Mir doch egal wer er ist

Wütend auf diesen überheblichen Sack sitze ich an meinem Schreibtisch, als mich die Türklingel aus meinen Gedanken reißt. Schnaufend raffe ich mich auf und gehe zur Gegensprechanlage.

"Hm? Was, Wer und Warum?" knurre ich in den Apparat.

"Hey Charly, deine gute Laune erschlägt einen ja mal wieder regelrecht. Darf ich die Höhle der Löwin vielleicht betreten?" ohne auf diesen Quatsch zu antworten betätige ich den Summer und öffne die Tür einen Spalt, damit meine geschätzte Kollegin und gute Freundin Sam eintreten kann.

Ich gehe in die Küche, um mir einen Drink zu holen und als ich die Wohnungstür zufallen höre, frage ich, ohne mich umzudrehen "Auch einen?".

"Liebend gern, meine herzallerliebste Freundin." Die gute Stimmung, die sie mitbringt, schmeckt mir jetzt gerade gar nicht.

"Na Prinzessin, wer ist der arme Trottel, der dir so gute Laune verschafft hat?" frage ich sie mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht, während ich ihr den Scotch in die Hand drücke.

"Das weiß ich noch nicht, aber da ich dich gleich zur Arbeit begleiten werde, wird sich sicher einer finden. Wie lang hast du heute Dienst?" fragt sie mich während sie verdächtig mit den Wimpern klimpert.

"Das weißt du doch ganz genau. Ich werde Schlag Mitternacht von John abgelöst. Will ich wissen, warum du das fragst?"

"Ich glaube nicht das du willst, aber du kommst nicht drum herum. Wir gehen heute Abend Party machen. Du musst auch mal wieder Spaß haben und das meine ich auf ganz vielen Ebenen." Ich rolle genervt mit den Augen, wohlwissend, dass sie Recht hat. Vielleicht hilft es ja, um auf eine Idee zu kommen diesem eingebildeten Schnösel eine kleine Lektion zu erteilen.

Ich habe mich in den letzten Jahren in viele Server gehackt, teils aus 'beruflichen' Gründen, teils um einfach nur zu wissen ob ich es hin bekomme. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass ich von dieser einen Sache lieber die Finger lassen sollte, denn ER ist der Endgegner. Auch wenn ich es hasse mir das einzugestehen, unbemerkt in sein System und wieder raus zu kommen, würde wohl nicht so einfach werden. Ich vermute, das Pentagon war dagegen der reinste Spaziergang.

"Hallo, Erde an Charly!!!"

"Hä? was?" schrecke ich aus meinen Gedanken hoch. Sam wirft mir einen genervten Blick zu. "Wo warst du denn grad mit deinen Gedanken? Wer hat dir denn heute so die Laune verhagelt? Diesen Gesichtsausdruck sieht man bei dir doch nur, wenn das Gespräch auf eine ganz bestimmte Person kommt..."

"Ja, und genau um diese Person geht es. Ich habe rausgefunden, dass er das Gebäude kaufen und umbauen will in dem das Café ist. Ich meine, was glaubt dieser eingebildete, kleine Scheißer eigentlich wer er ist?" bricht es wütend aus mir heraus.

Sam kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Nun ja, er ist der intelligenteste Mensch der Welt, er ist einer der reichsten Menschen der Welt, er ist ein Superheld und dazu noch verdammt sexy."

"Ich sag dir mal was, es ist mir verdammt egal wer er ist. Pfff, Tony Stark.... Ja mag sein, dass er Iron Man ist und hin und wieder die Stadt oder die Welt oder von mir aus auch das ganze, verdammte Universum rettet, aber wir dürfen mal nicht vergessen, womit Stark International Industries Jahrzehnte lang die Milliarden gemacht hat, auf denen dieser Idiot jetzt sitzt und nicht nur halb Manhattan zusammenkauft, sondern mittlerweile auch in Brooklyn rumstochert. Kann der nicht einfach weiter in seinem Avengers Tower hocken und Gott weiß was zusammenschrauben und Gott weiß wen vögeln?!?"

Nach dieser Schimpftirade meinerseits kann Sam nicht mehr an sich halten. Sie bricht in schallendes Gelächter aus. "Klingt fast so, als wär da jemand eifersüchtig."

"Eifersüchtig? Worauf? Dass ich zu den 50 Frauen in New York City gehöre, die noch ein klein wenig Selbstachtung besitzen und sich nicht von Iron Idiot besteigen lassen? Ich denke nicht." antworte ich gereizt. Wieder fängt meine Freundin an zu lachen. Manchmal würde ich ihr einfach gern eine knallen. "Mann, dieser Typ regt mich einfach so auf. Dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck immer. 'Seht mich an, ich bin Iron Man und kann jede haben', man möchte brechen. Der einzige Wunsch den ich noch hege ist, diesem Affen niemals persönlich über den Weg zu laufen. Da fragt man sich doch wie es funktioniert, dass so ein Saubermann wie Captain America und dieser aufgeblasene Gockel so dicke miteinander sind." Sam sieht mich mit großen Augen an. "Du machst dir über Sachen Gedanken. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du stehst auf ihn. Aber zum Glück weiß ich's ja besser, also kein Grund auf mich loszugehen Kleines. Wobei ich zugeben muss, dass ich gern sehen würde, wie du ihn rund machst." und wieder endet ihr Satz mit einem Lachanfall.

"So, genug von Dem für heute. Ich hoffe einfach nur, dass er das Gebäude nicht kauft. Ich würde ja versuchen an seine Menschlichkeit zu appellieren, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass er welche besitzt." Sam's Blick wird ernst. "Sei mal nicht unfair. Ich kann deinen Standpunkt ja nachvollziehen, aber zum Einen, hat er schon viele Male sein Leben riskiert um nicht zuletzt die Fehler seiner Vergangenheit auszubügeln und zum Anderen, wissen wir ja nicht wie es hinter der Fassade aussieht. Die blinde Wut auf diesen Mann lässt dich oberflächlich werden, das steht dir nicht."

"Tja, wir, als gemeines Fußvolk, werden wohl nie erfahren was hinter dem Eisen steckt. Außerdem, schwing die Hufe. Ich muss los. Wir brauchen ein Stück nach Manhattan wie du weißt und unsereins muss wirklich arbeiten für das, was er möchte." das jedoch, sage ich mit einem Lächeln.

Eine Stunde später, stehe ich hinter der Bar und beobachte wie das Lokal langsam beginnt sich zu füllen. Zu dieser Uhrzeit hält sich der Arbeitsaufwand noch in Grenzen. Die meisten Gäste bestellen als erstes mal ein Bier oder einen Sekt und dergleichen. Ich kann mich also noch ein wenig entspannen, bevor der große Trubel los geht. Sam sitzt vor mir auf einem der Barhocker und lässt ihren Blick über die Gäste schweifen. "Na Prinzessin, schon ein Opfer entdeckt?" frage ich sie lachend. Meine Laune hat sich gebessert und das fällt auch meiner Freundin auf. "Nein bisher nicht und außerdem schaue ich nicht für mich, sondern für dich." antwortet sie mir schelmisch grinsend.

In diesem Moment betreten 2 Männer das Lokal und setzen sich an die Bar. Beide Herren sind gut in Form und zugegebenermaßen nicht unattraktiv. Irgendwie kommt mir einer der beiden bekannt vor, aber wo ich ihn unterbringen soll weiß ich auch nicht so genau. Ich werfe Sam einen vielsagenden Blick zu und bewege mich zu den beiden. Während ich näher trete höre ich einige Gesprächsfetzen, die mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Viel war es nicht, aber es reichte mir "Stark", "Idiot" und "geht mir so auf die Nerven".

Lächelnd trete ich zu den beiden Männern "Guten Abend die Herren. Was darf es denn sein?" der, der mir bekannt vorkommt spricht zuerst "Guten Abend schöne Frau, also ich würde sagen zwei Bier und für meinen Kumpel hier einen doppelten Scotch." während er das sagt, klopft er seinem Kameraden auf die Schulter. "Kommt sofort." antworte ich mit dem charmantesten Lächeln das ich aufbringen kann.

Während ich die Getränke bringe, bekomme ich abermals mit, wie die beiden über Stark lästern. Ich würde zu gern wissen worum es geht, aber Professionalität geht nun einmal vor.

Eine Stunde und vier Runden später, hebt sich die Laune der beiden und sie werden langsam gesprächig. Da das Lokal mittlerweile gut gefüllt ist und auch die Wünsche der Gäste ausgefallener werden, habe ich gut zu tun und kann den beiden nicht weiter zu hören. Sam jedoch, ist einem der beiden aufgefallen und sitzt nun zwischen den beiden Herren und flirtet was das Zeug hält. Immer wieder wirft sie mir vielsagende Blicke zu. Weitere anderthalb Stunden später habe ich zehn Minuten Pause und gehe kurz zum Hinterausgang um frische Luft zu schnappen, da steht auch schon Sam hinter mir.

"Hey, was ist los, keine Lust mehr auf deine Verehrer?" frage ich sie lächelnd. "Doch, doch keine Sorge ich wollte dir allerdings mitteilen, dass die beiden auffällig viel über dich fragen." sagt sie mit einem undefinierbaren Unterton.

"Über mich? Du hast dich doch hoffentlich nicht verquatscht oder!? Du hast nichts über meine anderen Aktivitäten erzählt?" frage ich mit leichter Panik in der Stimme.

"Nein, nein ich bin doch nicht bescheuert." mir fällt ein Stein vom Herzen. "Was wollen die beiden denn wissen?" frage ich mit hochgezogener Augenbraue.

"Alles Mögliche. Wie alt du bist, wo du lebst, woher wir uns kennen. Sie haben die Fragen recht beiläufig gestellt, meinten wohl ich bin blöd und krieg das nicht mit." lacht Sam siegessicher.

"Einer der beiden kommt mir bekannt vor, aber ich weiß einfach nicht woher." sinniere ich halb zu Sam, halb zu mir selbst.

"Ja mir auch, aber ihre Namen sagen mir nichts. Sie heißen Mike und Chris."

"Wer weiß, vielleicht war er schon mal hier oder im Café." ich beschließe mir darüber keine Gedanken mehr zu machen und frage stattdessen "Was haben die beiden eigentlich mit Stark zu tun?"

Sam fängt an zu lachen und antwortet "Ich wusste, dass du das fragst. Mike arbeitet wohl im Tower in der Verwaltung und findet seinen Boss mindestens so nervig wie du. Allerdings zahlt er anscheinend gut und das Arbeitsumfeld passt auch soweit, deshalb lässt er das alles über sich ergehen."

Wir sprechen noch kurz über die beiden und gehen wieder zurück, immerhin muss ich noch 2 Stunden arbeiten. Glücklicherweise verlässt Sam die Bar mit diesen zwei Typen, um mit diesem Mike nach Hause zu gehen. Sie hat ihren Willen, ich kann mich nach meiner Schicht auf den Weg in mein kleines Reich machen und habe meine Ruhe. Der Rest des Abends verlief unspektakulär, zumindest so lange, bis ich im Begriff war meinen Arbeitsplatz zu verlassen.

Ich schnappe mir gerade meine Sachen und will mich von meinen Kollegen verabschieden als eine junge Frau, in etwa in meinem Alter die Bar betritt und zielstrebig in meine Richtung kommt. Sie ist sehr attraktiv, gut gekleidet, sehr gute Figur und hat lange blonde Haare. Sie tritt direkt vor mich und fragt "Sind Sie Miss Miller?"

"Kommt drauf an wer das wissen will und warum?" antworte ich so emotionslos wie ich nur kann.

"Ich habe einen Auftrag für Sie. Mir wurde gesagt Sie können Informationen beschaffen." die Frau ist mir ein wenig suspekt. Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. "Wer hat Ihnen das denn erzählt?" frage ich so beiläufig wie möglich und versuche mich an ihr vorbeizuschieben. "Meine Freundin Amanda, sie haben letztes Jahr bewiesen, dass ihr Mann sie betrügt und Steuern hinterzieht." antwortet die Dame und hält mich am Arm fest.

Okay, das entspricht der Wahrheit. "Und Ihr Mann muss auch überprüft werden?" frage ich sie nun doch. "Nein, mir wurden Dateien gestohlen, ich bin in der Forschung tätig und brauche sie unbedingt zurück. Es geht hierbei um etwas sehr bedeutsames und außerdem das Produkt jahrelanger Arbeit." entgegnet sie mir. "Und wer hat die Dateien entwendet, wenn ich fragen darf?"

"Tony Stark."

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