, so fixierend, als würde er auf irgendetwas warten, von dem ich selbst nicht wusste, was es sein sollte. Was mich nur noch mehr mit dem Gift der Selbstzweifel übergoss. Erschrocken darüber rutschte ich noch weiter nach hinten, so weit, bis meine stark ausgeprägten Schulterknochen an die angrenzenden Zimmerwand stießen. Mir stockte der Atem, ich war gefangen, wie in einen Käfig, worin sich die eisernen Stäben immer weiter in meine Richtung bogen, bis sie mich endgültig zerquetschen würden. Aber ein ganz winziger Spalt blieb offen, die Lücke die seine wohlig warmen Händen dafür nutzten, sich um die meine zu legen. Die unlösbare Verknotung der zierlichen Finger im nu lösten, um in bekannter Manier über meine ausgeprägten Fingerkuppen zu streifen.
„Ok...gut"
Wenn Theo das sagte, hörte es sich wie das normalste der Welt an, wie ein Kinderspiel, einen Fuß vor den nächsten zu setzen. Aber nicht mal das bekam ich mit sicheren Stand hin, sondern landete regelmäßig schmerzhaft auf den 4 Buchstaben meines Hinterteils. In diesem Momenten merkte ich eigentlich wirklich wie einsam ich mich fühlte und zerbrechlich sich mein selbst verformt hatte. „Bleibst du bei mir?"
So war es auch nicht sehr verwunderlich, dass ich gerade jetzt meine komplette verletzte Seite den Menschen zeigte, den ich am wenigsten Vertrauen konnte. Auch wenn mein dummes träumerisches Herz ein völlig anderes Ziel anvisierte, für mich würden sich noch Mauern errichten, mit unüberwindbaren Chancen darüberzusteigen. Das spürte ich bis zu meiner spitz zum himmelblauen Himmel ragenden Nasenspitze, die das Aroma von Kaffee stetig mehr annahm.
Und doch gab es da ein klitzekleines kribbelndes Gefühl, ein Strahlen was sein unwiderstehliches Hollywoodlächeln widerspiegelte, wo seine perlweißen Zähne über den rosigen Kirschmund aufblitzten, bevor er mich sanft in seine Arme zog und mir leise etwas in die scheuen Ohren flüsterte, was dort vorhanden blieb, bis ich das nächste Mal, die viel zu müden Augen aufschlug.
„Alles was du willst."
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Louis POV
Ein nerviges kontinuierliches Quietschen ließ mich aus den Schlaf finden. Gequält flackerte meine Lider nach oben, wobei so ein schmerzhaftes Brennen meine tränenden Augen traf, dass ich diese sofort wieder verschließen wollte, wenn nicht wohl eher unscharf, aber doch so wichtig für mich, ein Gegenstand in meine Mitte rollte, der mich alles andere vergessen ließ. Volles glänzende für ihn wohl etwas zu strubbeliges dunkles Haar, ragte markant über die bis nach oben gezogene Bett heraus. Es sah so gesund aus, als wäre nie irgendetwas vorgefallen. Ganz anders wie der Rest von ihm. Immer noch hatte seine Hautnuance nicht einen Klecks Farbe, sein in Perfektion befundenes Gesicht wirkte eingefallen und alles in allen, schien er ganz schön an Gewicht verloren zu haben. Ich schluckte laut den viel zu großen und schwerfälligen Kloß herunter, bevor ich gierig meine zitternden Hände, nach den seinen ausstreckte. So kalt wie der höchste Eisgletscher im pfeifenden Schneegestöber, so fühlte es sich gerade an und genau dieser Zustand ließ die Sorge um ihn enorm weiter nach oben wachsen, wie eine Knospe der dunkelsten Blume, die langsam ihre Blätter um sich herum ausstreckte, bis sie im vollen Chaos erblühte. Geschockt keuchte ich auf, wobei mir ohne jegliche Kontrolle die Kniebeugen halb einknickten. Ich schien ihn endgültig verloren zu haben und das riss mir so den Boden unter den Füßen weg, sodass ich hilflos strauchelte. Hätte mich nicht daraufhin jemand aufgefangen und sicher zurück auf den quietschgelben Stuhl bugsiert, wäre ich wohl knallhart aufgeschlagen. Aber vielleicht, sollte es eigentlich so sein, um das quälende taube Gefühl, was wie ein überdimensionaler Schatten um mich lag, endgültig loszuwerden.
„Hey Kleiner beruhige dich! Die OP ist gut verlaufen. Er braucht nur noch ein bisschen Zeit, verstehst du?"
„G-Gut v-verlaufen?" Stammelte ich kratzig währenddessen ich verwirrt blinzelnd den Menschen vor mir fixierte. Leuchtende blaugrüne Augen, dunkelbraune über den Kopf zurückgekämmte Haare, ein auffälliger Dreitagebart und ein beachtliche muskulöser Körper. Ich runzelte die Stirn, als er langsam von mir abließ und sich wieder den schlafenden Zayn widmete. Irgendwoher kannte ich ihm und das lag wohl eher nicht daran, dass er auch so ein Bekannter weißer Kittelträger war. Denn kein Arzt hatte ich bis jetzt wirklich große Beachtung geschenkt. Also warum war es bei ihm plötzlich so anders? Was wollte mir mein Unterbewusstsein so schreiend vermitteln, sodass ich fassungslos meinen den braunen wuscheligen Kopf schüttelte.
„Hast du was mit den Ohren? Hab ich doch gesagt. Deinen Freund holen wir jetzt langsam aus dem Koma. Das kann einige Stunden dauern, wenn du aber erste Anzeichen erkennen solltest, scheu dich nicht, mich zu rufen, okay?"
Was war das denn bitte für einer? Wie sprach der aufgeblasene Lackaffe eigentlich mit mir, währenddessen er es nicht mal für nötig hielt mir in die Augen zu sehen? Aufmüpfig blies ich die Backen ersichtlich auf, wobei ich sein lautes Kichern nicht überhören konnte. „Oh hab ich etwa ins Fettnäpfchen getreten? Das tut mir aber leid Kleiner. Weißt du was? Irgendwie erinnerst du mich an jemanden. An die Person, die Zayn Malik sein Leben verdankt."
„Leben? Wovon redest du?" Allmählich wurde ich hellhörig wobei ich meine blaugrauen Augen weit aufriss, als der junge Arzt sich langsam zu mir umdrehte und gelassen seine Arme vor seiner muskulösen Brust verschränkte. Sicher mir war bewusst gewesen, dass Zayn nur noch eine Spenderniere hätte retten können und ja es gab wohl keinen schöneren Moment, als mitzubekommen, dass sie ein passendes Organ gefunden hatten. Doch ich ging bis jetzt davon aus, dass das Ganze völlig anonym vonstatten ging. So lief das doch normalerweise ab bei einer Transplantation, oder waren da meine Information komplett falsch? Argwöhnisch sah ich den Fremdling, der garnicht so fremd für mich zu sein schien in das lasziv neckende Gesicht, als er in seinen besserwisserischen Manier fortfuhr. „Na sicher doch. Oder denkst du, perfekt passende Nieren wachsen von den Bäumen? Es war ein sechser im Lotto, dass ihm sein Halbbruder eine Spenden konnte, sonst hätte er die letzte Nacht wohl nicht überlebt."
„H-Halbbruder? Du musst dich täuschen Zaddy hat nur Schwestern!" Das konnte doch nicht sein. Ich war Wochen bei Trisha gewesen.Hatte dort mein bis dato verkümmertes vor mich hinvegetierendes Leben verbracht. Ich hätte doch mitbekommen wenn mein Freund noch mehr Geschwister gehabt hätte? Wie konnten wir so etwas übersehen? Nachdenklich biss ich mir auf die spröde Unterlippe, wofür mich mein fester rattenscharfer Freund die winzigen Ohren langziehen würde, als ein markanter schriller Ton, den Raum erhellte.
„Wo wir gerade davon sprechen, mein Typ wird verlangt." Er sagte es regelrecht Gedankenverloren, währenddessen seine blaugrünen Augen auf das blinkende Ding in seinen Händen starrten und auch wenn ich oft neben mir stand, war mir sofort klar, dass der Pager was mit den ganzen Fall zutun haben musste. Somit fackelte ich auch nicht lange und sprang vom Stuhl auf und ihm nötigenfalls die Informationen aus seinen hübschen Gesicht zu pressen. Ja er war hübsch. Daran war nicht abzustreiten. Aber auch nur wenn er sein wahren Charakter zeigte, wie gerade jetzt, warum auch immer. Doch er schmetterte mich ab wie ein mickriges restliches Stück Streichholz, drehte sich mit wehenden makellosen wehenden Kittel herum und verließ schnurstracks den Raum. „Ich hab schon genug geredet." Nicht aber ohne noch etwas flüsternd auszurufen, was wohl eher an sich selbst gerichtet war, aber soviel Wahrheit erhielt, sodass ich dem nachgehen würde. Denn schließlich ging es hier um Zayn und er hatte ein Recht zu erfahren wer der Spender war.
„Meinst du es ist der Kleine Babylou?" Erschrocken hielt ich mir die Handflächen vor den pochenden Muskel, als mich das warme Braun und das leuchtende Blau von Joshis Augen direkt fixierten. „Verdammt musst du mich so erschrecken?" gab ich mitleidig von mir, wobei ich auffällig eine Schnute zog. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, bis eben alleine mit Zayn gewesen zu sein, wenn man den arroganten Idioten eines Arztes außen vor ließ. Wie jetzt unser WGkoala mit den unterschiedlichen Augenfarben so plötzlich auftauchte und was er mir mitteilen wollte, blieb mir schleierhaft.
„Freut mich auch dich zu sehen Babylou" gab er theatralisch Augen verrollend von sich, währenddessen er sich an mich anschlich und seine hektisch bewegenden Arme, auf mein zierlichen Schultern legte. Erst war ich ziemlich verwirrt, was das sollte, aber als ich das leuchtende Flimmern auf den zuckernden um sich herumhüpfenden kreisförmigen Pupillen sah, wurde mir so einiges klar. Der kleine neugierige Koala, hatte australisches Blut gelegt. „Mensch Lou weißt du denn nicht mehr? Der schusselige Junge, den ich quasi umgerannt habe." In meinen Kopf fingen es an zu rattern. Die eingerostete Zahnräder meines Verstandes drehten sich erschreckend langsam umher, bis es mir plötzlich wie Schuppen aus den Augen fiel. Aber natürlich, daher kannte ich diesen Schnöselsarzt mit Modelmaßen. Er hatte sich um den blonden Jungen gekümmert, mit den auffälligen türkisfarbenen Augen. Klatschend fasste ich mir bei diesen Gedanken an die freie Stirn. Wie konnte ich das nur vergessen? Scharf zog ich die mit Desinfektionsmittel getränkte Luft ein. War er es nicht auch gewesen, der Seite an Seite mit mir hier stand, wo ich glaubte ihn endgültig verloren zu haben und dann so mir nichts dir nichts verschwand? Mein Herz rutsche vor abnormer Blindheit ins Bodenlose, als der flinke ganz eines kindliches Koalas mein Gehör streifte und mich wild umherblicken ließ. „Wo willst du denn jetzt hin Joshi?"
„Na wohin wohl. Ich begebe mich auf die Suche."
Hatte ich das gerade richtig verstanden, oder spielte mir mein Verstand gerade mächtig Streiche bei den vielen Ereignissen die sich gerade aneinanderreihten, ohne vorher die Möglichkeit zu haben, sich darauf vorzubereiten? Ich meinte Zayn würde aufwachen, definitiv. Diese Worte kamen wohl von den schlimmsten Angeber, den ich im St. Lukes jemals gesehen hatte, aber irgendwie schenkte ich ihn diesbezüglich vertrauen, wobei mir die feine Spürnase des quietschenden Koalas gerade etwas ganz anderes vermittelte. Nämlich das Joshi sich in Dinge einmischte, die ihm eindeutig nicht angingen und wir alle wussten, wie so etwas bei uns immer endete. Definitiv nicht gut. „Äh Joshi..."
„Ich bin mir sehr sicher, er kann nicht weit sein. Am besten ich verfolge einfach Doktor Schönling, dann finde ich ihn bestimmt." Ich runzelte mit der Stirn. Sag mal hörte mir der kleine Wuschelkopf mit euphorisch vor Seltenheit glänzenden Augen überhaupt zu? Anscheinend nicht. Wohl eher hatte der quirlige Australier schon längst die zuckersüße knallpinke Spur aufgenommen und schritt hüpfend voran bis, ja bis ich mich von hinten in die Kapuze des schwarzen Hoddies krallte, der eigentlich meinen fest Freund gehörte und ihm damit zappelnd zum stehen brachte, was ihn lautstark hörbar missfiel. „Spinnst du Lou? Was soll der Mist?"
Mist? Mist? Wohl eher verursachte er hier den reinsten Haufen aus undefinierter stinkenden Morast. Kopfschüttelnd sah ich ihn entgegen, währenddessen Joshis Augenbrauen sich weit Richtung Stirn streckten. „Du kannst doch nicht so einfach zu ihm gehen. Was ist wenn er das überhaupt nicht will?" Eine berechtigte Frage meinerseits, befand ich jedenfalls. Für mich nämlich wirkte der fremde Junge alles andere als sicher, eher Scheu. Als hätte er den wichtigen Halt im Leben verloren und irrte hilflos umher. Wenn ich so genau über ihn nachdachte, erinnerte er mich an mich selbst. An die Zeit bevor ich Zayn kennenlernte, denn er veränderte alles in mir. Bei dieses Gedanken fing ich träumerisch an zu schmunzeln und sah auf das noch immer schlafende Gesicht herab, was so eine Zufriedenheit ausstrahlte, dass es einen ganz warm ums Herz wurde.
„Ach Papalapap, wenn das wirklich wahr ist, was der Möchtegernarzt erzählt hat, dann gehört er zu Zaddys Familie und seine Familie, ist auch meine Familie. Das besagt der Kodex der Brüderschaft." Demonstrativ streckte er mir seinen linken Daumen vor die kräuselnde Stupsnase, wo eine kleine feine Narbe zu sehen war. Das Zeichen für immer Brüder zu sein, wenn auch nicht durch dasselbe Blut verbunden, dafür im Herzen. Schwer seufzte ich auf. Manchmal beneidete ich Ihre Verbindung, auch wenn Zayn und ich wohl kaum einen intimere Beziehung miteinander führen konnten, gab es doch Dinge, die nur Joshi und er miteinander teilten und genau das, ließ das kleine falsche Teufelchen feixend auf meiner rechten Schulter tanzen.
„So da das jetzt geklärt ist, würdest du mich bitte loslachen kleines Klammeräffchen?" Perplex sah ich Joshi an, realisierte die Worte, die mich wie ein Ping Pong trafen, immer und immer wieder und als es für den Koala wohl doch zu ungeduldig wurde und das erfolgte Resultat ausblieb, riss er sich mit voller Kraft los, sodass er mich gleich einige Meter mitschleifte. Woher er jetzt die Energie entwickelte? Mir blieb es Schleierhaft. Vielleicht war es auch die Euphorie etwas völlig neues in den Händen zu halten, ein ungeschliffener Rohdiamant, den er ganz als erstes entdeckte und auch wenn ich ihn diese Freunde dran aus vollen pochenden Herzen gönnte, dachte ich doch permanent an die Person, die es mit betraf. „A-aber Zaddy..." Wimmerte ich deswegen mit schmollenden bebenden Lippen auf, so perfektioniert als hätte es der Meister selbst angewendet. Mein irischer jetzt Violett Haarige bester Freund und chronisches Baby Niall. Doch auch dies schmetterte der Koala ab wie ein Volleyball, der zielsicher über das Netz ging und gab mir liebevoll lächelnd seine Meinung zu verstehen.
„Mein nicht biologischer Bruder hat doch alles was er braucht, wenn er aufwacht, dich! Lassen wir ihn erstmal ankommen, den Hintern für seine Unvernünftigkeit, kann ich ihn auch noch Morgen versohlen." Mit großen geweiteten Augen sah ich abwechselnd zu ihm, dann aber wieder zu den Menschen, für den ich atmete. Der, der einzige Grund war, warum mein kleines trauriges Herz überhaupt noch schlug und mit dem ich nicht einen einzigen Schritt tun würde, ohne dass er davor seine ausgeprägte Fußstapfen darauf gelassen hatte und lächelte. Ja ich grinste regelrecht über beide Ohren, währenddessen sich vereinzelte Tränen des vollendeten Glückes meine erhitzten Wangen herunterliefen. Erst jetzt verstand ich, was diese OP für ihn bedeutete, für uns bedeutete. Wir hatten eine zweite Chance bekommen. Der Schicksalsfaden hatte einen Knoten gesetzt und lief unentwegt weiter, sowie es Joshi gerade tat, ohne sich nochmals umzudrehen.
Erst als er die halb geöffnete Tür durchschritt, die knarzend nachgab, zwinkerte er mir nochmals zu, währenddessen sein wuscheliges braunes Haar ihm wild zur berge stand und er sich winkend pfeifend verabschiedete.
„Ich bin gleich wieder da. Tüdelü"
Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder vorsichtig auf den quietschgelben Stuhl, meine Hände tief in das volle lockige Haar meines Freundes vergraben. „Versprichst du mir etwas Zaddy? Bitte öffne so schnell wie möglich deine wundervollen Golden schimmernden Augen. Ich hab nämlich das Gefühl, dein kleiner nicht biologischer Bruder, stürzt uns gerade noch tiefer ins Chaos."
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Daniel POV
Töne die ich nicht identifizieren konnte und mir panische Angst machten, kämpften sich in mein Bewusstsein, was nicht richtig wach war, aber auch nicht mehr völlig schlief und genau dieser Zustand, machte mir eine Heidenangst. Das Gefühl völlig die Kontrolle über sich selbst verloren zu haben, während andere die Fäden spannen, es ließ mich Schweißgebadet hochschrecken. Mehrfach blinzelte ich schwerfällig auf, bis ich endlich in der Lage war, meine Lider zu öffnen, die sich anfühlten, als hätte sie jemand zugeklebt und doch gelang es mir irgendwann. Wann genau, dass wusste ich nicht, da mir jegliches Zeitgefühl schon längst verloren ging. Nur ein enorm anhaltendes Gefühl, trieb sich permanent in den Vordergrund. Schmerz, purer intensiver Messer durchjagende Taktierungen, die sich quer über den Rücken, bis hin zum Unterleib zogen. Egal wie stark ich in diesem Moment sein wollte, ich konnte es einfach nicht. Auch wenn ich es mit allen Mitteln und des krampfhaften verknüllen des hellgelben Laken über mir kompensieren wollte, schluchzte ich so laut auf, dass ich wohl nicht unbemerkt blieb, denn nur Sekunden später, drückte mich jemand behutsam zurück in die Kissen. Jedenfalls glaubte ich, dass es sich um diesen Zeitabstand handelte, denn so genau wusste ich es nie, wenn ich sein himmlisches Aroma in die kräuselnde Nase bekam. Stand doch von dem Moment an, meine komplette kleine Welt still.
„Shhhht alles gut Puppy. Die OP ist gut verlaufen. Lass es langsam angehen!"
Ich hatte nur Augen für ihn. Das wundervolle Blaugrün, der warme dampfende Duft von frisch aufgebrühten Kaffee und die ultraweichen Hände, die mir ganz Zart über den Kopf strichen. Entspannt seufzte ich auf, denn jeder eben noch absonderliche Schmerz, war plötzlich vollkommen vergessen. Ich genoss nur noch die liebevollen Liebkosungen über mein komplettes blasses Gesicht. Von der verschwitzten Stirn, den tränenden Augen, der verschnupften Stupsnase, bis hin zu den schmollenden Lippen. Alles fühlte sich so surreal an und doch so himmlisch. Kein Ausdruck konnte es beschreiben, nicht mal mein eigener Körper war zurzeit in der Lage, sodass ich einfach auf den Zug zur Wolke sieben aufsprang und die Lider, die plötzlich so tonnenschwer wurden, einfach wieder verschloss. Eigentlich wollte ich das nicht. Eigentlich wollte ich das dieses Sinnbild der Perfektion niemals endete. Aber irgendetwas zog mich hinfort, ganz weit und schwebend hell. Ich bildete mir nur noch ein, kurz seine Stimme zu hören, bevor alles schwarz wurde.
„Schlaf gut kleiner Welpe!"
Also es war doch reine Einbildung, oder etwa nicht?
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Ich konnte nicht genau sagen, wie lange ich dieses Mal weg gewesen war, nur das ich beim nächsten Erwachen, mich wesentlich besser fühlte. Der permanente Matsch in meinem Kopf, der mich blind durch die meterhohe Nebeldecke gehen ließ, war verschwunden und auch meine Augen richtig Gegenwart zu öffnen, wirkte regelrecht wie ein Kinderspiel. Vorsichtig richtete ich mich auf, meine Hände links und rechts neben mir in die weiche Matratze gedrückt um mich selbst etwas mehr zu stützen, denn ich hatte vom ersten unvorsichtigen Moment gelernt, wo ich ohne darüber nachzudenken hochschreckte und es mich beinah von innen zerriss. Jetzt war ich wohl nicht schmerzfrei, aber es blieb im Bereich des Auszuhaltbaren, sodass ich zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, mich richtig umzusehen. Ich lag in einen Einbettzimmer, mit sonnengelben gestrichenen Wänden und eine auffällige Tapete, die Mohnblumen zierte. Neben mir befand sich ein Bildschirm, der an meinen linken Zeigefinger verbunden war und wohl meine Herzfunktion überwachte. Eigentlich müsste ich sowas wissen, aber naja, richtig zuhören tat ich noch nie so richtig. Genauso verhielt es sich auch mit der Infusion, die gerade in meinen geschwächten Körper floss und ich partout nicht identifizieren konnte. Völlig genervt, über meine enorme Dummheit oder selbst erworbener Faulheit, oder irgendwie beides, ließ ich kopfschüttelnd meinen strubbeligen mittelblonden Kopf nach vorne durchhängen, als ich ein quälenden Kratzen in meiner staubtrockenen Kehle spürte, was ich stark zum aufhusten brachte. Panisch suchte ich halb blind nach etwas flüssigen, während mir der Druck daraufhin die Tränen in die Augen trieb, als plötzlich verschwommen der dringend benötigte Gegenstand, vor meiner Nase tanzte.
Gierig griff ich mit beiden Händen nach dem sprudelnden Glas und kippte mir fast den kompletten Inhalt den brennende Hals herunter. Welch eine Erleichterung, entspannt legte ich den viel zu schweren Kopf in den Nacken, während mir der Schatten links von mir wieder etwas in das Gedächtnis rief. Irgendjemand musste mein Retter in der Not gewesen sein. Jemand, der immer noch neben mir saß, währenddessen ich mir die übriggebliebene Tränen mit den Handrücken aus den feuchten Augen wischte und mit voller Vorsicht auf die besagte Stelle schielte.
„Hi!"
Erschrocken zuckte ich zurück, wobei ich das Gefühl hatte, mein viel zu schnell schlagendes Herz, würde sekündlich aus meiner schmalbrüstigen Brust hüpfen. Dabei war es nicht mal dem Faktor geschuldet, dass mich der Junge neben mir erschreckt hatte, sondern eher wer da vor mir saß. Diese Augen, so unterschiedlich, warmes sattes Braun und hell erleuchtendes Blau, erkannte ich sofort. Er war es gewesen, indem ich reinrannte und mich quasi selbst ausknockte. In dem Zimmer von Zayn, der wie schon erklärt mein Halbbruder war und wohl auch nur mit der Grund dafür sein konnte, warum dieser Mensch jetzt frech grinsend vor mir saß.
„Hey beruhige dich doch. Oder willst du das der Mr. Sexy hier hereinschneit?"
Verwirrt blinzelte ich auf, währenddessen ich in meinen dunstigen Kleinhirn das verarbeitete, was ich gerade gehört hatte. Woher wusste er bitte von Theo? Oder besser gesagt was wusste er von Theo und verdammt nochmal woher kam dieser nervtötender Krach einer Kröte im Stimmbruch her? Erst jetzt erkannte ich, dass wohl ich selbst diese Kröte war. Denn durch all die Aufregung geriet mein Herz wohl so durcheinander, dass es den Alarm auslöste. Mit großen flimmerten Türkisen Augen atmete ich tief durch, zog immer wieder die nach Medikamente getränkte Luft durch die Nase, um sie kurze Zeit später durch den trockenen Mund wieder zu entlassen, bis es plötzlich vollkommend still wurde. Überraschend sah ich auf die farbenfrohe blinkende Anzeige, die wohl noch immer perfekt funktionierte, aber den Ton endlich eingestellt hatte. Halleluja, es hatte mal etwas funktioniert, was ich wollte.
„Gehts wieder?"
„Was willst du hier?" War meine missmutige Gegenfrage, die ich ihn knurrend entgegen schmettern wollte, aber sich dann doch eher wie ein einsamer, nach seiner Mama winselnder Hundewelpe klang. Gereizt zog ich die hohe Stirn in Falten. Er war es doch gewesen, der dafür sorgte das mein EKG Disko spielte und jetzt tat er so, als könnte er kein Wässerchen trüben? Verdammt ich wusste doch noch nichtmal seinen Namen. Was passiert hier überhaupt? Völlig von Sinnen meiner erzitterten Emotionen ließ ich mich treiben. Mein Hände fest zum Schutz in das hellgelbe Lacken vergraben, währenddessen ich schützend meine Augen zusammenkniff. Ich wollte auf der Stelle verschwinden, von allen vergessen werden und von vorne anfangen. Doch mein leidiger Faden des Schicksals, er trieb mich weiter, direkt in die wärmenden nach flüssigen Karamell duftende Arme des Fremdling, der mir liebevoll etwas gegen die in Strom stehende Ohrmuschel wisperte: „Danke dass du meinen großen Bruder das Leben gerettet hast!"
Moment!!! Hatte ich gerade richtig verstanden, oder drehten meine Synapsen jetzt endgültig durch und pusteten kunterbunten Glitzerstaub hervor?
Großer Bruder? Was hatte das zu bedeuten?
Endlich back!!!
Hoffe die Story ist noch nicht in Vergessenheit geraten, denn ich hab noch einiges vor.
Hoffe ihr seid dabei?
Eure Manu ❤️
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