Christmas Letter


„Fröhliche Weihnachten, Tonks!", quietschte Molly freudig und zog die junge Aurorin in eine wortwörtliche atemberaubende Umarmung. Tonks tätschelte der rundlichen Frau flüchtig den Rücken und rang möglichst unauffällig nach Luft.
Molly drückte Tonks ein etwas schlampig eingepacktes Päckchen in die Hand. Neugierig öffnete Tonks es und fand einen kanariengelben Pullover mit einem schwarzen 'T' darauf darin.
„Danke, Molly! Wirklich sehr lieb von dir", bedankte sich Tonks lächelnd.
So sehr die anderen, vor allem Mollys Söhne, die allseits bekannten Weasley-Weihnachtspullover verabscheuten, sie freute sich darüber. Vorallem weil ihren in Hufflepuff Farben war.
„Nicht der Rede wert, Liebes", grinste Molly und wuselte quer durch die Küche zu ihren Kindern zurück.
Tonks atmete kurz durch. Sie wollte Molly gerade an den Tisch folgen, da legte ihr jemand die Hand auf die Schulter und drehte sie mit leichtem Druck zu sich um.
„Endlich hab ich dich kurz eine Minute für mich alleine", raunte Remus ihr mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen zu. „Ich dachte mir ja schon immer, dass du allseits begehrt bist."
„Idiot", kicherte Tonks.
Remus' Lächlen wurde breiter. „Frohe Weihnachten, Kleine."
Tonks schlug ihm spielerisch auf den Arm „Du sollst mich nicht so nennen!", zischte sie lachend.
„Hat dieses Privileg nach wie vor nur Mad-Eye inne? Schade..."
„Beklag dich nicht, du darfst mich immerhin Nymphadora nennen, ohn dass ich dich verhexe."
„Stimmt." Remus gab ein kehliges Lachen von sich. „Du beißt höchstens."
„Ist das nicht eher dein Ding?", konterte Tonks sarkastisch.
„Gut, du hast gewonnen", antwortete Remus und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
„Sehr schön! Dafür will ich jetzt eine Umarmung."
Remus' Mundwinkel zuckten zu einem charmanten Lächeln und er breitete seine Arme aus. Tonks ließ sich nicht zweimal bitten und warf sich erfreut in seine Arme. Remus' Umarmungen waren ihr nach wie vor die liebsten.
„Ich hab übrigens was für dich", kündigte Remus irgendwann an.
Tonks zog sich sofort aus seiner Umarmung und sah ihn neugierig an. Remus zwinkerte vielsagend, zog ein braunes, dünnes Päckchen aus seiner Jackentasche heraus und reichte es ihr.
Tonks wollte sich sofort ans auspacken machen, aber Remus hielt sie zurück.
„Mach es erst auf, wenn du allein bist."
„Du machst es aber spannend. Also gut... Danke! Ach ja - Ich hab übrigens auch was für dich."
Stolz grinsend unerreichte Tonks ihrem Gegenüber einen kleinen Stapel Schokoladentafeln.
„Alle aus dem Honigtopf. Bin gespannt, welche dir am besten schmeckt."
„Danke, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen."
„Ach, sei still und freu dich", meckerte Tonks schroff, jedoch zierte weiterhin ein Grinsen ihre Lippen.
„Tu ich", antwortete Remus lächelnd und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Gut so", lachte Tonks und hakte sich bei ihm unter, „Jetzt lass uns zu den anderen rüber gehen. Das Essen ist gleich fertig."

Tonks schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch. Es war ein wunderschöner Weihnachtsabend gewesen, dennoch war sie unglaublich erschöpft. Bestimmt eine halbe Stunde lang hatte sie Ginny mit ihren Metamorphmagus-Fähigkeiten unterhalten und anschließend diese noch haargenau für Hermine erklären müssen. Klar, die Verwandlungen machten Spaß, aber es war ziemlich ermüdend. Sie würde wahrscheinlich immernoch im Wohnzimmer sitzen und die Farbe ihrer Haare zur Unterhaltung der Mädchen verändern. Glücklicherweise hatte Remus, rücksichtsvoll wie immer, einen Schlussstrich gezogen und den Mädchen gesagt, dass Tonks für diesen Abend genug getan hätte.
Da fiel Tonks etwas ein, was sie beinahe vergessen hätte: Remus' Geschenk.
Neugierig zog sie das schmale Päckchen aus ihrer Umhangtasche und setzt sich im Schneidersitz auf ihr Bett, um es in Ruhe zu öffnen.
Sie riss das Geschenkpapier ab und ein kleiner Stapel Fotos und ein Brief kamen zum Vorschein. Tonks nahm den Stapel Fotos zur Hand und fand darauf eine kleine Notiz:

Ich vermute, du bist neugierig wie eh und je, richtig? Gedulde dich noch einen Moment und lies erst den Brief.

Tonks schmunzelte und nahm statt der Fotos den Brief zur Hand. Remus kannte sie wirklich zu gut. Tonks faltete das Papier auf und begann zu lesen.

Liebe Nymphadora,

Unwillkürlich verdrehte sie die Augen. Es gefiel ihr inzwischen, wenn Remus ihren Namen sagte, aber in geschriebener Form war das ganze nicht halb so angenehm.

Verdreh nicht gleich deine Augen, so schlimm ist dein Name auch nicht.

„Doch", murmelte sie und unterdrückte ein Grinsen.

Also, Tonks, ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten.
Bevor du jetzt gleich deine Geduld verlierst, komme ich auf das beiliegende Geschenk zu sprechen. In der Annahme, dass du meine Notiz befolgt hast, erkläre ich dir meinen - leider etwas unkreativen - Einfall...
Eigentlich war es Sirius, der mich auf diese Idee gebracht hat. Jedenfalls dachte ich mir, es wäre eine schöne Erinnerung für dich, ein paar Fotos von uns - also uns allen hier - zu haben. Sirius hat die meisten gemacht und eigentlich ist das hier unser gemeinsames Geschenk für dich, aber er wollte nicht, dass ich das erwähne. Du kennst ihn ja...
Ich spanne dich jetzt nicht länger auf die Folter, nimm die Fotos her.
An die Aufnahme des ersten Fotos solltest du dich ja noch erinnern. Ich glaube, du hast es aber noch nicht von Molly bekommen.

Tonks betrachtete das erste Bild. Oh ja, sie erinnerte sich noch daran. Das Gruppenfoto des Ordens, das Molly eine Woche nach Tonks' Aufnahme in den Phönixorden gemacht hatte. Tonks erkannte sich selbst am linken Rand des Bildes. Rechts von ihr Moody, ein schiefes Grinsen auf seinen entstellten Lippen. Links von ihr Remus, auch er lächelte leicht und hatte einen Arm um Tonks gelegt. Neben Remus stand Sirius und grinste spitzbübisch wie sonst auch.
Erst jetzt fiel Tonks auf, dass Remus - anders als alle anderen auf dem Foto - nicht in die Kamera sah, sondern Tonks einen schüchternen Seitenblick zuwarf. Zugegebenermaßen sah er wirklich niedlich aus. Sein Lächeln wurde etwas breiter und seine Augen funkelten beinahe während er sie ansah.
Lächelnd nahm Tonks den Brief wieder zur Hand.

Ich hoffe, du verhext mich oder Sirius für das nächste Bild nicht. Auch an diese Aufnahme wirst du dich vermutlich auch noch erinnern.

Neugierig sah Tonks auf das zweite Bild. Und wie sie sich erinnerte... Das Bild zeigte sie selbst. Sie lag auf dem Boden, neben ihr das umgestoßene Tollbein. Wie oft war sie wohl schon darüber gefallen?

Dreiundvierzig Mal bisher. Ich gratuliere, Tonks. Das hat vor dir noch niemand geschafft.

Tonks lachte leise auf. Remus hatte tatsächlich mitgezählt.
Grinsend betrachtete sie das nächste Foto. Darauf war ebenfalls sie zu sehen. Sie stand auf der Küchenzeile und griff mit einer Hand nach einer Keksdose auf dem obersten Küchenregal. Die andere Hand fuchtelte wild durch die Luft und versuchte anscheinend, ihren Körper im Gleichgewicht zu halten.
In der linken Ecke des Bildes konnte man einen braunen Ärmel und einen ausgestreckten Arm erkennen. Remus, natürlich.

Ich frage mich, wie oft ich dir noch sagen muss, dass du keine gefährlichen Aktionen unternehmen sollst, um an Kekse zu kommen.

Tonks schmunzelte erneut. Er hatte ihr das wirklich schon oft gesagt. Trotzdem tat sie es immer wieder. Bisher hatte sie glücklicherweise noch nie Bekanntschaft mit dem steinernen Küchenboden machen müssen. Remus hätte nämlich irgendwie einen sechsten Sinn dafür zu wissen, wann sie das Gleichgewicht verlor, und hatte sie bisher jedes Mal aufgefangen.

Wie ich dich kenne, wirst du deine gefährlichen akrobatischen Kunststücke, um an Essen zu kommen, nicht lassen. Also tu mir zumindest den Gefallen und mach das nur, wenn ich in der Nähe bin. Oder frag zur Abwechslung einfach mal jemanden, ob er dir die Keksdose geben kann. Aber das wäre vermutlich gegen deine Natur...
Wie auch immer - die anderen Bilder haben überwiegend Sirius und Molly gemacht. Ich wage zu behaupten, dass sie dir gefallen.

Tonks sah sich die übrigen Fotos an und Remus hatte Recht, die Fotos gefielen ihr sehr. Der Grund dafür war einfach: auf allen war sie zusammen mit Remus zu sehen. Von Bild zu Bild wurde Tonks' Lächeln breiter. Als sie fertig war, nahm sie erneut den Brief zur Hand und las ihn zu Ende.

Eine Sache bleibt noch, die ich dir sagen will. Wir kennen uns zwar erst ein halbes Jahr, aber du hast mein Leben verändert, wie kaum ein anderer. Du hältst mich jetzt vielleicht für verrückt, aber ich danke dir. Du bringst so unbeschreiblich viel Farbe in mein Leben. Wahrscheinlich weißt du, dass ich nicht gerade der extrovertierte Typ Mensch bin. Du hast es trotzdem geschafft, dass ich dich innerhalb weniger Wochen in mein Herz geschlossen habe. Ich hoffe wirklich, dass unsere Freundschaft ewig währt, denn ich möchte dich, deine liebenswerte Art und dein wundervolles Lachen in meinem Leben nicht mehr missen.
- R.

Verschlafen öffnete Tonks am nächsten Morgen die Küchentüre. Es war halb sechs und sie musste in einer halben Stunde ins Ministerium. Trotzdem stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie Remus auf dem Sofa im angrenzenden Salon sitzen sah. Er war in ein Buch vertieft.
Tonks ging zu ihm hinüber und umarmte ihn von hinten.
„Guten Morgen", flüsterte sie in sein Ohr.
„Nymphadora", begrüßte er sie lächelnd.
„Ich wollte mich noch für dein Geschenk bedanken. Das war eine wundervolle Idee."
„Freut mich, dass es dir gefallen hat", antwortete Remus.
„Gefallen? Ich liebe es!", grinste sie und löste die Umarmung auf.
Remus griff hinter sich und legte seine Hand um ihr Handgelenk. Mit leichtem Druck zog er sie um das Sofa herum zu sich.
„Du siehst erschöpft aus. Willst du dich nicht nochmal hinlegen?", fragte er mit leichter Besorgnis in seiner rauen Stimme.
Tonks schüttelte den Kopf. „Ich muss in einer halben Stunde ins Ministerium."
„Dann leiste mir zumindest noch etwas Gesellschaft", schlug Remus vor und legte sein Buch zur Seite.
„Liebend gerne."
Tonks ließ sich neben Remus auf das dunkle Sofa fallen. Er sah sie von der Seite her an.
„Du siehst wirklich müde aus", bemerkte er, „Ruh dich noch ein bisschen aus bevor du los musst."
„Überredet", antwortete Tonks.
Jetzt schien Remus zufrieden. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete er ihr, sich hinzulegen. Tonks ließ sich nicht zweimal bitten. Erschöpft legte sie ihren Kopf in Remus' Schoß ab und ließ ihre Füße über die Sofalehne hängen.
„Weck mich auf, falls ich einschlafe", sagte sie und unterdrückte ein Gähnen.
„Klar", sagte Remus. Er strich ihr eine zartrosa Haarsträhne aus den Augen und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.
„Schlaf schön, Dora."
„Dora?", murmelte Tonks im Halbschlaf, „Gefällt mir."

-

Frohe Weihnachten an euch alle! Wir sehen uns am 31. Dezember mit einem Silvester OS wieder.

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