❄️221❄️ - Neue Begegnungen und Sehnsüchte?
„God only knows where this could go
And even if our love starts to grow out of control
And you and me go up in flames
Heaven won't be the same"
Niall POV
Ein eigenes verursachtes lautes Grunzen, ließ mich erschrocken von meinen tiefen Schlaf hochschrecken. Verwundert sah ich von einem leidigen Spinnweben an der äußeren Ecken der hohen hellen Zimmerdecke bis zu anderen. Weiß pures blendendes Weiß, was meine Eisblauen Augen zum tränen brachten. Desinfektionsmittel, welches bis in die Nasennebenhöhlen hindurch brannte und eins der bekannten Klinikbetten, wo in völliger Sicherheit bis eben noch jemand gelegen haben musste, war es doch noch warm. Aber jetzt, nichts anderes wie krumpelige intensive Falten aufwies.
„Sven!!!" Mit Scherenartigen Bewegungen, der flinken zu kurz geratenen Arme, strich ich den komplett bezogenen Stoff auf und ab, um mich auch wirklich zu vergewissern, nicht ein winzigen Stück des blonden Besserwissers, dessen Haare vorhin noch so anders wirkten, zu erhaschen. Und auch wenn ich eigentlich genau wusste, ihn hier nicht mehr finden zu können, lag da doch ein winziger Hauch Hoffnung in der Luft. Das gewisse Gefühl, einmal könnte doch mal etwas eine Glückliche Wendung nehmen und es war nicht verdammt, zur vollkommen unheilvollen Dunkelheit. Mit immer höheren Tempo, schwang ich meinen halb liegenden Oberkörper in jeden Winkel, wobei ich hektisch die verstaubte Luft einatmete, das Gleichgewicht verlor und schreiend wie ein kleines Mädchen, vom knarzenden Stuhl rutschte.
„Autsch" kam es aus meinem zusammengebissenen Zähnen, während ich schmerzhaft das Gesicht verzog. Einen kurzem Moment war ich so verwirrt, sodass ich nicht wusste, was ich denken sollte. Nur das permanente Pochen meines Hinterteils klang an die Oberfläche, währenddessen ich desorientiert über meinen strubbeligen Hinterkopf kratzte. Wer kennt wohl nicht das Gefühl, unzählige Eindrücke in seinen wirren Kopf fließen zu lassen und im Endeffekt nicht schlauer zu sein? Jedenfalls war es für mich nichts Neues. Nur diese Situation völlig alleine zu bestreiten, war doch völlig neu für mich und wohl auch der Gedanke den ich brauchte, um aus meinen wilden Tagträumen aufzuwachen und endlich aufzusehen. Wie auch vor nicht allzu langer Zeit begrüßte mich das leere Klinikbett und auch wie gerade eben, stand für mich im Vordergrund wo ich den Menschen finden konnte, der vorhin noch so engelsgleich in diesem schlief. Völlig blass und bandagiert. Nicht ein bisschen war von dem Sven June Cooper noch zu sehen, wie ich ihn einzig kennenlernte und auch wenn ich froh war, den waren Sven endlich vor meinen Eisblauen Augen zu haben, gab es da doch diesen Zwiespalt, dass vielleicht genau dieser Art Mensch, sich erst recht in die quirlende Scheiße manövrierte. Sowas ähnliches gab es mir auch Geist Nilo zu verstehen. Auch wenn ich wohl bis heute absolut nicht verstand, was er mir damit mitteilen wollte. Was um Himmels Willen, war so schlimm daran, dass Sven sich verliebt hatte?
Liebe...
Ein Gefühl von starker Zuneigung und Verbundenheit zweier Menschen zueinander. Stärker wie es Freundschaft wohl je sein Könnte. Jedenfalls war es etwas völlig anderes. Ein Puzzleteil was fehlte und man es erst bemerkte, wenn es plötzlich vor einem stand. Und auch wenn einen dieser Zustand wohl schon beinah verrückt werden ließ, würde ich es für nichts und niemandem eintauschen wollen. Denn ohne diesen Hormon verrückt machenden Zustand, wäre ich wohl nie aus meiner ganz eigenen gemachten Hölle herausgetreten. Man sagte wohl immer Mut wäre für alles der bestimmende Faktor, doch insgeheim war es doch der Halt im Leben der Person, der mein unruhig schlagendes Herz gehörte.
Und genau das sorgte auch in diesem Moment dafür, dass ich entschlossen mein Kinn in die Höhe streckte, mit den flachen Händen den quietschenden Boden erfasste und leicht torkelnd aufstand. Leicht flimmerte es vor meinen Augen und trotzdem hielt mich nichts und niemand jetzt weiterhin auf. Nicht einmal die schwere Tür, die fast meine laufende Stupsnase streifte. Aber ich schaffte es unfallfrei hindurch. „Glückwunsch" kicherte ich, wobei ich den nächsten irischen Schwenker von den nächsten setzte. Endlich funktionierte mal etwas. Ja ich roch die Zuversicht bis hier oder war es doch ein Duft der mir so intensiv in die Nasennebenhöhlen kroch, dass ich augenblicklich Niesen musste, wobei ich das nächste Hindernis unweigerlich übersah? Oder lagen Geruch und körperlich Nähe viele enger einander, als ich dachte?
„Alles gut Prinzessin?"
„P-prinzessin?" kam es fassungslos stotternd aus meinen halb geöffneten Mund, wobei ich den fremden Kerl, der die Dreistigkeit besaß, mich selbstbestimmend an sich zu ziehen, fassungslos musterte. Und auch wenn ich vor kurzem noch panisch schreiend mich losgerissen hätte, verspürte ich jetzt ganz andere Gefühle in mir. Emotionen der Wut, wie es dieser arrogante Lackaffe überhaupt wagen konnte, solche Töne zu spucken.
„Aber natürlich Hübscher. Immerhin hab ich dich vor massiven Knochenbrüchen bewahrt. Wer wenn nicht ich, ist hier ein waschechter Prinz, der die holde Maid rettet."
„Du spinnst ja wohl. Lass mich sofort los!" Ich nahm allen Mut zusammen und drückte meine Handflächen kraftvoll gegen seine Brust, was ungefähr mit soviel Erfolg gekrönte war, als mit einer einzigen Feder, Glas zu zerschneiden, nämlich verschwindend gering. Eher noch schob ich mich bei den Versuch noch mehr an ihn, was mich wütend aufknurren ließ. Ok es war wohl definitiv ein Schnurren als ein Knurren, aber das hatte ja zu Glück keiner sonst mitbekommen.
„Süß!" Säuselte er schmunzelnd vor sich hin, während die Finger seiner rechten Hand sich unter meinem Kinn zu schaffen machten und es soweit anhoben, dass ich das erste Mal, direkt in sein selbstverliebtes Gesicht blicken konnte. Blaue strahlende Auge, wobei das linke in eine Mischung aus Braun unterging. Unterschiedliche Augenfarben, sowie Joshi sie besaß und doch waren sie im Ursprung Eisblau. Ich schluckte den gefühlten Kloß herunter. Ein Leberfleck, der zuckend bei jedem bewegten Mundwinkel mitwippte und dunkelblonde fast hellbraune Haare, die genau so perfekt in Reih und Glied, wie von jeden hier. Wobei ich nicht einmal wusste, in wie weit dieser Fremdling, der meine Nerven gerade völlig überstrapazierte, hier drin involviert war. Nur eins war mir ziemlich sicher, ich sollte höllisch aufpassen, das sagte mir auch mein übersensibles Bauchgefühl, was krumpelnd nach Hilfe rief. Auch wenn Mr. Sixpack und ja das war er definitiv, hier gerade die Unschuld vom Lande darstellte.
„Na Prinzessin hat es dir die Sprache verschlagen?
„Ä-äh...i-ich..." meine anfängliche Schlagfertigkeit wurde im Keim erstickt, als sich sein dunkelblonder Schopf, immer weiter zu mir herunterbeugte. Einige leicht lockigen Strähnen fielen ihn dabei in das kantige Gesicht, was er gekonnt ignorierte, lieber noch positionierte er mein Kinn genau so, wie es ihm von gewünschten Winkel her gefiel. „Nein...nicht!!!" Schrie ich panisch auf, wobei ich mich mit krampfende Fingern, in seine stahlharten Bizeps krallte. Ich zitterte wie Espenlaub und ärgerte mich im nächsten Moment über mich selbst, wieder einmal so schwach zu wirken. Niemals mehr wollte ich so sein. Viel zu lange hatte es gebraucht wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen und das hatte ich nicht minder meiner strahlenden Sonne zu verdanken, die ich im Begriff war zu betrügen, ohne dafür überhaupt etwas zu können. „S-sun" schluchzte ich auf, wobei sich die ersten Tränen über mein blasses Gesicht kämpften, daran herunterliefen und an meinen bebenden Mund hängen blieben. Scheiße Scheiße Scheiße! Ich schloss so fest wie möglich die feuchten Augen vor der Wirklichkeit, wobei mir die wildestes Schimpfwörter in meine drehenden Gedanken kamen. Seine warmen Atemausstößer, sie vibrierten mittlerweile auf meiner kurzen Stupsnase, so nah kam er mir mittlerweile vor, aber wehren tat ich mich nicht. Ich hatte meinen Mut wohl endgültig fallen gelassen und er war mit Sack und Back in den nächsten freien Flieger gestiegen und so sehr ich es auch verabscheute, seine klitschigen Lippen nahe zu sein, er war einfach viel zu stark für mich. Sogar jetzt in seinen Armen, spürte ich die Schraubzwinge, die immer schmäler wurde. Ängstlich hielt ich die Luft an, erhörte jeden unregelmäßigen Schlag in meiner Brust und hoffte insgeheim, das Ganze hier heil zu überstehen. Denn wie ich das alles Liam erklären sollte, wusste ich nicht. Wie sollte ich jemals wieder in seine wundervollen dunklen Knopfaugen blicken? Das wundervolle weiche haselnussbraune Haar ergreifen und den intensiven nussigen Duft einatmen, währenddessen sich mein Gesicht gegen seinen Hals quetschte? Oh wie ich dieses liebevollen attraktiven Mann mit den muskelbepackten Hintern vermisste. Wieder einmal war ich ohne jegliches Wort verschwunden und hatte ihm verletzt alleine zurück gelassen. Wer wusste schon was er jetzt tat? Wie er über uns dachte und ob er mich überhaupt wiedersehen wollte? Meine Gefühlswelt lief jedenfalls Achterbahn, denn mir wurde schlagartig bewusst, wie sehr ich meine Beziehung gerade gefährdete.
„Tyler Paolo John! Was tust du da bitte?"
Halleluja. Beinah hätte ich dieses Wort herzzerreißend und in voller Inbrunst herausgeschrien, währenddessen mich jemand an dem viel zu großen weinroten Shirt packte, was definitiv nicht mir gehörte, aber ich auch nicht wusste, woher es stammte. Unbeholfen stolperte ich einige Schritte nach hinten, bis ich mit meinen schmächtigen Rücken gegen etwas prallte. Instinktiv umklammerte ich Hilfesuchend daran fest, wobei ich beim umrunden meiner zitternden Arme erst erkannte, um was und um wen es sich handelte. Dunkles volles Haar, dunkelbraune Augen und ein weißer Kittel, wo ein kleines goldenes Namensschild auffällig schräg abstand, was mir vorher nicht aufgefallen war. „Viktor John" murmelte ich, während ich mein Kinn an seiner Brust intensiv abstützte. Aber auch nur so lange, bis es bei mir zu rattern begann, denn genau diesen Nachnamen, hörte ich nur Sekunden vorher ihn sagen, und zwar in die Richtig, wo meine Folter begann. Ungewöhnlich groß riss ich meine Augen auf. Das konnte unmöglich wahr sein.
„Alles ok bei dir Niall?"
„I-ich..." stammelte ich hauchend vor mich hin. Mein lilaner Schopf ging dabei zwischen den Beiden Körpern hin und her. Ich war einfach zu perplex um auf seine bestimmt lieb gemeinte Frage einzugehen, denn ich sah ihn seinen leicht gebräunten unrasierten Gesicht, nichts anderes wie pures Mitgefühl. Also nahm ich die kleinen verstaubten Reste meines Mutes, die ich noch fand zusammen und war gerade dabei krächzend meinen Mund zu öffnen, als gerade dieser, mir verwehrt wurde. „Wir haben uns nur unterhalten. Stimmt doch Nini?"
„Unterhalten? Wen willst du hier eigentlich verarschen Kleiner? Ich kenn dich wohl besser, als du es selbst tust." Also hatte ich mich doch nicht verhört, eigentlich wenn ich sie genauer in Augenschein nahm, viel mir sogar eine gewisse Ähnlichkeit an der Nasenpartie auf. Die Beiden mussten also verwandt sein. Auch wenn ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen konnte, so sehr wie sich ihre Charaktere unterschieden. „Ich hab da was ganz anderes gesehen."
„Ach was du immer alles gesehen haben willst Vik. Kauf die lieber mal eine Brille, in deinem Alter wird sie Sehkraft allmächtig schwächer. Wenn du mich also jetzt entschuldigst. Nini und ich waren noch nicht fertig." Unbewusst drückte ich mich noch enger an meinem Schutz, wobei ich den Schatten dieses widerwärtigen Tylers schon fast erfühlen konnte. Doch bevor er überhaupt eine einzige meiner nervigen lilanen Haarspitzen erfasste, hörte ich ein Schrei, der alles andere als männlich klang.
„Au! Spinnst du jetzt komplett?"
„Wie redest du eigentlich mit mir Freundchen? Noch so ein Spruch und es hagelt mehr als meine Rechte auf deinem hohlen Schädel. Hast du verstanden?" Ich konnte mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen, als seine viel zu schönen Augen, die meine trafen und auch wenn es mit Sicherheit Kindisch wirkte, wenn ein 25 jähriger Mann provokant seinem Gegenüber, die vorschnelle Zunge rausstreckte, tat ich genau das. Sogar noch mit quengeligen Unterton und kleinen sabbernden Spuckfäden, die in die Richtung dieses hirnlosen Idioten flogen. Ob mir das etwas ausmachte? Definitiv nicht! Ich hoffe sogar insgeheim noch, ihn mit voller Wucht seine Selbstsicherheit, aus dem Gesicht gewischt zu haben.
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Was zwischenzeitlich geschah....
Ort: St. Lukes Hospital Bradford
Uhrzeit: 9:00 Uhr (naja eher 9:05 Uhr)
???? POV
„Kannst du mir mal sagen wo du jetzt her kommst?"
„Oh verdammt!" fluchte ich mit ergebend hochgeschreckten Händen, als ich den doppelglasigen Eingang der St. Lukes passierte. Mir war wohl klar, dass ich meine Arbeitszeit schon längst kläglich angekratzte, aber wenn man wie ich auf die öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war, konnte das doch schon mal passieren. Da sollte sich die junge blonde Frau, die mit intensiven Blick aus ihren eisblauen Augen mich fast auffraß, bloß nicht so anstellen. Übrigens warum machte ich mir darüber überhaupt Gedanken? Ich hatte sie hier noch nie gesehen und auch wenn ich nach ihrer Kleidung davon ausging, dass sie hier arbeiten musste, hatte sie wohl rein garnichts mit mir zutun. Mein Problem war jemand ganz anderes, Misses Collins . Die dunkelhaarige leicht kompolente Frau war meine Ausbilderin seit ungefähr 3 Wochen. Ja solange arbeitete ich mittlerweile hier und dieses böse Wesen, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu quälen. Davon ging ich nicht nur aus, ich spürte es eiskalt bis unter mein mittelblonden strubbeligen Schopf in jede Hirnwindung kriechen. Ein Glück dass sie mich wohl noch nicht entdeckt hatte. Wobei das schon ziemlich ungewöhnlich war. Ich glaubte sogar schon sie hätte mich mit einem Peilsender versehen, tauchte sie doch immer zu den ungünstigen Momenten auf.
„Antworte gefälligst wenn ich mit dir rede junger Mann!"
„Ä-äh What?" Ich war sprachlos und so musste ich auch auf andere wirken, während ich meinen Mund auf- und zubewegte wie ein Fisch auf den trockenen, der zu ersticken drohte. Was war das hier bitte? Oder besser gesagt wer war das? Eine blonde Frau, die nicht viel älter wie ich wirkte und trotzt meiner unmännlichen Größe vor mir unterging, wies mich zurecht? Ja sicherlich dass ich mal wieder die Bahn verpasst hatte, weil ich lieber vor der Haltestelle vor mich hinträumte war offensichtlich, aber trotzdem ließ ich mir vor einer dahergelaufenen noch lange nichts sagen. Ich war schließlich 20 Jahre alt, erwachsen und bewerkstelligte mein Leben völlig selbstverständig. Dass es wohl eher oft aus der Schiene hüpfte, musste ja keiner wissen. Jedenfalls war der Weg bis hierher alles andere als einfach und das würde ich mir von niemanden kaputt machen lassen. „Ich glaub nicht dass dich das etwas angeht Puppe. Wenn du mich also jetzt entschuldigst, ich habe zutun."
„Ritsch" mir blieb regelrecht die Luft weg, während mein Lieblingsshirt lautstark knirschte. Immer enger zog sich der rot-blau Rundhals um meine Kehle zusammen und auch wenn die Panik entstand mein Superman Shirt nie wieder tragen zu können, lag das Zittern doch wohl eindeutig an den mangelnden Sauerstoff, was mein Gehirn gerade fehlte und mich röchelnd wimmern ließ. „Puppe?...Die Puppe Kleiner ist deine neue Ausbilderin und ich dulde kein zu spät kommen. Hast du mich verstanden?" Ich kam nur am Rand mit, was mir diese quietschende Stimme mitteilte, als ich keuchend auf die Knie sackte, hatte ich doch endlich wieder die Luft zu atmen. Fassungslos japsend sah ich ihr entgegen, wobei ich schützend meine Hals abtastete, nicht im Begriff dass offensichtliche zu glauben und doch wurde mir gerade wieder einmal bewusst, dass mich mein Leben aus tiefster Seele hassen musste.
„Diese elende Hexe" hallte es wenig Später aggressiv durch den Gang des achten Stockwerks, wo sich die angrenzende Intensivstation befand. Eigentlich war das ja ein Moment der Freude endlich mal etwas spannendes zu erleben, als die angelieferten Medikamente nach alphabetischen Sortiersystem zu verräumen. Das sollte jetzt nicht bedeuten, dass ich ein Fan davon war, schwer verletzte mit ihren Schmerz verzerrenden Gesicht zu beobachten. Aber jeder Einzelne hatte wohl seine eigenen kleine Geschichte und wenn ich so klein wie ich war, mal kurz die Patientenakte studierte, würde wohl keinen Schaden. Tja nur war der Grund warum ich gerade das quietschenden Stahlgestell durch die Gänge schob, ein ganz anderer. In der Schule würde man es höchstwahrscheinlich Nachsitzen nennen, hier galt es eher als Strafarbeit die leeren Betten frisch zu beziehen und die Mülleimer zu entleeren. So würde ich die Arbeit der Krankenpfleger erst richtig zu schätzen wissen, hatte es es mir Katrin Cooper vorhin ins Ohr gebrüllt, bevor sie mir die blaue Schutzkleidung grob an die Brust drückte. Ich merkte jetzt schon wieviel Spaß ich mit ihr haben würde und ob das mit Absicht war, dass mir der Überwurf mindestens 2 Meter zu lang war, konnte ich auch nicht ausschließen. Jedenfalls reichte es schon aus, um den Tag endgültig in die Tonne zu treten, während ich zum gefühlt hundertsten Mal über meine eigenen Füße flog. Genervt griff ich an den nächsten beliebigen grauen Griff, drückte ihn fluchend herunter und riss theatralisch die Tür auf. In diesem Abschnitt des Traktes war ich eh alleine, die Visite schon längst durch und die restlichen Angestellten in der wohlverdienten Frühstückspause. Also konnte ich den Müll auch so beseitigen wie ich wollte. Laut stampfend und mit deutschen Schimpfwörtern durchzogen. Einer der Vorteile zweisprachig aufzuwachsen, aber wohl auch einer der wenigen, denn richtig heimisch fühlte ich irgendwie nie, fehlte mir doch ein ganz wichtiger Teil im Leben. Die Wurzeln meiner väterlichen Seite, von der ich nicht mehr wusste, wie seinen ungewöhnlichen Namen und woher er stammte und ich auch geboren wurde. Bradford...
„Irgendwie hab ich mir das alles ganz anders vorgestellt" ließ ich niedergeschlagen den Kopf hängen, als ich den Mülleimer an seinen rechtmäßigen Platz zurückstellte. Naja ich wollte es, wurde dann aber von einer ungewöhnlichen Wut gepackt, wobei ich meinen linken Fuß, der schon immer mein Steckenpferd war, dazu nutzte, das schwarze Plastikteil zum Wurfgeschoss umzufunktionieren und siehe da, das Ding taumelte mehrere Runden, bis es dann doch richtig herum, auf der genau richtigen Stelle stehen blieb. Fassungslos schüttelte ich mit den Kopf und ließ mich für einen kurzen Moment auf einen der Kunstlederstühle nieder. Der Müde Punkt von den immer soviele sprachen, traf mich völlig unvorbereitet. Schwerfällig flackerten meine trüben blauen Auf, versuchten den Drang sich einfach zu verschließen zu ignorieren. Aber ich blieb chancenlos. Erst traf es das linke und Millisekunden später das rechte und als ich schmatzend der Wolke sieben zuwinken wollte, da nahm ich es endlich war.
„Piep...piep...piep..."
Ruckartig riss ich die Augen auf. Meine dunklen Pupillen kullerten regelrecht durch den leeren Raum, bis ich den schlafend wirkenden Körper endlich wahrnahm. Auch wenn ich mich am Anfang meiner Ausbildung befand, wusste ich bei den vielen Gerätschaften und Schläuchen die an ihn hingen, dass es nur ein Komapatient sein konnte. Seine halb freilegende Brust hob und senkte sich unnormal künstlich, das EKG zeichnete jeden Herzschlag akribisch auf und die halbleere Infusion tropfte sekündlich vor sich hin. Ich wusste nicht was mich dazu verleitete, meinen sicheren Platz zu verlassen und den hinteren Rahmen des Klinikbettes zu umklammern. Aber ich konnte den Drang nicht widerstehen. Und wenn ich mir den jungen schwarzhaarigen Mann so betrachtete, unter seinen unzähligen Verbänden und Schrammen, da löste es irgendetwas in mir aus. Eine Art Verbundenheit, so seltsam das hier auch klang und mich selbst durch meine ankommende Unverständnis den Kopf schütteln ließ. Dass mir dabei ein kleines weißes Schild, mittig des Edelstahlgriffes, ins Auge sprang, damit konnte ich einfach nicht rechnen.
„U-unmöglich" stammelte ich atemlos, wobei ich zitternd das Klemmbrett an mich drückte. Kochendheiße Tränen schossen völlig unkontrolliert aus meinen Tränenkanal und liefen über mein geschocktes Gesicht. Ich musste langsam wirklich den Verstand verlieren oder mein Unterbewusstsein spielte mir so enorme Streiche, dass ich meinen Namen schon auf fremden Betten sah. „Ich sollte einfach weiterarbeiten." ermutigte ich mich selbst, wobei meine Atmung etwas ganz anderes zeigte und auch wenn ich mich gerade bewegen wollte, kam kein einziger Schritt von statten, eher noch zog ich das kalte Metall des Brettes noch enger an mich, atmete ein letztes Mal die angesäuerte Luft getränkt durch den übermäßigen Konsum von Desinfektionsmittel ein und klappte es mit verkrampften Finger einfach auf.
Meine Sicht war immer noch ziemlich verschwommen, als ich Zeile für Zeile überflog. Nichts kam mir bekannt vor, was mich etwas entspannte. Wahrscheinlich hatte ich einfach mal wieder überreagiert, wie so oft. Oder mein fantasievolles Kleinhirngespinst, hatte wieder Freigang. Nervös kicherte ich vor mich hin und zog die laufende Nase nach oben. Ich sollte wirklich Abends nicht mehr solange Netflix schauen. Das tat nicht nur meinen Schlafrhythmus alles andere als gut, es führte auch zu wilden Tagträumen, die ich mir heute erst recht nicht mehr erlauben konnte. Sofort schossen mir die eisblauen Augen dieser wildgewordenen Furie in meinen Kopf, als ich den rechten Daumen abhob, um das Dokument wieder zuzuklappen. Doch soweit kam es nicht. Denn genau dort stand das, was ich mir insgeheim so sehr gewünscht hatte und andererseits mir soviel Angst machte...
Name des Vaters: Yaser Malik
Laut scheppernd ließ ich alles fallen, stolperte unkoordiniert mit den Rücken zur nächstmöglichen Wand, um mich wie ein Häufchen Elend daran herunterrutschen zu lassen. Allmählich verstand ich es, währenddessen die Tropfen schon wieder aus mir heraustraten. Die Verbundenheit, die ich hier spürte und warum es mir so wichtig war, diesen Menschen so nah zu sein, war es doch kein Fremder für mich. Auch wenn ich ihn noch nie gesehen hatte. Denn dort direkt vor mir lag niemand weniger, wie mein Halbbruder.
„Welch Ironie Zayn, da lern ich dich endlich kennen und du liegst im Koma." wimmerte ich erschöpft vor mich hin, während ich meinen strubbeligen Schopf in den verschwitzten Nacken legte. Ich brauchte gefühlte Stunden, bevor ich mich wieder beruhigte und als ich glaubte meinen Gleichgewicht wieder trauen zu können und zielgerichtet die Nadelbenetzte Hand meines Bruders erfasste, da wirbelte es völlig unkontrolliert über meinen bebenden Mund.
„H-hi Zayn, freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Daniel, Daniel Malik."
Und weiter gehts mit einer Fügung mit der wohl keiner so gerechnet hatte.
Wer wohl dieser Daniel ist und ob das alles stimmt, was er behauptet?
Es bleibt spannend ❤️😙
Eure Manu <3
„I believe, I believe
I could die in your kiss
No, it doesn't get, doesn't get
Better than, better than this"
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