❄️223❄️- Entscheidungen die dein gesammtes Leben verändern?
„Turn the lights off in this place
And it shines just like a star
And I swear I know the face
I just don't know who you are
Turning up in here
I still hear you loud and clear
Like you're right there in my ear
Telling me that you want to own me
To control me"
Daniel POV
Erschrocken riss ich den Kopf nach oben, währenddessen ich die Kanüle verzierte Hand so schnell los ließ, als könnte ich mir in binnen von Sekunden schwerste Verbrennungen zuziehen. Meine 5 Sinne liefen auf Hochtouren, wobei mein flatterndes Herz so sehr raste, dass sich gefühlt meine komplettes im Körper befeindetes Blut in meinen Ohrmuscheln ansammelte, diese rot anlaufen ließ und zu Schwindelattacken führte. Völlig verzweifelt griff ich mir mit zitternden Händen an den strubbeligen dunkelblonden Schopf. Wenn mich mein wirrer Verstand nicht völlig im Stich gelassen hatte, hörte ich Schritte und zwar eine ganze Menge davon. Was aber eigentlich genauso wenig sein konnte, wie das ankratzen meines wohlverdienten Feierabends. Denn die Visite, fand normalerweise doch viel früher statt.
„Und hiermit kommen wir zu einen unserer schwierigsten Fällen. Mister Malik, männlich, 25 Jahre, komatöser Zustand, seit mittlerweile 5 Tagen unverändert."
„Shit...Shit...Shit..." Stolpernd bewegte ich mich mit zappelnden Armen gerade wohl noch rechtzeitig auf die halb geöffneten Durchgang im Nebenzimmer zu und schmiss mich die letzten Meter beherzt entgegen. Ein kurzweiliges Stöhnen unterbrach die vorfindende Stille, doch bevor das Ganze entdeckt werden konnte, presste ich so fest wie möglich die zitternden Hände, auf meine vorschnelle Mundpartie. Nur noch das hektische Ein- und Ausatmen durch meine quietschende Nase, könnte mich noch verraten, während dem ich bäuchlings wie ein ausgestreckter Hampelmann, die Ohren spitzte. Denn eigentlich hatte ich hier überhaupt nichts zu suchen.
„Ansich ist die Zeitspanne bei weitem noch nicht bedenklich. Was uns aber Sorge bereitet sind die Vitalzeichen. Wir haben versucht eine seiner Nieren zu erhalten, da wir die andere leider entfernen mussten. Aber leider hat sich unsere Vermutung bestätigt. Das Zwillingsorgan stellt langsam aber sicher seine Funktion ein. Auch mit der Medikation wird sein Körper das nicht mehr lange mitmachen."
„W-was?" Wütend knallte ich mit der gesamten Stirnpartie auf den PVC-Boden, was diese schmerzhaft pochen ließ. Schwarze kleine Punkte tauchten vor meinen tränenden Augen auf und versuchten mich zum Polka tanzen zu animieren. Wie dumm konnte ich eigentlich sein? Den unmännlichen Schrei musste man durch das komplette Klinikum gehört haben. Wenn ich also nicht mein eigenes Grab schaufeln wollte und das tat ich gerade definitiv, sollte ich mir eine gute Ausrede einfallen lassen. Denn irgendetwas sagte mir, Miss Coopers Geduldsfaden gegenüber mir war zum zerbersten angespannt und würde bei der geringsten Erschütterung, endgültig zerreißen.
„Das heißt also, sofort auf die Spenderliste setzen?"
Anscheinend hatte ich mehr Glück als Verstand, blieb ich wohl von der kitteltragenden Meute völlig unentdeckt und auch wenn mich diese Erkenntnis eigentlich freudig im Dreieck hüpfen lassen sollte, war es doch die gerade gehörte Information, die mir wiederholt die Tränen in die türkisfarbenen Augen steigen ließ. Ich verstand nicht wirklich, wie ein völlig fremder Mensch in mir solche Emotionen wachrütteln konnte. Doch es war so, schlimmer noch ich hatte mittlerweile überhaupt keine Kontrolle mehr darüber. Drehte mich schnaufend auf den Rücken, starrte kampflos der hohen Decken entgegen und spürte wie sich die gelösten Tränen den Weg über meine blassen Wangen bahnten und sich an dem Saum meines weißen Arbeitskittels sammelten und einsogen. Doch das alles interessierte mich im Moment nicht die Bohne, auch wenn ich Nässe noch nie richtig leiden konnte. Denn Zayn, meinen eben erst gefundenen Halbbruder, mit dem ich persönlich noch nie ein Wort gewechselt hatte beziehungsweise er wahrscheinlich selbst keine Kenntnis von mir trug, würde höchstwahrscheinlich...
„So ist es. Uns bleibt nur zu hoffen, dass uns die Zeit keinen Strich durch die Rechnung macht."
...sterben. Ob er mich überhaupt mochte? „Verdammt Danny!" Jammerte ich fast tonlos mit belegter Stimme vor mich hin, während ich mein mittlerweile feuchtes Gesicht hinter meinem rechten Ärmel begrub. Langsam aber sich hatte ich das Gefühl das Unglück magisch anzuziehen. Wenn nicht sogar der Henker zu sein, der seine Axt vor den wehrlosen zarten Halsmuskel heruntersausen ließ. Denn erst vor kurzem verlor ich den Menschen, der mir alles bedeutete. Meine Mutter mit gerade mal 40 Jahren. Ja richtig gerechnet, sie bekam mich mit 20. Wahrscheinlich befand sie sich genau indem selben Lebensabschnitt wie ich es gerade war. Vor kurzem mit der Schule fertig geworden und völlig überfordert damit, zu wissen wie es jetzt weitergehen sollte.
„Wenn ich groß bin werde ich Feuerwehrmann" Was ich als kleiner 4-jähriger an der warmen Mutterhand zerrend vor mich hinplapperte und mit strahlende blauen Augen nur noch intensivierte. Wandelte sich in binnen von Wochen zum Astronaut oder Baggerfahrer. „Alles was du willst Liebling." lächelte sie mir freudig entgegen. Nicht ein wirrer Vorschlag wäre ihr zu sonderbar gewesen. Denn für sie war eins dass wichtigste, dass ich glücklich bin und das war ich. Auch wenn es nur uns zwei gab, fühlte ich mich immer geliebt und hatte eigentlich nie den Plan mein kleines Heimatdorf westlich von Deutschland zu verlassen. Die Türen, die einen angeblich offen standen, der Trieb des Abenteuers, der einen Konstant auf den schmalen Nasenrücken kitzelte, er stellte sich bei mir niemals ein. Ich war zufrieden mit dem was ich hatte. Auch wenn mein Unterbewusstsein mir nachts kratzend zu verstehen gab, dass etwas passieren würde. Anfänglich schob ich es der stressigen Arbeit am Empfang zu und den damit verbindlichen Schichtsystem, warum meine Mutter ständig kränkelte. Doch beim genaueren hinsehen, merkte ich wie sich ihr Wesen immer mehr veränderte. Sie wirkte teilnahmslos, aß kaum noch was und baute immer mehr ab und erst als sie es wohl selber spürte,
wie ihr die Zeit davonlief, offenbarte sie mir die Hiobsbotschaft. Keine 3 Wochen später, machte sie ihre Augen endgültig zu. Die Seelenfenster, die meinen bis zur letzten Faser glichen. Ich war zu perplex um es zu realisieren, als sie mir mit zitternden Händen eine kleine Schachtel zuschob und mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief.
„Versprich mir eins Danny, werde glücklich!"
Die Luft zum Atmen, sie fehlte mir, währenddessen ich Stumm nickte und innerlich unter Tränen wimmernd ertrank. Ich brauchte 1 Woche um mich bereit dazu zu fühlen, den erhaltenen Gegenstand zu öffnen. Nicht dass ich es nicht schon vorher versucht hatte, doch es fehlte der letzte winzige Hauch an Mut, gespickt mit Zuversicht. Der kam eines Morgens plötzlich und völlig unerwartet, als ich mich selbst überraschend mit umarmenden Kartons auf dem Sofa aufwachend vorfand. Tief zog ich die muffige Zimmerluft ein, bevor ich den Deckel einfach aufriss und was ich da sah, ließ mich endgültig den Atem stocken. Es waren zahlreiche Bilder. Auf allen war ich zu sehen, alleine, mit meiner Mum oder mit meinen Vater? Schockierend rieb ich mir den übriggebliebene Schlaf aus den Augen. Wahrhaftig!!! Er musste es sein, ich spürte das Wärme bringende Kribbeln wie Ameisen über meinen Körper laufen. Denn nie zuvor, hatte ich diesen Mann zu Gesicht bekommen. Panisch leerte ich den Komplett Inhalt, inspizierte jeden noch so kleinen Schnipsel, bis mir ganz wenige Informationen durch meine Geburtsurkunde Gewissheit brachte. Die Wahrheit,
die ich schon 20 Jahre lang gesucht hatte...
Name des Vater: Yaser Malik
In den Papieren stand auch eine alte Adresse, die nach meinem Stalker Ambitionen aber wohl nicht mehr existierte, schien das Gebäude vor 10 Jahren einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen zu sein. Aber es war wohl nichts was mich aufhalten würde, mich hielt hier eh nichts mehr und da ich eine Zusage zu einem Vorstellungsgespräch in der Tasche hatte, kaufte ich mir ein One-Way-Ticket nach Bradford, England. Ich wusste dass es riskant war, aber überraschenderweise bekam ich den Ausbildungsplatz. Vielleicht war es aber auch dem Mitleid mit geschuldet, als ich mich beim ersten Aufeinandertreffen mit Misses Collins meine kurze runzelte Stupsnase Bekanntschaft mit ihren schwarzen glänzenden Lackheels machte. Es musste jedenfalls damit zusammen gehangen haben, denn ihr emotionsloses Falten verzierendes Gesicht, konnte sich zu einem kleinen im Augenwinkel erhaschendes Schmunzeln durchdringen und auch wenn das Gefühl ausgelacht zu werden, mir Nadeln in den schmächtig Oberkörper trieb. Das Gefühl den Vertrag kurze Zeit später in den Händen zu halten, nichts war in diesem Moment schöner, bis ich wohl zu spät merkte, auf was ich mich da eingelassen hatte.
Ein Gefühl einen Knebelvertrag in völliger Unterbezahlung unterschrieben zu haben. Sklaven erbringende Arbeit, währenddessen der Ausbilder Peitsche schwingend und dämonisch Grinsend hinter einen Stand. Ok den Hang zur Übertreibung, mit dieser Eigenschaft wurde ich geboren und trotzdem schwang ein kleines Fünkchen Wahrheit mit, was sich glitzernd auf mich drauflegte und mich zum niesen brachte. Ich fühlte mich wie auf dem Abstellgleis, ohne die Chance den richtigen Zug zu erwischen. Selbst ein manuelles Umstellen der Weichen mit erhaltenden ätzenden Geräuschen, half nichts. Eigentlich erwischte mich diese Situation noch eiskalter als sie es sollte, war ich doch moralisch an einen Tiefpunkt angelangt, wo ich alleine wohl nicht mehr herauskommen würde. Auch wenn ich das niemals offen zugeben würde,
wie unfähig ich war. Denn alleine einen wackeligen Schritt vor dem nächsten zu setzen, war ohne eine fremden Gegenstand, mit meinen vorspitzen Riechkolben zu berühren, kaum möglich. Seufzend drehte ich meinen Kopf nach rechts, wo sich flackernd das Lichtspiel von Hell auf Dunkel änderte. Die Tropfen des starken Regens klatschten gnadenlos gegen das schutzlose Fenster, wobei sich ein pfeifender Wind daruntermischte. Als würde die Welt sich meiner Stimmung anpassen. Der lange vor sich hin brodelnde Vulkan, er war nicht mehr aufzuhalten. Jetzt stand nur noch die Frage im Raum, in welchen Zustand ich das Ganze überstehen würde? Folgte ich den einfachen Weg, der ohne größte Mühe zu überwinden war, aber am Ende sich als völliger Fehlschlag erwies? Oder erklomm ich den verwinkelten vor Fallen und Schluchten gezeichneten Pfad, der mich wohl die letzten Kraftreserven kosten würde, aber im Endeffekt alle Mühe wert war? Eigentlich hatte ich mich schon längst entschieden und trotzdem war ich in diesem Moment so durcheinander, dass ich alles immer wieder von neuem durchdachte und zum Schlusslicht, doch nicht schlauer wurde.
„Das hat doch alles keinen Sinn." Frustriert drehte ich meinen gesamten Körper zurück in die Urposition, quetschte die schniefende Nase dem Boden entgegen und stampfte mit den Zehenspitzen auf, als mir plötzlich etwas bewusst wurde, es war plötzlich völlig ruhig. Wenn man das panische Japsen aus meinen seit aufgerissenen Mund und Mr. Unwetter am hämmernden Fenster außer Acht ließ, wirkte es nahezu totenstill. Fassungslos über diesen Gedanken schüttelte ich so wild mit dem Kopf umher, dass mir die ersten länglichen Strähnen, die mein all morgendlichen Haargel nicht erwischt hatten, unweigerlich in das Gesicht fielen. Genervt blies ich diese mit hektischen Atem Ausstößern davon, als sich endlich wieder etwas Leben in meine Gliedmaßen zurückkämpfte. Dem tauben Gefühl zum Trotz streckte ich diese durch, überhörte das Rhythmische quietschen meiner Gummisohlen und stand mit wenigen unbeholfenen Schritten plötzlich wieder am Anfang. Dem Bett, was mich magisch ansog, gefolgt von den monotonen Piepsen, an den ich meinen restlichen funktionierenden Verstand vollkommen verlieren könnte.
„Findest du es nicht unhöflich einfach so zu lauschen?"
Ich erschrak mich in diesem Moment so stark, dass ich zuckend meine schweißnassen Hände gegen meinen Brustkorb krallte. Mein Herz schlug diesem so brutal entgegen, dass ich das Gefühl nicht loswurde, es gleich an die Oberfläche heraushüpfen zu sehen.
„1...2...3...4..." gedanklich wiederholte ich diese Zahlen im Sekundentakt, bis sich meine Atmung allmählich regulierte. Ich wusste zu was dies führen konnte und das wollte ich auf jedenfall verhindern. Nicht völlig umsonst, sollte der eigentliche Kampf den ich mit mir selbst führte, gewesen sein und ja es schien zu funktionieren. Ein stink normaler Sinusrhythmus, eines 20-jährigen männlichen Probanden, war schon fast erreicht, wobei ich mir beim besten Willen nicht mehr sicher war, ob es tatsächlich meiner Selbstkontrolle geschuldet war. Blau-Grüne Augen, die ungewöhnlichsten und doch schönsten die ich je sah, gefolgt von dem intensiven Aroma frisch aufbrühten Kaffees trafen mich völlig unvorbereitet, als mich zwei warme breite Hände, an den erschlafften Armen packten und an sich zogen. Fast wäre ich mit meiner kompletten Visage gegen seine stahlharte in Stein gemeißelte Brust geknallt, doch in letzter Sekunde streckte ich meinen Hals so weit nach oben, dass sich unsere Blicke ein zweites Mal trafen und oh mein Gott, alleine das reichte aus, um meinen kompletten Körper, in Flammen aufgehen zu lassen. Auch wenn sein Gesicht fast zu Hälfte mit einer medizinischen Maske bedeckt wurde, löste dieser geheimnisvolle Kerl etwas in mir aus, was ich so nicht von mir kannte und definitiv noch nie erlebt hatte.
„Na Puppy hat es dir die Sprache verschlagen? Was machen wir da denn nur?"
„W-was?" stammelte ich kleinlaut vor mich hin, während ich spürte wie sich seine rechte Hand zu bewegen begann. Jeder Millimeter meiner Schulter entgegen verursachte ein Kribbeln, was mir die Luft zum Atmen raubte. Völlig wehrlos flackerten mir die Lider zu, während ich spürte wie seine flinken Finger auf meine nackte Haut traf. Fest biss ich mir auf die Unterlippe, wobei mir der typische Geschmack von Eisen, das Gesicht verziehen ließ.
„Nanu? Jetzt wird mir so einiges klar"
Oh nicht doch? Hatte er etwa mitbekommen wie mein Körper auf ihn reagierte? Augenblicklich schoss mir die Schamesröte in das angespannte Gesicht. Am liebsten hätte ich mit meinen Händen nachgeholfen und alles und jeden davon verschlossen, wäre mir nicht ein winziges Detail aufgefallen. Ein Gegenstand an den er zog und wahrscheinlich gerade in diesem Moment in seine Sichtweite manövrierte.
„Shit!"
„Daniel S. Malik"
Das kleine silberne Schildchen, was ich bis eben gerade gekonnt vor allem und jeden verbergen konnte und mich ausgerechnet jetzt völlig unerwartet verriet, vor den Augen meines Halbbruders, was an sich eigentlich garnicht schlimm gewesen wäre, denn seien wir mal ehrlich, wen hätte er es verraten sollen, ausser den Sphären, wo sich sein Bewusstsein gerade aufhielt? Nein, das tat jemand ganz anderes. Die Gestalt, dessen wehender Kittel ich gerade noch so im Blickwinkel meiner türkisfarbenen Augen erhaschen konnte, als er mit schnellen großen Schritten, pfeifend davon schritt. Verdammter Mist! Das hatte mir noch gefehlt. Es reichte wohl nicht, dass sich die Schwesternschaft gegen mich verschworen hatte. Wenn jetzt auch noch herauskam, dass ich Zayns Bruder war, konnte das nur in einer Katastrophe enden und davon hatte ich weißlich genug erlebt.
„W-warte! Hey bleib doch mal stehen!"
Ohne groß darüber nachzudenken rannte ich los, was ich dabei aber nicht beachtete war die Schutzkleidung, die ich immer noch trug und wie schon erwähnt, mir viel zu lang war. Der Schrei der von mir ausging, wirkte nahezu unmännlich und auch wenn ich es schon bei weitem gewohnt war von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten, störte es mich doch ungemein dass gerade er der Zeuge des Ganzen war. Schlimmer noch, er war wiederholt mein Retter in letzte Sekunde, als ich kurz davor war, viel zu schnell, gegen den Türrahmen zu knallen, was wohl endgültig mein Denkvermögen in undefinierbaren Brei verwandelt hätte. Doch dazu kam es nicht, er fing mich schon fast liebevoll auf, wobei ich wohl länger als üblich, seine stark ausgeprägten Arme um meinen Oberkörper umschlossen spürte. Ich blinzelte erschrocken auf, wobei mich der Duft von Kaffee wiederholt völlig den Verstand vernebelte. Ziemlich benommen sah ich nach oben in das wundervolle Blaugrün was mich intensiv entgegen strahlte. Und auch wenn dies nahezu ausgereicht hätte, um die Funktion meines Kiefers völlig einzustellen und die Kauleiste offen aufstehen zu lassen, war es doch noch etwas ganz anderes.
Wie es dazu kommen konnte, blieb mir schleierhaft, doch plötzlich riss er sich die Maske herunter und zum ersten Mal, konnte ich sein Gesicht in voller Pracht genießen. Ja Genießen, etwas anders würde man hierzu nicht sagen. Alleine das markante Kinn und die ausgeprägten dunklen Brauen, die die Farbe seiner Augen noch intensiver wirken ließen. Seine feinliniege Stupsnase, die sich perfekt mit den voluminösen Lippen verbannen und ein freches Lächeln an die Oberfläche beförderten, was mich beinahe wie ein Fangirl zum aufschreien brachten, aber auch nur fast. Denn irgendetwas sagte mir, das die Gedanken dahinter aufkeinenfall gut gemeint waren. Also riss mich zusammen, zog stattdessen die Zimmerluft gemischt mit seinem durchdringenden Körpergeruch tief in mich ein, sodass ich qualvoll aufhusten musste. Tränen traten mir in die halb zugekniffenen Augen, währenddessen ich mich nahezu hilflos an Dr. Grinsepacke klammerte. Ein hilfloser kleiner Junge, der unfähig war den notwendigen Sauerstoff, durch die brennenden Lungenflügel zu befördern, so kam ich mir jedenfalls vor und auch der fühlende Nachdruck, der an meiner schmächtigen Rückenpartie entstand, konnte ich mir nicht eingebildet haben. Fast schon so, als ob wir miteinander verschmelzen würden.
„Bitte sag es niemanden, hörst du?"
Ich wusste nicht wie ich plötzlich dazu fähig war, eine fast sicheren Satz an die Oberfläche zu befördern, während seine verführerischen Lippen, sich vor meine wässrigen Augen, mehrfach einladend auf- und zu bewegten. Perfekt geschwungen in purpurroten Farbe.
„Was bekomme ich denn dafür Puppy?"
Da war es schon wieder. Der Kosename, der nahezu an meinen wunden Punkt kratzte, sodass der angenommene winselnde Welpe, sich in Sekundenschnelle in eine knurrende Bestie verwandeln könnte, wenn er doch nur nicht so verdammt nahe gewesen wäre. Fast schon, als würde wir eins werden, spürte ich jeden präsenten Muskel, an meiner Schauer durchfluteten Haut. Völlig überfordert, schluckte ich den übrig gebliebenen Speichel der ausgetrockneten Kehle entgegen.
Was passierte hier überhaupt? Egal was es war, so sollte es nicht sein. Er sollte ein Arzt sein, die Person die anderen das Leben rettete, kompetent zur Seite stand, wenn man Hilfe brauchte. Also es sollte jedenfalls so sein, ich ging davon eigentlich aus, wobei das kribbelnde Gefühl, was sich wie ein Feuerwerk ausbreitete, auf meine kompletten keuchenden Mund legte und den ebenso beschwerenden grummelnden Magen aufjauchzen ließ, etwas ganz anderes verriet.
Flirtete der Kerl etwa mit mir? Mein Gott Daniel Samuel Malik, mit einer Intelligenz eines abgelaufenen Goldentoasts, sicher tat er das. Besser gesagt küsste er mich, mich!!! Den viel zu klein geratenen unbeholfenen eher durchschnittlich Jungen aus Deutschland der eigentlich rein garnichts auf die Reihe brachte. Der sogar Wasser auf dem Herd anbrennen ließ. Sollte ich deshalb nicht voller Euphorie in tausend kleine zarte Herzen zerspringen, die wild in die Lüfte abhoben und vom starken Nordost Wind in jeden verwinkelten Winkel der Stadt getragen wurden? Das mit Sicherheit, also wenn ich völlig normal ticken würde. Das tat ich aber nicht, wie schon gesagt lag mein Selbstbewusstsein eher genauso tief wie der Kern der Erde. So blieb ich starr, wie das Antlitz einer Schaufensterpupe, mit überdimensionalen Augenaufschlag und zitternden Händen, die sich an seinen weißen Hemdkragen krallten. Nicht fähig nur ein schnaufenden Atemzug zu nehmen.
„Wir sehen uns Kleiner und das nächste mal erwarte ich eine Antwort." Erschrocken torkelte ich bei der plötzlichen Berührung mit meiner linken Ohrmuschel zurück. Mir war garnicht aufgefallen, wie sich unsere Lippen trennten. Starr blieb mein Blick auf ihn gerichtet, währenddessen Zeige- und Ringfinger das Kribbeln meines Mundes nachfuhren. Sein wiederhallendes Lachen, ich bekam es nur noch am Rande mit, als er sich von mir abwendete und mich alleine mit den routinierten piependen Lebenssignal zurückließ. Zu sehr beschäftigen mich meine wirren Gedanken, die ungefiltert in meinem dröhnenden Kopf entstanden und keinerlei Zusammenhang miteinander hatten. Und wer jetzt glaubte zu wissen, was die erste Frage war, die ich mir wohl eher selbst zuflüsterte, lag definitiv falsch. Vielleicht eine Art Schutzmechanismus? Wer wusste das schon, bedeutend würde sie aufjedenfall werden.
Konnte man nicht mit nur einer Niere leben?
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Louis POV
„Safaa Malik!!! Kannst du mir bitte verraten, was du da tust?"
Obwohl ich schon Stunden an die gegenüberliegenden Wand starrte, erschreckten mich diese aus den Nichts kommenden Worte so stark, dass ich mein schwaches Herz kurz aus dem Tag poltern spürte. Schwach? Ja nahezu unfähig mich am Leben zu halten. Mit jeder Sekunde, an den mir das Blut gnadenlos durch die Venen floss, hatte ich das Gefühl ein Stück mehr das zu verlieren, was mich hier auf Erden hielt. Meine Sicht war nahezu unscharf, als ich mich mit dem permanent brennenden Gefühl in meinen Augen, das erste Mal richtig umsah. Goldgelb! So hätte man es beschreiben können, von der Farbe auf den Wänden, den kleinen gestickten Mustern auf den sonst komplett weißen Vorhängen und den farblich Akzenten mittels Kissen auf fast jeden vorhandenen Möbelstück. Dieser Raum war nicht sehr groß, aber dafür liebevoll eingerichtet und in nahezu jedem Winkel, roch ich das Aroma von dem ersten blühenden Knospen der Rosen im Frühjahr. Der Duft von Trisha, die Mutter meines Freundes, den Mensch, den ich so sehr liebte und in diesem Moment, um sein junges unschuldiges Leben kämpfte.
„Ich dachte, ich hätte etwas gehört Mum!"
Der Drang mich wieder völlig aufzugeben, gedanklich unzählige kleine spitze Messer in meine nackte knochige Brust zu stoßen, bis die rote Flüssigkeit unkontrollierbar aus mir hinausfloss, ich konnte es gerade noch so aufhalten. Fest drückte ich eine kleine kühlen Hände gegen die pochenden Schläfen, bevor ich mich aufrecht hinsetzte. Kleine schwarze Punkte, sie waren plötzlich überall und nirgends, währenddessen ich flatternd meine Lider zuflattern ließ.
„Und mein Name ist Hase? Safaa ich bin deine Mutter und ich kenne dich wohl besser, als du dich selbst und jetzt lass den kleinen Lou in Ruhe schlafen. Der hat es nämlich bitter nötig."
Leicht bewegten sich meine Mundwinkel nach oben, als ich das bekannte Graublau meiner Augen, was zu meinem Markenzeichen wurde, zurück an die Oberfläche ließ. Auch wenn mir völlig anders zumute war, waren es doch die warmherzigen Worte von einer Mutter zu ihren Kind, die mein Herz erwärmten und mir mal wieder bewusst machte, wie sehr ich meine eigene vermisste. Gerade wo mein bedeutsamster Halt im Leben, nicht bei mir war. Verkrampft umschloss ich meine Hände an das Ende des Bettrahmes, wobei das weiß der Fingerknochen verräterisch aufblitzte. Ich drehte mich im Kreis, immer und immer wieder und auch wenn ein Leben ohne Zayn für mich keinen Sinn ergebenen würde, konnte es so nicht weitergehen. So würde sich nichts ändern. Sei es jetzt mit einem positiven oder negativen Molekül, ich musste mich in Bewegung setzen, um es überhaupt entstehen zu lassen. Somit streckte ich meine nackten Füße weit Richtung warmen kuscheligen Teppichboden und stand beherzt auf. Zur Sicherheit umschlang ich mit meinen dünnen Armen mich selbst, trug ich doch noch immer die seinen schwarzen Lieblingshoodie. Sicher hatte er den Duft von Apfel-Zimt schon längst verloren und doch gab er mir Sicherheit. Die Sicherheit, mit wackeligen ersten Schritten zu der verschlossen Zimmertür zu laufen, denn das Knarzen von einsinkenden Holzdielen, ich hatte es genau gehört. Es kostete mich alle Kraft, die mein schwächender Körper noch hatte, die rechte Hand in die Lüfte zu strecken, aber ich blieb Standhaft und als ich das kalte Metall in der Innenfläche spürte, dass sich wie ein Blitz durch meine blasse Haut zog, gab es für mich kein Halten mehr. Ich drückte die Klinge quietschend nach unten, schob das weiß gemaserte Holz mir entgegen und sah zu einem kleinen Mädchen herab, was ihm nicht hätte ähnlicher sehen könnte. Außer den Augen, die nicht das bekannte Gold im träumerischen Rehbraun wiedergaben. Sie waren von einer ganz anderen Naturgewalt bestimmt, die Pforten des Himmels, wenn sich die dichten Wolken aufschoben und die Farbe vollkommen freigaben....
„Blau"
Hello and welcome back zu einem neuen Kapitel, wo neue Menschen auftauchen und die Situationen zuspitzen, die nicht nur ein Leben verändern werden.
Was ich damit meine? Wir werden es sehen. Im nächsten Kapitel.
Fühlt euch geknuddelt eure Manu ❤️ und vielen Dank für die vielen Aufrufe. Das motiviert mich sehr ;)
„And I just can't pull myself away
Under a spell I can't break
I just can't stop (I just can't stop)
I just can't stop (I just can't stop)
And I just can't bring myself, no way
But I don't want to escape
I just can't stop (I just can't stop)
I just can't stop (I just can't stop)"
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