❄️201❄️ - Ich bin dein Vater!
„If you tell me you're leaving, I'll make it easy
It'll be okay
If we can't stop the bleeding
We don't have to fix it, we don't have to stay
I will love you either way
Ooh-ooh, it'll be oh, be okay"
Sven POV
Er duftete soooo gut, als ich mich zitternd an ihn krallte, die markanten Schulterblätter spürte ich intensiv durch sein armeegrünes T-Shirt drücken und obwohl es schweinekalt hier draußen war, ich musste es wissen. Mittlerweile war doch sogar mein helles Deckhaar steif wie ein Eiskristal, wobei von ihm eine wohlige Wärme ausging, die nur eine Emotion zuließ, ein pures ehrliches Lächeln. Wo bis eben noch der pure Frust in Form von Tränen sich über mein Gesicht legten, klitzerten meine eisblauen Augen verräterisch auf. Doch das bekam Riccardo nicht mit, drückte ich doch meine verstopfte Nase, tief an die Stelle, wo ich sein pochendes Herz vermutete.
Badum...Badum...Badum...jeder Schlag war so beruhigend, dass mir flatternd die Lider zufielen. Die sanfte kreisenenden Bewegungen seiner Hände, auf meinen auskühlten Rücken, ließen mich entspannt aufseufzen, währenddessen seine Lippen, mein rechtes Ohr streiften, um mir etwas ihm so wichtiges zuzuflüstern. "Mein Sohn, endlich kann ich dich in meinen Armen halten."
Diese Worte, mussten ihn tonnenschwer auf den Seele gelegen haben, so eng wir er mich plötzlich an sich drückte und auch wenn ich in meinen gesamten jungen Leben, mir nie etwas mehr gewünscht hatte, wie einen Vater, der mich von ganzen Herzen liebte. Wusste ich in diesem einen Moment, nichts damit anzufangen.
„Lass mich!" schrie ich ihn laut und sicher in das Gesicht, währenddessen sich, meine eben noch krallende Hände, auf seine stahlharte Brust legten, um ihn ruckartig von mir zu stoßen. Dass ich dabei selbst unsicher nach hinten stolperte und ungeschickt mit meinen Hinterteil den gefrorenen Boden begrüßte, war völlig anders geplant gewesen. Genauso wenig wie der Funken umhergehende Schmerz, der linken Seite, dass mich unkontrolliert aufstöhnen ließ. Jetzt standen wir hier, also ich saß notgetrunken, aber außer uns war weit und breit niemand zu sehen und so ganz genau wusste wohl keiner so genau, was er den anderen sagen sollte. Fest biss ich mir auf die noch vorne gezogene Unterlippe. Wobei ich den Drang nicht widerstehen konnte, ihn von oben bis unten zu mustern.
Wie in dieser Familie wohl übrig, war er um einiges Größer wie ich, ich ging jedenfalls davon aus, das ein gewisser Verwandtschaftgrad bestand, warum sollte er sonst hier sein? Denn betrachtete man seine Augen, sowie das voluminöse Haar, kam es den meinen doch schon sehr nah. Sowie die Mimik, die er aufsetzte, wie er sich bewegte. Er musste mein....
"Ich bin dein Vater Sven oder sollte ich dich lieber Jone nennen? Den Namen trägst du nämlich wegen mir. Das aber Guilia dies getan hat, verwundert mich doch etwas. Schließlich hatte ich von deiner Existenz, nicht die geringste Ahnung."
Ich schluckte laut auf, während ich das eben gehörte erst einmal sacken ließ. Traurig lächelte Riccardo mir entgegen, wobei die blaugrauen Augen glänzend hervortraten. Alles in allem kam er glaubhaft rüber, doch sollte ich wirklich einfach so klein bei geben und ihm das abkaufen? Ganz sicher nicht, dafür war einfach vielzuviel passiert. Die nach mir greifenden Hände, sie schmetterte ich mit Leichtigkeit ab, als ich meine Arme fuchteld in die Luft erhob. In mir kochte wieder diese Wut auf, der Schmerz, den ich gefühlt schon immer in mir trug, er sprudelte unwillkürlich heraus und eigentlich tat mir der Mann vor mir, schon wieder leid, der Leidtragende des kompletten zu werden. Denn alles im allen, schien er kein schlechter Mensch zu sein.
"Lass mich in Ruhe verdammt! Wer bist du, dass du es wagst, mich anfassen zu wollen? Richtig niemand! Hörst du? Denn ein Vater, hätte mich diese Qualen nicht durchleben lassen. Ein Vater wäre für mich da gewesen, hätte mich aufgefangen, wo ich ihn am dringendsten gebraucht hätte. Ein Vater...wäre...i-ich..." Ich unterbrach mich selbst, als ich die ankommenden Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Tiefer biss ich mir in das pulsierende Mund, währenddessen ich im Blickwinkel vernahm, dass er sich vorsichtig zu mir bewegte. Die muskulösen Arme breiteten sich einladend aus. Erschöpft schloss ich meine Augen, bekam den wundervollen Duft in die Nase, den ich gierig einzog und war dabei immer weiter in meine eigene kleine Welt abzutriften, als ich hinter mir ein bekanntes Knurren vernahm, was nur von einem einzigen Menschen stammen konnte...
"Keinen Schritt weiter!"
„Luci..." gab ich mir selbst flüsternd zu verstehen, denn richtig glauben tat ich es in diesem Moment nicht. Die Ereignissen überschlugen sich so enorm, meine wirrer Kopf kam schlichtweg nicht mehr hinterher. Ich musste die vielen Informationen und Einflüsse, erst einmal verarbeiten und genau dafür blieb schlichtweg keine Zeit, als der Mann, nachdem ich mich verzerrte, ohne große Umschweife, das Armeegrüne Shirt zu seinen Eigen machte und Riccardo die erhitzte Atemluft in das überforderte Gesicht blies. „Zwing mich nicht dazu Riccardo!"
„Ich werd wohl Zeit mit meinem Sohn verbringen dürfen."
Da hatte ich meine Antwort, alle gleich in dieser Familie. Anstatt sich aus dem Ganzen zurückzuziehen, sprang er auf das Machogehabe seines, was auch immer, vollkommen an. Ja was waren die Beiden füreinander? Abwechselnd wechselte mein Sichtfeld zwischen Beiden hin und her. Sie schienen sich jedenfalls gut zu kennen. Wie das Verhältnis aber tatsächlich war, innig oder drohende Eiszeit, konnte ich nicht sagen. Nur eins wurde mir beim längeren hinsehen klar. Die zweite Option, war wohl zurzeit die durchaus wahrscheinlichere.
"Ach auf einmal hat Herr Riccardo Luciano genügend Eier in der Hose, um Kontakt zu suchen? Wie kommts? Hat dir das ein Vogel gezwitschert?"
Ok Luci war sauer, obwohl das wohl eher noch milde ausgedrückt war, als er fast schreiend seinen Unmut Riccardo entgegen schmetterte. Ich wusste nicht, ob es jetzt etwas mit mir und mit meinen Verhalten zutun gehabt hatte, aber ich musste definitiv etwas unternehmen, bevor sich die zwei Sturköpfe die Schädel einschlugen. Denn auch wenn mein sozusagener Erzeuger, immer noch relativ ruhig blieb, auch in seinen Augen sah ich etwas, was mir große Sorgen bereitete.
"Vorsicht Luci ich bin dein Freund und kein Laufbursche den du rumschupsen kannst."
„Ach was, das seh ich zurzeit aber ganz anders Ric. Lass Sven in Ruhe! Siehst du nicht, dass du den Jungen vollkommen überforderst?"
Überfordert? Ja das traf den Nagel auf den Kopf. Dinge passierten, die ich kein Stück Kontrollieren konnte und dabei war die verhängnisvolle Entführung noch das kleinste Übel. Ich hatte das Gefühl, mein bekümmertes Leben gehörte schon längst nicht mehr mir. Ich war die Marionette, die von zwei Seiten in unterschiedlichen Bahnen gelenkt wurde. Fragte man sich nur, welche die Richtige war.
„Das sagt genau der Richtige, Luci! So wie ich das sehe, ist mein Sohn nicht freiwillig hier und du brauchst es erst garnicht versuchen abzustreiten. Ich beobachte dich Kleiner und das schon sehr lange." Mein Sohn...mein Sohn...er wiederholte es ständig, ein Zustand der mich mit jeder Silbe nur noch mehr inzwei riss. Langsam wünschte ich mir, ich hätte das alles nie erfahren. Wäre lieber der Sohn eines dämonischen Vaters, dessen Erziehung nur durch ständiges Hand ausholen bestand und einer Mutter, die ihre Selbstverliebtheit über alles stellte.
Tief ließ ich den Blick sinken, widmete meine Aufmerksamkeit den gefrorenen Grashalmen, die beim kleinsten Widerstand gefährlich knirschten.
„Was bildest du dir eigentlich ein?" Erschrocken zuckte ich zusammen, wobei meine vergrößerten Pupillen wieder den Weg zu der Geräuschkulisse suchten. Niemand schien den anderen etwas zu schenken, eine Situation die ich durchaus kannte und mir erst vor kurzem höllische Schmerzen bereitete und trotzdem wollte ich nicht, dass es eskalierte, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es so nicht sein sollte, woraufhin ich schwerfällig mit stützenden Fäusten auf harten Boden aufstand. Mehrfach blinzelte ich mit den Augen, wurde doch meine Umgebung so allmählich unscharf, doch als sich die Sicht nach wenigen Sekunden wieder normalisierte, hatte ich keine andere Flause im Kopf, als so schnell wie mir es möglich war, den Abstand zu unterbrechen. Die dünne gefrorene Eisschicht platzte unter meinen Fußsohlen lautstark auf, was sich fast wie Glasscherben anfühlte und trotzdem hielt mich das nicht auf. Mit wenigen holprigen Schritten, stand ich da, wo ich eben noch unbedingt weg wollte, warf mich schon fast zwischen die zwei, die beide so unfassbar gut rochen und mich schwärmerisch die Nase hochstrecken ließen. Es war so schön warm und trotzdem wohl das dümmste was ich machen konnte. Überfordert krallte ich mich an den Mann, von dem ich wohl soviel Ähnlichkeit hatte und mir doch nicht fremder sein konnte. Aber mein Instinkt sagte mir, dass ich richtig handelte, als seine Hände mich beschützend an ihm drückten und beruhigend Worte, aus seinen Mund, auf mich niederprasselten.
„Es ist alles gut. Ich bin jetzt hier."
Tat ich das Richtige mit meinen Verhalten? Ich stellte mich auf seine Seite und trat Luci mit Füßen? Mein flatterndes Herz, zog sich um die Hälfte zusammen, währenddessen ich flehend den Blick zu den eben, in meinen wirren Gedanken gefestigten Mann, blickte. Diese intensive reine Schwarz, es schimmerte Anthrazit, als er schwer seufzend mit seinen flachen Handinnenflächen mein blasses Gesicht streifte. „Ich weiß wann ich verloren habe" wisperte er mir gegen die empfindliche Stirn, bevor seine Lippen sich darauf legten. So kurz, dass ich es kaum spürte und doch so intensiv, um mir einen Schauer über den Körper zu jagen. Streckend gingen meine Hände in seine Richtung „Luci...i-ich..." wollte ich mich erklären, aber erstickte die nächsten Worte im Keim, denn dieser geheimnisvolle Mensch, von dem ich nicht mehr loskam, war schon längst verschwunden und ließ mich alleine zurück.
„Hatschi!!!" Bittere beißende Kälte umschloss mein Sein und das Einzigste, was mir etwas Halt gab, war der Wärme durchflutete Körper, meines angeblichen Erzeugers, von dem ich nicht mehr wusste, wie seinen Vor- und Zunamen. Vorsichtig schielte ich nach oben, sah in das Graublau, was mir so besorgt entgegen stach.
„Was bin für ein Vater? Du holst dir noch den Tod. Lass uns reingehen und über alles reden. Übrigens macht Misses Klee den besten English Breakfast Tea, den ich kenne." Regelrecht keck zwinkerte er mir entgegen. Anscheinend verstand er allmählich, wie ich mich fühlen musste und versuchte die Stimmung etwas aufzulockern. Viel nutzte das ganze wohl nicht, aber zu einem leichten Schmunzeln ließ ich mich ermutigen, bevor ich ihn zaghaft zunickte.
Um endlich zu wissen, wer ich wirklich war. Ein Cooper oder ein Luciano, oder beides. Was das alles verändern würde und ob ich Riccardo tatsächlich vertrauen konnte, musste ich Wohl oder Übel, seinen Vorschlag annehmen. Auch wenn das hieß, Hand in Hand, den gläsernen Vorhang erneut zu begrüßen. Wovon ich nicht wusste, ob ich jemals nochmal die Chance bekommen würde, diese eigenhändig zu verlassen...
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Louis POV
Mit beiden Händen umschloss ich den messingfarbenen Griff von Joshis Zimmertür, um meinen wuscheligen braunen Schopf vorsichtig hindurch zu strecken. Völlige Leere empfing mich, genau wohl derselbe Zustand, wie in diesem gemütlich eigerichteten Raum,
worin ich zur Hälfte immer noch stand.
Denn von Nilo war kein mucks mehr zu hören und zu sehen. Ja sehen, so unmöglich wie es eigentlich sein musste, ich hatte den jüngsten Cooper mit meinen eigenen graublauen Augen gesehen. Sein Duft von schokoladiger Zuckerwatte hing mir jetzt noch tief in der Nase und die kalten, dennoch aber liebevollen Berührungen auf meiner Haut, trieben mir permanent die kleinen aber feinen Nackenhaare nach oben.
Noch einmal spitzte ich die Ohren, patschte mit den kleinen Füßen gerade über die Türschwelle, als ein Schatten mich zurückschrecken ließ. Mit den Augen zu Schlitzen, sah ich gebannt geradeaus. Die Lockenmähne kam mir doch bekannt vor und als ich das Aroma von frisch aufgeschnittener Melone erschnupperte, war es mir sofort klar, es konnte nur...
„C-Cupcake" kam es weinerlich aus der rechten Windrichtung, wo ich das Heiligtum von unserem perfektionistischen Koala vermutete. Ich runzelte mit der Stirn, während ich das Stimmengewirr neugierig verfolgte. Also ich hatte es eigentlich vor, doch als einer meiner Zehen, zu weit an die nächste Wand abbog, trat ich in eiskaltes Nass.
Schnurstracks wanderten meine ruhelosen Pupillen Richtung Boden. Kalter Schaum empfing meine Zehenritzen, die wohl nur eine Handschrift tragen konnten..."Babyni" gab ich schwer seufzend von mir, wobei meine Pupillen sich ungesund weiteten, hatte ich doch durch die weit aufstehende Badezimmertür, einen vollen Einblick auf das Chaos, was sich dort abgespielt haben musste. Fassungslos schüttelte ich mit den Kopf, wobei mir vereinzelte braune Haarsträhnen auf die freie Stirn klatschten. Normalerweise dürfte eine Person allein, sowas überhaupt nicht schaffen, aber wir redeten ja auch nicht von irgendjemanden, sondern von meinen kleinen Bruder, der eine Falltür, nach der nächsten aktivierte. Somit sollte man froh sein, dass das Bad überhaupt noch betretbar war, wobei wenn ich es mir jetzt genau ansah. Knisterte Schaumberge, die gefühlt alles verschlungen gemischt mit Unmengen von blumig duftenden Pfützen. Hier war jemand gefühlte Wochen beschäftigt, wieder Ordnung in die Weltuntergangsstimmung zu bringen, jemand? Wissend lachte ich auf, eher ein ganz bestimmtes blondes Wesen, mit Kleeblatt Syndrom, nämlich...
"Was soll das heißen Ni ist weg?"
Nicht nur allein Joshis Tonfall gefordert, hielt ich mit meinem neugierigen Bewegungsdrang inne, denn jetzt erkannte ich das wichtigste Puzzleteil, was nur zum Ganzen führte. Niall, er war nirgendwo zu sehen oder zu hören, wie so oft. "Was macht dieser Junge nur immer wieder für ein scheiße?" Die Frage war wohl mehr ans angemessen, als ich mehr als frustriert mit meinen Händen in das braune strubbelige Haar griff.
"Wenn ich es dir doch sage Babyboy. Obwohl seltsam verhalten hat er sich schon irgendwie, also seltsamer als sonst jedenfalls. Er wirkte fast so, als hätte er sich mit jemanden unterhalten, als ich ihn ansprach. Nur sah ich niemanden aus den kleinen Mann selbst." Mehr brauchte ich garnicht hören, als ich den Hinterkopf an die feuchten Badfließen hinter mich lehnte, denn was da genau vorgefallen war, wurde mir schlagartig klar. Nein mein Babykobold schien nicht reif für die Klapsmühle zu sein, was bei den Ereignissen, die zurzeit so sprunghaft wie die Wettervorhersage auf einen niederprasselten, schon verwunderlich war. Ich dachte eher, ich wusste, wer da die Zügel in der Hand hielt. "Nilo!"
"Und wenn er uns gehört hat kleiner Bruder? Das mit Sven?"
Sven? Was war mit Sven? Ich überlegte Fieberhaft, biss mir fast schmerzhaft mit den Schneidezähne in die voluminöse Unterlippe. Wann hatte ich ihn das letzte mal zu Gesicht bekommen? Das war doch erst vorhin, als ich eine überraschende Unterhaltung mit seinen toten Bruder führte, ja tot, ich musste es mir ständig im Geiste vorsagen, denn glauben wollte ich das Ganze immer noch nicht. Genauso unsicher befand ich die Aussage, ob es wirklich so gewesen sein musste. Oder war letzte Treffen der Moment als ich mich sprichwörtlich zwischen den Beiden Streithähnen hindurchbiss? Augenblicklich verlor ich jedes Gramm an Farbe, als ich an diese Szene zurückdachte. Ich war so ein Idiot und wohl nur in meinen Gedanken vertieft gewesen. Oder eher hatte ich nur Mister Sexy Hintern vor meinen Augen, den ich eigentlich hinter den Mond schießen könnte und gleichermaßen keine Sekunde aus meinen Händen gleiten lassen wollte.
Gerade jetzt, wo diese Nachricht, auf meinen Handydisplay aufploppte und alles wieder, in ein ganz anderes Licht rückte.
"Ich stecke diesen verdammten Kobold höchstpersönlich mit der seiner vorlauten Klappe in den Goldtopf, ich fasse es einfach nicht. Wer weiss wo er jetzt ist oder in die Hände läuft. Dieser Idiot." Die Frage war doch ganz einfach zu beantworten. Es gab genau einen Einzigen, der diese Antwort uns geben konnte. "Nilo?" Hallte meine Stimme eher unsicher durch die siffende Nasszelle. Suchend platschend, lief ich von einer Ecke in die andere, stellte mich auf die Zehenspitzen, um daraufhin tief in die Hocke zu gehen. Aber nichts, ausser das Ploppen des Schaumes, war nichts zu hören. "Das darf doch nicht wahr sein." Knurrte ich genervt auf, währenddessen ich mich achtlos, um die eigene Achse zu drehen.
"Äffchen?"
„Wah!" Gab ich eher quietschend von mir, als ich mit meinen zappelnden Körper gegen die muskulösen wohlriechende Brust prallte. Es war wie der Himmel. Frisch aufgeschnittener saftiger Apfel, bestäubt mit den feinsten Zimt. Wie ganz von selbst umschlagen meine Arme diesen Menschen nur allzu gerne, verbanden sich gerade noch so auf seinen Rücken, war er doch gegen den meinen wesentlich breiter. Egal was passiert war. Was mir das kleine Männchen Names Vernunft, in das Stammhirn stampfte. Ich brauchte ihn gerade so dringend, wie die Luft zu Atmen. Entspannt lehnte ich mein Kinn, gegen seine Schulter und quetschte die kleine Nase meiner Lieblingsstelle entgegen. Genau das hatte ich vermisst. Das bekannte Auspusten seines Sauerstoffes, wobei er permanent, fast nicht hörbare brummende Geräusche, von sich gab.
„Alles wieder gut zwischen uns?"
Warum fragte er das? Ich war es doch gewesen, der ihn in den rechten Arm biss, direkt in das ZAP Tattoo, worüber ich bis heute noch rätselte, was um alles in der Welt es bedeutete. Tiefschlag in die Magengrube. Ich wusste immer noch so wenig von meinem festen Freund, eigentlich fast garnichts.Wer wusste schon welche Geheimnisse, er mit sich rumschleppte? Aber war ich denn soviel besser? Um ihm zu schützen, tat ich da nicht fast genau das Gleiche? Schuldbewusst schloss ich die Augen, spürte ich doch die bekannte Feuchte in meinen Augen heraustreten und genau das sollte nicht sein, so verriet ich mich doch und das musste ich um jeden Preis verhindern. Wichtig war jetzt der Mann, der hier vor mir stand, nachdem sich mein Herz so ungleichmäßig holpernd verzerrte, mein...
„Zaddy..."
„Hey!" Warme große Hände umschlossen mein zartes Gesicht, was mich flatternd die glasigen graublauen öffnen ließ. Er war so nah, dass es mir der Atem stockte. Ein Bildnis, was ich eigentlich schon mit jeder Regung in meiner Netzhaut, erfasst und für immer verwahrt hatte und doch konnte ich nicht genug davon bekommen. Ich griff in sein perfekt gestylten Haar, zwirbelte vereinzelte Strähnen zwischen Zeige- und Ringfinger und stellte mich weit nach vorne streckend, auf die nackten Zehenspitzen und nur Sekunden später, meine zitternden Lippen, auf die seine zu legen. Es waren nur ganz zarte Berührungen, wie das Streicheln einer Feder auf blanker Haut und doch spürte jeder von uns beiden, die Liebe die davon ausging, sodass wir damit nie mehr aufhören wollten. Wenn das Schicksal es nur einmal gut mit uns meinen würde. Denn nur eine Sekunde später, stand ein wildgewordener Koala mit blauen und braunen Auge, direkt vor uns und forderte unsere Aufmerksamkeit vollkommen ein....
„Es ist Luci Zaddy!"
...schreckhaft gingen unsere fordernde
Münder, verschiedene Wege,
währenddessen wissende Blicke von Brüdern ausgetauscht wurden, die biologisch garkeine waren und mich trotzdem neugierig machten. Luci? Wer war er? Gehörte er auch zu dieser verhängnisvollen Crew? Oder war dieser Mensch noch bedeutend schlimmer? Denn nach den Reaktionen meiner Mitmenschen, schien dieser Stein Sachen ins Rollen gebracht zu haben, die lieber niemals angestoßen werden sollten.
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Sven POV
„So junger Mann, eine extra große Tasse nur für dich. Trink sie, solange sie noch heiß ist! Sie bewirkt wahre Wunder."
Mir lief unentwegt die Nase, als wir an der großen mahagonifarbenen Tafel Platz fanden. Genau genommen, zog mich Riccardo zielgerichtet direkt dort hin, in einen so schnellen Tempo, sodass ich kaum die Möglichkeit hatte, mich umzuschauen. Erst als ich mich auf einen der Stühle nieder ließ, der übrigens mega bequem war, sah ich zum ersten Mal seit gefühlten Stunden auf. Die graugrünen Augen einer mir fremden Frau, sahen mir liebevoll entgegen, bevor sie energisch, das heiße Behältnis, mir direkt in die kalten Hände schob. Dieses Gefühl, bloß nichts was Falsches zutun, es blieb sehr intensiv in meinen Hals stecken, was mich gequält aufhusten ließ und wohl genau der Anlass für sie war, noch eins draufzusetzen.
„Ich sagte austrinken!"
„Es ist noch genau wie früher Felicia" Ich sah verwirrt nach links, als ich ihn lachen hörte und was sollte ich sagen, ich liebte diesen Tonlaut und wenn ich genau hinhörte, war er meinen extrem ähnlich, was mich leicht zum Kichern brachte. So verquer dieser Moment auch war, Riccardo schaffte es, meine Laune stetig zu erhellen und dafür war ich ihn durchaus dankbar.
„Und der Kleine ist dir unfassbar ähnlich, weißt du das eigentlich?" Ohne große Umschweife, lagen die zarten Hände der fremden Frau, auf meinen Kopf und wuschelten mir die blonden Haare durch. Eine Tatsache, die mich eigentlich täglich aufluchen ließ, trug ich sie doch am liebsten perfekt gestriegelt nach hinten, aber jede Information, die ich hier erhielt, war mir so extrem wichtig, dass ich diese Aktion tatsächlich ignorierte und mich voll und ganz, der Beschaffung widmete.
„I-ihr kennt euch?" stammelte ich einfach drauf los, was mich wohl noch jünger wirken ließ, aber alles war so aufregend und neu, sodass ich meine gefühllose Maskerade endgültig nicht mehr aufrecht erhielt und einfach nur ich war, nur Sven, der Junge, der sein komplettes Leben hinterfragte und jedes Puzzlestück, Stück für Stück einsammelte. Um irgendwann das Bildnis zu erhalten, was alles erklären würde.
„Sicher Schatz, ich kenne Riccardo schon mein halbes Leben. Wenn ich so überlege, er müsste in deinem Alter gewesen sein." Also doch, mein Vater hatte mehr mit Luci Luciano gemein, als ich vielleicht gedacht hatte. Ob das jetzt gut oder Schlecht sein würde? Ja das musste ich erst noch herausfinden. „Ric..."
„Ich bin dein Vater Sven, du musst mich nicht beim Vornamen nennen!"
Was erwartete er jetzt von mir? Dass ich ihn jetzt Dad nannte und alles wäre Friede, Freude, Eierkuchen? „I-ich..."
„Hör zu mein Sohn, ich weiß, dass das alles für dich total verwirrend sein muss. Aber ich möchte dir alles erklären ok? Du musst mir nur die Chance dazu geben. Also was meinst du?"
Ich schürzte die durch die Kälte aufgeplatzten Lippen, während ich krampfend die Finger um den glühenden Gegenstand umschloss. Das war es doch, was ich wollte und trotzdem zog sich mein Magen so schmerzhaft zusammen, dass ich überfordert aufjapste. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was ich im Stande war zutun. Ich warf alles in frühester Kindheit geglaubte, in die Tonne. Was hieß das jetzt für mich, für die Kratzbürste Katrin und für meinen kleinen Eisbärenbruder Nilo, den ich so schmerzhaft vermisste? „H-hab i-ich G-geschwister?"
„Ja, drei sogar und ich bin mir sicher, ihr werdet euch blendend verstehen. Aber meinst du nicht, ich sollte von Anfang an erzählen?" Lachte er mir voller Ehrlichkeit ins Gesicht, was ich sofort an dem schimmernden Graublau in seinen Augen erkannte und wohl auch der Grund dafür war, dass ich wohl sehr zaghaft, aber für ihn erkennendem wirren Kopf nickte.
Ich wollte es verstehen, warum alles so kam, wie es jetzt war und insgeheim wollte ich ein Teil, dieser Familie sein. Das wurde mir jetzt bewusst, als ich gebannt beobachtete, wie er auffällig mit der Nase kräuselte und nochmals den benötigten Sauerstoff durch die Lungenflügel zog. Wobei sich sein Brustkorb markant anspannte, bevor er endlich anfing zu erzählen und ich jeden Buchstabe aufzog wie ein Schwamm. Denn ich war mir sicher, jeder einzelne, würde der Wahrheit entsprechen.
„Weißt du mein Sohn, ich habe deine Mutter wirklich geliebt."
Es geht weiter und führt zu Wahrheiten, die immer mehr Schlüsselmomente aufdecken. Ich hoffe ihr seid bereit dazu?
Eure Manu ❤️
Wünsche euch eine schöne Woche <3
„I will love you either way
It might be so sweet
It might be so bitter
I will love you either way
It might be so sweet
It might be so bitter (ooh-ooh)"
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